Für die meisten Fans schwebt Underoath noch immer auf der Nostalgiewelle ihres Albums „They’re Only Chasing Safety“ (2004). Inzwischen verlässt sich das Quintett aus Tampa, Florida längst nicht mehr auf die Vergangenheit und versucht, den Zeitgeist im Blick zu behalten. Mit ihrem letzten Album Voyeurist (2022, Label: Fearless Records) positionierte sich die Band bereits stark im modernen Metalcore. Ihr brandneues Full-Length-Album „The Place After This One“ (Label: Fearless Records) kombiniert diesmal Hard Rock, Elektroelementen und Metalcore – doch wirkt das Album eher wie eine Trenderscheinung denn als bahnbrechende Musik.
Zeitgeist statt Authentizität
Einen ersten Eindruck gaben Tracks wie „Generation No Surrender“, „All The Love Is Gone“, „Survivors Guilt“ und „Teeth“. Hier fiel sofort auf, dass Underoath den Schritt in eine andere Richtung wagen wollte. Mit elektronischen Klängen hat die Band bereits in ihrem letzten Album experimentiert und auch Bands wie Silent Planet, Siamese oder Spiritbox haben in der Vergangenheit mit solchen Sounds gespielt. Generell hat es die Metalszene langsam satt, Standardelemente wie „elektronische Klänge“ oder „heftige Breakdowns“ als neu und innovativ verkauft zu bekommen. Obwohl diese Elemente durchaus überzeugend klingen können, offenbaren sie bei diesem Album vor allem die fehlende musikalische Tiefe. Songs wie „And Then There was Nothing“, „Spinning in Place“ oder „Cannibal“ mögen zwar energetisch sein und eine solide Struktur aufweisen – am Ende klingen sie jedoch wie Tracks, die man so ähnlich bereits zwischen 2018 und 2024 gehört hat.
Klangliche Déjà-vus
Der Wechsel zwischen kraftvollen Cleans im Refrain und heftigen Breakdowns gehört zwar zur Signatur von Underoath. Diesmal fehlt jedoch die mitreißende Hook, die den Hörer wirklich packt. Titel wie „Devil“ oder „Loss“ wirken weder schlecht noch besonders gut – sie gehen in der Playlist schlichtweg unter. Viele Songs klingen rhythmisch und textlich wie uninspirierter Dad Rock: nicht schlecht, aber auch nicht wirklich überzeugend. Lediglich der Abschlusssong „Outsider“ sticht hervor, mit eingängigen Melodien und sinnvoll eingesetzten Synths.
Ein sinkendes Schiff
Für den Track“ Vultures“ holte Underoath Mastodonsänger Troy Sanders mit ins Boot. Wer mit der Progressive Metalband Mastodon vertraut ist, hätte mit interessanten Riffings und eine herausstechende Stimmfarbe gemischt mit Metalcore gerechnet. „Vultures“ lieferte stattdessen einen etwas heftigerer Dad Rock Song, der traurigerweise nicht die Vorzüge beider Bands in einem Feature vereinte.
Fazit
Die Herangehensweise von Underoath an ihre neuen Songs spiegelt die aktuellen Trends der Metalszene wider: Hauptsache, der Song knallt und geht schnell ins Ohr. „The Place After This One“ bleibt hörbar, vermag aber weder die Originalität früherer Werke zu erreichen noch eine wirklich neue musikalische Perspektive zu eröffnen. Leider gibt es 4/10 Punkten.