Die Progressive Death-Metal Band Rivers Of Nihil veröffentlicht am 30.05. (via Metal Blade Records) vier Jahre nach „The Work“ am 30.05. ihr bereits 5. und selbstbetiteltes Album, dass gleichzeitig die neue Inkarnation der Gruppe darstellen soll. Nicht nur die Konzeption der Jahreszeiten (Frühling, Sommer, Herbst und Winter) hat mit dem vorherigen Album ein Ende gefunden.
Mit dem Weggang von Vocalist Jake Dieffenbach und Gitarristen Jon Topore im Jahre 2022 war die Zukunft noch Ungewiss. Allerdings hat sich mit Andy Thomas recht zügig nicht nur ein versierter Gitarrist sondern auch Sänger gefunden und zur gleichen Zeit bedient Adam Biggs neben dem Bass nun auch die Lead Vocals.
Somit also Vorhang auf für den neuesten Streich des Quartetts und ob das etablierte Saxophon nach wie vor im selben Glanz erstrahlt:

Tracklist:
1. The Sub-Orbital Blues
2. Dustman
3. Criminals
4. Despair Church
5. Water & Time
6. House Of Light
7. Evidence
8. American Death
9. The Logical End
10. Rivers Of Nihil
Auf in Fremde und vertraute Gefilde
„The Sub-Orbital“ Blues als Opener zu wählen setzt schon zu Beginn ein Statement, denn 2023 war dieser Track der erste Einblick in die neue Besetzung und zeigte schon zu dieser Zeit, dass die Band keinen Stück ihrer Finesse verloren hat. Hier wird man direkt mit den klassischen Trademarks der Formation konfrontiert, die eine gewissen Prise Härte zulassen, aber auch viel ihrer melodischen Seite preisgeben.
Zusammengefasst: Adam Biggs lässt nicht nur den Bass, sondern auch seine Growls und Shouts wummern. Andy Thomas präsentiert was er gesanglich und mit seinen Riffs auf dem Kasten hat, während Jared Klein im großen Stile sein Schlagzeug malträtiert. Abgerundet wird das von Brody’s Lead Gitarren Arbeit und als Schmankerl setzt Patrick Corona das magische Saxophon ein.
Wo der vorherige Track sich noch in recht bekannten Ufern bewegt, klemmt man sich jetzt lieber für die Zwillinge „Dustman“ und „Criminals“ fest an die Sattel. In „Dustman“ knüppeln sich die Double Bass und Blast Beats Attacken in Einklang mit fetten Riffs ekstatisch durch die Gehörgänge, doch ganz nebenbei lässt die Bridge Platz für dezent harmonische Klänge.
Und so setzt auch schon „Criminals“ ein, der auf eine Verschnaufpause pfeift, trotz Banjo im Intro (ja richtig gelesen) und gesanglichen Einlagen inklusive Chor wunderbar rotzig daherkommt, was nicht zuletzt an Adam’s Vocals liegt, der sich hier nach allen Regeln der Kunst einen abschreit.
Der Himmel auf Erden
Nach dem Geballer ist vor dem Geballer, oder so ähnlich. Auch mit „Despair Church“, „Water & Time“ und „House Of Light“ gibt es für die Formation keinen Halt, was die Härte angeht. Allerdings spielen Rivers Of Nihil hier die atmosphärische Karte aus und verpacken kreativ sowohl eingangs erwähnte rotzige Passagen mit wirklich schönen und gar wehmütigen Arrangements. Gerade „Despair Church“ glänzt mit einem Bruch im Mittelteil und bringt die Wehmut gen Ende mit Piano, Streichern und natürlich dem Saxophon nochmal zur Geltung.
An dieser Stelle sei auch hervorgehoben, dass jeder Track in den anderen übergeht, womit „Water & Time“ und „House Of Light“ ungemein profitieren. Schon als Vorgeschmack für das Album waren dies starke Tracks, im Kontext entfalten sich beide noch um einiges mehr. Härte und Wehmut wechseln sich ab, nur um am Ende wieder Einklang miteinander zu erreichen und brillieren mit griffigen Hooks, als auch trotz der vorherrschenden Härte mit Abwechslung.
Rivers Of Nihil in ihrer reinsten Form
Was am Anfang und im Mittelteil so gut funktioniert, setzt sich auch mit den letzten Songs fort.
„Evidence“ liefert wie der Opener den Beweis, dass Rivers Of Nihil es verstehen, ihre Trademarks auszuspielen und doch für Überraschungen sorgen. Denn dieser kommt so groovy daher, dass sich die Band in fast Djent-artigen Gefilden bewegt und ganz nebenbei den härtesten Song der Platte abliefert.
Davon profitiert wiederum auch „American Death“, der in eine ähnliche Kerbe schlägt und ordentlich Mützen verdreht und dennoch einen Catchy Chorus aus den Ärmeln schüttelt. Hier gibt die Gruppe auch ein politisches Statement was die USA betrifft ab, das ganz klar ein Zeichen setzt.
Rivers Of Nihil runden ihr Werk mit „The Logical End“ und dem Titeltrack beziehungsweise Bandnamen ab. The Logical End besticht hier auch wieder mit eindringlichen Saxophon Einlagen und träumerischen Soli, einem epischen Chorus und wunderbar vertrackten Death Metal Passagen, bis man mit dem selbstbetitelten Song sanft von der Reise entlassen wird.
Fazit:
Rivers Of Nihil haben es mit ihrem neuesten Album nicht nur geschafft, den eigens etablierten Sound zu verfeiern und die Experimente aus dem vorherigen Album „The Work“ feinsäuberlich einzuweben, sondern auch die Inkarnation des Neuanfangs zu meistern.
Das selbstbetitelte Album ist ein Testament, das einen kreativen Ritt bereithält, welcher trotz der vorherrschenden Härte nicht die ruhigen Momente außer Acht lässt und durch nahtlose Übergange mit das kohärenteste Werk der Formation abliefert, das an dieser Stelle 9,5 von 10 Punkten verdient hat!
PS: ein Saxophon einzubinden, ist wie cheaten in der Musik, denn es sorgt automatisch für einen geilen Song.
Wer die Gruppe außerdem Live erleben möchte, hat dieses Jahr bei diversen Festivals und Shows die Gelegenheit dazu: