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Future Palace – Distortion

Mit Future Palace gibt es aus dem deutschsprachigen Raum eine weitere Band, die sich in den letzten zwei Jahren einen Namen geschaffen hat. Das Trio rund um Maria Lessing (Gesang), Manuel Kohlert (Gitarre) und Johannes Frenzel (Schlagzeug) kann bereits auf ihre erste Headliner Tour (eine zweite folgt noch in diesem Jahr), Festivalauftritte und starke Support Slots zurückblicken.

Nun ist es am 06.09.2024 soweit und die Band veröffentlicht ihr nunmehr 3. Album, das den Namen „Distortion“ (via Arising Empire) trägt und das nächste Kapitel in eine neue Richtung wagt. Welche Schritte dies genau sind und wie diese klingen, erfahrt ihr in dieser Review:

Tracklist:
01. Uncontrolled
02. Malphas
03. Panic Paralysis
04. The Echoes Of Disparity (feat. Charlie Rolfe)
05. Dreamstate
06. Decarabia
07. In Too Deep
08. Rays Of Light
09. A Fool On A Devil’s Reins
10. They Take What They Want
11. Amethyst

Neu gefundene Härte

Den Einstieg in Distortion gibt es mit Uncontrolled, dieser Track wurde schon vorab veröffentlicht und als Opener gibt dieser schon eine gute Marschrichtung vor. Hier gibt es bereits groovige Riffs und ein treibendes Schlagzeug zu hören, die auch schon durch die Abmischung der Platte um einiges härter rüber kommen, als noch auf dem vorherigen Album. Natürlich gibt es einen Future Palace typischen Chorus zu hören, allgemein zeigt sich jedoch auch hier schon, wie gut Maria’s Shouts und Growls geworden sind.


Als nächstes folgt Malphas und hat bereits 1 Jahr auf dem Buckel, ist allerdings auch Teil des Albums. In Retrospektive macht dies auch Sinn, denn schon hier hat die Gruppe bereits ihre härtere Seite präsentiert. Mit einem stampfenden Riff in Architects Manier, gepaart mit einem weiteren Catchy Chorus und dem bis dato härtesten Breakdown, macht die Gruppe bereits auf Track 2 klar, dass man in härteren Gefilden wandert.

Paralyse und Ungerechtigkeit

Future Palace haben schon immer ernste Themen gerade im Mental Health Bereich behandelt und dies bleibt natürlich auch auf Distortion nicht aus. Song Nummer 3 Panic Paralysis macht dies deutlich. Klanglich nimmt man die Geschwindigkeit etwas zurück und konzentriert sich voll und Ganz auf Atmosphäre, für die man auf wabendernde bass lines, Synthies und orientalisch angehauchte Harmonien von Maria setzt, die auch im gesanglichen Bereich eine deutliche Steigerung zu verzeichnen hat.

Mit dem nachfolgenden Song The Echoes Of Disparity, den man schon vorab hören konnte, nimmt man wieder die etablierte Härte auf und setzt nochmal einen obendrauf, denn hier toben sich alle drei Mitglieder aus. Manuel’s Riffs, Johannes schmetternde Drums und Marias Vocal Perfomance zeigen hier erneut deutliche Spielfreude, trotz des ernsten Themas.
Denn hier wird der Machtmissbrauch und die Unterdrückung von Frauen thematisiert, das im Jahre 2024 leider nach wie vor allgegenwärtig ist.
Abgerundet wird der Track mit elektronischen Elementen, Streichern und einem Feature der As Everything Unfolds Sängerin Charlie Rolfe, die den Track sowohl mit ihrem Gesang als auch Shouts die Wut des Ganzen noch mehr unterstreicht. Hut ab dafür!

Träumerische Klänge

Mit Track Nummer 5, der ebenfalls Single veröffentlicht wurde, zeichnet sich im Albumkontext jetzt schon eine große Stärke von Distortion ab: Abwechslung.
Future Palace schaffen es trotz der neu gefundenen Härte, immer wieder ihre alten mit den neuen Elementen zu kombinieren. Ein Paradebeispiel hierfür ist Dreamstate, der mit 80’s angehauchten Synths, den tiefgestimmten Gitarren und einem der stärksten Refrains, welcher dennoch Erinnerungen an alte Tage weckt und bei dem ein Ohrwurm vorprogrammiert ist, glänzt. Als wäre das nicht genug, gibt es einen Breakdown, der nur so von Atmosphäre strotzt obendrauf. So schreibt man ein Highlight!

Mit der zuletzt veröffentlichten Single Decarabia befindet man sich bereits bei der Hälfte der Platte. Hier bewegt man sich in ähnlich träumerischen Sphären, jedoch auf eine eher tanzbare Art und Weise. Hier wird man durch das Glockenspiel, eine fette bass line, den synthies und dem „4-to-the-floor“ Beat auf die Tanzfläche gebeten. Die Gehörgänge werden im Chorus, bei dem sich der eingangs erwähnte 4-to-the-floor Takt fortsetzt, förmlich massiert. Als kleines aber feines Detail geht von Manuel’s Gitarrenspiel aus, der Richtung Ende die Synthies als Tapping mimt. So geht Disco in der Neuzeit!

Es wird noch düsterer

In Too Deep flacht im Vergleich zum Rest etwas ab, da hier allgemein ein wenig die Abwechslung fehlt, jedoch sei dennoch die eher düster gehaltene Atmosphäre hervorgehoben, welche durch den Darkwave anmutenden Beat getragen wird und in Kombination mit dem treibenden Breakdown eine neue Ebene vorbereitet.

Ganz anders sieht es hier mit Nummer 8 aus. Rays Of Light nimmt sich die düstere Klanglandschaft, die vom vorherigen Track vorbereitet wurde zur Brust und zeigt wo es richtig lang geht.
Die Gruppe hat hier meiner Meinung ihren besten Track auf Distortion geschaffen. Hier bekommt man einen sphärischen Pre-Chorus, welcher in einen griffigen Chorus übergeht serviert und Verse, die durch die Synthesizer Untermalung in Kombination mit Manuel’s Gitarrenspiel nur so von Epik strotzen. Als Topping obendrauf, gibt es ab der 2:20 Minute Marke den wohl härtesten Future Palace Abschnitt zu hören, der mit Maria’s Growl jenseits von Gut und Böse alle Mützen verdreht. Nichts da mit Strahlen des Lichts. Ohne Zweifel ein Anspieltipp!

Die Ebenen vertiefen

Mit Fool On A Devil’s Reins schnappen sich Future Palace den guten alten 2000er Nu-Metal Sound und packen diesen in ihr Distortion Gewand. Heißt konkret: für das Genre typische Akkorde, die jedoch mit der hier häufig erwähnten Härte gepaart werden und was darf nicht fehlen? Genau!
Maria gibt hier sogar eine kleine Rap Passage zum Besten und es folgt noch ein kleiner Breakdown.

In ungefähr die gleiche Riege fällt auch They Take What They Want, jedoch um einiges langsamer, dadurch auch grooviger und wieder düsterer. Im vorletzten Track wird auch nochmal deutlich, dass die Gruppe durch ihre Experimente mit Distortion auf Akzente setzt. Denn während der Song so vor sich hintreibt, überrascht dieser gegen Ende mit heftigen Shouts die sogar von einem Chor und Streicher begleitet werden.

Um das alles zum Abschluss zu bringen, zückt man im finalen Track Amethyst nochmal die melodische Seite der Gruppe aus dem Ärmel, inklusive Streicher und fetten Riffs. Als Abschiedsgeschenk verabschieden sich Future Palace mit Druck aufs Gaspedal, bei dem sich Johannes an der Double Bass nochmal so richtig austoben darf, ehe der letzte Chorus einsetzt.

Fazit:

Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Future Palace mit ihrem dritten Werk ein Album geschaffen haben, das nur so von Abwechslung und Diversität strotzt. Eine neu gewonnene Härte, die nicht in ins generische abdriftet und genau an den richtigen Stellen Akzente setzt, ergeben mit den verschiedenen Klanglandschaften ein Bild, das eine gänzlich eigene Ebene in der Bandgeschichte eröffnet. Somit bietet Distortion insgesamt ein fast schon befreiteres Hörerlebnis als seine Vorgänger und bekommt von mir 8,75/10 Punkten.
Wer die Band außerdem noch Live erleben möchte, hat ab Oktober die Möglichkeit dazu:

Info
5. September 2024 
18:57 Uhr
Band
Future Palace
Genre
Metalcore Post-Hardcore
Autor/en

 Jan

Fotocredit/s
Christoph Eisenmenger
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