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Chiefland – Sentiment Valley

Mit bisher zwei veröffentlichten Alben und drei EPs gehört Chiefland zu den Aushängeschildern der deutschen Emo- und Alternative-Landschaft. Alle Mitglieder der 2015 gegründeten Band kommen aus verschiedenen Städten: Leipzig, Hamburg, Halle und Göttingen – teilweise mehr als vier Stunden voneinander entfernt. Gerade das macht Chiefland zu einem spannenden Projekt, das beweist: Band funktioniert auch auf Distanz. Die Europatour mit Acres im Herbst 2023 zeigt, dass Chiefland trotz der Entfernung erfolgreich ihren Weg gehen.

Seit der Pandemie und einigen Besetzungswechseln haben sich Chiefland nach und nach vom melodischen Hardcore ihres Debüts „Wildflowers“ (2019) entfernt und in einer Mischung aus Emo, Alternative und Post-Hardcore eine neue Nische gefunden. Auch der Shoegaze-Einfluss ist in einigen neueren Songs unüberhörbar. Vom Songwriting und der Produktion her könnte das Quartett glatt als US-Band durchgehen. Das bewies unter anderem ihre Single „Know That I’m Alive“ die in Übersee binnen weniger Monate über 100.000 Streams generiert hat und das ohne Label, ganz organisch.

Jetzt, am Freitag, den 8. November 2024, präsentieren uns die Jungs ihre neue EP „Sentiment Valley„. Wir durften vorab reinhören und haben unsere Eindrücke im Folgenden zusammengefasst.

Tracklist:

01. Blame
02. Gravity
03. Cannibal
04. Bad Move feat. Pool Kids
05. Silent Decay feat. Skywalker

Im Tal der Melancholie

„Wie fühlt es sich an, immer derjenige zu sein, der die Schläge einstecken muss? Immer derjenige zu sein, den es am härtesten trifft? Blame‘ handelt genau von diesem Gefühl. Der Song ist eine Erinnerung daran, sich selbst in den Vordergrund zu stellen und für sich selbst einzustehen“, so Sänger Christopher Hiller.

Blame“ besticht zu Beginn durch den sanften Gesang von Sänger Christoph, und auch die Gitarren feiern ihre ersten großen Momente. Der Refrain strotzt dann nur so vor Alternative-Rock/Emo-Vibes und wird so manchem „alten“ Fan gefallen.

Willkommen zur Warped Tour 2025

Gravity“ ist einer der absoluten Höhepunkte auf „Sentiment Valley„! Der moderne Emo-Punk-Song begeistert mit einem unglaublich energiegeladenen Refrain, der einfach mitreißt.

Inhaltlich geht es um das absolut überwältigende Gefühl, von einer Person vollkommen in den Bann gezogen zu werden – ein Bann, von dem man sich nur schwer lösen kann. Der atmosphärische Breakdown-Teil gegen Ende des Songs liefert als Höhepunkt dann noch einmal „all the feels„. Damit gelingt Chiefland mit „Gravity“ ein spannender Kontrast zwischen schwerelosem Instrumental und emotionaler Schwere in den Lyrics. Für Fans von Silverstein, Koyo oder The Story So Far ist „Gravity“ ein echtes Herbst-Highlight, das ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen dürft!

Ohrwürmer wie Sand am Meer

Cannibal“ ist ein absoluter Ohrwurm! Atmosphärische Shoegaze-Strophen treffen auf einen kraftvollen Modern-Rock-Refrain. Mit Zeilen wie „You are lying to yourself, if you think that you’re fooling me“ steht der Song für das Empowerment, den Mut, sich aus der toxischen Situation zu befreien. „Der Song ist auf diese Weise Angstschrei und Befreiungsschlag zugleich„, erklärt Sänger Christopher.

Cannibal“ entstand ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Alan Day, seines Zeichens Gitarrist und Sänger der Band Four Year Strong„Der Chorus hat uns echt beim ersten Hören gecatcht. In der ursprünglichen Demo fing der Gesang später an. Alan hat ihn weiter nach vorne gerückt – und ihm dadurch noch einmal mehr Kraft verliehen“, sagt Gitarrist Achim zum Entstehungsprozess des Songs. 

Feature mit besonderer Note

Bad Move“ ist eine sensationelle Kombination aus kraftvollen Vocals, fesselnden Gitarrenriffs und mitreißenden Drums, die einen atemberaubenden, nie endenden Kreislauf aus Schmerz und Hoffnung erschaffen. Für den Song hat sich Chiefland Christine Goodwyne von der US-Band Pool Kids eingeladen. Das Math-Rock-Emo-Powerhouse aus Florida dürfte dem einen oder anderen ein Begriff sein, spielte die Band hierzulande doch zuletzt im Vorprogramm von La Dispute.

„Es ist ein Song über Verlust. Diesem Gefühl, das einen auffrisst und nicht loslässt. Man sehnt sich zurück zu dem, was einmal war – und damit dem Unmöglichen. Denn dieser Zustand wird nie wiederkehren“, beschreibt Sänger Christopher den Inhalt.

Heavy Tones mit etwas Aushilfe

Mit dem Schluss-Wort „Silent Decay“ hat sich die Band einen echten Freund aus Tschechien als weiteren Feature-Gast eingeladen: Jay Kucera von den Bands Skywalker und Bitter Season. Seine unverkennbaren Vocals verleihen dem Track eine ganz besondere Tiefe und macht ihn zu einem weiteren absoluten Highlight!

Fazit:

Sentiment Valley“ ist der perfekte Beweis für die unglaubliche Bandbreite an Sounds, die uns Chiefland bieten können. Das Album zeigt ganz klar, dass wir mit den Jungs in naher Zukunft rechnen können – und zwar nicht nur hierzulande! Denn die Warped Tour ruft bereits sehr laut ihren Namen!

Ranking:

Sentiment Valley“ ist eine absolut beeindruckende Weiterentwicklung in vielerlei Hinsicht, vor allem aber beim Writing und beim Sound. Daher verleihe ich Chiefland für ihre neue EP insgesamt 9 von 10 Punkten.

Am Ende bleibt nur noch zu sagen: kauft euch Tickets für die bevorstehende Tour der Jungs und feiert mit ihnen im Vorfeld die Neugeburt der Warped Tour!

Info
8. November 2024 
9:56 Uhr
Band
Chiefland
Genre
Alternative-Rock Emo Post-Hardcore
Autor/en

 Seb

Fotocredit/s
Brian Kramer
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