Wir befinden uns in der schönen Domstadt Speyer in Rheinland-Pfalz. Im Jahr 2019 wurde dort die deutschsprachige Metal-Band Consvmer. (und ich im Jahr 1997) geboren. Hinter Consvmer. verbergen sich vier Köpfe, von denen drei bereits zu Grundschulzeiten gemeinsam ihre Leidenschaft zur Musik entdeckten: Daniel Fischer an der Gitarre und sein Bruder Dennis am Schlagzeug sowie Dennis Ackermann am Mikrofon. Vor zwei Jahren erweiterte Fabian Schuhmacher als Bassist das heutige Quartett. Am 04.10.2024 veröffentlichen sie ihr zweites Album „Seelenfrieden”. Hören wir doch gemeinsam rein.
Die Tracklist
Die Tracklist umfasst 13 kraftvolle Titel, die schon auf den ersten Blick eine klare Struktur erkennen lassen. Jeder Songname besteht aus einem einzigen markanten, aber minimalistischen Wort. Auch der Buchstabe „u“ wurde ersetzt durch „v“ – im unverkennbaren Metal- oder Consvmer.-Stil. Ob die abergläubische Anzahl 13 auch Absicht war?
01 Dvnkelheit
02 Parasit*
03 Immvn
04 Verlangen
05 Travma
06 Agony feat Dvst*
07 Erschöpft
08 Wachtravm
09 Perfekt*
10 Leere
11 Stimmen feat Connor Sweeney*
12 Frvst feat Paleface Swiss*
13 Seelenfrieden
*bereits vor Albumrelase als Single veröffentlicht.
Mental and Metal
Spätestens bei Parasit sollte klar sein, dass Consvmer. alles andere als soft sind (!!) und sie keine Angst vor Experimenten haben. Ihre Musik lässt sich nicht nur einem Genre zuordnen, sondern verbindet progressiven Metal, Beatdown und Metalcore.
Auch die Themenwahl der Songs setzt sich über Grenzen hinweg. Wie zuvor präsentieren sie sich als gesellschaftskritisch und lassen mit ihren hauptsächlich deutschen Songtexten keine Tabuthemen aus. Dabei verarbeiten sie Themen wie die schwerwiegenden Folgen von Mobbing, psychische Gesundheit und… Kannibalismus.
Übrigens: Für ungeübte Ohren kann es schwierig sein, die einzelnen Worte hinter dem Screaming zu verstehen. Dafür stellt die Band eine Lösung bereit: auf Instagram erklären sie die Bedeutung der einzelnen Songs. Checkt das gerne mal aus!
Fangen wir einmal von hinten an – mit Seelenfrieden
Seelenfrieden beschreibt nicht nur den Albumtitel und Namen des letzten Tracks, sondern auch den Gefühlszustand, der durch das Hören der neuen LP hervorgerufen werden soll. Weiterhin werden die letzten Tracks von spannenden Features geschmückt. Stimmen wird bereichert durch Connor Sweeney (Ex-Loathe) und Frvst durch Paleface Swiss. Zudem wird Agony verstärkt durch DVST.
Seelenfrieden setzt sich mit Ängsten und Panikattacken auseinander und ermutigt gleichzeitig dazu, sich Hilfe zu suchen. Passend dazu stellt sich die Band mit Agony inneren Konflikten bzw. Dämonen für ein freies Leben ohne Leiden.
Wie die anderen Tracks ist Frvst brutal, endet aber noch heftiger mit Zelli’s Screaming Part (Paleface Swiss) und Gänsehaut-Faktor. Trotzdem schaffen sie es dabei einen melodischen Chorus zu erzeugen:
„Könnt ihr sehen
wie die Hoffnung erlischt?
Könnt ihr sehen,
dass der Mensch die Krankheit ist?
Für einen Moment
bleibt die Welt kurz stehen
das Entsetzen ist jetzt zu sehen
ein tragisches Ende unschuldiger Seelen”
Zvrück zvm Anfang – die Dvnkelheit
Mit Dvnkelheit startet das Album, um die Atmosphäre des Gesamtkunstwerkes herzustellen. Der erste Track erfüllt seinen Job als Intro, und schafft es, das Bild der Dunkelheit in Musik umzuwandeln.
Immvn ballert weiterhin gewaltig, aber hält eine Überraschung bereit: einen Chor. Die Szenerie eines Horrorfilms wird damit auf jeden Fall weiter geführt. Wie im Film fügen sich die einzelnen Szenen (Tracks) zu einer einheitlichen Grundstimmung zusammen, bleiben jedoch in sich abwechslungsreich.
Mit Verlangen geht das Album weiter. Die Aufnahme erscheint auf den ersten Moment romantisch „Ich bin bei dir”, aber wandelt sich schnell in das Gegenteil um „-auch wenn du mich niemals gesehen hast”.
Aus der Reihe tanzend
Travma tanzt aus der Reihe und der Name ist Programm – es wirkt traumatisierend. Im ersten Moment hört sich die Nummer an, als würde die Platte rückwärts abgespielt werden oder hätte einen Sprung. Bis auf ein Hintergrundrauschen aus Instrumentals, besteht Travma nur aus einem weinerlichen, bitteren Gesang auf Englisch.
Auch Leere ist anders als alles andere auf dem Album. Es erinnert mich an die Leere im Kopf bzw. dem Trance-Zustand, der beim Raven zu Techno-Musik entsteht. Gefällt wahrscheinlich nicht jedem Metalhead – aber ich finde es gewagt und gelungen.
Hart, härter, Consvmer.
Erschöpft und Wachtraum sind alles andere als ermüdend. Mit kleinen Spielereien in den Instrumentals probieren Consvmer. immer wieder etwas Neues aus, ohne an Brutalität zu verlieren (im Gegenteil!).
Perfekt sticht besonders durch seine Gegensätzlichkeit hervor. Der Track springt von einem recht melodischen „Von deinem Anblick kriegen wir nicht mehr genug. Du bist so perfekt.” zu Neid und (Selbst)Hass und einem solchen Blastbeat, dass die Drums danach wahrscheinlich explodiert sind (:D).
Fazit
Seelenfrieden beschreibt eher einen Seelenkampf, der durch die neuen Tracks verarbeitet werden kann. Das Gesamtkunstwerk aus Musik und Videos ist nichts für schwache Nerven. Es ist laut, heftig und regt zum Nachdenken an, will jedoch letztendlich nur Frieden in einem selbst und in der Gesellschaft herstellen. Aus viel Herzblut und Kreativität ist ein Album voller Überraschungen entstanden, das unterschiedliche Elemente vereint und verschiedene Emotionen weckt, ohne die Grundstimmung aus den Augen zu verlieren. Ich vergebe (nicht ganz objektive): 10 von 10 Punkten.