Nach über zwei Jahrzehnten Bandgeschichte könnte man Trivium kaum verdenken, wenn sie sich etwas zurücklehnten. Doch „Struck Dead“ beweist das Gegenteil: Drei Songs, keine Sekunde Leerlauf – eine EP als konzentrierter Faustschlag zwischen Nostalgie und moderner Klanggewalt.
„Struck Dead“ ist kurz, aber prägnant. Mit gerade einmal 18 Minuten Spielzeit liefert das Quartett um Matt Heafy ein kompaktes Werk, das mehr als bloßes Übergangsfutter ist. Die Band zeigt, dass sie ihre DNA – technisches Können, Melodiegefühl und unbändige Energie – auch in kleinem Format mühelos auf den Punkt bringen kann. Klanglich erinnert das an die rohe Wucht der Ascendancy-Ära, jedoch veredelt durch die Erfahrung und Präzision der letzten Alben.

„Bury Me With My Screams“
Der Opener knallt sofort. Rasende Riffs, Doublebass-Gewitter, aggressive Shouts – hier ist Trivium in Bestform. Der Refrain, melodisch und hymnisch zugleich, bleibt nach dem ersten Durchlauf hängen. Kein Zufall, dass viele Kritiker diesen Song als den klassischen Trivium-Moment der EP bezeichnen: energiegeladen, kompromisslos und doch eingängig. Ein Stück, das sofort live funktionieren dürfte.
„Struck Dead (Pain Is Easier to Remember)“
Der Titeltrack ist die komplizierte Schwester des Openers – weniger direkt, dafür reifer. Die Songstruktur ist verschachtelter, der Refrain arbeitet subtiler, das Arrangement lässt Raum für rhythmische Wechsel und harmonische Feinheiten. Heafy und Co. spielen hier mit den Grenzen zwischen Thrash, Groove und modernem Metalcore, ohne in Beliebigkeit zu verfallen. Genau diese Ambivalenz macht den Song spannend – und verleiht der EP Tiefe.
„Six Walls Surround Me“
Mit über sieben Minuten Laufzeit ist der Abschluss der große dramaturgische Höhepunkt. Ein ruhiger Einstieg, getragen von akustischen Gitarren, baut sich langsam zu einem monumentalen Finale auf. Die Band zieht hier sämtliche Register: melodische Leads, schwere Breaks, emotionale Vocals, progressive Spannungsbögen. Kritiker weltweit loben diesen Track als das Herzstück der EP – und tatsächlich wirkt er wie ein komprimiertes Trivium-Album in einem Song.
Fazit
„Struck Dead“ ist kein Zwischenprodukt, sondern ein Statement. Drei Songs reichen, um zu zeigen, dass Trivium nichts von ihrer Relevanz eingebüßt haben. Die Band schafft den Spagat zwischen jugendlicher Aggression und erwachsener Songwriter-Kontrolle mit beeindruckender Leichtigkeit.
Wer die frühen 2000er-Trivium liebt, bekommt hier eine Erinnerung daran, warum diese Band damals so einschlug. Wer ihre jüngeren, ausgefeilteren Werke bevorzugt, wird die Klarheit und Präzision zu schätzen wissen. Struck Dead ist damit nicht nur ein starkes Lebenszeichen – sondern vielleicht der spannendste Teaser auf die nächste Ära dieser Band.
Wertung: 8,5 / 10
Kurz, kompromisslos, kraftvoll – Trivium atmen Feuer, statt nur Funken zu schlagen.





