Das Quintett rund um Wind Walkers veröffentlicht am 03.10. ihre neue EP „I Don’t Belong Here“ (via Fearless Records). Vor zwei Jahren gab es nach 5 Jahren Wartezeit und mit ihrem neuen Vocalisten Trevor Borg in Form von „What If I Break?“ einen neuen Longplayer zu hören, welcher schon den Weg für neue Sounds ebnete.
Nun läutet die Band eine neue Ära ein und gibt insgesamt 6 Tracks zum Besten, welche eine Weiterentwicklung darstellen soll und den Blick in die Zukunft freigibt. Was die rund 20 Minuten Laufzeit nun auf dem Kasten haben, erfahrt ihr in der nachfolgenden Kritik:

Tracklist:
01. Hereditary
02. The End Aesthetic
03. Sink Into Me
04. Funeral Ballrooms
05. Eating My Heart Out
06. Silk & Static
Pure Ästhetik
Ach ja, „Hereditary“. Ein wunderbarer Film, dessen Besonderheit darin liegt… Moment. Falsche Sparte.
So wie der Titel zu diesem famosen Film, legt die Formation einen ebenso vorbildlichen Start hin. Ein düsteres Intro, begleitet von einem four on the floor Synthesizer Beat und Trevor’s fast schon flüsternder Gesang, münden in einen dynamischen Chorus in dem bereits dezent Shouts eingestreut werden. Die letzte Minute setzt voll auf Groove, wechselt die Tonalität und lässt etwas Funk aufblitzen. Direkt ein Haken für das erste Highlight gesetzt.
„The End Aesthetic“ war der erste Vorgeschmack der EP, spielt alle Stärken der Band aus und zeigt, wie gut sich die Band weiterentwickelt hat und dass eine neue Ära einläuten nicht immer nur eine Phrase sein muss. Ein Track, der voller Details gespickt ist, damit verbunden immer wieder neue Twists auspackt, wie beispielsweise die Refrains inklusive Aufbauten, die immer wieder etwas abgewandelt werden. Durch die vorherrschend groovige und tanzbare Atmosphäre, knallt der Breakdown im späteren Verlauf umso mehr und schon glüht die repeat Taste für den Song.
Trevor Borg erzählt zum Track:
„I think that lyrically this song ended up being a lot more self-observant than I had intended it to be. I started with the chorus which is more of an outward projection, expressing the feeling that everyone is hiding something about themselves. Whether that be hidden anxieties, fears, or vices. As I wrote more, this song kind evolved into something that looked more inward. It talks about my own issues with numbing to distract myself from how sick the world is and asks the question, “Was our environment designed to make us feel this way?“
An dieser Stelle ein kleiner Spoiler: Saxophon ist wie cheaten in der Musik. „Sink Into Me“ bindet dieses schöne Instrument im späteren Verlauf, also gibt es hier wieder direkt einen Ohrenschmaus.
Doch auch abgesehen davon, macht die Gruppe hier wieder alles richtig und offenbart eine balladeske Soundkulisse. Wieder einmal gibt es interessante Details und Abwechslung (Saxophon und Riff im späteren Verlauf) zu hören und im stimmlichen Bereich packt Trevor hier wunderbare Betonungen der Wörter mitsamt Harmonien aus.
Spätestens hier sei auch erwähnt, dass der Rest der Truppe im instrumentalen Bereich eine dichte Soundwand erzeugt. Gerade Ethan Cheesman rackert sich am Schlagzeug einen ab, was später noch mehr zur Geltung kommt.
Das Herz am rechten Fleck
„Funeral Ballrooms“ könnte man als den eingängigsten Song bezeichnen. Hier setzt die Band voll und ganz auf Griffigkeit mit einem hymnischen Chorus, welcher sich sofort in die Ohrkanäle einnistet, da dieser der wohl ziemlich poppigste ist. Abseits dessen, lassen Wind Walkers wieder ein wenig den Funk aufblitzen, doch insgesamt bleibt dieser Track ganz leicht auf der Strecke.
Auf der Zielgeraden lässt es sich die Formation nicht nehmen, mit „Eating My Heart Out“ und „Silk & Static“ ordentliche Banger zu präsentieren.
Eating My Heart Out zählt als so ziemlich der emotionalste Track, was sich stark im Chorus wiederspiegelt. Dieser kommt gewaltig daher, zeigt erneut, wie versiert die Band im Umgang mit Catchy Melodien ist und das ohne die großen Emotionen zu vergessen. Im Pre-Chorus wird es wieder funky und in Kombination mit den Claps könnte dieser nicht prägnanter sein.
Zwischendurch gibt es außerdem eine Referenz zu „Body Bag“ aus dem vorherigen Album, was dementsprechend für einen full circle Moment sorgt. Erneut ein Anspieltipp an dieser Stelle.
Für Trevor Borg bedeutet der Track:
„This song captures the guilt, feeling of distance and identity conflict that comes with life as a musician and being on the road. You can feel such a divide in identity, having to be what your career needs and who your family needs at the same time. I’m sure this song will resonate with people dealing with turmoil in a relationship, but I truly wrote this song to be a portrait of guilt in having uncertain dreams, with the intent to resonate with other artists and people who share the same conflicts. I also intended for it to serve as a message to the fans and lovers of music about the sacrifices that go into the art form they hold so dear to their heart.“
„Silk & Static“ beschließt die EP mit einem Paukenschlag. Dieser Track drückt mit seiner Energie ordentlich nach vorne und hier wieder ein Shoutout an Schlagzeuger Ethan, der einige Double Bass Attacken präsentiert. Abseits der vorherrschenden Geschwindigkeit und Härte, ist dieser Song für Vocalist Trevor sehr persönlich, denn hier schafft er aufgrund seiner Diagnose Raum und Sichtbarkeit für ADHS. Gerade dadurch wird der Song mit einer guten Prise an Emotionen gefüllt.
Als kleine Schmankerl gibt es Soundeffekte die direkt aus dem Game Boy stammen könnten, mitsamt Coin Sound aus Super Mario. Da kommt nebenbei auch noch Nostalgie auf, herrrlich.
Trevor Borg zu „Silk & Static“:
„Writing ‚Silk & Static‘ was like staring into a mirror and unpacking every frustrating thing about myself. It came from a place of not understanding why my mind felt so chaotic all the time and why I kept getting in my own way. After recently being diagnosed with ADHD, the pieces started falling into place, and it shed a different light on the song. It was very eye-opening in the fact that I wasn’t alone, and that this kind of internal noise or “static” is something others live with too. At its core, I wrote this song to offer comfort to people who can relate to feeling overwhelmed and misunderstood, while trying to make sense of themselves.“
Fazit:
Wenn eine EP so stark wie ein gesamtes Album ist, dann hat die Truppe hier die richtigen Hebel in Bewegung gesetzt. Wer Fan von modernen Metal / Rock ist, darf sich diese 6 Tracks nicht entgehen lassen und selbst Hörer*innen, welche wenig bis keine Berührungspunkte mit den härteren Tönen haben, finden hier sicherlich Zugang.
„I Don’t Belong Here“ ist gespickt mit eingängigen Hooks und Melodien, ohne den Fokus auf Emotionen und die Liebe zu den Details zu verlieren, welche Wind Walkers mit dem richtigen Maß an Verspieltheit und einem wahnsinnig starken Songwriting präsentieren.
Spätestens jetzt steht dieser Formation eine strahlende Zukunft bevor und dafür gibt es 9 von 10 Punkten.