Sieben Jahre sind vergangen, seit Chester Bennington, Frontmann von Linkin Park, tragisch aus dem Leben schied. Sein Tod am 20. Juli 2017 erschütterte nicht nur Millionen von Fans weltweit, sondern hinterließ auch eine tiefe Lücke in seiner Familie und der Band.
Der Verlust von Bennington führte zu einer langen kreativen Pause für Linkin Park. Die Band zog sich aus dem Rampenlicht zurück, veröffentlichte gelegentlich B-Seiten und unveröffentlichte Songs mit Benningtons Gesang, um sein Andenken zu ehren.
Neubeginn mit frischer Stimme
Im September 2024 überraschte Linkin Park die Musikwelt mit einem unerwarteten Comeback. Bei einem Live-Auftritt in Los Angeles präsentierte die Band ihre neue Frontfrau: Emily Armstrong, bisher bekannt als Frontfrau der Band Dead Sara. Armstrong debütierte mit dem neuen Song „The Emptiness Machine“, was den Beginn eines neuen Kapitels in der Geschichte von Linkin Park markiert. Dieser Neuanfang hat in der Fangemeinde gemischte Reaktionen hervorgerufen. Während viele die Rückkehr der Band begrüßen, sehen andere den Ersatz des ikonischen Sängers kritisch.
In wenigen Tagen wir das „Comeback“ Album „From Zero“ veröffentlicht und genau dieses werden wir heute unter die Lupe nehmen und uns dabei die Frage stellen:
War ein Neuanfang sinnvoll?
- From Zero (Intro)
- The Emptiness Machine
- Cut The Bridge
- Heavy Is The Crown
- Over Each Other
- Casualty
- Overflow
- Two Faced
- Stained
- IGYEIH
- Good Things Go
Der Start von Null:
Intros spielen bei Alben eine wichtige Rolle, um die Atmosphäre und den Ton der gesamten Platte zu etablieren. Sie sollen den Hörer einstimmen und Spannung für das Kommende aufbauen. Leider gelingt dies beim Titeltrack „From Zero“ nicht wie erhofft. Stattdessen wirkt das Intro eher unausgereift und erinnert in seiner Qualität an eine Demo-Version.
Rechtzeitig die Kurve kriegen:
Mit „The Emptiness Machine“ läuteten Linkin Park ihr großes Comeback ein.
Mit einer eingängigen Hook, einem perfekten Wechselspiel der beiden Sänger und saftigem Sound also eine komplette Erfolgsformel. Musikalisch erinnert „The Emptiness Machine“ stark an die Zeit von „Minutes to Midnight“ und lässt mich in Erinnerungen schwelgen.
Track Nr. 3 „Cut The Bridge“ präsentiert sich mit einem ausgeprägten Indie-Flair und einer spürbar leichteren Atmosphäre als sein Vorgänger. Während der Mix bei „The Emptiness Machine“ noch überzeugte, offenbart sich hier eine überraschende Schwäche. Die Klangbalance wirkt unausgewogen, was den Gesamteindruck des Songs merklich beeinträchtigt. Es bleibt zu hoffen, dass es sich hierbei um einen Einzelfall handelt und nicht um ein durchgängiges Problem des Albums.
Given Up 2.0:
Mit „Heavy is The Crown“ bekamen Fans den zweiten Vorgeschmack auf die neue Platte und dieser Song hat alles was ein LP-Song braucht. Starke Gitarrenriffs treffen auf coole Rap-Parts, während die Synthesizer-Klänge Erinnerungen an die glorreiche „Minutes to Midnight“-Ära wecken. Besonders hervorzuheben ist der beeindruckende fast 20-sekündige Shout von Neufrontfrau Emily Armstrong, der ihr stimmliches Können eindrucksvoll zur Geltung bringt. Bislang macht Armstrong einen sehr guten Job und bringt frischen Wind in die Band. (Wer hat noch Lust auf Transformers?)
Die emotionale Single „Over Each Other“ fügt sich nahtlos in das Gesamtbild des Albums ein und gibt Emily Armstrong erstmals die Gelegenheit, als alleinige Leadsängerin zu glänzen. Obwohl der Song auf den ersten Blick vom typischen Linkin-Park-Sound abweicht, entpuppt er sich als einer der stärksten Tracks in der Bandgeschichte. Der frische Wind ist genau das was wir bei diesem Album brauchen.
Unerforschte Härte
„Casualty“ wurde bereits bei diversen Gigs Live gespielt und zeigt definitiv die harte Kerbe.
Musikalisch wird sich hier sehr stark an „The Hunting Party“ orientiert, denn mit seiner punkigen Art haut er ordentlich auf den Putz. Alles in Allem überzeugt er mich jedoch nicht gänzlich.
„Overflow“ startet recht ungewöhnlich und lässt zu Anfang kein klares Muster erkennen. Leider entwickelt sich das Ganze auch nicht in die richtige Richtung und wirkt so wie ein zu lang geratenes Intro.
„Two Faced“ startet mit vertrauten Raps von Shindoa und bekannten LP-Riffs. Endlich wieder ein Song der mich richtig abholt und an das LP erinnert für das ich es liebe! Dieser Song vereint nahtlos Elemente aus den Epochen „Hybrid Theory“ und „Minutes to Midnight“ Zum Schluss darf DJ Joe Hahn noch ordentlich mitmischen (Achtung Wortspiel) und lässt einen starken Track enden.
Track Nr.9 „Stained“ drosselt deutlich das Tempo und könnte am ehesten als Ballade eingestuft werden.
Hier gibt es ordentlich Ohrwurm-Potenzial der besonders auf Konzerten stark ankommen wird. Durch das Wechselspiel von Shinoda und Armstrong entsteht eine unglaublich gute Harmonie.
Highlights zum Schluss:
Mit dem Kürzel „IGYEIH“ vereint der Track die bisher gehörten Elemente zu einer kraftvollen Symbiose. Frontfrau Armstrong glänzt hier erneut und überzeugt mit ihrer beeindruckenden Gesangsleistung, die sehr oft sogar Shinodas Parts in den Schatten stellt. Das Konzept des Albums findet in diesem Track seinen Höhepunkt.
Der letzte Song „Good Things Go“ beginnt sehr poppig und bietet ein fesselndes Wechselspiel zwischen den beiden Vocalisten. Armstrong sticht hier besonders hervor und lässt ihren Kollegen Shinoda am Ende wirklich blass aussehen. Dieser Track bildet einen gelungenen Abschluss und zeigt die Vielseitigkeit der Band sowie ihre Fähigkeit, die neue Frau am Mikro nahtlos in ihren sich entwickelnden Sound zu integrieren.
Fazit:
Da ist es also, das große Comeback von Linkin Park.
Kann es am Ende überzeugen?
Das Album zeigt brillante Momente, die uns daran erinnern, warum Linkin Park seit über zwei Jahrzehnten eine Macht in der Rockwelt ist. Emily Armstrongs Gesang ist ein herausragendes Element, das frische Energie und Perspektive in den Sound der Band bringt, ohne den ikonischen Stil von Chester Bennington nachahmen zu wollen. Ihre kraftvolle Darbietung und Vielseitigkeit kommen besonders in Tracks wie „The Emptiness Machine“ und „Heavy Is The Crown“ zur Geltung.
Allerdings ist das Album nicht ohne Schwächen. Einige Tracks wirken weniger inspiriert, und die Gesamtzusammengehörigkeit des Albums schwankt gelegentlich. Der Versuch der Band, ihre Vergangenheit mit der Zukunft zu verbinden, führt manchmal zu Momenten, die unsicher wirken, anstatt vollständig ausgearbeitet zu sein.
Alles in allem ist Comeback gelungen und ich freue mich sehr, die Band endlich zum ersten Mal live erleben zu dürfen.
Für „From Zero“ gibt es 8/10 Punkte