Future Palace sind spätestens nach ihrem 2. Album „Run“ so richtig durchgestartet und begeistern Fans seit jeher mit eindringlichen Texten und der richtigen Prise an Härte. Mit ihrem neuesten Longplayer „Distortion“ hat die Formation eine neue Ära eingeleitet und sich musikalisch in experimentellere und härtere Territorien gewagt.
Wir von RiotVision hatten im Zuge der Veröffentlichung die Gelegenheit, mit Sängerin Maria Lessing zu sprechen und mehr über die Bedeutungen des Albums, der Tour mit Our Promise und Schicksale, die sich zusammenfügen zu erfahren. Das alles könnt ihr nun beim folgenden Interview erfahren:
Future Palace sind:
- Maria Lessing – Gesang
- Manuel Kohlert – Gitarre
- Johannes Frenzel – Schlagzeug
Hallo, mein Name ist Jan und ich darf dich heute im Namen von RiotVision ein paar Fragen stellenEine Frage die ich immer gerne zuerst stelle: Wie geht es dir, wie ist das allgemeine Wohlbefinden?
Maria:
Ja, ganz gut. Gut, weil ich froh bin, wie das Album ankommt bis jetzt, würde ich sagen. Ich freue mich auch auf die Tour.
Wir gehen jetzt bald auf Tour, in ein paar Wochen sogar schon. Aber es macht einem natürlich auch gleichzeitig ein bisschen Druck, jetzt geht es bald los, man muss fit sein.
Ich hatte gerade erst eine OP und singe jetzt morgen das erste Mal wieder seit einer langen Zeit, weil das jetzt auch eine Kiefersperre war und so.Da ist man natürlich ein bisschen auch aufgeregt, wie ob das alles am Ende klappt. Aber sonst, ja, ich freue mich. Ich denke, auch wenn jetzt Winter kommt und die schönen Winterdepressionen kicken, dadurch ist wwahrscheinlich die Tour so ein ganz schöner Lichtfleck für diese Zeit.
Es ist ganz schön, dass die auch bis Dezember geht, dass man irgendwie immer was hat, was einem da irgendwie durchhilft.
Ja geht mir da genau so. Da ist es doch schön, dass ihr beziehungsweise in dem Fall, du das hast.
Du meintest, das Album kommt gut an, gut in deinem Falle vielleicht etwas blöd haha, aber die ersten Wochen nach Release für euch als Band, wie waren die im Allgemeinen?
Maria:
Also ich konnte als Vorteil dadurch sehr viel auf Social Media hocken und schauen, wie die Leute reagieren, habe ich auch viel gemacht und auch so Reactions angeguckt und so.
Und ich bin schon sehr erleichtert, weil ich auch zum Teil ein bisschen aufgeregt war, weil irgendwie kam „Run“ damals so gut an oder hat überhaupt unsere Karriere so wirklich ins Kurbeln gebracht, würde ich mal sagen.
Sodass ich jetzt ein bisschen Angst hatte, dass Leute gewisse Erwartungen an uns haben, die man dann irgendwie vielleicht enttäuscht oder so.Aber zum Glück war das nicht so. Also ich bin ganz froh, weil lustigerweise, was heißt lustig, aber ja ironischerweise, hatte ich ja beim Album, bei der Produktion auch eine Weißheitszahn-OP gehabt, aber eine Notfall-OP. Und eine Wurzelentzündung hatte ich auch noch gleichzeitig bekommen, war da schön auf Antibiotika.
Und wir kamen auch gerade erst von der Tour. Das waren halt wirklich nur ein paar Wochen und das war so stressig alles und das war halt einfach machen, einfach schaffen, einfach schnell hinkriegen und gar nicht so viel Zeit zu reflektieren, was man jetzt da gerade eigentlich macht, weil es gab halt diese Zeit auch gar nicht.
Deswegen hatte ich teilweise Angst, was haben wir denn eigentlich gemacht? Ist das wirklich cool, was wir gemacht haben oder war das so ein Rausch irgendwie, so ein schnell fertig werden? Aber ich denke, es ist schon cool und im Nachhinein mag ich auch, was wir gemacht haben.
Ich denke an sich bis jetzt, ganz gute Reaktion, aber wir warten jetzt erst mal auf die Tour, um die echten Reaktionen nochmal zu sehen.
Wie das alles dann auch überhaupt live ankommt, wenn ihr die ganzen neuen Songs hier spielen werdet und das alles in Kombination noch mit den alten Songs die Balance zu halten.
Maria: Ja, das ist immer voll spannend, darauf freue ich mich sehr.
Ja, das ist glaube ich auch ein perfekter Übergang zu der nächsten Frage. Die anstehende Tour mit Our Promise und ich glaube mit noch einer Band, ich bin mir gerade nicht sicher, ich glaube da war noch jemand mit dabei oder?
Maria: Genau, wir haben auch noch Revnoir und Seven Blood, das ist dann immer aufgesplittet von Stadt zu Stadt.
Genau, aber damit haben wir dann pro Abend zwei Supports / Special Guests, was auch mehr ist, als was wir je hatten. Also für mich selbst überraschend, dass es dann ein sehr langer Abend quasi immer wird. Aber ich freue mich auch drauf, wie die so sind.
Hattet ihr schon vorher Kontakt mit den Jungs von Our Promise oder war das auch sowas, wo ihr euch vom Label her zusammen gefunden habt?
Maria:
Nee, tatsächlich war es überhaupt nicht Business. Das ist generell bei uns irgendwie nie so bis jetzt gewesen, mit Business und Booking und so, weil wir sind selber bei Zündstoff-Booking. Das ist jetzt keine Riesen-Booking-Agentur wie andere, sondern das war so, dass unser Drummer Johannes auch aus diesem Bereich kommt und er kannte den Olli, der da arbeitet und das mit aufgezogen hat, und meinte direkt, das ist ein super kompetenter, cooler Typ.
Der ist im Übrigen auch bei Seven Blood mit drin. Das ist dann schon eine gute Rückbrücke, aber die sind natürlich auch super cool und gut. Und Johannes macht halt auch Sachen mit denen, also da ist schon die Connection.
Aber es ist nicht so, dass uns jetzt Bands aufgezwungen werden oder so, sondern wir gucken da immer, wir wägen ab.
Und meistens bis jetzt haben wir eigentlich Leute immer mitgenommen, wo wir Bock hatten auch, beziehungsweise also bei mir auf jeden Fall. Wenn ich Bands vorschlage, von mir aus sind das immer Bands, die ich halt auch irgendwie cool finde.Und am Ende, genau, schaut man dann, wägt man dann ab, was so sinnvoll ist. Und bei Our Promise war es so, dass wir beim, wie hieß dieses Festival nochmal, Crowd Salat oder so? Nee, nicht Crowd Salat. Wir waren irgendwo in Stuttgart, glaube ich.
Ich habe vergessen, wie es heißt…
Jaja. Crowd? Nee, das war, wo haben die denn noch gespielt? Ah, verdammt, Corefest? War es Corefest?
Maria:
Corefest! Ja genau!
Da waren wir lustigerweise gerade auf Headliner-TourDas war ganz schlimm, da kamen wir gerade aus Italien. Ich hatte, glaube ich, vier Stunden Schlaf. Ich war so durch, wir waren auch alle krank und richtig stressig.
Und dann habe ich mir aber irgendwie auf der Hinfahrt im Bus die Bands angeguckt, die da spielen. Weil ich hatte überhaupt keinen Plan gehabt, was da jetzt passiert ist. Ist oft bei mir so, dass ich gar keinen Plan habe, wo wir jetzt hinfahren und was passiert hahaha
Dann gucke ich so und bin über Our Promise gestolpert und habe dann mal reingehört. Weil ich dachte mir so, „hey, krass, sind ja auch Deutsche“ Und hab sofort laut im Bus gesagt: „die sind krass, die sind voll gut!“
Und das habe ich sehr, sehr selten, vor allem bei deutschen Bands. Ich bin sehr kritisch. Ich bin mega picky, auch vor allem was Gesang angeht und auch Vocal Writing, generell Songwriting, alles.
Und da war ich direkt so, wow, krass, richtig gutes Produkt, richtig gute Musiker und auch voll gute Streams dafür, dass die nirgendwo bei einem Label sind und direkt so ein bisschen in die Runde geht.
Dann haben wir die halt am Abend auch gesehen und hat sich halt auch rausgestellt, dass die Fans von uns schon sind. Und dann haben wir kurz mit denen gequatscht und das war dann irgendwie so ein Kurzschluss…Ja, wollen wir die einfach mitnehmen? Das ist doch geil! Die sind nett, die haben Bock, die machen es gut. Weil es gibt halt auch oft Bands, die so gut sind, aber nicht viel machen mit ihrer Band.
Also nicht viel Online Präsenz haben, sich nicht viel um Playlisten kümmern und wir haben sehr, sehr viele Parallelen zu uns gesehen. Also wie sie arbeiten und wie wir arbeiten.
Ja, geiles Ding, dass ihr dann mal zusammen auf Tour seid, deswegen auch an der Stelle Shoutout an Our Promise!
Du hast in der Vergangenheit ja schon viel über das Album an sich erzählt. Jetzt in Retrospektive, wo das Album schon eine Weile draußen ist, hast du einen Song der dein Hassong ist, oder doch mehr präferierst? Klar für Künstler*innen ist das immer schwer zu beantworten, weil irgendwie feiert man ja doch alles auf dem Album, da es am Ende ein Produkt ist, auf das man stolz ist, doch gibt es da den einen oder anderen Track?
Maria:
Es ist eigentlich so tagesformabhängig. Also am Anfang habe ich gesagt, Decarabia, weil der mal sowas anderes war. Der Inhalt ist bis heute auch für mich sehr, sehr wichtig und emotional.
Und ich mag auch, wenn der Sound mal anders ist, wenn das Video mal anders ist. Vor allem ja nicht so Klischee-Metalcore ist, was ja alles diesem Song so zuspricht. Ist auch immer noch einer meiner Favorites.
Einen Song, auf den ich und auch die Crew von uns im Übrigen sich sehr freuen live. Und ich glaube, der kommt auch sehr gut an, ist A Fool on the Devil’s Reins. Der ist sehr, sehr Nu-Metallig. Und ich glaube, das ist gerade ganz geil. Ich glaube, das ist gerade wieder so ein bisschen die Zeit, die gerade kommt. Linkin Park sind wieder da, sehr Nu-Metallig, so ein lustiges Timing auch.
Ich glaube, der kommt ganz geil. Auf den freue ich mich live auf jeden Fall fast am meisten. Und ja, ich glaube, der wäre es jetzt aktuell noch.
Gerade weil du Decarabia gesagt hast: wenn man googelt und so, wird man fündig, aber aus deinen eigenen Worten, was ist denn ein Decarabia oder wie würdest du es beschreiben?
Maria:
Es ist immer lustig, wie ich dann Leute zu Google leite haha. Wie bei Malphas. Es ist immer so eine lustige Mischung.
Also ich habe irgendwie viel mit sowas zu tun. Also ich finde sowas interessant. Einfach diese ganzen Mythologien und was es da nicht alles gibt zu so Dämonen und alles. Oder der auch Games nehmen sowas ja oft auf. Also so Götter oder Teufel und da gibt es immer so interessante Storys zu
Ich bin so, wenn ich Songs schreibe, ich bin schon so krass übersättigt. Ich habe es schon erwähnt, ich werde sehr schnell gelangweilt. Und ich mag es, wenn Dinge mal anders sind.
Und ich habe einfach keinen Bock mehr, mentale Erkrankungen irgendwie Shadow oder sowas zu nennen. Und aus diesem Mangel an Wörtern habe ich dann irgendwann angefangen, so nach Dämonennamen zu suchen. Weil ich war so, okay, Demon, das kommt ja gut hin.
Aber was gibt es eigentlich für Dämonen? Gibt es da vielleicht einen, der genau dazu passt, was ich gerade beschreiben will?
Von seiner Art, also wie er quasi, was er an Dinge tut oder wie er Leute foltert. Ich wollte es ein bisschen mehr spezifisch haben und wie ich dann auf diesen Dämonen aber auch manchmal komme, ist also entweder suche ich ein bisschen durch, durch die Bedeutungen.Aber es gibt halt so viele, dass ich oft schon einen Text schreibe und den Reim dazu. Also mir fehlt quasi nur noch ein Wort und dann suche ich, was reimt sich darauf. Gucke, lese durch, ob es passt.
Und ich bin so ein bisschen, ich glaube auch oft an so Schicksalssachen. Und ja, das ist irgendwie, bei mir ist es auch im Leben so, dass es immer passt. Also es ist so, bei mir passieren immer so weirde Sachen, die immer sein sollen.
Ob es jetzt Menschen sind, die ich treffe, Orte, an die ich gehe zu gewissen Zeiten. Also ich bin da so, ich werde so ein bisschen geleitet irgendwie. Und deswegen habe ich dann auch gesagt, ich gucke jetzt mal und ich wette, das, was sich jetzt darauf reimt, das wird eh passen.
Und dann habe ich mir das halt durchgelesen und ich war so geil. Hat mir direkt eine Idee gegeben, weil das halt ein Teufel ist oder ein Dämon ist, der sich in einen Vogel verwandeln kann und der dann auch, steht da, auch singt. Und dann habe ich aus dieser Story, dieser Dämon, der singt, quasi daraus gemacht, dass ein Paar, ja, also ein Paar zusammen zu dieser Melodie tanzt.
„We are dancing to the voice of Decarabia.“
Und damit meine ich, dass beide depressiv sind und wir beide haben diese Depression. Aber ich habe es halt, ja, metaphorisch probiert irgendwie darzustellen, weil manchmal ist es auch wie so eine Art Tanz, den man da tanzt.Und dass man es halt zusammen macht vor allem. Und irgendwie so bittersweet, also dass man zum einen, es ist traurig und wir wissen, wenn wir diesen Tanz tanzen, wird es auch nicht besser. Aber gleichzeitig verfallen wir dem einfach.
Ja, und das ist quasi diese Background Story. Bei Malphas ist es ähnlich. Das ist auch so eine Vogelgestalt.
Ah, deshalb auch die Maske fürs Visuelle, die Musik, das Video einfach alles.
Maria:
Genau. Und es ist auch lustig, dass beide so Vogelzusammenhänge haben, weil beide komplett unabhängig voneinander gefunden wurden. Und fand ich aber ganz cool, weil dadurch, bei dem Malphas-Videodreh haben wir uns extra so eine riesen Maske anfertigen lassen. Und eigentlich auch zwei weitere Masken für die Jungs.
Die kam aber, die kam leider nur nicht rechtzeitig a und dann haben wir gedacht, wir müssen die irgendwann mal wieder einbringen. Und dann haben wir sie halt da auch eingebracht, was total passt, weil dieser Dämon halt eigentlich auch, wie gesagt, diese Vogelgestalt annehmen kann.
Aber überwiegend sieht er halt aus wie so ein Stern. Und deswegen sieht man auch überall im Musikvideo so kleine Sternsymbole. Also der DJ hat eine Sternsonnenbrille, der ja eigentlich dieser Decarabia-Dämon ist.
Ich glaube, Sternohrringe. Wir haben diese Vinyl mit einem Sternlogo und sowas. Also ja, ich habe probiert, das irgendwo symbolisch so verteilt noch irgendwo darzustellen.
Eine sehr, sehr, coole und interessante Geschichte dahinter. Vor allem, äh, auch der Funfact ist, gerade die Masken, die eigentlich mal fürs Malphas Video gedacht waren dann am Ende doch in einem anderen Video gelandet sind. Dann passt alles wieder zusammen. Schicksal!
Jetzt gerade auch bei den neuesten Musikvideos, die rausgekommen sind, Production Value ist natürlich höher, sieht alles nochmal viel besser aus und ich glaube, da sind auch sehr viele Gedanken mit reingeflossen.
Hast du da auch einen persönlichen Favoriten was die Musikvideos angeht?
Maria:
Ja, ich denke, ich kann das relativ schnell beantworten. Also rein vom Gesamtwerk, es ist bei mir The Echoes of Disparity.
Ich finde, der sieht einfach, also auch wenn ich mir das jetzt noch mal im Nachhinein angucke, sieht das einfach am hochwertigsten aus.Das war das erste Mal, dass wir so eine Story auch wirklich mit, na gut, nicht das erste Mal, aber das erste Mal gut, dass wir eine gute Story hatten mit vielen Schauspielern, sag ich jetzt mal einfach, oder Statisten, die da mitgemacht haben. Und wir hatten eine riesen Crew. Wir hatten das erste Mal einen Make-up-Artist.
Wir hatten ein ganzes Gefängnis in Riga für uns. Also nicht ganz Riga, aber so in der Nähe. Wir sind da hingeflogen.
Weil der Videoproduzent Pavel kommt daher und das war für uns einfach viel sinnvoller, darüber zu fliegen, weil er einfach alles vor Ort hatte. Die Locations waren auch geiler, als was wir hier gekriegt hätten. Deswegen, das finde ich bis jetzt immer noch am coolsten irgendwie.
Aber ich mag auch gleichzeitig wieder Decarabia, weil der so anders ist, also im Allgemeinen. Der ist für mich einfach so, der ist halt auch lustig irgendwie, was auch mal was anderes ist, aber gleichzeitig traurig. Und ich liebe das, wenn Dinge ambivalent sind.
Das ist so mein Ding und ja, demnach sind es, glaube ich, beides meine Favorites. Die anderen sind, also Dreamstate und Uncontrolled, sind so ein bisschen typischer wieder wir, würde ich sagen und ästhetischer. Ich finde die auch ganz cool, so wie sie sind, aber ich glaube, die beiden stechen für mich mehr raus und sind irgendwie spannender.
Gerade Stichpunkt Ambivalenz: was das angeht, gerade das Album allgemein klingt auch mehr danach, mehr wie zwei Welten, die aufeinander prallen, also klar, ihr habt das auch schon auf dem vorherigen Album gemacht, ihr habt da ja auch schon viel ausprobiert, aber gerade das Album klingt zum einen natürlich härter, was ja offensichtlich ist, aber auch die Ambivalenz, die da mit reinspielt, war das auch was, wo ihr euch direkt schon nach dem vorherigen Album dachtet, ey, da wollen wir mehr in die Richtung gehen? Oder auch alles schicksalmäßig?
Maria:
Es war gar nicht so viel Gedacht.
Also es war ja, wie gesagt, dieser Druck, dieser Zeitdruck, der da war, hat ja verursacht, dass das alles sehr schnell passiert ist. Und eigentlich gab es vor allem für die Jungs gar keine Entscheidungsmacht mehr, weil ich habe halt alles in so einer Woche quasi geschrieben, alle Voice-Melodien und Harmonien und Texte und habe dann halt den armen Manu, das tut mir auch bis jetzt ein bisschen leid, da so ein bisschen, sag ich mal, mit in den Stress gezogen, weil er hat diese Demos teilweise schon ein Jahr vorher gehabt, manche davon.Und dann komme ich an, so die letzten zwei Wochen vor Studio, und sage, so: ich will das anders, das anders, das mag ich gar nicht.
Wir ändern das jetzt nochmal, damit kann ich nichts anfangen und dann musste er halt auf die Schnelle auch nochmal die Instrumentals zusammen mit mir anpassen oder ja auch genau Tonarten ändern und, und, und.
Dann hieß es also, okay, das ist jetzt das Maximum, was wir an Instrumentals noch ändern können.Das heißt, dieses Fundament war schon da, was Manuel gemacht hat, geschrieben hat. Und wir haben eigentlich nur noch hier und da Strukturen geändert, paar Akkorde, Tonarten hier und da. Aber diese Grundstimmung war schon grob gegeben von ihm.
Und da hat er mit mir nie geredet. Das war einfach so, er hat heavier Sachen geschrieben, er hat gemacht, er hat auch schon diese Techno-Einflüsse teilweise drin gehabt. Ich habe, ja, manche Sachen gesagt, hier, reduzier mal, mach da mal mehr das, da mal mehr Ambient.
Aber diese Grundidee war schon irgendwie da und lustigerweise, wieder einmal, hatten wir dieselbe Idee. Weil ich dachte, ich habe ihm geschrieben, ich habe richtig Bock auf so Dark Disco, Dark Wave, ein bisschen Techno-Stuff mit drin.
Und er so: ja ich auch, cool, lustig, habe ich schon gemacht. Ich so, ach, hast du schon reingehört? Ich so: nee.
Okay ich sollte mal reinhören in die Sachen hahaha
Also mit voll vielen konnte ich direkt was anfangen. Textlich ist dann alles aus mir rausgeflossenDas war dann auch automatisch, das war jetzt nicht viel durchdacht, sondern ich habe erst im Nachhinein mir das angeguckt, was ich da eigentlich geschrieben habe, und gemerkt, dass da so ein gewisser roter Faden ist.
Und zwar, dass das alles irgendwo um mentale Erkrankungen geht. Aber auch um verschiedene mentale Erkrankungen.Oder auch welche, die mich selber vielleicht auch gar nicht betreffen, sondern genau so was wie Narzissmus und dann habe ich von außen schnell gesehen, okay, das geht halt irgendwie genau um diesen roten Faden, Psychologie. Es ist alles sehr drüber, teilweise verzerrt.
Und dann kam halt dieses Distortion-Ding in meinen Kopf. So haben wir es dann mehr in Form gepackt. Im Studio war dann für mich schon das Thema klar.
Und dann konnten wir quasi die Produktion mit diesem Thema zusammen mehr in die Richtung pushen. Ja, also es war mehr zusammengeflossen irgendwie. Ja, es war mir auch irgendwie immer wichtig, auch aus diesem Kosmos rauszukommen.
Ach, sehr cool, dass du das alles dann so einweben konntest!
Es bringt auch Abwechslung rein, dass du nicht nur du über die mentalen Krankheiten sprichst, sondern, ich glaube, auch so auf dem Album nochmal mehr verstärkt so ein paar Dinge von außen betrachtest, also gerade Echoes of Disparity, klar, ist ein persönliches Thema, aber auch They Take What They Want ist ja auch Gesellschaftskritisch.
Maria:
Ja, es war mir auch irgendwie immer wichtig, auch aus diesem Kosmos rauszukommen. Weil es ist leicht für mich, Songs über mein Leben zu schreiben, weil das ja meine Gedanken sind, aber gleichzeitig bin ich auch sick of it einfach. Also irgendwann willst du jetzt auch nicht den 20. Depressions-Song schreiben. Weil irgendwann gehen dir auch die Worte aus. Du hast es so oft schon gesagt.
Also irgendwie schaffe ich es dann doch immer wieder. Ich probiere immer, mich so ein bisschen klar zu wischen und richtig rein zu zoomen, was genau fühle ich gerade mit diesem Song. Und deswegen bei Dreamstate zum Beispiel, der geht ja schon um Depressionen.
Aber da geht es ganz speziell um dieses Gefühl von Motivationslosigkeit und einfach nicht aufwachen wollen. Also gar nicht jetzt noch das Größebild, sondern genau um dieses Phänomen. Und das habe ich halt extrem oft erlebt, auch auf Tour und so.
Dieses, ich will einfach nicht aufstehen. Ich habe einfach keine Kraft mehr. Und daraus konnte ich dann schon den ganzen Song machen.
Und das habe ich dann halt ein bisschen mehr probiert in dem Album. Oder zum Beispiel auch ADHS-Probleme habe ich davor nie thematisiert. Und das habe ich dieses Mal auch bewusster gemacht, mit Malphas, mit Panic Paralysis.
Da geht es um ADHS-Paralyse.
Ich habe das halt, wie gesagt, probiert, verschiedene Aspekte von gewissen Sachen, die ich selber halt erlebe oder gesehen habe oder meistens selber erlebt habe, irgendwie in einen Song zu packen. Weil das sind auch Themen, die kennen halt auch nicht alle.
Also was ist so eine Art Paralyse? Ich habe es halt sehr spezifisch darauf gemacht. Und manche Songs wie In Too Deep ist dann wieder mehr Anxiety, Panik, Überdenken und so.
Und deswegen ist es ein bisschen gemischt. Hat viel Persönliches, aber auch They Take What They Want. Ich meine, das ist irgendwo auch persönlich, weil wir leben in dieser Welt und wir kriegen alle mit, was in der Welt passiert, dass Kriege stattfinden, dass es… Oh, es gibt so viele Arschlöcher auf der Welt.
Ich habe mir gerade gestern P. Diddy-Sachen angeguckt. Alter, schon wieder Schilder meinen Menschenglauben komplett verloren. Aber auch da passt dieser Song wieder.
„They take what they want, not wat they need.“
Diese Gier, dieser überzogene Narzissmus, das hat mich ja persönlich einfach belastet. Man lebt auch in einer Welt mit solchen Menschen.
Um das Interview abzurunden: Was würdest du den Menschen mit auf den Weg geben, entweder Fans oder Menschen, die sogar vielleicht noch gar keine Berührungspunkte zu eurer Band hatten, was würdest du gerne mitteilen?
Maria:
Ja, was soll man groß sagen, außer hört mal rein hahaha hört mal ins neue Album rein.
Ich weiß gar nicht, ob man jetzt eher einen Stream sich anhören soll oder einfach mal beim Konzert vorbeikommen soll. Ist natürlich ein Commitment, sich ein Ticket zu kaufen. Deswegen hört lieber erstmal vielleicht bei Spotify rein.
Klickt euch durch, ob es euch gefällt. Ich würde jetzt das neueste Album am ehesten vorschlagen, wenn ihr halt Metalcore mögt, aber auch was out of the box vielleicht ein bisschen denkt. Ich bin da jetzt nicht so, ich will es nicht so aufdrängen.
Ich glaube, man kann sich da, glaube ich, zu Hause fühlen, wenn man damit relaten kann oder auch einfach nur die Sounds mag. Ich freue mich immer, wenn Leute bei uns so ein Zuhause finden oder wenn sich da Menschen versammeln, die sich gesehen fühlen und verstanden fühlen und man irgendwie zusammen nicht unbedingt entfliehen kann, aber zusammen das ein bisschen besser aushält, die Welt.
Stichwort Safe Space, ja, sehr schön, dann bedanke ich mich bei dir für das Interview!
Maria:
Ja, auf jeden Fall. War sehr cool, Danke an dich zurück!