Die Avangarde-Metal-Band Zeal & Ardor wird diese Woche sein neues Werk „Greif“ veröffentlichen.
„Ein mythisches Mischwesen zieht für die Kinder durch die Straßen als Symbol für die arbeitende Bevölkerung Basels, die sich gegen die unterdrückende Elite wehrt. Angesichts der Verschmelzung von Energie und Körperlichkeit des Tieres ist der Name treffend gewählt.“
Nach dem Self-Titled-Album, seiner Zeit mein Album des Jahres, stellt sich natürlich die Frage:
Kann die neue Platte überzeugen?
Tracklist:
- the Bird, the Lion, and the Wildkin
- Fend You Off
- Kilonova
- are you the only one now?
- Go home my friend
- Clawing out
- Disease
- 369
- Thrill
- une ville vide
- Sugarcoat
- Solace
- Hide in Shade
- to my ilk
Das perfekte Trio?
„The Bird, The Lion And The Wildkin“ eröffnet das Album mit marschierenden Trommeln und sanften Klängen von Frontmann Manuel Gagneux. Mit einer Laufzeit von 1:33 Minuten dient es also eher als Intro für den zweiten Track, „Fend You Off„.
„Fend You Off“, bereits als Single veröffentlicht, setzt seinen Hauptfokus auf den Gesang, der zusammen mit der musikalischen Untermalung ein stimmiges Gesamtkonzept ergibt. Bei „Greif„, dem ersten Album, das mit der kompletten Band aufgenommen wurde, wird dies besonders deutlich. „Fend You Off“ steigert sich zum Finale hin noch einmal erheblich und schließt mit kraftvollen Black-Metal-Shouts ab, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Es wird Groovey:
Zeal & Ardor wussten schon immer, wie sie sich in den verschiedensten Genrewelten bewegen können.
„Kilinova“ stellt dies mit seinem Groove wieder unter Beweis.
„Eine Kilonova ist ein astronomisches Ereignis, das durch die Verschmelzung zweier kompakter Sterne, typischerweise zweier Neutronensterne oder eines Neutronensterns mit einem Schwarzen Loch, entsteht“
Trotz dieser kraftvollen Beschreibung überrascht der Song mit einer unerwarteten Richtung. Anstatt erwarteter harter Klänge erinnert er eher an die Vibes von Queens of the Stone Age!
„are you the only one“ zeigt eine bisher unbekannte Seite der Band: gefühlvoll und verletzlich. Manuels sanfte Stimme führt durch den Song, dezent unterstützt von den Instrumenten. In der zweiten Hälfte brechen die bekannten Black-Metal-Elemente durch und verleihen dem Stück eine nötige Intensität.
Der nächste Track „go home my friend“ besticht durch einen äußerst eingängigen Gesangspart. Aufgrund seiner Kürze bleibt er jedoch etwas im Hintergrund und dient eher als Intro für „Clawing Out“.
Ihr wollt Riffs, ihr bekommt Riffs:
„To not heed the call is cowardice
Justificatum malum factum (justificatum malum factum)
Justificatum malum (justificatum malum)
Malum factum“
Mit diesen Worten läutet die Truppe „Clawing Out“ ein und erinnert hier sehr an das Vorgängeralbum.
Seine bedrohliche Stimmung weiß ab der ersten Sekunde zu überzeugen und stellt eine der härteren Nummern auf „Greif“ dar. Die geschickte Kombination aus elektronischen Beats und Black Metal-Elementen demonstriert die einzigartige musikalische Vielseitigkeit der Gruppe.
Genregrenzen sprengen mit „Greif“
Das Tempo wird gedrosselt und „Disease“ entführt uns in eine verträumte Welt.
Hier lebt der Soul und lässt den Metal komplett außen vor. Man stelle sich eine Autofahrt bei Sonnenuntergang am Meer vor. Da sehe ich mich.
„369“ leitet wieder mit seiner kurzen Spielzeit den nächsten Song „Thrill“ ein.
Was folgt ist einer besten Songs auf „Greif“.
Mit seiner verspielten Art macht „Thrill“ alles richtig, und ich freue mich riesig darauf, den Song live zu hören! Zeal & Ardor sprengen hier erneut ihre Grenzen und kombinieren gekonnt verschiedenste Genres, die ihnen gerade in den Sinn kommen. Das Ergebnis: großes Kino.
„une ville vide“ dient mit seinen starken Stranger Things Vibes nur als Auftakt zum nächsten Song.
Obwohl das Intro an sich durchaus gelungen ist, beginnen sich solche Elemente allmählich zu häufen.
„Sugarcoat“ bedient sich wieder aus einem wilden Potpourri an Genres und bedient die etwas härtere Seite der Band. Der Song ist stimmig in seinem Konzept und passt gut zum Album, stellt für mich jedoch kein Highlight dar.
Was mir bis jetzt bei „Greif“ fehlt ist der Götterdämmerung-Moment. Der Track entstammt dem Self-Titled-Album und ist so genial, dass ich jedes mal Gänsehaut bekomme, wenn ich ihn höre.
Doch wieder zurück zum Greifen:
„Solace“ übertrifft „are you the only one“ noch einmal. Manuels ausdrucksstarker Gesang, begleitet von sanften Klavierklängen, schafft eine bewegende Atmosphäre. Dieses Lied geht direkt ins Herz und entfaltet seine volle Wirkung mit Sicherheit bei Live-Auftritten.
„Hide and Shade“ beginnt erneut mit einem kraftvollen Groove und da ist er – mein Götterdämmerung-Moment! Dieser Song ist zweifellos die härteste Single des Albums und greift am stärksten auf den Black Metal zurück. Diese Intensität vermisse ich ein wenig im Rest des Albums, aber das ist letztlich Nörgeln auf höchstem Niveau.
Wir bewegen uns auf das Finale zu:
Die erste Single-Auskopplung „to my ilk“ ist zugleich der letzte Song des Albums „Greif“.
Zeal & Ardor präsentieren sich erneut von ihrer ruhigen und verletzlichen Seite. Die hypnotische Melodie zieht den Hörer in ihren Bann und lässt das Album auf verträumte Weise ausklingen.
Nach der intensiven musikalischen Reise, die uns „Greif“ bietet, ist dies genau der richtige Abschluss.
Fazit:
In welches Genre lässt sich Zeal & Ardor einordnen? Ehrlich gesagt, spielt das keine Rolle!
Die Band beweist eine beeindruckende musikalische Vielseitigkeit und bewegt sich mühelos zwischen verschiedenen Stilrichtungen. Von Black Metal über Stoner Rock und Alternative Rock bis hin zu Blues, Soul und Gospel – Zeal & Ardor vereint all diese Elemente in ihrem einzigartigen Sound.
„Greif“, erweitert die musikalischen Grenzen noch weiter als sein Vorgänger. Dabei zeigt sich das Album etwas weniger hart als frühere Veröffentlichungen, ohne jedoch an Intensität einzubüßen.
Insgesamt überzeugt das Album und verdient sich 8,9/10 Punkte.