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Review: Whitechapel „Kin“

Es ist mal wieder Zeit für eine Review.

Dieses Mal nehmen wir uns das neue Whitechapel Album „Kin“ vor die Brust.

Der Longplayer ist der bereits achte seiner Art und der direkte Nachfolger von „The Valley“.
Beide Werke thematisieren die traumatische Kindheit des Frontmannes, wobei „Kin“ unter anderem den Kampf mit einem fiktiven Alter Ego (Die dunkle Seite Bozeman’s) aufgreift.

Tracklist:

1. I Will Find You
2. Lost Boy
3. A Bloodsoaked Symphony
4. Anticure
5. The Ones That Made Us
6. History is Silent
7. To the Wolves
8. Orphan
9. Without You
10. Without Us
11. Kin

Los geht es mit „I Will Find You“:

Wo „The Valley“ mit dem Track „Doom Woods“ aufgehört hat, führt „Kin“ die Geschichte fließend weiter. Denn eine Akustikgitarre, die ich eher dem Country zuordnen würde, läutet den achten Longplayer der Deathcoreband aus Knoxville, Tennessee ein. Wohlgemerkt genau diese hat den Vorgänger leise beendet. Das Intro ist jedoch nicht von Dauer, denn ab ca. 0:30 geht es richtig los und die Mannen hauen in ihre Instrumente.
Blast-Beats folgen schnellen Gitarren-Riffs und die ruhigen Töne des Anfangs sind schnell vergessen.
Frontmann Phil Bozeman setzt ein und beginnt mit den Worten „The Devil Is Dead“. Hier ein kleiner Tipp: Dreht doch mal das Albumcover auf den Kopf.

Die Shouts sind auf dem Punkt und die Nummer hat eine aggressive Grundstimmung. An dieser Stelle muss man einfach das gute Drumwork von Neumitglied Alex Rudinger loben.
Ab der Hälfte kommen Bozemans Cleanvocals zum Einsatz, ein Highlight was bei „The Valley“ schon überragend war.
Diese werden mit einem recht schnellen Gitarrensolo abgerundet. Das Ende bietet noch mal einen epischen Moment, indem Bozeman vom Cleangesang direkt in seine dämonischen Shouts wechselt. Ein perfekter Einstieg in „Kin“!

Kommen wir zur ersten Single Auskopplung „Lost Boy“:

Die Nummer geht sofort nach vorne und Bozeman shoutet in seiner bekannten Manier so schnell, dass es schon nicht mehr menschlich wirkt.
Rotzige Gitarren geben sich mit einem stampfenden Schlagzeug die Hand und harmonieren perfekt.
Waren die Cleanvocals in „The Valley“ noch recht unterschwellig eingebaut, so scheinen sie bei „Kin“ mehr Platz zu finden, denn auch hier zeigt Bozeman wieder seine engelsgleiche Stimme. Mit den Worten:

„Underneath my shadow is a snake
And it’s telling me that I should run far away
But I know its voice will be echoing forever (echoing forever)
Echoing forever (echoing forever)“

bereitet er mir einen absoluten Gänsehautmoment.
Das Solo zum Schluss gibt noch mal das nötige Etwas und lässt auch hier einen starken Track enden.

Es geht mit „A Bloodsoaked Symphony“ düster weiter:

Die Gitarren wurden um einiges nach unten gestimmt und der Track erinnert mich persönlich sehr an „Black Bear“.
Waren die beiden vorigen Tracks noch schnell und treibend, so ist diese Nummer sehr langsam, aber bedrohlich.
Bozeman nutzt eine Art Shout/Sprechgesang und möchte dem Hörer etwas erzählen. Dieser hat in jungen Jahren beide Elternteile verloren und besingt in dieser Nummer die Wiederauferstehung beider:

„I bring the gift of resurrection
The power returns from which it came
Now grant me what I have gifted
Mother, father come back to me
Come back to me (Come back to me)“

Highlight ist hier definitiv der Shoutstyle Bozemans, denn hiermit erzählt er, wie im ganzen Album, eine Geschichte.

Machen wir weiter mit „Anticure“:

Wow, was geht denn hier?
Eine Gitarre, die eher an Alternative Metal erinnert. Eine Stimmung, die nicht mehr bedrohlich wirkt und ein Schlagzeug, was eher zurückhaltend ist.
Man könnte meinen, dass bei Track Nr. 4 eine ganz andere Band am Werk war, doch es ist tatsächlich weiterhin Whitechapel.
Auch hier kommen wieder Cleanvocals zum Einsatz und passen einfach perfekt zum Track.
Die Nummer ist sehr emotional und Bozeman singt sich die Seele aus dem Leib.
Ab der Hälfte des Tracks geben sich Shouts und Cleanvocals die Hand und lassen den Song in einem epischen Licht erstrahlen.
Musikalisch wird zwischen den Passagen immer wieder das Genre gewechselt, Deathcore, Death Metal, Alternative Metal, Hard Rock – es ist einfach alles dabei.

Mit „The One That Made Us“ werden wieder deftige Töne eingeschlagen:

Die Nummer nimmt von Anfang an keine Gefangenen und aggressive Riffs bringen Bozeman immer weiter in Rage.
Alles wirkt sehr treibend und düster. Die Gitarren von „A Bloodsoaked Symphony“ wurden wieder herausgeholt und stampfen mit dem Schlagzeug alles in Grund und Boden. Eindeutig ein Track für Old-School Whitechapel-Fans.

Mit „History Is Silent“ werden wieder ganz andere Gefilde ergründet:

Eine Akustikgitarre, die den wundervollen Cleansgesang untermalt, macht den Anfang.
Bozemans Cleans waren auf „Mark Of The Blade“ gut, auf „The Valley“ grandios, doch was er hier auf „Kin“ bis jetzt abliefert, ist einfach nur atemberaubend. Ein Gänsehautmoment jagt den nächsten und man fragt sich wo der Junge das auf einmal herholt.
Aber kommen wir wieder zum Song. Dieser ist zu Beginn sehr ruhig und emotional und hat schon fast poppige Züge (was nicht negativ gemeint ist), doch diese sind nach 1 Minute vorbei und Bozeman setzt mit seinen dämonischen Shouts ein. Halt Stopp,  es geht doch wieder in ruhige Gefilde, was ein Wechsel. Die Nummer steigert sich zum Ende hin immer weiter und baut so eine epische Stimmung auf. Ein Track, der definitiv für große Stadien gedacht ist!

„To The Wolves“:

Jetzt gibt es direkt auf die 12 und der Song explodiert ab der ersten Sekunde.
Hier zeigen sich Whitechapel wieder von ihrer alten Seite und lassen die Cleanvocals beiseite.
Schnelle Riffs und Blast-Beats geben das Tempo vor, worauf Bozeman natürlich in bester Manier einsteigt.
Das epische Gitarren-Solo zum Schluss darf natürlich nicht fehlen. Hätte mir jemand gesagt, dass Whitechapel mal solche Solos spielen würde, ich hätte ihn für verrückt erklärt.

Weiter geht es mit der dritten Single „Orphan“:

Wieder ein ruhiger Anfang, der mit einem wundervollen Cleanvocalpart Bozemans beginnt:

„It’s just the way it is
How did I find myself to be so pitiful and vulnerable“.

Hier zeigt er sich sehr verletzlich und singt was das Zeug hält.
Der Song wird überwiegend vom Gesang getragen und dieser hat es verdammt in sich.
Wenn man bedenkt, was Whitechapel vor ein paar Jahren noch für Musik gespielt haben, ist dieser Track einfach unglaublich.Das größte Highlight startet ab der 2. Minute, denn hier gibt Bozeman noch mal alles und ich bin ganz ehrlich. An dieser Stelle habe ich immer Tränen in den Augen. Zum Schluss wird es noch einmal im musikalischen Bereich episch, denn ein Gitarren-Solo hat auch seinen Platz gefunden. Was für eine schöne Nummer.

Weiter geht es mit dem Intro „Without You“: 

Hier haben wir ein 1 Minütiges Intro das die nächste Nummer „Without Me“ vorbereiten soll.

Kommen wir zum Hauptrack „Without Me“:

Die Gitarren aus „A Bloodsoaked Syhmphony“, „The Ones That Made Us“ und „To The Wolves“ sind wieder da, doch dieses Mal noch weiter nach unten gestimmt.
Also wieder eine Nummer, die brachial nach vorne geht? Falsch gedacht, Bozeman übernimmt und die ganze Nummer wird deutlich ruhiger und Cleanvocals beherrschen die Instrumente. Erst als Bozeman mit seinen Shouts beginnt werden diese wieder entfesselt und bilden eine perfekte Symbiose. Es wirkt, als würde Bozeman die Instrumente mit seiner Stimme kontrollieren, denn sobald die Cleans da sind wird es ruhig. Ein perfekter Mix aus alt und neu.

Das Ende bildet der Titeltrack „Kin“:

Die Akustikgitarre ist wieder da und ein bockstarker Bozeman singt was das Zeug hält.
Es gibt sogar ein Klavier, was im Hintergrund mitwirken darf.
Gänsehautmoment? Auf jeden Fall!
Ich muss es einfach noch mal sagen, Leute das hier sind Whitechapel! Songs wie „This Is Exile“, „Section 8“ oder „The Saw Is The Law“ stammen aus deren Feder und jetzt sowas? Hut ab und meinen vollsten Respekt. Wenig Bands trauen sich so einen mutigen Schritt und haben dabei auch noch so Erfolg wie die Jungs!

Fazit:

Wer hätte gedacht, dass die Jungs „The Valley“ toppen können? Nun ich auf gar keinen Fall.
Doch ich wurde eines besseren belehrt, denn „Kin“ fasst alle Stärken der Band in einem Album zusammen, setzt noch einen oben drauf und zeigt keine Schwächen.
Whitechapel haben es geschafft das Deathcore-Genre aufzubrechen und zeigen sich episch wie noch nie.
Cleanvocals, epische Melodien, dämonische Shouts, stampfende Gitarren, fette Blast-Beats und vieles mehr finde ich auf „Kin“ wieder und ich kann nur sagen Hut ab. So ein Mix wirkt meistens nicht harmonisch, doch die Jungs haben es geschafft ihr für mich bestes Werk zu schaffen.

10/10 Punkte! (Hätte ich 11 Punkte, ich würde sie geben)

Autor: Maik
Info
28. Oktober 2021 
10:52 Uhr
Band
Whitechapel
Genre
Autor/en

 Maik

Fotocredit/s
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