AlbumreleaseNewsReview

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Papa Roach – „Ego Trip“

Gut Ding will Weile haben!

Genau das haben sich wohl Papa Roach bei ihrem neuen Album „Ego Trip“ gedacht.

Ganze drei Jahre haben die Jungs an ihrem Nachfolgerwerk zu „Who Do You Trust“ gearbeitet.

Wir haben heute die Ehre und dürfen es mal etwas genauer beleuchten.

Ego Trip - Album by Papa Roach | Spotify

Tracklist:

1. Kill The Noise
2. Stand Up
3. Swerve (feat. Jason Butler & Sueco)
4. Bloodline
5. Liar
6. Ego Trip
7. Unglued
8. Dying To Believe
9. Killing Time
10. Leave A Light On
11. Always Wandering
12. No Apologies
13. Cut The Line
14. No Surrender

Spürt ihr auch die Linkin Park-Vibes?

Im Gegensatz zum Vorgänger bietet „Ego Trip“ einen viel raueren Sound, wie der Eröffnungstrack „Kill The Noise“ beweist. Der Song wird dank der Künste von Gitarrist Jerry Horton getragen. Obwohl „Kill The Noise“ mit seinem pulsierenden Intro stark an die Linkin Park-Tracks „Given Up“ und „One Step Closer“ erinnert, die beide im Mittelteil die Worte „shut up“ mit einer gesunden Dosis gutturalen Gesangs wiederholen, bleibt es ein beeindruckender Opener.

Jacoby Shaddix beschrieb den Song wie folgt:

„It’s easy to get caught up in some of that static inside your mind – we all tangle with that demon. For us, ‚Kill The Noise‘ brings some straight-up heavy music catharsis, a reminder to find that moment of peace from the noise.“

Es folgt der Nu-Metal-Kracher „Stand Up“:

Und wir haben in der „kleinen“ und „kurzen“ Überschrift nicht zu viel versprochen. Dank des verzerrten, rifflastigen Refrains, der mit Sicherheit den einen oder anderen Headbang auslösen wird, trifft Papa Roach mit dem zweiten Song bereits voll ins Schwarze. Jacobys Gesang/Rap erinnert stark an Rage Against the Machine, wobei die Band es immer wieder schafft, eine gute Balance zwischen Hip-Hop und Metal zu finden.

Zur nächsten Vorab-Veröffentlichung sagte Jacoby:

„‚Stand Up‘ is Inspired by the social unrest of marginalized people throughout the world. It’s about feeling of wanting to give up when you’re backed against the wall. For the ones that have been oppressed for so long that a sense of hopelessness is all they have. ‚Stand Up‘ is meant to  inspire that whisper that small voice inside that you are worth standing for. Step into empowerment and shake the world with your voice.“

„Swerve“ zeigt den experimentellen Weg:

Auf Track Nummer 3 experimentieren Papa Roach weiter damit, wie weit die verschiedenen Rock- und Rap-Elemente des Stils miteinander verbunden werden können. Unserer Meinung nach schaffen es die Jungs immer wieder unsere Köpfe zum Nicken zu bringen. Die Fusion der verschiedenen Stile ist ein Song, der vor Attitüde und Energie nur so strotzt. Er wechselt zwischen handgestrickten Beats und gesprochenen Takten, die um eine groovige Hook herum aufgebaut sind. Die beiden Feature-Gäste Jason Aalon Butler (FEVER 333) als auch Sueco fügen dem Song ihre eigenen Qualitäten hinzu, was ihn zu einem ansteckenden und einzigartigen Erlebnis macht.

Geht es noch cooler?

Nach „Swerve“ ist vor „Swerve“ oder so ähnlich. Auf „Bloodlines“ überzeugen uns die Jungs aus Vacaville, Kalifornien mit einem ganz anderen Sound. Der an die früheren Garage-Sound-Zeiten erinnernde Track zeigt nicht nur die weitere Experimentierfreude, sondern auch, dass die Band weiß, was sie tut und wann sie ihre Coolness einsetzen müssen.

„Liar, Liar, your world’s on fire“

Im darauffolgenden Stück „Liar“ verarbeitet Jaccoby, wie er selbst beschrieben hat, seine Leiden unter einer schmerzhaften Selbsterkenntnis. Er habe das Gefühl, dass diese Erkenntnis sein Leben voranbringt und ihn zu einem einfühlsameren und mitfühlenderen Menschen macht. Genau dieses Gefühl wird einem im Verlauf des Songs Nahe gebracht. Besonders hervorzuheben ist die Metapher mit dem „guten“ und „bösen“ Wolf. „Gotta starve one, gotta feed one.

Der Titeltrack begeistert mit vollen Drums und einem starken Gitarrenriff

Natürlich, und wie sollte es auch anders sein, so vermischen Papa Roach mal wieder eingängige Rap-Parts mit einem übergenialen Drumming, besonders vor der Hook (man denkt Tony Palermo beschießt uns mit einem Maschinengewehr). Struktur und Aufbau sind 1a mit Sternchen und lassen uns wissen, wieso dieser Song auch der Titeltrack des Albums wurde.

Was Jacoby zum Album und zur Bedeutung des Titels sagte, erfahrt ihr jetzt:

„Throughout my life I’ve embarked on this constant journey to unravel this…thing. his eternal paradigm; this struggle between the light and the dark. I see it alive in the world and it’s something I’m constantly trying to find balance in with regards to my own life. Who is at the wheel of my ego? Is it the high-frequency version of myself, the one who is more spiritual and self-aware, or is it the low-frequency version who can be selfish, self-centered and self-seeking? Throughout the process of making this record, we had some really profound conversations about life, who is at the helm of our egos and what it is that drives and motivates us.“

„Unglued“ schmeißt alle Stärken zusammen

Zur Halbzeit bekommen wir mit „Unglued“ einen Track um die Ohren geschmissen, der eindeutig alles bisher erreichte gekonnt miteinander verbindet. Als wenn die Jungs all ihre Alben miteinander in einen Topf geschmissen hätten und ein wenig umgerührt haben. Interessant sind die kleinen Synthesizer-Sounds, die uns an Bring Me The Horizon erinnern. Ob das Absicht war? Möchte uns Jacoby vielleicht indirekt sagen, dass er gerne mal mit Oli Sykes zusammen arbeiten möchte? Wer weiß.

Mit „Dying To Believe“ gibt es eine weitere Single:

Shaddix startet den Track mit leicht verzerrtem Autotune und stellt mal wieder sein großes Gesangstalent dar.
Danach entwickelt sich der Song zu einer großen Stadionhymne, die Live definitiv für viel Freude sorgen wird.

Der Frontmann wechselt auch hier immer wieder zwischen Shouts, Gesang (pure Gänsehaut) und seinen seit über 20 Jahren bekannten Rap-Parts.
Eher ein typischer Papa Roach Song, der nur wenig Innovation mit sich bringt, aber trotzdem komplett überzeugen kann.

„Killing Time“ ist kein Lückenfüller:

Die Nummer überzeugt durch catchy Rap-Parts, die mit einem elektronischen Beat kombiniert werden.
Hier dienten Hollywood Undead wohl als Inspiration, denn der Song könnte auch aus deren Feder stammen.
Nach knapp zwei Minuten ist die Sause jedoch schon vorbei und eine verzehrte Stimme läutet das Outro ein.

Mit „Leave A Light On“ wird es gefühlvoll:

Das Tempo und jeder Schnick Schnack wird weggelassen.
Das Einzige, was bleibt, ist Shaddix, begleitet von einer Akustik Gitarre und Streichern.
Gänsehautfaktor also vorprogrammiert. Hier müssen wir immer wieder an Linkin Park’s „One More Light“ denken , denn hier wurde sich auf jeden Fall vor den Jungs und gerade vor Chester Bennington verneigt. Eine schöne Ballade, die die sentimentale Seite der Jungs untermalt.

„Always Wandering“ zeigt die Pop-Punk-Seite der Band:

Der Pop-Punk hat in den letzten Jahren eine regelrechte Renaissance erlebt und bringt immer wieder neue Künstler hervor.
Nun Papa Roach sind nicht neu im Geschäft, aber die Jungs verstehen es mit der Zeit zu gehen und sich neu zu entdecken.
So ist mit „Always Wandering“ eine perfekte Pop-Punk-Nummer erschaffen worden, die noch mal deutlich das Tempo anzieht ohne langweilig zu werden.
Der Chorus ist absolut catchy und auch hier ist der Mitsing-Faktor ganz groß.
Definitiv ein Highlight des Albums, welches noch mal die Vielseitigkeit der Band darstellt.

„No Apologies“ führt dies fort:

Auch hier geht es in den Pop-Punk und diese Seite steht den Jungs verdammt gut.
Eine epische Hymne, die definitiv zum Mitsingen animiert. Shaddix singt sich die Seele aus dem Leib und zeigt sich von seiner besten Seite.
Der moderne Sound und der Gedanke dahinter wird wie folgt von ihm beschrieben:

„Now isn’t the time for comfort or conformity, but to be inspired
and build something new. Something better, in order to channel something more.“
„There’s a competitive side to this band that has never subsided,“ says Jacoby. „We see artists that
have been around for as long as us if not longer, playing festivals and rolling out the hits from back
in the day every couple of years, and a lot of people enjoy it. That’s all good, but it isn’t us. We see
and hear so many young bands that cite us as an influence, bands that are pushing the boundaries
of rock music and moving the genre forwards. We don’t want to just sit back and admire our role
that; we want to be on the front lines, fighting next to them.“

„Cut The Line“ ist die letzte Single-Auskopplung:

Hier begeben sich Papa Roach wieder zu ihren Wurzeln und reisen mit uns in die Vergangenheit.
Rotzige Gitarren, treibende Drums und ein bockstarker Sänger lassen uns wieder ins Jahr 2000 springen und erinnern uns an die großartige „Infest-Ära.
Der Pop- Punk aus den vorigen Tracks ist verschwunden und wir bekommen eine aggressive Alternative-Metalnummer serviert.
Das Musikvideo hierzu vermittelt genau das was man beim Song fühlen soll. Nostalgie!

„I Surrender“ bildet das Schlusslicht:

Hier geht es noch mal heiß her und die verzerrten Gitarren aus „Cut The Line“ sind mit am Start.
Die Band verlässt sich hier eher auf das Altbewährte und experimentiert wird nur noch wenig.
Trotzdem schaffen es die Jungs den Track in einem modernen Gewand erscheinen zu lassen und eines steht fest: dem alten Sound zu kapitulieren, ist für die Jungs auf  „Ego Trip“ absolut keine Option und so wurde das wohl vielseitigste Werk der Band geschaffen.

Fazit:

Papa Roach sind seit über 30 Jahren im Musikbusiness und haben es wieder einmal geschafft ein modernes, experimentierfreudiges, vielseitiges und vor alle Dingen geniales Album zu erschaffen. Die Jungs mixen auf „Ego Trip“ ihre ganze Diskographie und neue Ideen zusammen und wirken auf keinen Fall wie eine Kopie von sich selbst. Sie verstehen es Trends zu nutzen, um daraus eigene Konzepte zu entwickeln. Große Bands verlassen sich sehr oft auf ihren typischen Sound und entwickeln sich so nur selten bis gar nicht weiter. Doch die Band um Jacoby Shaddix sieht das anders und springt mit ihrem Album „Ego Trip“ direkt ins kalte Wasser, um weiterhin genauso relevant und innovativ zu sein, wie vor 20 Jahren. Die Jungs wollen ganz vorne dabei sein und ruhen sich nicht auf den bereits erzielten Erfolgen aus. Einziger Kritikpunkt wäre, dass manche Songs einfach viel zu kurz sind und sich so nicht richtig entwickeln können. Am Ende würden wir sogar so weit gehen und sagen, dass „Ego Trip“ eines der besten Alben im Nu-Metal-Bereich der letzten Jahre ist.

Deswegen gibt es von uns wohlverdiente 9,5/10 Punkte.

Info
6. April 2022 
10:18 Uhr
Band
Papa Roach
Genre
Alternative-Metal Alternative-Rock Nu-Metal
Autor/en

 Maik Seb

Fotocredit/s
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