Die aufstrebende Band Kanonenfieber steht kurz vor der Veröffentlichung ihres neuen Albums „Die Urkatastrophe“. In bemerkenswert kurzer Zeit gelang es der Gruppe, eine beachtliche Fangemeinde aufzubauen. Ihren Erfolg untermauerten sie durch Auftritte auf renommierten Festivals und als Vorband bei verschiedenen Konzerten.
Erwartungen und Herausforderungen
Die entscheidende Frage, die sich nun stellt: Wird es Kanonenfieber gelingen, den hohen Erwartungen gerecht zu werden und den bisherigen Erfolg mit ihrem neuen Album fortzusetzen?
Tracklist:
- Grossmachtfantasie
- Menschenmühle
- Sturmtrupp
- Der Maulwurf
- Lviv zu Lemberg
- Waffenbrüder feat. Maik Weichert of Heaven Shall Burn
- Gott mit der Kavallerie
- Panzerhenker
- Ritter der Lüfte
- Verdun
- Ausblutungsschlacht
- Als die Waffen kamen
Kanonenfieber über das Konzept von “Die Urkatastrophe“:
“Der Erste Weltkrieg beschleunigte den Weg in die Moderne und gilt als die „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts, das von Kriegen, Gewalt und Vertreibungen geprägt war. Etwa 17 Millionen Menschen, Soldaten und Zivilisten, verloren ihr Leben, große Teile Europas wurden zerstört und ungelöste Probleme hinterlassen, die zu weiteren gewaltsamen Konflikten führten. Dieses Album soll die Opfer des Ersten Weltkrieges dem Vergessen entreißen. Mögen ihre Schicksale auch nach über 100 Jahren Mahnung sein für die nachfolgenden Generationen,“
Die Katastrophe beginnt:
Das Album eröffnet mit dem bedrohlichen „Grossmachtfantasie„, gefolgt von der ersten Single „Menschenmühle„. Dieser Song fesselt durch seine messerscharfe Präzision und packt den Hörer von der ersten Sekunde an.
Kanonenfieber’s Identität als Anti-Kriegs-Band wird durch ihre aussagekräftigen Texte deutlich unterstrichen. Die Lyrics vermitteln eine starke Botschaft gegen Krieg und Gewalt:
Deutschland, Deutschland, Kaiserreich
Kriegessucht und Wahnkrankheit
Deutschland, Deutschland, Vaterland
Mordeslust im Wahnverstand
Deutschland, Deutschland, Kaiserreich
Kriegessucht und Wahnkrankheit
Deutschland, Deutschland, Vaterland
Mordeslust im Wahnverstand
Die Riffs kennt man doch:
„Sturmtrupp“ startet mit Gitarrenriffs, die mich sehr an die Genre-Kollegen von Heaven Shall Burn erinnern. Doch es dauert nicht lange und der bekannte Kanonenfieber-Sound übernimmt das Kommando.
Bereits hier wird deutlich, die Produktion ist auf absolutem spitzen Niveau.
Die Grube, mein Spaten und Ich:
„Der Maulwurf“ startet mit einem Sprechgesang-Intro von Noise. Nach etwa einer Minute entwickelt sich der Song zu einem epischen Meisterwerk. Der Chorus ist besonders catchy und wird bei Live-Auftritten für großartige Fangesänge sorgen. Gänsehaut vorprogrammiert.
Das Musikvideo markiert übrigens das erste offizielle Musikvideo.
Es wird melodisch:
Nach dem recht gemächlichen „Maulwurf“ folgt „Lviv zu Lemberg“. Rasante Gitarrenriffs und wuchtige Drums treiben den Song voran. Im Vergleich zu den vorherigen Stücken präsentiert sich dieser Track melodischer und unterstreicht erneut die hochwertige Produktion. Den krönenden Abschluss bildet ein eindrucksvolles Gitarrensolo. Der Nachfolger „Waffenbrüder“ schlägt in eine ähnliche Kerbe und wird sogar mit einem Prominenten Kollegen verfeinert. Mark Weichert, seines Zeichens Gitarrist bei Heaven Shall Burn, darf sein Können an der Klampfe präsentieren. Nach den bereits erwähnten Ähnlichkeiten im Sound, ein logisches und geniales Feature.
Die Kavallerie kommt:
Track Nr. 7 steigert die Intensität spürbar und treibt mit rasanten Blast-Beats vorwärts. Frontmann Noise komplettiert den Sound mit seinen kraftvollen Vocals. Dieser energiegeladene Song ist wie geschaffen, um gewaltige Circle-Pits auszulösen und die Menge in Bewegung zu versetzen.
Ein historischer Einblick:
„Panzerhenker“ war der zweite Vorgeschmack in „Die Urkatastrophe“ und erzählt folgende Geschichte:
Das Musikstück „Panzerhenker“ beschreibt den unerbittlichen Kampf des J. Krüger in der Panzerschlacht von Cambrai. Nachdem die gesamte Besatzung der Artilleriebatterie unter der Leitung von Krüger gefallen war, übernahm dieser auf sich alleine gestellt das Feldgeschütz und schaltete zahlreiche britische Mark IV Panzerfahrzeuge aus.
Als er von einem britischen Stoßtrupp überrascht und überwältigt wurde, kam Krüger schwer verwundet in ein britisches Lazarett. Dort erlag der Panzerhenker seinen Verwundungen.
Für unsere Hobby-Historiker:
Das Panzermuseum in Münster hat sich dem Song übrigens angenommen und die historische Genauheit geprüft:
Hochhinaus:
„Ritter der Lüfte“ beeindruckt mit kraftvollen, epischen Chorgesängen und entfaltet eine mitreißende Dynamik. Musikalisch bietet der Song zwar keine bahnbrechende Vielfalt im Vergleich zu seinen Vorgängern, überzeugt jedoch durch seine eingängige Melodie und bleibt mühelos im Gedächtnis haften.
Die Schlacht von Verdun:
Die beiden folgenden Tracks widmen sich der oben genannten Schlacht. „Verdun“ fungiert als atmosphärisches Intro zum Hauptstück „Ausblutungsschlacht„. Letzterer legt seinen Schwerpunkt auf theatralische Elemente und eindrucksvolles Storytelling. Durch den geschickten Einsatz dezenter Streicherarrangements gewinnt der Song an Tiefe und emotionaler Resonanz. Trotz dieser gelungenen Komposition bleibt er für mich persönlich etwas hinter den Erwartungen zurück, ohne jedoch seine Wirkung gänzlich zu verfehlen.
Was fürs Herz:
Zum Schluss gibt es eine kleine Überraschung.
„Als die Waffen kamen“ wird rein von einer Akustik-Gitarre und sanften Vocals von Noise bestritten.
So hat man die Band noch nicht oft gehört, zeigt eine weichere, verletzliche Seite der Gruppe und unterstreicht ihre Vielseitigkeit und musikalische Tiefe. Nur „Verscharrt und ungerühmt“ (Album „Menschenmühle) schlägt in eine ähnliche Kerbe.
Fazit:
Kann Kanonenfieber dem aktuellen Hype mit „Die Urkatastrophe“ gerecht werden?
Verdammt ja!
„Die Urkatastrophe“, beweist eindrucksvoll, dass die Band dem aktuellen Hype mehr als gerecht wird. Mit einer beeindruckenden Sammlung von 12 Titeln liefert die Gruppe ein durchweg überzeugendes Werk ab.
Mit diesem Album dürfte Kanonenfieber nicht nur bestehende Fans begeistern, sondern auch eine beträchtliche Anzahl neuer Hörer gewinnen. Die zugängliche, aber dennoch komplexe Musik hat das Potenzial, den Bekanntheitsgrad der Band erheblich zu steigern.
Für „Die Urkatastrophe“ gibt es 9,5/10 Punkte.