Mit frischem Wind in den Segeln und neu entwickelten Kräften präsentieren Kopfecho mit dem neuen Album „Zusammen Allein“ das privateste, emotionalste und gerade deshalb direkteste Album der bisherigen Kopfecho-Geschichte.
Ein durchdachter Balanceakt zwischen Texten, in denen intensive Freundschaften gefeiert, gemeinsam getanzt, Ängste vergessen oder an längst vergessene jugendliche Unbeschwertheit erinnert wird, aber auch klare Kante gegen gesellschaftliche Missstände, Normen und respektloses, herabwürdigendes Verhalten gezogen wird. Es wird abgerechnet mit geschlechtsspezifischem Chauvinismus, der zunehmenden Ignoranz gegenüber rechtem Gedankengut oder auch dem stattfindenden Realitätsverlust durch übermäßigen & missbräuchlichen Konsum von Social Media. Viele einsame Stunden haben gezeigt, welche Ängste einen bestimmen und auch, was einem fehlt. Jeder für sich, aber gemeinsam einsam. Und genau das möchten Kopfecho mit ihrer neuen Platte ändern, also lasst euch verzaubern und seit nie wieder allein.
Tracklist:
01. Nur am Rand
02. Stille
03. Deine Liebe nicht
04. Flucht
05. Echte Männer
06. Der Regen ist vorbei
07. Supersoaker
08. 1997
09. Früher oder später
10. HDMDF
11. Glanz & Moria (feat. PLANLOS)
Vergleiche mit Bands wie Massendefekt, die ebenfalls Punkrock machen, sind bisher sehr laut geworden und passen letztendlich auch sehr gut. Mitreißender Punkrock, der einfach gute Laune macht. Doch Kopfecho beweisen im Jahr 2024, dass sie weit mehr zu bieten haben als nur die berühmten drei Akkorde oder die oft damit in Verbindung gebrachten stumpfen Lyrics über das Dagegensein oder Lobeshymnen auf alkoholische Kaltgetränke. Dieser Punkrock ist der absolute Hammer! So vielseitig und durchdacht, einfach großartig und absolut hörenswert! Dennoch ist der Stil der Band so vielseitig, dass man ihn einfach gehört haben muss! In einer Sekunde erinnert der Sound an Radio Havanna, und zwar ganz extrem im Featureteil der Band Planlos. In der nächsten Sekunde denkt man an Drei Meter Feldweg. Es ist wirklich beeindruckend, wie Amy den Gesang in die Stücke integriert.
„Der Regen ist vorbei“ ist für uns eines der Stücke, welches verdammt gut ist! Endlich kann die Band wieder aus dem „Käfig“ raus, wie es sich als Band anfühlen muss, nach der Pandemie. Die Zeilen „Tickets von 2020 warten im Kleiderschrank“ oder „Endlich wieder live! Endlich wieder raus!“ – das ist ein Gefühl, das wohl jeder Person aus der Seele spricht, die nach Lockdowns und Quarantänen endlich wieder auf Festivals und Konzerte schlendern durfte. Doch das Album „Zusammen Allein“ ist vor allem eins: persönlich, gefühlvoll und nachdenklich.
„Zusammen Allein“ heißt auch der gleichnamige Titeltrack, der schnell die Richtung vorgibt: Kopfecho sind tanzbar, und wie! Die Texte sind vielleicht nicht ganz so locker und leicht wie die Musik selbst, aber der Anfang des Albums steht stellvertretend für die beiden Säulen Tanzbarkeit und lyrische Tiefe – und ist einfach der Hammer!
„Stille“ behandelt das schwierige Thema des vorzeitigen Abschieds von einem geliebten Menschen. Zwar mit Sicherheit ein Song zu einem bewusst gewählten Thema, aber irgendwie völlig berechtigt auf dieser LP mit an Bord zu sein.
„Echte Männer“ ist eine mitreißende Hymne, die die überholten Rollenklischees hinterfragt, die uns immer noch in Bezug auf das männliche Geschlecht begleiten. „Du schluckst die Tränen runter, nur so zum Schein, denn man hat dir gesagt, dass echte Männer niemals weinen“ – ein Song, der uns alle zum Nachdenken anregen sollte! Denn auch wir Männer dürfen im Jahr 2024 Gefühle zeigen und das gerne so oft und häufig, wie möglich.
Auch „HDMDF“ (kurz für: Halt doch mal die Fresse) ist ein absoluter Ohrwurm, der gegen all diejenigen austeilt, die Aussagen treffen, die mehr als fragwürdig sind und auf gekränkten Egos basieren. „Ich lass mir das nicht verbieten!“ Das ist eine klare Ansage, die uns alle betrifft und daher um so deutlicher macht, was gesagt werden muss.
Besonders hervorzuheben ist der Song „Supersoaker„. Von der Grundstimmung her macht dieser Track so richtig Bock, sodass wir alle wieder in Schwung kommen. Und vor allem Erinnerungen an die eigene Schulzeit weckt, was für eine geniale Idee von Kopfecho unserer Meinung nach! Jedoch lässt es uns auch mit einem weinenden Auge zurück, denn jetzt wird uns klar, dass wir ganz schön alt geworden sind. Oder wie seht ihr das?
Mit dem Finale „Glanz & Moria“ präsentieren uns die Mannen um Frontfrau Amy noch ein kleines Feature mit Planlos, welches an dieser Stelle einfach nur perfekt daher kommt. Ein Thema, das uns alle betrifft und das es verdient, dass wir uns damit auseinandersetzen. Auch wenn es durch andere Themen immer wieder verdrängt wird, ist es aktueller denn je. Kopfecho und Planlos schreien es heruas: Packen wir es an!
Fazit:
Die Texte von Kopfecho auf ihrem neuen Album „Zusammen Allein“ sind eine mitreißende Auseinandersetzung mit den drängenden Themen unserer Zeit: genderspezifischer Chauvinismus, die wachsende Ignoranz gegenüber rechtem Gedankengut und der Realitätsverlust durch übermäßigen und missbräuchlichen Social-Media-Konsum. Musikalisch präsentiert die Band eine beeindruckende Vielfalt an Genres, die sie auf einzigartige Weise miteinander verbindet und so ihre ganze Bandbreite an Facetten zum Vorschein bringt. Das Album ist wirklich rundum gelungen. Die markante Stimme von Sängerin Amy Vialon gibt dem Ganzen noch einmal einen extra Schub. Sowohl musikalisch als auch textlich kann das Album auf ganzer Linie überzeugen.
Rating:
Nach dem Hören des Albums von Kopfecho vergebe ich eine solide 8 von 10 Punkte-Wertung. Die Band hat bei der Produktion des Albums einige Kompromisse eingehen müssen, um die Vielfalt zu gewährleisten. Aber eines kann ich euch sagen: dieses Punkrock-Erlebnis solltet ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen!
Ach ja, und falls ihr Lust bekommen haben solltet die Band demnächst live zu erleben, dann können wir euch die bevorstehende Co-Headliner-Tour mit Blackpout Problems nur wärmstens empfehlen.