Mit „BODIES“ schlagen Thornhill ein weiteres, mutiges Kapitel in ihrer Entwicklung auf. Die australische Band hat sich mit jedem Album stilistisch weiterentwickelt: Während ihr Debüt „The Dark Pool“ (2019) noch tief in den Wurzeln des modernen Metalcore verankert war, überraschten sie auf „Heroine“ (2022) mit einem düster-romantischen Sound, der stark von 90er-Alternative-Rock und Filmmusik inspiriert war.
Nun kommt „BODIES“ – ein Werk, das sich von Konzeptalben und strengen Stilgrenzen lossagt und stattdessen auf rohe Energie und Spontaneität setzt. Das Album wurde als direkter, instinktiver Ausdruck der Bandbewohner beschrieben – eine Platte, die auf dem Gefühl des Moments basiert, anstatt einer vorgefertigten Ästhetik zu folgen. Sänger Jacob Charlton erklärte, dass es das Ziel war, die Tracks möglichst ungefiltert und echt wirken zu lassen.
Ob Thornhill mit diesem Ansatz ihren bisherigen Sound auf eine neue Ebene heben oder sich in der stilistischen Freiheit verlieren, möchten wir euch in unserere Review näher bringen.

Tracklist:
- DIESEL
- Revolver
- Silver Swarm
- Only Ever You
- fall into the wind
- TONGUES
- nerv
- Obsession
- CRUSH
- under the knife
- For Now
Der Motor startet mit voller Wucht
Der Eröffnungstrack „DIESEL“ setzt mit kraftvollen Riffs und intensiven Rhythmen sofort ein starkes Statement. Er dient als energetischer Auftakt, der die Bühne für die folgenden Stücke bereitet.
„Revolver“ kombiniert melodische Elemente mit aggressiven Passagen und spiegelt die innere Zerrissenheit wider, die in den Texten thematisiert wird.
Als erste Singleauskopplung des Albums behandelt „Silver Swarm“ die Komplexität toxischer Beziehungen. Sänger Jacob Charlton beschreibt den Song als „eine eindringliche Erforschung des emotionalen Labyrinths, das durch überwältigende Gefühle und den toxischen Sog der Manipulation entsteht„. Die dynamischen Wechsel im Song spiegeln das Chaos und die innere Zerrissenheit wider, die solche Beziehungen kennzeichnen.
Zwischen Sehnsucht, Loslassen und Verlangen – die emotionale Mitte des Albums
Als nächstes geht es weiter mit „Only Ever You„: Dieser Track präsentiert eine sanftere Seite der Band, mit gefühlvollen Melodien und introspektiven Texten, die von Sehnsucht und Hingabe handeln.
„fall into the wind“ zeichnet sich durch seine atmosphärische Klanglandschaft aus, die den Hörer auf eine emotionale Reise mitnimmt und Themen wie Loslassen und Akzeptanz erkundet.
In „TONGUES“ thematisiert Thornhill den inneren Konflikt zwischen Verlangen und Widerstand. Der Song wechselt geschickt zwischen aggressiven und zurückhaltenden Passagen und fängt so die Spannung dieses Kampfes ein. Die Zeilen „turning your tongue in two“ und „fingernails down the walls“ verstärken diesen Konflikt und verdeutlichen den Kampf zwischen Hingabe und Befreiung.
Druck, Dunkelheit und Drang – wenn Emotion zur Obsession wird
„nerv“ erforscht das gefährliche Zusammenspiel von Verlangen und Selbstschutz. Der Song verbindet eindringliche Elektronik mit Nu-Metal-Elementen und hymnischen Melodien, was ihm Anerkennung und Platzierungen in bedeutenden Playlists einbrachte.
Mit „Obsession“ liefert die Band einen intensiven Track ab, der die dunklen Seiten von Besessenheit und Verlangen beleuchtet, unterstützt durch eindringliche Instrumentierung.
„CRUSH“ hebt sich durch seine treibenden Rhythmen und kraftvollen Gitarrenriffs hervor und vermittelt ein Gefühl von Dringlichkeit und Intensität.
Wunden und Abschied – das emotionale Finale
Auf „under the knife“ setzt sich die Band mit Themen wie Schmerz und Transformation auseinander, wobei die Musik die emotionale Tiefe der Texte unterstreicht.
Der abschließende Track „For Now“ bietet einen nachdenklichen Ausklang des Albums, mit melancholischen Melodien und introspektiven Texten, die zum Reflektieren anregen.
Fazit:
Mit „BODIES“ gehen Thornhill noch einen Schritt weiter in ihrer klanglichen Evolution. Während „Heroine“ bereits eine deutliche Abkehr vom klassischen Metalcore markierte, stellt „BODIES“ einen noch kompromissloseren Ansatz dar. Das Album lebt von Kontrasten: Harte, drückende Riffs treffen auf verträumte, fast schon psychedelische Passagen, während Jacobs Gesang sich zwischen Verzweiflung, Wut und melancholischer Schönheit bewegt.
Das größte Plus des Albums ist seine Authentizität – die Songs fühlen sich ungefiltert an, als hätte die Band bewusst auf ein enges Konzept verzichtet, um ihren Emotionen freien Lauf zu lassen. Allerdings könnte genau das für einige Hörer auch eine Herausforderung sein: „BODIES“ ist nicht so leicht greifbar wie seine Vorgänger und verzichtet auf klassische Ohrwürmer oder eingängige Songstrukturen. Wer sich jedoch auf das rohe, ungeschliffene Klangbild einlässt, wird mit einem intensiven Hörerlebnis belohnt.
„BODIES“ ist ein Album, das Mut beweist und Thornhill als eine Band etabliert, die sich nicht wiederholt, sondern konstant weiterentwickelt. Wer einen Nachfolger von „The Dark Pool“ erwartet, wird vielleicht enttäuscht sein, aber für Fans von experimenteller, emotionaler Musik ist es ein faszinierendes Hörerlebnis.