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Suicide Silence – „Remember… You Must Die“

„Suicide Silence ist wieder Suicide Silence“, erklärt Gründungsmitglied und Gitarrist Chris Garza. „Es hat Höllen-Jahre gedauert, um hierher zu kommen, aber das tat uns gut.“

Mit diesen Worten zu Beginn möchte ich gerne einsteigen, denn viel besser hätte ich es nach dem Hören der neuen Platte der Deathcore-Veteranen nicht beschreiben können. In der Tat, das kalifornische Quintett, das Deathcore maßgeblich bekannt gemacht hat (und sich als tragende Säule im modernen Extrem-Metal etabliert hat), ist musikalisch wieder zu seinen Anfängen zurückgehkehrt.

Remember… You Must Die“ beschreibt den Sound der Extrem-Metal-Stars Suicide Silence, wie sie den Geist ihrer klassischen Alben wie „The Cleansing“ oder „No Time to Bleed“ kanalisieren und dabei ein modernes Deathcore-Feuerwerk abliefern. Produziert von Taylor Young (Xibalba, Vitriol, Drain), ist das neue Album der positive Beweis dafür, dass die Band weit davon entfernt ist mit den Jahren an Härte zu verlieren. Mit dieser LP gehen sie tiefer und werden düsterer, die Songs gleichen oft einer lyrischen Meditation über Tod und Endlichkeit.

Die Band sagt über das Album:

Jede Sekunde, die die Uhr tickt, kommen wir dem Tod näher und was nach unserem kurzen Kampf mit der Zeit passiert, ist ein völliges Rätsel. „Remember… You Must Die“ wurde geschrieben, um sich an den Tod zu erinnern und die Zeit nicht unseren Meister sein zu lassen.

Das Cover Artwork stammt vom gefeierten Nekro-Surrealisten David Van Gough. Und wer diese treibende Bild bereits schon vor Augen hatte, der kann die oben genannten Worte der Jungs auf jeden Fall nachvollziehen.

Tracklist:

01. Remember… (00:51)
02. You Must Die (02:42)
03. Capable of Violence (N.F.W.) (03:44)
04. Fucked For Life (03:53)
05. Kill Forever (03:13)
06. God Be Damned (03:59)
07. Altar of Self (03:09)
08. Endless Dark (02:20)
09. The Third Death (03:30)
10. Be Deceived (03:00)
11. Dying Life (03:20)
12. Full Void (05:44)

Das erste Beben…

Eine erste Kostprobe des Albums spiegelt das Intro „Remember…“ wieder. Doch dies ist nicht das, was man erwarten würde. Ein galaktisches, ambientes und wortgesprochenes Intro, das mit den Riffs entlang der Oberfläche experimentiert, bis ein zielstrebiges „You Must Die“ uns direkt in den Inbegriff von brutalen Beats stößt.

“Time devours everything.”

Mit „You Must Die“ beginnt die LP dann erst so richtig. Frontmann Hernan „Eddie“ Hermida ist die treibende Kraft dieses Tracks und demonstriert sein übliches animalisches Spektrum, das eine Reihe von kreischenden Höhen und monströsen Tiefen umfasst. Viel mehr kann man eigentlich auch nicht zu dem ersten richtigen Track der Platte sagen. Es wird laut und unheimlich deathcorelastig, so wie man SuSi aus alten Tagen kennt.

„There is no fucking way.“

Abgesehen von den markerschütternden Vocals zu Beginn von „Capable of Violence (N.F.W)„, beginnt dieser Track nicht nur episch schnell und brutal, sondern wir haben auch einige gewaltige Riffs, die Mark Heylum und Chris Garza untereinander abliefern. Ich gebe zu, als die Single damals erschienen war, hat mir der Track nicht sonderlich gut gefallen. Vielleicht lag das aber auch, an dem etwas merkwürdigen Musikvideo. Nach mehrmaligen Hören und dann natürlich auch im Kontext mit dem Rest der LP, ist dieser Track ein wirklich bemerkenswertes Stück.

Fucked For Life“ ist dann eine wahnsinnig gute Fortführung als Song Nummer Vier auf „Remember… You Must Die„. Eddie´s Screams, die dieses Mal eher in Richtung Hardcore als Deathcore gehen, mischen sich perfekt mit dem fast atmosphärisches, chuggy, brutalen Riff von Mark.

Eben eher corelastig, auf „Kill Forever“ dann schon eher im Death-Metal unterwegs. Und auch das bekommen Suicide Silence meiner Meinung nach viel besser hin als noch auf dem Vorgänger „Become The Hunter„. Mehr Abwechslung, als nur die Härte der Deathcore-Walze zu spüren. Bereits jetzt ein kleiner Pluspunkt. Wobei eins muss man hierzu dann doch noch loswerden: der Breakdown lässt uns dann wieder schnell in Erinnerungen schwelgen.

„God be damned.“

Ja, genau so heißt der nächste Track auf dem Album. Und über diesen Song lässt sich so einiges sagen: die Tirade von Blastbeats vermischt sich mit sanften Cymbals und der Fußarbeit, die die High Hats des Kits antreiben, was diesen Song in eine schleudernde Richtung von sowohl aggressiver als auch kraftvoller Stimmung bringt. Das gefällt mir sehr!

So groovy haben wir sie noch nie gehört

Auf „Alter of Self“ haben wir Suicide Silence so groovy wie noch nie zuvor gehört. Warum haben wir das? Naja, weil dieser Track bereits einer der Vorboten des Albums sein sollte. Doch melodiös soll nicht gleichsagend bedeuten, dass die Jungs hier auf die Bremse treten. Ganz im Gegenteil: der Breakdown im Endteil könnte einer derer sein, die wir auf den Jahresendlisten vieler YouTuber wiederfinden.

Ein freudiges Kartoffelstampfen

Endless Dark“ ist ein großer Kontrast zum vorherigen Song und könnte durchaus das Highlight für viele auf dem Album sein. Warum ich das sage? Wir sprechen hier über den Tornado unter den Songs auf „Remember… You Must Die„. Zwischen den verheerenden Riffs sickert eine sexy Fingerarbeit durch, die zu den besten und spektakulärsten Kit-Arbeiten gehört, die SuSi zu bieten haben. Eddie hält sich bei diesem Stück nicht mit seinem Screams zurück. Wir bekommen verschiedene Töne von hohen Heulern und vernichtenden Growls, um seine Botschaft und Emotionen zu vermitteln. Dies gepaart mit der wahnsinnigen Melodie und dem tiefen Bass, der das Tempo der Riffs, die sich durch den Track ziehen, zusammenhält, ließen mich völlig erschöpft auf dem Boden der Tatsachen zurück. Wow!

BLEGH

Mit dem ersten „Blegh“ der LP startet der nächste Track „The Third Death“ so richtig durch. Suicide Silence haben ihre Kochbücher aus alten Tagen auf jeden Fall wieder zum Vorschein gebracht, denn die altbekannte Formel für ihre Deathcore-Burger funktioniert auch noch in 2023. Man nehme widerhallende Screams, die eine gewisse Atmosphäre schaffen, packt Riffs dazu, die an einen Todesmarsch erinnern könnten und fügt den intensiven Tempowechseln des Schlagzeugs hinzu. Und fertig ist das Gericht!

Ein Wechselbad der Gefühle erleben wir auf dem nachfolgenden Song „Be Deceived„. Tonangebend ist hierauf der Bass von Dan. Sein Bass bestimmt das Tempo und die Gangart des Songs, der sich mit Ernies Doppelpedalen in eine Mischung aus bösem Schlag und knackigem Tiefbass verwandelt. Einer der Tracks, die durchaus Suchtpotenzial entwickeln können.

Die dunklen Mächte

Der vorletzte Track „Dying Life“ ist ein wahrer Brocken, der einen regelrecht erschlägt. Einige Töne könnten den Hörer an Cannibal Corpse erinnern, doch schnell wird deutlich: das sind Suicide Silence, die uns auf die dunkle Seite der Macht ziehen wollen. Die Riffs sind so bedrohlich, dass man sich zwar immer wieder in Sicherheit wiegt, nur um am Ende dann doch in einem Brei aus Breakdowns unterzugehen.

Zu guter Letzt…

… setzen SuSi noch einen drauf! Denn beim Intro zum Abschlusstrack „Full Void“ setzen sie mit dem herrlich dunklen Solo zu Beginn ein Zeichen, welches sich etwas vom Rest des Albums abhebt. Die Gitarrenarbeit in diesem Werk ist wirklich beeindruckend. Wir haben eine Reihe von treibenden Rhythmen und atemberaubenden, faszinierenden Soli, die zusammenarbeiten, um ein hypnotisches, aber brutales Geflecht von Stimmungen zu schaffen. Am Ende gibt es dann wieder ein paar Spoken-Words, die mich etwas verdutzt zurück gelassen haben. War es das schon? Kommt da noch was? Die Antwort: ja, das war es!

Fazit:

Was zu Beginn etwas belächelt wurde, mündet am Ende zu einem der wohl doch größten Platten in der Diskografie von Suicide Silence. Bei den ersten Songs könnte man noch denken, dass SuSi einfach nur versuchen ihren alten Deathcore-Sound aus vergangenen Tagen zu imitieren, bevor sie dann mit einigen Ausflügen und Neuerungen Lust auf mehr machen. Besonders gut, neben der ganzen hervorragenden Gitarrenarbeit, finde ich die Neuerung an den Drums. Mit Ernie Iniguez haben die Jungs aus Kalifornieren jemanden gefunden, der auf jeden Fall ein paar neue Aspekte in den Klang von SuSi mit einbringen konnte, der mich hungrig auf mehr macht.

Rating:

Suicide Silence erhalten von mir würdige 9 von 10 Punkte für ihr neues Studioalbum „Remember… You Must Die„. Und denkt daran, irgendwann müssen wir alle mal von dieser Welt gehen, doch nun sind wir reicher um ein neues Werk unserer Lieblings-Kalifornier.

Suicide Silence sind:

Chris Garza – Rhtymus-Gitarre
Mark Heylmun – Lead-Gitarre
Dan Kenny – Bass
Hernan “Eddie” Hermida – Vocals
Ernie Iniguez – Drums

Info
7. März 2023 
22:19 Uhr
Band
Suicide Silence
Genre
Deathcore
Autor/en

 Seb

Fotocredit/s
Travis Shinn
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