Interview

Interview

Interview

Interview Matty Mullins von Memphis May Fire

Memphis May Fire haben ihre neueste Platte ‚Remade in Misery‘ (via Rise Records) erst am 3. Juli veröffentlicht. Ihr Frontmann Matty Mullins hat dem Riot Team noch vor dessen Release ein bisschen was drüber erzählt. Lest hier das Interview!

Ihr wart bis kurz vor dem Interview noch auf Tour. Wie lief es?
Matty: Die Tour war super! Leider ergaben sich unglückliche Umstände durch den Tod von Dance Gavin’s Dance Bassisten Tim Feerick kurz nachdem die Tour begonnen hatte. Wir spielten die Shows ihm zu ehren. DGD’s Fans waren da und es war eine wundervolle Zeit. 

Memphis May Fire hat bis dato ein paar Singles veröffentlicht vor dem offiziellen Releasedate. Ein Kollege würde sogar eine Menge sagen. Habt ihr schon einige der neuen Songs live gespielt?
Ja, das Erste, was wir zum Ende der Pandemie getan haben, war mit Papa Roach und Breaking Benjamin touren. Auf der Tour haben wir ein paar neue Songs gespielt – vielleicht vier oder fünf. Das war super! Die Songs liefen live sehr gut. Es scheint, dass jeder sich am meisten auf unser neues Material freut. Und das ist einfach ein super cooles Gefühl als Band!

Kannst du schon in etwa sagen, was der beliebteste Song bei euren Fans ist? 
Oh man, das könnte ich gar nicht sagen. Das Ziel war, Song für Song einzeln zu veröffentlichen und Leuten die Möglichkeit zu geben, mit jedem Song individuell zu reagieren und nicht einige Songs im Album Mix zu verlieren. Es scheint, als hätte jeder seinen Favoriten. Da gibt es offensichtlich ein paar, die beliebter als andere sind, was an dem Musikvideo oder dem Veröffentlichungsdatum liegen könnte. Wenn ich sowas wie “Welchen Song sollten wir live spielen?” posten würde, denke ich, würden die Antworten ein Mix aus allen bisher veröffentlichten acht Singles sein. Es scheint, als würde jeder mit unterschiedlichen Songs connecten. 

Aber da gibt es bestimmt live besonders beliebte Songs…
Na klar, ‘Make Believe’ kam live direkt sehr gut an. ‘Blood and Water’ ist ein Titel, den die Leute absolut lieben und ‘Bleed Me Dry’ genießen die Leute ebenfalls. 

‘Remade in Misery’ ist nicht nur der Titel von folgendem Album sondern auch das Thema. Was bedeutet das für dich persönlich? 
Weißt du, Remade in Misery ist eine andere Art zu sagen, im Feuer geschmiedet zu werden. Es handelt von den härtesten Momenten in in unserem Leben und wie sie uns geformt haben. So sehr wir wollen, dass sich unser Leben nur um die glücklichen Momente dreht.. das ist nicht alles. Angenommen, du bist mitten im Ozean auf einem Boot und es beginnt zu sinken, während du an dem letzten Stück Holz hängst…Was wird in diesem Moment passieren? Das sind die Momente, die uns definieren, richtig? Und diese ganze Platte handelt von den härtesten Zeiten unseres Lebens und wie sie uns zu der Person gemacht haben, die wir heute sind. Ohne deren Bewältigung würden wir nie so stark werden wie jetzt. Das ist, was Remade in Misery bedeutet: Die beste Version deiner selbst zu werden trotz der härtesten Momente in deinem Leben. 

Diese harten Zeiten über die wir reden, sind diese mehr etwas Allgemeines oder handeln sie von den aktuellen Geschehnissen in der Gesellschaft?
Es ist definitiv nicht auf Covid bezogen. Ich denke dass jeder in irgendeiner Weise oder Form Schmerz erfahren hat. Es ist nicht von Belang, welchen Lebensweg du gehst oder wieviel Geld du hast, jeder hat diesen Verlust in irgendeiner Weise erlebt. Während dieser Zeit kamen eine Menge an unterschiedlichen Emotionen ans Tageslicht, weil das Leben nicht einfach aufhört voranzuschreiten während schmerzhafte Dinge passieren, wie der Verlust von Menschen, die du liebst oder durch harte Zeiten in Beziehungen zu gehen. All das zusammen hat Elend für eine Menge Leute verursacht. Aber alles in allem würde ich sagen, ist keiner der Songs thematisch oder konzeptionell auf die Pandemie bezogen. 

Um es zusammenzufassen, sind die Hauptkonflikte: Gewalt, Angst und Polarisierung. Kannst du mehr darauf eingehen, was dich dazu bewegt hat, über diese Themen zu reden?
Ich denke, je länger wir eine Band sind und je mehr Songs ich schreibe, desto mehr realisiere ich: Die Dinge, die ich in meinem Leben erfahre, sind Dinge, die jeder irgendwie in seinem Leben erfährt, oder? Je offener und ehrlicher ich bei den Lyrics sein kann, desto besser kann ich über Sachen sprechen, die wirklich schwer für mich oder geliebte Menschen in meinem Leben zu bewältigen sind und vor allem fühlen sich mehr Leute damit nicht allein. Ein Song braucht nicht immer ein “Happy End”, weil manchmal brauchen Leute einfach ein Lied, das sie sagen lässt: “Endlich versteht jemand, was ich gerade durchmache. Der Song durchschaut mich und blickt in meine Seele und wie verletzt ich wirklich bin.”
Genau das ist das Besondere an Musik – der Schmerz in ihr ist eine universelle Sprache und sie hilft uns die Verbindung damit aufzunehmen. Alles darin sind wahre Geschichten, Dinge, die weh getan haben und Dinge, von denen ich gelernt habe und Dinge von denen ich gewachsen sind.

Was ist dein Lieblingssong des Albums und warum ist das so?
Das ändert sich oft. Aber im Moment würde ich sagen, dass ‘Misery’ mein liebster Song des Albums ist. Da gibt es eine Line im Song, die sagt: Remade in Misery. Und ich würde sagen, dass der Song am besten zu der momentan Situation meines Lebens passt. 

Magst du etwas mehr darauf eingehen, was das genau bedeutet? 
Weißt du, meine Frau und ich haben vor ein paar Monaten unseren Hund verloren. Er war wie ein Kind für uns und vor ein paar Tagen ist die Mutter meiner Frau verstorben. Es fühlte sich wie eine Reihe von schmerzlichen Ereignissen an. Aber dadurch habe ich auch Erfahrung gewonnen und bin an mir selbst gewachsen. Ich fühle einfach, dass der Song am meisten auf meine jetzige Situation zutrifft. 

Die Single “American Dream” handelt davon, von diesem enttäuscht zu werden. Ich bin neugierig, wie du diesen Begriff definierst und was der Konflikt in ebendiesem Song ist.
Das ist hart. Weil konzeptionell fühlt sich der Song wie ein politisches Statement an, aber das ist er eigentlich gar nicht. Er geht vom menschlichen Standpunkt aus. Weißt du, es scheint dass Leute sich gegenseitig im Moment regelrecht an die Kehle gehen und nach einer Möglichkeit suchen, über alles zu streiten. Niemand will mehr für das Gemeinwohl zusammenarbeiten. Ich glaube wirklich, dass Menschen robust sind und viele Dinge bewältigen können. Aber der einzige Weg, dass wir wirklich alles schaffen können, ist, wenn wir zusammenhalten. Es ist furchtbar zu sehen, wie unser Land und auch ein Großteil der Welt gespalten ist. Darum geht es in dem Song. Der Song handelt davon, für eine bessere Zukunft zu hoffen. Dass wir alle zusammen einen Weg für das Gemeinwohl finden, ob wir nun bei allem einer Meinung sind oder nicht. Wir sind immer noch fähig bei Sachen zu widersprechen und trotzdem zusammenzuhalten. Es fühlt sich nämlich so an, als würdest die kleinste Meinungsverschiedenheit den größten Konflikt heraufbeschwören. Wir hoffen in Zukunft für andere Zeiten. 

Welche Konflikte meinst du konkret? 
Da gibt es eine Menge mit dem Coronavirus, Polizeigewalt und Rassismus und all diesen Dingen, die so spaltend in unserem Land waren. Wir stehen nicht zusammen, um für eine Sache zu kämpfen. Warum stehen wir nicht zusammen und kämpfen für das endgültige Ende des Rassismus’ oder für das Bestmögliche, was wir gegen den Coronavirus tun können. Es ist einfach, als hätte jeder seine Meinungen und sie sind von diesen so fest überzeugt, dass es für jeden hart ist, sich auf eine positive Art und Weise weiterzuentwickeln. 

“Remade in Misery” wird das härteste Album genannt, das ihr jemals gemacht habt. Ich erinnere mich noch sehr gut an ein Interview, in dem du gesagt hast, “The Hollow” sei ein großes Risiko als das härteste Album. 
Da gab es eine Menge Dinge an dem Album, das ein ein großes Risiko für uns war. Als wir das Album aufgenommen hatten, hatten wir kein Label und kein Geld. Der Producer hat das gemacht, ohne von uns Geld dafür zu verlangen. Wir haben eine Menge riskiert einfach, um dieses Album aufzunehmen, von dem wir wussten, dass wir es machen müssen. Aber vom Stil her und wie das Album klang denke ich nicht, dass wir ein Risiko eingegangen sind. Wir hatten das Gefühl, dass wir genau das getan haben, was wir in diesem Zeitpunkt  tun wollten und mussten. Mit “Remade in Misery” fühlt es sich genauso an. Zurück zu dem Thema, wie hart das Album wirklich geworden ist…es fühlte sich einfach wieder richtig an es so zu machen. Das sind die Songs, welche wir gerade jetzt machen wollten. 

Gibt es einen besonderen Grund wieder härter zu werden?
Als wir angefangen haben zu schreiben, fühlte es sich richtig an. Es ist einfach so gekommen und als es angefangen hat zu passieren, hatten wir eine Diskussion, was wir konkret auf die Beine stellen wollen. Es fühlte sich so natürlich an. Als wir dann fertig mit Schreiben waren, hatten wir das Gefühl: Das ist es, so sollen die Songs sein. Ich habe das Gefühl, das Album hat eher uns gemacht, als dass wir das Album gemacht haben.

Plant Memphis May Fire eine Europa Tour? 
Ja, es wird gerade geplant. Wir freuen uns mega. Es ist viel zu lange her, seit wir dort waren. Das ist das nächste große Ziel für uns! Natürlich machten es Dinge mit der Pandemie sehr kompliziert, aber jetzt ist es definitiv eine Priorität für uns. 

Willst du etwas zu deinen Fans sagen? Vielleicht eine besondere Nachricht? 
Vielen Dank, dass ihr uns seit Jahren unterstützt. Bitte gebt Remade in Misery eine ehrliche Chance und hört es von Anfang bis Ende, wie es gehört werden sollte. Wir sind wirklich stolz auf dieses Album. Und wir hoffen, dass es weltweit erfolgreich wird, wie es bereits in Amerika der Fall ist. Wir wollen wirklich die Möglichkeit haben, durch die ganze Welt zu reisen und diese Lieder für jeden zu spielen – weil wir einfach stolz auf sie sind. Danke auch, dass ihr uns eure Aufmerksamkeit heute gegeben habt und danke, dass ihr das Interview gelesen habt! Wir können kaum erwarten wieder rüber zu kommen. 

Und wir bedanken uns bei Matty für das tolle Interview!

Ihr habt Bock mehr zu ‚Remade in Misery‘ zu lesen? Maik hat dazu ein tolles Review geschrieben.

Info
11. Juni 2022 
18:00 Uhr
Band
Genre
Autor/en
Fotocredit/s
Pressefoto
Weitere Beiträge