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Never Back Down – Never Back Down

Die Gruppe aus Essen rund um Dayrl Gora (Vocals), Daniel Bisic (Vocals & Gitarre), Philipp Kuppinger (Bass), Marvin Schattevoi (Gitarre) und Andreas Brocks (Drums) die unter dem Banner Never Back Down in den letzten Monaten für mächtig Wirbel in der Metalcore Szene sorgen, melden sich gerade mal 9 Monate nach ihrer letzten EP „Pathfinder” mit ihrem mittlerweile 4. Longplayer, welcher selbstbetitelt „Never Back Down” (via Circular Wave) heißt zurück.

Was das 11 Tracks umfassende Album nun auf dem Kasten hat, findet ihr in der folgenden Review heraus:

Tracklist:
01. Outcast
02. The Gallow
03. Singularity (feat. Chaosbay)
04. Feed Me Your Lies
05. One By One (feat. Half Me)
06. Dystopia
07. Pathfinder
08. Sleepwalking (feat. Hollow Front)
09. Bite My Tongue
10. Paradox (feat. Cabal)
11. On The Outside

Als würde man Zuhause ankommen

Der Vorhang fällt bereits mit der 1. Singleauskopplung Outcast, welche direkt an die vorherige EP anknüpft und man sich durch diesen vertrauten Sound direkt heimisch fühlt.
Will heißen: die Band offenbart schon von Beginn an ihre Trademarks, die für groovige Riffs, Breakdowns und heftige Shouts, die Hand in Hand mit dem Gesang übergehen, stehen. Selbst wenn man noch keinerlei Berührungpunkte mit der Gruppe hatte, ist das hier schon ein Einstieg, mit den besten Voraussetzungen.

Zucker und Schmerz vermischen

The Gallow geht mit seiner Chord Progression und einem guten alten „UH!“ direkt wieder groovy los, bis das eigentliche Riff einsetzt, das in Kombination mit Daryl’s Shouts die Ohrkanäle ordentlich nach vorne peitscht.
In Kontrast dazu steht ein Chorus, der griffiger nicht sein könnte und der Ohrwurm bereits vorprogrammiert ist, ehe der 2. Verse mit einer Dampfwalze von Breakdown eingeläutet wird.
Gen Ende darf man mit einem kurzem Break und Daniel’s Gesang aufatmen, ehe die ruhige Passage in den letzten Sekunden nochmal die Hände mit einer harten Stelle schüttelt. Diesen Song als Single zu wählen, war eine wirklich gute Wahl!

Ein Fest der Sinne

Mit Track Nummer 3 Singularity begrüßt die Gruppe einen erneut mit einem fetten Riff, das kurz darauf Raum lässt, um Daniel’s Gesang strahlen zu lassen, der hier mit wunderschönen Harmonien versehen wurde. Wie geht man nun richtig in den Chorus über? Richtig, man schmeißt ein zügiges „Blegh!“ entgegen!
Der Song glänzt allerdings nicht nur mit diesen kleinen, aber feinen Details, bei denen auch viel auf der instrumentalen Seite passiert (gerade auch Andreas darf an den Drums so richtig zeigen, wo der Hammer hängt), sondern auch mit einer Kollaboration der Berliner Band Chaosbay. Hier gibt Frontmann Jan Listing sein stimmliches Talent zum Besten und sorgt sowohl mit seinem Gesang, als auch Shouts im Breakdown für ein makelloses Gesamtbild!

Ein alter Bekannter

Mit Feed Me Your Lies hat man hier einen Song aus der vorherigen EP Pathfinder eingewoben, der zu diesem Zeitpunkt noch den Abschluss gebildet hat. Im Album Kontext fügt sich dieser diesmal für ein Puzzle Stück ein, denn auch hier findet man ein Riff, das Gelegenheit für einen Circle Pit bietet wieder und der melodische Chorus sticht mit seinen Harmonien heraus.

Ein klares Statement

One By One hat als Single einen weiteren Vorgeschmack auf die Platte geboten. Hier wird mit gerade mal 2 Minuten die wohl härteste Seite der Band gezeigt, denn hier knallt es an allen Ecken und Kanten. Dieser wütende Sound unterstreicht auch die Message, welche die Gruppe hier klar und deutlich macht: er zeigt allen toxischen Narzissten den Mittelfinger. Als i-tüpfelchen der Achterbahnfahrt hat man sich Chris Zuehlke von Half Me mit ins Boot geholt, der mit seinen Shouts eine weitere Portion an Härte vermittelt.

„Es geht um manipulative Personen, deren Geltungsdrang so raumgreifend und überdimensioniert ist, dass sie gefühlt sogar nachts Schatten werfen. Sie tun so, als wären sie dein Freund, solange es ihnen dienlich ist, interessieren sich aber eigentlich nur für sich selbst und sind kaum zu echter sozialer Interaktion fähig.”

Trost im Schmerz

Dystopia knüpft quasi direkt dort an, wo One By One aufgehört hat. Hier geht es ebenfalls direkt nach vorne und man nimmt noch einmal an Geschwindigkeit auf. Die Härte, der Catchy Chorus, mit seinem tiefgründigen Text („lost in remorse, finding solace in pain”) und dem rotzigen Breakdown ab der Hälfte sorgen in dieser Kombination erneut für eine dichte Atmosphäre, welcher man sich nicht entziehen kann und die Hörer*innen förmlich antreibt.

Der Weg wurde geebnet

Die nächste Hälfte wird durch einen weiteren vertrauten Song eingeläutet. Pathfinder war zu seiner Zeit noch der namensgebende Titel für die EP. Hier fühlt sich dieser Track aufgrund der vorherigen Tracks allerdings nochmal um einiges stimmiger an, denn dieser bietet erneut eine eher düstere Stimmung, welcher durch seine elektronischen Elemente, dem fetten Riff und einem semi-breakdown das Gaspedal auf ein neues durchdrückt.

Im Schlafwandel

Auch an dieser Stelle muss erwähnt werden, dass Sleepwalking bereits auf der EP vorhanden war. Dieser sticht durch Marvin’s Gitarren-Lead und den treibenden Drums heraus. Auch hier darf wieder ein griffiger Chorus nicht fehlen und auch ein erster Breakdown wird schon sehr früh geboten. Für den nächsten Breakdown im weiteren Verlauf (ja, richtig gelesen, es gibt zwei davon) gibt es Verstärkung vom Hollow Front Frontmann Tyler Tate. Nach wie vor ein Brett von Song!

In der Ruhe des Sturms

Ich komme nicht drumherum auch hier zu erwähnen, dass Bite My Tongue bereits durch die EP bekannt ist. Zu seiner Zeit habe ich noch bemängelt, dass dieser im Vergleich zu seinen Vorgängern aufgrund der mangelnden Abwechslung etwas abfällt. In diesem Falle stimmt das teilweise auch hier zu, allerdings sei hier hervorgehoben, dass dieser im gesamten Kontext für ein dennoch stimmiges Bild sorgt, denn gerade der überraschende Breakdown gegen Ende weiß zu überzeugen.

Es strotzt nur so von Atmosphäre

Mit Paradox bewegt man sich langsam aber sicher Richtung Ende. Hier werden jedoch nochmal alle Register gezogen.
Der Song wird mit einem atmosphärischen Intro eingeläutet, das sich ununterbrochen durch ein wahrlich fettes Riff zieht und auch den 1. Verse begleitet, was für einen fast schon sphärischen Sound sorgt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass man im Chorus auf Daryl’s Shouts setzt und Marvin mit einer episch anmutenden Lead Melodie glänzen darf.
Zu aller Überraschung kommt der 2. Verse komplett mit dem eingangs erwähnten Riff aus und man streut hier sogar einen spoken words part ein, der mit Gesangs-Harmonien begleitet wird. Somit wird die Struktur wunderbar aufgebrochen. Als wäre dieser abwechslungsreiche Ausflug noch nicht genug, darf man außerdem noch Andreas Bjulver von Cabal hören. Heftige Single und ein verdammt starkes Highlight!

Emotionaler Abschied

Mit On The Outside befindet man sich bereits am Ende der Reise. Dieser Track kommt komplett ohne Shouts aus, bei dem die bereits etablierten fetten Riffs jedoch nicht fehlen.
Hier legt man jedoch komplett Wert auf die emotionale Seite der Band, die nur so von schönen Melodien strotzt. Das begleitende Piano und die Clean Gitarre im Hintergrund, zeichnen hier in Kombination mit dem richtigen Grad an Härte ein Bild, das von Daniel’s bis dato beste Gesangs Perfomance unterstrichen wird, ein gewisses Ambiente, welches schön und melancholisch zugleich daherkommt. Ein Abschluss, den man nicht so leicht vergisst.

Fazit:

Never Back Down sind mit Album Nummer 4 an einem Punkt angelangt, von dem aus es nur noch nach oben gehen kann.
Die Gruppe hat es mit diesem neuen Longplayer geschafft, ihren ganz eigenen, abwechslungsreichen Sound zu erzeugen, der dennoch gewisse Elemente mit sich bringt, die man so, oder so ähnlich schon kennt, ohne jedoch wie eine Kopie dessen zu klingen. Diese Vermischung der Welten, sorgt für ein allgemein heimisches, aber dennoch frisches Gefühl.
Wenn es etwas für diese vollwertige Platte zu bemängeln gäbe, dann vielleicht die Nutzung der bereits aus der Pathfinder EP bekannten Songs. Das ist allerdings Nörgelei auf sehr hohem Niveau, denn diese fügen sich trotzdessen wie Puzzle Stücke ins Gesamtbild ein, die man am Ende dann doch nicht missen möchte.
Das Self-Titled bekommt daher von mir 8,5/10 Punkte.


Info
7. August 2024 
19:00 Uhr
Band
Never Back Down
Genre
Metalcore
Autor/en

 Jan

Fotocredit/s
Xoxo Photography
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