Siamese veröffentlichen mit „Elements” (via Long Branch Records) ihr bereits 6. Studioalbum. Mittlerweile können die Dänen auf eine starke Fanbase blicken, was nicht selbstverständlich für die Gruppe ist. Gerade wenn man sich die zuletzt veröffentlichte Dokumentation der Band angeschaut hat, weiß man, wie viel Arbeit in dieses Projekt gesteckt wurde.
Was der Nachfolger zum 2021er Album „Home” zu bieten hat und wie gut die neuen Elemente funktionieren, findet ihr in der folgenden Review heraus:
Tracklist:
01 The Shape of Water (feat. Ten56)
02 Vertigo
03 Predator
04 Chemistry
05 Through My Head (feat. Resolve)
06 On Fire
07 God Is A Woman
08 Utopia
09 Hurricane
10 This Is Not A Song
Flüssiger Auftakt
Mit „The Shape Of Water” gibt es zu Beginn einen alten Bekannten zu hören. Denn dieser war die erste Single, die es bereits seit März 2023 zu hören gibt, zu dieser Zeit wusste man allerdings noch nicht, dass dieser Bestandteil der Platte sein wird. Hier gibt es direkt einen Track mit Ohrwurmfaktor, Saiten bendings an der Gitarre, die sogar entfernt an härtere Konsorten wie Humanity’s Last Breath erinnern und ein Feature vom Ten56. Frontmann Aaron Matts im Breakdown. Angenehmer könnte ein Einstieg nicht sein.
Macht es euch gemütlich
„Vertigo” ist ebenfalls eine Singleauskopplung, die im Vergleich zum vorherigen Track um einiges entspannter daherkommt, aufgrund der zurückgeschraubten Geschwindigkeit und seinem Groove im Chorus zum Zurücklehnen einlädt. Hier werden auch die elektronischen Einflüsse die in Elements geflossen sind nochmal um einiges deutlicher.
Volle Fahrt voraus
Einen weiteren Vorgeschmack auf das Album hat die Band mit „Predator” geboten, der nach einem Piano Intro und Mirza’s sanftem Gesang in einen elektronischen Break übergeht, um daraufhin direkt den Chorus zu präsentieren, der auf ein Neues im Ohr bleibt. Hier geht es wieder um einiges mehr nach vorne, denn hier lässt die Band im Verse fettes Riffage in Kombination mit Shouts von der Leine und haut einen Dubstep beeinflussten Breakdown raus. Eine wilde Mischung, die allerdings gekonnt umgesetzt wurde!
Wenn die Chemie stimmt
Track Nummer 4 setzt mit „Chemistry” voll und ganz auf Atmosphäre. Das tiefgestimmte Gitarren Tuning zahlt sich hier im Zusammenspiel mit den Synthesizern, einem Chorus, der fast schon einen Alternative-Rock Hauch versprüht und dem Breakdown, in dem Mirza erneut seine Shouts präsentiert, sehr gut aus.
Wie auch schon „Chemistry”, wurde „Through My Head” bereits als Single präsentiert, die ein weiteres Highlight darbietet. Hier zieht sich schon der rote Faden, den die Band mit dieser Platte präsentiert durch. Wieder gibt es ein ruhiges Intro, das von Christian’s Violine begleitet wird, in dem eine elektronische, wabernde Bassline eingewoben wurde und ein Chorus der nur so von Catchiness strotzt. Außerdem blitzt hier noch ein gewisser R&B Vibe durch. Als Schmankerl obendrauf hat man sich Anthony Diliberto von Resolve mit ins Boot geholt, der sowohl gesanglich als auch im Breakdown mit seinen Shouts strahlen darf.
Ab auf die Tanzfläche
Der eingangs erwähnte rote Faden, was das einweben der elektronischen Elemente, grooviges Riffage und griffige Vocal Lines betrifft, findet hier einen weiteren Höhepunkt. On Fire wurde mit einem passenden Musikvideo ausgetattet, denn dieser Track motiviert mit seinem EDM Vibe, dem „four on the floor“ Takt der sich in den Versen durchzieht und einem weiteren Ohrwurm getränkten Chorus, sich auf die Tanzfläche zu begeben. Ein Track der wortwörtlich „on fire“ ist!
Hier gibt es Neues zu hören
Wer die Band und die vergangenen Releases verfolgt hat, dem dürfte aufgefallen sein, dass mehr als die Hälfte der eigentlichen Platte, bereits als Singles veröffentlicht wurden.
Mit „God Is A Woman” bekommt man allerdings doch noch einen Track, der nicht vorab veröffentlicht wurde. Allerdings stimmt dies auch nur so halb, denn die Band hat sich den Song von Ariana Grande geschnappt und ihren eigenen Anstrich verpasst. Dieser kommt aufgrund der Vorlage ebenfalls R&B und Pop lastig daher, jedoch im gewohnt tadellosen Siamese Gewand.
Bei Track Nummer 8, der auf den Namen „Utopia” hört, bekommt man ebenfalls Neues geboten. Dass dieser nicht vorab veröffentlicht wurde, tut dem Album auch sehr gut, denn hier gibt es mitunter einer der besten Tracks auf die Ohren. Dieser versprüht, durch den Alternative-Rock beeinflussten Sound, der hier und da, gerade im Chorus, Erinnerungen an Holding Absence weckt und fast schon Pop-Punk lastigen Vibe seine ganz eigene Note, die man weit oben ansiedeln kann!
Auf die Zielgerade
Bereits beim vorletzten Track „Hurricane” angekommen, gibt es hier die letzte Singleauskopplung präsentiert. Mit einem erneut stark elektronisch beeinflussten Sound und langsameren Tempo, mit einer gewissen Prise an Härte, könnte dieser Track quasi als der härtere Zwilling von „Vertigo” durchgehen, was wiederum dafür sorgt, dass dieser etwas im Vergleich zum Rest abflacht, da wenig Neues zu hören ist.
Rein in den Moshpit
Was die Dänen auf dem letzten Track von Elements vom Stapel lassen, ist nichts geringeres als großartig. Hier wird, wie der Titel es suggeriert, für einen gewissten Twist gesorgt.
Schon durch eine weibliche Ansage heißt es: „this is not a song, it’s a motherf*cking moshpit”, ehe Siamese nochmal aus allen Rohren feuern und die Gruppe einen in den letzten 30 Sekunden mit ihrem bis dato wohl härtesten Breakdown mit einem Kuss verabschieden. Live kann und wird dieser Song ein absolutes Brett darbieten!
Fazit:
Siamese haben es mit Elements geschafft, wortwörtlich verschiedene Elemente aus allen möglichen Genres zu selektieren, um diese in den Band eigenen Sound einzuweben und somit mutig experimentiert.
Schade ist an dieser Stelle, dass bereits 7 Tracks vorab veröffentlicht wurden und man (vorausgesetzt man hat die Release Zeitlinie nicht komplett mitverfolgt) nur wenige neue Songs zu hören bekommt.
Aufgrund der heutigen Zeit, macht dies allerdings natürlich Sinn.
Wenn man darüber hinwegsehen und diese Kritik getrost ignorieren kann, dann ist hier ein Album herausgekommen, dessen Experiment geglückt ist und man sich in 35 Minuten daran erfreuen kann, dem roten Faden zu folgen, der sich hier komplett durchzieht und man am Wegesrand dennoch die ein oder andere Überraschung erlebt. Von mir bekommt das neueste Werk 8/10 Punkte.