Trash Boat sind endlich zurück mit einem neuen Album und wir hatten die Chance vorab reinzuhören! Die fünfköpfige Band aus St Albans in England veröffentlicht mit ihrem neuen Werk „Heaven Can Wait“ am 4. Oktober ihr viertes Album. Zuletzt erschien 2021 der Langspieler „Don’t You Feel Amazing?”, welcher unter anderem „Alpha Omega“ (ft. Kamiyada+) beinhaltet, eines der live sicherlich mitreißendsten Lieder der Band.
Musikalisch beschränken Trash Boat sich nicht auf ein Genre, sondern sind zum Beispiel im Punk-Rock oder im Post-Hardcore unterwegs. Dass das Quintett musikalisch breit gefächert ist zeigt sich auf diesem Album unter anderem auch an der Zusammenarbeit mit Eric Vanlerberghe von I Prevail oder Kenta Koie von Crossfaith.
Wie „Heaven Can Wait“ klingt, könnt ihr im Folgenden lesen!
Trash Boat:
Tobi Duncan – Vocals
Ryan Hyslop – Gitarre
Dann Bostock – Gitarre
James Grayson – Bass
Oakley Moffatt – Schlagzeug
Tracklist
1) Watching Heaven…
2) Burn
3) Be Someone (ft. Eric Vanlerberghe von I Prevail)
4) filthy/RIGHTEOUS (ft. Kenta Koie von Crossfaith)
5) Are You Ready Now?
6) Better Than Yesterday
7) Break You
8) The Drip
9) Liar Liar
10) Delusions of Grandeur
11) Lazy
Trash Boat Sänger über „Heaven Can Wait“
Tobi Duncan beschreibt „Heaven Can Wait“ als eine Fortführung ihres letzten Albums „Don’t You Feel Amazing?“. Er betont, beide Alben wären eine Art Erkundungsreise für die Band gewesen:
„Heaven Can Wait, which we collectively selfproduced, is an extension of that journey of exploration. As a band, we don’t have a singular artistic direction. We’re a cloud of chaos.“
Der Sänger fügt hinzu, wie wichtig ihm Ehrlichkeit in der Musik wäre:
„I’m simply trying to paint an honest picture, and get as much of myself into these songs as possible. It’s direct. It’s unfiltered. It’s raw”.
Nun aber zur Review!
„Heaven Can Wait“ beginnt mit einem seichten Intro, welches den Titel „Watching Heaven…“ trägt. Die leicht verzerrten, ruhigen aber spooky Gesänge am Anfang sorgen dafür, dass mit Einsetzen des Schlagzeugs ein perfekter Spannungsaufbau erzeugt werden kann. In unter einer Minute schaffen Trash Boat es, die Vorfreude auf das Album aufzubauen, bevor der zweite Song mit voller Power einsetzt.
Watching Heaven… Burn
„Burn“ ist dann besagter zweiter Song, der als eine Art Fortführung vom Intro dient. Der Kontrast aus dem verzerrten Anfang des Liedes und den vergleichsweise klaren Vocals gemischt mit überlagerten Screams gibt Lyrics, wie „I don’t wanna be here“ die nötige Schwere. Zu Teilen erinnert „Burn“ gerade durch diese Merkmale auch an Deftones Songs.
Zusammenarbeit vom Feinsten
Weiter geht es mit zwei Kollaborationen, die es in sich haben. Als erstes haben Trash Boat sich für ihr Lied „Be Someone“ Eric Vanlerberghe von I Prevail geschnappt. Eventuell erinnert sich der ein oder andere an die I Prevail Tour von 2023, auf der unter anderem Trash Boat als Support gespielt haben. Diese Zusammenarbeit zeigt sich nun auch auf dem neuen Album der fünf Musiker!
Fun Fact: Eric Vanlerberghes Ehefrau sei Fan von Trash Boat, weshalb die Tour überhaupt zustande gekommen sei. Laut Tobi Duncan haben Trash Boat den I Prevail Sänger schließlich auf der Tour gefragt, ob er nicht Lust hätte, zusammen an einer Single zu arbeiten!
Eindringliche Gitarrentöne mit geflüsterten Vocals bieten den Startschuss des Liedes, bevor es ins Screaming übergeht. An sich ist der Song einer der schnelleren Lieder des Albums, stellenweise verlaufen die Vocals fast in einen Rap Teil. Durch Eric Vanlerberghe lassen sich natürlich auch die musikalischen Einflüsse von I Prevail kaum überhören. Wenn diese beiden Bands zusammenarbeiten, kann es nur gut werden!
„filthy/RIGHTEOUS“ mit Kenta Koie von Crossfaith ist die zweite Kollaboration auf dem Album. Insgesamt ist dieser Track auch etwas härter, was besonders durch die Gitarrenklänge erzeugt wird, bevor es abwechselnd in stark elektronische aber ruhige Vocals oder aber wieder in Screams übergeht. Die Nu Metal Momente des Songs und Kenta Koies Einfluss sorgen für Abwechslung auf dem Album. Obwohl das Lied an sich recht heavy ist, finden sich aber auch Parts zum Mitsingen.
Are You Ready Now?
Weiter geht es mit „Are You Ready Now?”, dem fünften Song auf dem Album. Insgesamt ist dieses Lied eines der ruhigeren auf dem Album, bricht aber dennoch zwischendurch mit Screams und einem schönen, dramatisch klingenden Singalong Teil aus. Zwar wurde mit dem Track nicht unbedingt die Musik neu erfunden, trotzdem bleibt er definitiv beim Hören im Ohr. Auch der beachtliche Scream (Er dauert ganze 22 Sekunden!) im letzten Drittel des Liedes ist nicht zu verachten! Wer Trash Boat einmal live gesehen hat und sich eventuell noch an ihr Cover von „Given Up“ von Linkin Park erinnert, weiß, dass besonders dieser Scream auch live sehr eindrucksvoll sein wird.
Kontrastprogramm
„Better Than Yesterday” sticht von vornherein aus den anderen Liedern des Albums hervor. Mit einem ruhigen, fast hypnotisch wirkenden Intro und schnellem Gesang schaffen Trash Boat eine interessante Harmonie. Besonders Schlagzeuger Oakley Moffatt kommt in diesem Track auf seine Kosten. Die herausstechenden Drums zusammen mit dem schnellen Gesang lassen das Lied musikalisch als Kontrast zu den Lyrics stellenweise fast fröhlich wirken.
Ziemlich elektronisch und verzerrt geht es mit „Break You“ weiter. „Break You“ entpuppt sich definitiv mal wieder als einer dieser Songs, die förmlich zum Moshpit einladen. Insgesamt ist der Track wirklich recht verzerrt, was nicht unbedingt an allen Stellen nötig gewesen wäre. Trotzdem haben Trash Boat hier ein Lied geschaffen, was spätestens auf den nächsten Konzerten auch durch seine Schnelligkeit durchaus reinhauen wird.
„The Drip“ startet mit einem ebenfalls elektronischen Intro, bevor der Song etwas mehr anfängt an 2000er Pop-Punk Songs zu erinnern. Was in diesem Lied besonders hervorsticht ist der Gesang, der in Teilen klingt, als würde Sänger Tobi Duncan eine Rede halten. Durch diesen gesprochenen Gesang werden vor allem die Lyrics in den Vordergrund gestellt. Richtung Ende des Liedes können auch die Gitarristen ihr Können beweisen, indem die Gitarren kräftiger zum Vorschein kommen.
Erste Veröffentlichungen
„Liar Liar“ wurde bereits 2023 herausgebracht, klingt deshalb aber nicht weniger provokativ. Wie einige Songs zuvor ist auch dieser wieder recht elektronisch, trotzdem gefallen mir aber hier die Gitarren und das Schlagzeug besser. Alle Instrumente kommen deutlicher zum Vorschein, ohne zu sehr von dem elektronischen Part überlagert zu werden. Mit rotzigen Lyrics, wie „Shut the f*ck up, get away from me!” besingt der Sänger den im Songtitel erwähnten Lügner.
Nun gibt es noch eine kleine Zeitreise zurück ins letzte Jahr. „Delusions of Grandeur“, was soviel bedeutet, wie „Größenwahn“, wurde nämlich bereits im Februar 2023 als erster Track des Albums veröffentlicht!
Auch diese Single ist nicht weniger zurückhaltend, als die meisten anderen Songs des Albums. Mit einem netten Wechsel zwischen melodischen Momenten und kratzigen Gitarrenklängen ist dieses Lied eines meiner Favoriten. Insgesamt ist „Delusions of Grandeur“ einer der härteren Songs des Albums, was nicht zuletzt durch die eindringlichen Gitarrenriffs und die abrupten Pausen im Song erzeugt wird. Hier fällt das Verzerren der Instrumente und des Gesangs deutlich positiver auf, da es als Stilmittel benutzt wird, welches den Sprechgesang und damit die Lyrics in den Vordergrund stellt.
Leider ist „Lazy“ bereits der letzte Track. Mit dem spooky elektronischen Intro des letzten Songs hört das Album also so auf, wie es angefangen hat. Allerdings verläuft „Lazy“ nach dem Intro noch einmal in eingängige Gitarrenklänge, untermalt vom Schlagzeug. Die clean Vocals mit sentimentalen Lyrics und einem Hauch von Popmusik-Elementen stechen auf diesem Album abschließend noch einmal hervor. Auch „Lazy“ ist ein wirklich gelungenes Lied, das etwas längere Outro ein runder Ausklang für „Heaven Can Wait“.
Fazit
Wie Sänger Tobi Duncan gesagt hat: „Heaven Can Wait“ zeigt wirklich pure Emotionen und auch das von ihm angesprochene Chaos lässt sich irgendwie nachvollziehen. Jedes Lied des Albums zeigt Gefühle, die darauf schließen lassen, unter welchen Umständen der Song geschrieben wurde. Sowohl musikalisch als auch textlich wird das dargestellt und hat zumindest bei mir bewirkt, dass die Emotionen beim Hören ankommen. Teilweise überlagert das elektronisch-Verzerrte etwas stark in den Liedern, was meiner Meinung nach nicht immer notwendig gewesen wäre. Trotzdem haben Trash Boat mit ihrem vierten Album ein absolut solides Werk geschaffen und bekommen dafür 8 von 10 Punkten!