InterviewNews

InterviewNews

InterviewNews

Zeal & Ardor: Manuel und Tiziano im Interview

Zeal & Ardor gehören in den letzten Jahren wohl mit zu den aufstrebendsten Bands, was nicht zuletzt an ihrer einzigartigen Kombination aus Black Metal, Gospel und vielen weiteren Genres liegt. Wir hatten auf dem Full Force Festival 2024 die Gelegenheit, mit Mastermind Manuel Gagneux und dem Gitarristen Tiziano Volante ein Interview zu führen.

Mit welchen Künstler*innen die Gruppe gerne mal kollabieren möchte, welche Überraschungen ihr neues Album „Greif”, das am 23.08. erscheint parat hält und wie gut die Band Dynamik ist, könnt ihr hier nachlesen.

Zeal & Ardor sind:

  • Manuel Gagneux – Gesang, Gitarre, Keyboards, Synthesizer
  • Denis Wagner – Backing Vocals
  • Marc Obrist – Backing Vocals, Produktion
  • Tiziano Volante – Rhythmus Gitarre, Lead Gitarre
  • Lukas Kurmann – Bass
  • Marco Von Allmen – Schlagzeug

Hallo, mein Name ist Jan und ich darf euch heute im Namen von RiotVision ein paar Fragen stellen. Erst einmal danke für die Zeit und dass ihr da seid. Die Wichtigste Frage zuerst: wie geht es euch?

Manuel:

Ganz okay, ein bisschen müde, weil wir nicht besonders viel geschlafen haben, aber das sind wir gewohnt.

Tiziano:

Das Wetter ist toll, es ist trocken und nicht zu heiß. Wir freuen uns, heute hier zu spielen.

Ja, schön. Das freut mich natürlich!
Ihr habt ja jetzt bald euer viertes Album „Greif” in den Startlöchern. Wie schafft ihr es, bei der ganzen Bandbreite an Sounds, die ihr schon habt, irgendwie noch was Neues zu kreieren, was ist da euer Antrieb?

Manuel:

Ich glaube, wir sind sehr schnell gelangweilt, also besonders ich.
Und dann nehme ich halt was, was gerade blüht im Garten. Also ich muss dazu sagen, ich habe einfach einen sehr großen Output. Ich mache vieles und wenig davon ist gut, aber solange ich vieles mache, bleibt auch was Gutes stecken.

Tiziano:

Es ist eben ein sehr spielerischer Umgang, auch ein spaßiger Umgang mit Musik und verschiedenen Elementen.
Und das zu kombinieren, das ist ab und zu Hit or Miss. Und wenn es dann ein Hit ist, dann ist es schon toll, daran weiterzuarbeiten, bis es dann auf ein Album kommt.

Sehr schön! Was können dann Fans jetzt vom neuen Album erwarten? Typischer Zeal & Ardor Sound, nehme ich mal an, aber sind da auch ein paar Überraschungen mit dabei?

Manuel:

Es ist, glaube ich, unser untypischstes Album bislang, hätte ich mal gesagt.

Aber ich weiß nicht, ob das die Bands immer so sagen haha
Aber auf jeden Fall, glaube ich, ist es schon ein verspielteres Album als sonst. Was hättest du gesagt?

Tiziano:

Das definitiv.
Ich glaube, es ist vielleicht ein Zeal & Ardor untypisches, aber ich persönlich finde, es ist ein sehr „Manuel Garneux“ typisches Album. Also ich glaube, da kommen viele Einflüsse, die man von anderen Projekten von ihm kennt, rein. Aber doch auch von Seiten der Band, wenn es darum ging, das Ganze einzuspielen, hat einfach jeder sich noch vertieft in seine Instrumentalbereiche und da versucht, noch alles rauszuholen, was Manuel schon grundgelegt hat als Songs.

Das wäre tatsächlich auch meine nächste Frage schon gewesen, wie der kreative Input diesmal war. Also klar, Hauptsongwriter bist du ja, Manuel.
Gab es jetzt für dieses neue Album noch mehr aus anderen Bereichen, die auch Einflüsse auf die Platte hatten?

Tiziano:

Ich glaube, der größte Faktor hier ist eben, dass Manuel sehr viel Output generiert. Grundsätzlich schnell und dann auch recht schnell zufrieden ist, wenn das Gesamtkonstrukt irgendwie stimmt.
Und ich glaube, bei uns als Band gibt es dann noch mehr OCD-Veranlagungen, wenn es um Micromanagement von bestimmten Tracks geht.

Irgendwann haben wir einfach versucht, als Gruppe dann jeweils noch alles rauszuholen, was ging.
Manuel hat uns eben, ähnlich wie wir es sonst kennen, eigentlich fertige Songs gegeben, nur waren das nicht fertige Masters, wie sonst gewohnt, die wir dann irgendwie versuchten, auf die Livebühne zu bekommen, sondern diese Phase war eigentlich integriert im Album-Recording-Prozess.
Also haben wir da wirklich einfach Tracks, die Riffs zum Beispiel, die vorhanden waren oder auch Vocal-Lines einfach versucht, da den individuellen Charakter vielleicht noch reinfließen zu lassen oder kleine Variationen, die dem Ganzen noch ein bisschen mehr Tiefe und verschiedene Tempos gaben.

Ja, cool!
Habt ihr dann dementsprechend oder gerade du, Frage an dich, Manuel.
Hast du bei den bisher veröffentlichten Alben einen persönlichen Favoriten oder irgendwas, wo du vielleicht zurückblickst und sagst „ach nee, ich finde das doch nicht mehr so geil wie früher“?

Manuel:
Ich neige dazu, meine alten Sachen ja kritisch zu hören.

Ich höre die auch nicht besonders oft, aber ich freue mich aufs Nächste. Ich glaube, ich habe nicht so einen Rückspiegel haha.
Und so einen Liebling habe ich nicht, glaube ich.

Vielleicht in zehn Jahren, wenn ich genug Distanz gewonnen habe.

Wenn dann genug Alben auf dem Markt sind, kann man vielleicht nochmal zurückblicken.
Habt ihr jemals damit gerechnet, so eine starke Fanbase aufzubauen?

Manuel:

Natürlich!
Es war eigentlich genau so berechnet! Haha!

Nee, wir schätzen uns enorm glücklich und das war natürlich nicht so geplant. Aber wir hätten es uns eigentlich nicht besser wünschen können.

Vor allem wenn man bedenkt, dass es ja auch erst mal nur mit dir angefangen hat und dann die Musiker auch mit dazu gekommen sind. Kanntet ihr euch schon vorher, standet ihr vorher schon im Kontakt oder war das Zufall?

Manuel:

Ja, wir kannten uns schon. Aus der Szene sozusagen.

Aber wirklich, eine tiefe Freundschaft ist erst mit dem Projekt entstanden. Eben, auch ein enormer Glücksgriff. Es hätte eine Person ein Arschloch sein können, es wäre alles irgendwie zusammengekracht.

Tiziano:

Ich glaube, in der Natur der Sache lag halt schon diese Erwartung, dass der eigentlichen Band hervorging also vorweg ging.
Und wir hatten dann eigentlich die Erwartungen nicht unbedingt von außerhalb, sondern eigentlich von uns selbst auf uns erlegt, was wir in dem Projekt sahen oder sehen wollten.
Und haben halt mit den damals vorhandenen Mitteln und Budgets und Time Management versucht, das Möglichste rauszuholen.

Und das eigentlich mit jedem Album wieder aufs Neue. Und ich glaube, jetzt ist das erste Mal so eine Phase, da wir irgendwie auch mehr Vertrauen dem Prozess schenken können, weil wir doch gewisse Abläufe jetzt doch mehrmals gemacht haben und auch eben gewisse Freiräume entdecken, respektive andere Sachen, wo wir wissen, okay, das funktioniert so sehr gut, also machen wir es auch so.

Das ist dann auch ein ganz anderer Flow, nehme ich mal an?

Tiziano:

Ja, genau!

Ist bei euren Texten auch was dabei, was persönlich verarbeitet wurde, Oder ist das alles komplett etwas, was weniger persönlich ist?

Manuel:

Ich würde jetzt sagen, auf diesem Album ist es eher persönlich. Die anderen Sachen waren eher so „wir gegen die anderen“ formuliert.

Und auf diesem Album hätte ich es jetzt behjat.

Okay, sehr schön!
Gibt es eigentlich auch andere Bands oder Künstler*innen, mit denen ihr vielleicht mal kollaborieren würdet?

Manuel und Tiziano: Björk. Björk und Gorillaz hahaha!

Manuel:

Nee, aber auch mit Handkuss, glaube ich. Wenn wir angefragt würden, wir sind eben ein bisschen scheu vielleicht. Aber ja.
Wenn Metallica ein Wochenende frei hätte, dann vielleicht nicht die anderen.

Aber wir warten. Wir warten noch mit gehaltenen Atem am Telefo haha

Tiziano: Kate Bush.

Kate Bush, ja okay!

Und was ist so bisher euer Highlight dieses Jahr? Ich meine, gut, das Jahr ist gerade mal ein halbes Jahr rum, Aber habt ihr jetzt schon irgendwelche persönlichen Highlights, was jetzt entweder Auftritte oder jetzt zum Beispiel, wie das Festival hier angeht?

Manuel:

Wir sind noch relativ frisch mit bei.

Wir hatten dieses Jahr erst kollektiv vier Konzerte. Wir haben erst vorletzte Woche angefangen. Drum sind wir noch am auswerten.

Gestern war ziemlich schön, hätte ich gesagt. Und heute wird fantastisch und das Beste überhaupt hahaha

Tiziano:

Ja, absolut.
Ich freue mich auch sehr auf die heutige Show. Es wird ein kürzeres Set, es wird ein knüppliges Set, es wird lustig. Allgemein das Highlight wäre einfach zu sehen, dass wir jetzt mit einer kompletten neuen Produktion an den Start gegangen sind und dass es soweit funktioniert.

Unser Bassist Lukas hat volle Arbeit geleistet im ganzen Setup und in der Planung zusammen mit unseren Technik Crew und unserer Tourmanagerin.
Und zu sehen, dass das jetzt irgendwie doch sehr reibungslos am Funktionieren ist soweit, ist wirklich cool.

Also euer Bassist ist quasi auch so ein bisschen für die Stage-Production zuständig?

Tiziano: Ja, aktuell schon, ja.

Manuel: Also visuell nicht, aber für das Funktioniale.

Tiziano: Für das Funktionieren definitiv, ja. Wir haben dann nochmals Light-Design respektive Light-Tech, die mehr für die Lichtshow und das Visuelle zuständig sind.

Manuel: Klingu Klum und Martin Kling, die Bestien.

Die letzten Alben wurden, glaube ich, wenn ich nicht komplett falsch liege, auch alle komplett von dir eingespielt, bis auf das Schlagzeug. Ist das bei diesem Album jetzt auch so oder ist da jetzt von jedem was eingespielt worden?

Manuel:

Genau, also die Leute auf der Bühne spielen auch die Instrumente auf dem Album und das ist ein merklicher Mehrwert, wenn man das so sagt. Das werden wir dann sehen, was die Leute davon erhalten.

Das wäre auch die nächste Frage. War das schwer für dich, ein bisschen das Zepter abzugeben und zu sagen, hey, jetzt werden die Parts, die du geschrieben hast, dann doch nicht von dir eingespielt, sondern von jemand anderem?

Manuel:

Nein, ich kenne die Leute jetzt gut genug und es war auch mein Vorschlag, dass wir das so machen. Ich glaube, es ist einfach mehr gut, mehr besser.

Tiziano:

Das war schon auch ein Rausfinden, wie wir uns da finden im Prozess. Ich glaube, das Gute ist, dass wir jetzt wie die Jahre im Vorhinein schon durch hatten und ein bisschen wissen, was wir so an den Tisch bringen können.

Und dann ging es eigentlich vor allem darum, zu sehen, diese Ideen, die Manuel zurechtgelegt hat, was können wir da vielleicht noch rauskitzeln, was ist dann vielleicht auch übers Ziel hinausgeschossen, das gab es vielleicht auch noch ein-, zweimal, das muss jetzt vielleicht doch nicht sein, das ist vielleicht sehr dick aufgetragen. Weil das Album allgemein, glaube ich, komprimiert ist vielleicht das falsche Wort, aber doch sehr gezielt.

Gibt es sonst irgendwie was, was ihr, wenn die Fans eure Musik hören oder das Interview lesen, mit auf den Weg geben wollt?

Manuel:

Nein, also für mich ist das Interessanteste, wenn die Leute ihre eigenen Schlüsse rausziehen.
Deshalb finde ich es auch schwierig, irgendwie Texte zu erklären, weil Leute halt Interpretationen haben, die genauso valide sind wie meine Absichten.

Aber Tizi hat was anderes hahaha.

Tiziano:

Nein, aber absolut auch noch zu vorhin.

Also ich finde, die Texte ändern sich immer sehr fest von der Bedeutung irgendwie. Also auch für mich als zwar Teil der Band, aber doch auch ein bisschen außenstehender, wenn es um die Texte geht. Je nach Lebenslage oder Lebensabschnitt haben die dann doch eine andere Bedeutung.

Ein Teil sieht man vielleicht, es könnte persönlichere Bedeutung haben. Gewisse sind dann weitläufiger. Was ich sagen wollte, ist, dass wir eigentlich nur einen guten Song haben.

Laut einer Meinung von einem aus dem Internet. Das wäre „Death to the Holy“.
Das ist der einzige Song, der die hier Relevanz hat, der Rest ist leider gar nichts! Hahaha.

Haha, also gut!
Ich bedanke mich nochmal herzlich für eure Zeit und das Interview!

Info
23. August 2024 
17:04 Uhr
Band
Zeal & Ardor
Genre
Black Metal Gospel
Autor/en

 Jan

Fotocredit/s
Noemi Ottilia Szabo
Weitere Beiträge