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Parkway Drive – „Darker Still“

Parkway Drive haben sich mit dem Release ihres sechsten Studioalbums „Reverence“ den Weg in die breitere Masse vorgenommen. Viele von euch benennen die neue Art und Weise der Musik von PWD sogar Stadion-Metal. Durchaus eine geeignete Namensgebung, wobei die Australier auf der letzten LP hin und wieder Ausbrüche zu ihren Wurzeln des Metalcores vorgenommen hatten. 

Was danach folgte war die Corona-Pandemie und eine abgesagte Welt-Tournee. Die Gründe dafür wurden damals nicht totgeschwiegen, sondern offen und ehrlich kommuniziert. Bei den Jungs war wegen der Pandemie etwas die Luft raus und man wollte sich zunächst daran machen, sich physisch und mental wieder fit zu fühlen.
Einige Fans vermuteten schon da einen Schaffungsprozess für neues Material und diese Vermutung wurde dann Realität. Parkway Drive kehren am kommenden Freitag, den 09. September 2022, mit ihrem siebten Studioalbum „Darker Still“ wieder zurück und holen ihre Konzerte auf den größten Bühnen der Welt nach. 

Die Frage ist nun, ob dieses neue Album die Band noch weiter voranbringen wird? Lasst es uns in unserer Review herausfinden.

Eröffnet wird das Album mit dem Song „Ground Zero„, wo wir zu Beginn mit der Melodie einer Spieluhr aus dem Winterschlaf geweckt werden. Winston begrüßt uns mit seinen durchaus noch verbesserten Cleans, im Vergleich zur letzten Platte. Scheinbar hat auch er ein paar Stunden genießen dürfen, seinen Gesang auf ein weiteres Level zu heben. Wie schon bei den letzten Alben liegt das Hauptaugenmerk auf Gitarrist Jeff Ling, der seine Gitarrenhelden-Träume auslebt und sich mit seinen Riffs in den Vordergrund spielt. Wenn auch das Intro etwas ungewöhnlich klingt so fällt uns bereits hier auf: dort wo Parkway Drive draufsteht, ist auch weiterhin Parkway Drive zu hören. Der unverkennbare Sound bleibt den Australiern weiterhin erhalten.

Like Napalm“ setzt mit Metal-lastigen Riffs fort, ehe Winston uns dann die Worte „Like Naplam in the Garden of Eden“ entgegen brüllt. Treibende Gitarrenschläge und ein eingängiger Refrain, der zum Mitsingen einlädt, lassen unsere Vorfreude, diesen Song live zu hören, steigen.
Wir bekommen hier zwar nicht die Härte von PWD aus den Anfangsjahren zu spüren, was auch schon beim letzten Album teilweise der Fall war, jedoch versprühen die Jungs weiterhin eine wohlwollende Heaviness, mit der wir vorzüglich klarkommen.

Es folgt die erste Single-Veröffentlichung „Glitch„, die bei ihrer Bekanntgabe die Fangemeinde abermals gepalten hat. Die Band schlug eine extreme Nu-Metal-Richtung ein, wobei Winstons Rap-ähnliche Darbietung alle verwirrte. Doch nach ein paar Durchläufen wurden auch wir warm mit dem Track. Der Song selbst handelt von den inneren Kämpfen, die man mit dem Phänomen der Schlaflähmung/Nachtangst hat.

Die Band selbst fügte folgende Worte hinzu: 
“Parkway Drive have always walked the line of balancing the light and the dark, and ‘Glitch’ is no exception. Sonically, we aimed to create a dark, heavy, and unnerving journey while still crafting a melody that burrows its way into your mind. Lyrically, the song deals with the phenomenon of night terrors and sleep paralysis. We all know the power our minds possess, but true terror manifests when your mind and all its fears takes physical control of your body. The glitch in your brain, where nightmares and reality cross.”

Das Besondere an diesem Parkway-Album ist, dass jeder Song ineinander übergeht. Wenn wir also von der Leadsingle „Glitch“ zum Nachfolger „The Greatest Fear“ übergehen, wird der Sinn der Platte durch die Höhen und Tiefen, die sie durchläuft, besser verstanden und durchaus nachvollziehbarer. Mit dem opernhaften Chorgesang und den kirchenähnlichen Orgelklängen wagen sich die Jungs aus Byron Bay wieder an etwas völlig Neues, was am Ende des Tages jedoch nichts Schlechtes zu heißen hat.
Das Einzige worauf man sich einlassen muss, ist Veränderung. Es gibt unverkennbare Anklänge an Songs wie „Wild Eyes“ und „Vice Grip„, die Band betritt also nicht völlig neues Terrain. Und was noch wichtiger für einige Fans der alten Tage sein wird: der Breakdown in diesem Track wird eure Fäuste in den Pits wieder zum Schwingen bringen.

Auf dem sechsminütigen Titeltrack „Darker Still“ bewegen sich PWD dann in völlig neuen Gefilden. Denn mit nicht mehr als einem Pfeifen und einer Akustikgitarre haben wir die Jungs bis dato noch nie hören dürfen. Der eher ruhigere Song zeigt uns eine Seite, die wir von Sänger Winston nicht kennen. Sein balladesker Clean-Gesang ist besonders hervorzuheben und umworben wird dieser von Streichern und Ben Gordons sanftem Spiel am Schlagzeug. Es darf aber auch hier kein E-Gitarrensolo fehlen, welches, wie wir finden, eines der besten Solos auf dem Album ist. Diese Klänge erinnern uns an den Stil der Rock’n’Roll-Bands der 80er Jahre, die den Heavy Metal bekannt und groß gemacht haben.

Mit „Imperial Heretic“ geht es dann zurück zu den kultigen Heavy Metal-/Power-Metal-Lead Gitarren und dem kultigen Jeff Ling-Sound. In klassischer PWD Manier kehren hier die wohlbekannten „woah ohhhs“ zurück und ohne Zweifel werden wir alle diesen Song bei zukünftigen Shows mit grölen. Es scheint so, als wolle die Band ihrer alten Fangemeinde mit solchen Stücken den Wechsel zwischen dem alten und neuen Sound etwas schmackhafter machen.

Als Nächstes nehmen die Dinge jedoch eine interessante Wendung.
If a God Can Bleed“ startet mit einem flüsternden Winston, der tiefe Töne an den Tag legt und in einem Sprechgesang verweilt. Diese Spoken-Words erinnern uns sehr an Songs vom letzten Album „Reverence„, wie z.B „Shadow Boxing“ oder „Wishing Wells„.
Ob dieser Track wirklich Anklang bei den Fans gewinnt, können wir nicht beantworten. Wir selbst waren etwas verwirrt und kamen mit dieser Art eines Zwischenspiels nicht ganz klar. Was jedoch ganz cool ist, der Song endet sehr abrupt, um genau zu sein mitten im Satz, was als cooler Übergang zum nächsten Song dient.

Und somit sind wir schon bei „Soul Bleach„, wo es die Australier mal wieder so richtig krachen lassen. Der Song beendet den vorher angefangenen Satz „Just like…“ mit einem geshouteten „Poison!„. Winston informiert uns noch schnell über den Namen des Tracks und es wird mit einem bedrohlichen, actiongeladenen Metalcore-Kracher losgelegt. Treibende Gitarrenklänge bauen sich zu einem fulminanten Ende auf und bieten uns genau das, was wir an dieser Stelle gebraucht haben.
Dieser Track erinnert uns an die guten alten Zeiten und beweist, dass PWD mit dem Metalcore-Sound noch lange nicht abgeschlossen haben. Die Kritiker dürften nach dem Hören von „Soul Bleach“ erst einmal wieder verstummen.

Danach folgt mit „Stranger“ ein weiteres Interlude, welches wir auch nach mehrmaligen Hören nicht so richtig deuten können. Es handelt sich hierbei um eine Art post-apokalyptisches Zwischenspiel bei dem die verzerrten Worte „we are but strangers, in a stranger world“ mehrfach wiederholt werden. Tendenziell dient es wahrscheinlich nur als Einleitung zum nachfolgenden Track, aber irgendwie fehlt uns ein wenig der inhaltliche Zusammenhang.

Ganz anders geht es uns dann mit dem vorletzten Track auf der Platte „Land of the Lost„. Die Riffs aus diesem Stück reißen uns ab Sekunde 1 mit und geben uns auch wieder so richtig derbe Oldschool-Parkway-Vibes. Die Gitarren, der Synthesizer, die Drums und Winstons Screams vereinen sich zu einem der stärksten PWD Tracks, der uns nach dem erfolgreichen Album „IRE“ geliefert wurde. Allein die Wucht dessen, was nach Minute 4 auf diesem Song passiert, wird unser Blut live in Wallung bringen.

Wir sind beim letzten Song „From the Heart of the Darkness“ angekommen. Dort kommen wir erneut in den Genuss der Kombination von Streichern und harten Klängen. Nach den zarten Tönen der Violine zu Beginn, werden diese schnell von einem ruppigen Riff und gebrüllten Screams sowie einem hämmernden Schlagzeug begleitet. Mit einigen fetten Nu-Metal-esquen Gesangseinlagen, die auf eine seltsame Art und Weise an „Dark Days“ und „Absolute Power“ erinnern, ist es mehr eine Reise als ein Song, mit vielen Wechseln in Ton und Tempo. Eine ruhige Passage gibt uns kurz Zeit zum Luft holen, die mit „Fury be my victory!“ den letzten Drop vorm finalen Gitarrensolo, einleitet.
Dieser Song ist der perfekte Abschluss von „Darker Still„.

Fazit

Überall, wo bisher Parkway Drive drauf stand, war auch Parkway Drive drin! Das gilt auch für das neueste Werk „Darker Still„. Nach 20 Jahren als Musiker ist es auch für PWD klar, sich weiterzuentwickeln. Dies sollte allen nach dem letzten Album „Reverence“ aufgefallen sein. Natürlich müssen wir erst einmal mit neuen Sounds warm werden, doch haben die Jungs aus Byron Bay erneut bewiesen, dass sie die Facetten von ihren Ursprüngen weiterhin lieben und nicht vergessen wollen.
Die Wahl der Singles unterstreicht diese Annahme, da die Band um Winston McCall vorab drei Songs gewählt hat, die das Alte mit dem Neuen verbinden. „Glitch“ und „The Greatest Fear“ erinnern uns an einigen Stellen sehr stark an den Oldschool-Sound der Band und mit dem Titeltrack „Darker Still“ wurde die Verbindung zu den neuen Tunes geknüpft.
Wenn wir nun annehmen, dass „IRE“ das Abitur für die Australier war und „Reverence“ das Studium darstellt, so ist „Darker Still“ die Abschlussfeier. Während viele andere Bands versuchen den Metalcore noch weiter zu revolutionieren, so wollen Parkway Drive den Heavy Metal-Sound neu definieren und haben dies mit ihrem neuen Werk unserer Meinung nach auch geschafft. 

Wir geben dem gitarrenlastigen, harten und dunklen Setting von „Darker Still“ 8 von 10 Punkten.
Wenn bei der nächsten Platte auf einige verwirrende Interludes verzichtet wird, ist die volle Punktzahl nicht mehr weit entfernt.

Außerdem habt ihr die Möglichkeit die neuen Songs demnächst auch live in eurer Nähe zu erleben.
Die Daten und Veranstaltungsorte findet ihr auf dem Flyer!

Tracklist:
1. Ground Zero
2. Like Napalm
3. Glitch
4. The Greatest Fear
5. Darker Still
6. Imperial Heretic
7. If a God Can Bleed
8. Soul Bleach
9. Stranger
10. Land of the Lost
11. From the Heart of the Darkness

Info
7. September 2022 
17:11 Uhr
Band
Parkway Drive
Genre
Metalcore Nu-Metal
Autor/en

 Alex Seb

Fotocredit/s
Pressefoto
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