Spiritbox sind von der Karte der Metalcore-Nation gar nicht mehr wegzudenken, auch weil sie eine der Bands waren, die dieses Jahr für einen Grammy nominiert waren. Außerdem immitierte Sängerin Courtney LaPlante ihre Kollegin Poppy und zeigte, wie witzig und sympathisch die Truppe ist.
Am kommenden Freitag, den 07. März 2025, erscheint ihr neuestes Werk „Tsunami Sea„, welches wir bereits im Vorfeld unter die Lupe nehmen durften. Unsere Gedanken fassen die beiden Kollegen Seb und Jan in unserer Review zusammen. Den ersten Teil übernimmt Seb, den zweiten Teil Jan.

Tracklist:
01. Fata Morgana
02. Black Rainbow
03. Perfect Soul
04. Keep Sweet
05. Soft Spine
06. Tsunami Sea
07. A Haven With Two Faces
08. No Loss, No Love
09. Crystal Roses
10. Ride The Wave
11. Deep End
Ein fulminanter Auftakt: „Fata Morgana“ zieht in den Bann
Der Opener „Fata Morgana“ ist ein echter Knaller! Er wogt und wogt wie die Wellen auf, die das Album anspielt, ein wahrer Wirbelsturm aus donnernden Gitarren und bissigen Growls. Und auch die ruhigeren Momente sind einfach nur wow! Courtney LaPlante beweist in den sanften, atmosphärischen Tönen des Refrains ihr ganzes Talent. Viele von euch durften diesen Song bereits auf der aktuellen Tour hören und auch dort kam der Opener besonders gut an.
„Black Rainbow“ folgt einem ähnlichen Pfad und erinnert mit seinen Djent-Riffs an die frühere Spiritbox-EP, allerdings ist hier die Elektronik verstärkt und der Einsatz von verzerrten Gesangslinien im Hintergrund ist neu. Somit steigt die Band bereits im zweiten Titel auf neue Gefilde.
Harmonie im Chaos: „Tsunami Sea“ meistert den Balanceakt
Auf „Tsunami Sea“ findet die Band ein Gleichgewicht zwischen dieser Experimentierfreude und einem geradlinigeren Songwriting, wobei „Perfect Soul“ in „Keep Sweet“ übergeht, beides melodische Spiritbox, wie wir sie kennen, bevor „Soft Spine“ mit seiner aggressiven Heftigkeit alles auf den Kopf stellt. Es gibt einen leichten Fluss, der sicherstellt, dass trotz des abrupten Wechsels in der Dynamik das Gefühl der Stimmigkeit in Summe erhalten bleibt.
Selbstbewusst und facettenreich: Spiritbox entfaltet sich auf „Tsunami Sea“
Die größte Entwicklung auf „Tsunami Sea“ ist das wohlverdiente Vertrauen der Band in die verschiedenen Aspekte ihres Sounds. Wo „Eternal Blue“ den Eindruck vermittelte, dass die Band sich selbst profiliert hat, umarmt „Tsunami Sea“ die Experimentierfreudigkeit, die sie auf „Rotoscope“ und „The Fear of Fear“ sowie auf dem Vorgängeralbum gezeigt haben. Das macht das Album viel spannender und runder. Der Titeltrack und das folgende „A Haven With Two Faces“ sind ruhige, fast balladeske Stücke, die sich wie die Gezeiten auf und ab bewegen und vor dem letzten Stück ein wenig Trost spenden.
Flut und Ebbe: zwischen unberechenbarer Härte und Ruhe
Wie mein Kollege Seb schon vorrangig erwähnte, spielen Spiritbox mit ihren etablierten Facetten und auch wenn „No Loss, No Love“ schon als Single veröffentlicht und den Hörer*innen bekannt sein dürfte, geht dieser im Kontext der Platte noch um einiges mehr auf, prescht durch seine Härte gnadenlos voran, welche durch die gesprochenen Passagen von Courtney nochmal um einiges düsterer daherkommt und die Band euch in ihren Strudel zieht.
Genau in diesem Strudel wartet mit dem darauffolgenden Track „Crystal Roses“ allerdings die Ruhe. Zunächst von elektronischen Elementen und Beats getragen, die stark vom EDM beeinflusst klingen, kann man sich vom vorherigen Tsunami an Emotionen erholen, ehe man in der letzten Minute den fast schon zurückgelehnten Sound bricht und die restlichen Instrumente hineinfluten.
Auch hier sticht noch einmal die experimentierfreude der Formation hervor und könnte als einer der Songs gelten, die eine bestimmte Zeit brauchen um sich zu entfalten. Hier wird nämlich (lasst euch an dieser Stelle nicht abschrecken) Autotune als Stilmittel verwendet. Courtney benötigt dies keinesfalls, allerdings muss man sich daran erst gewöhnen.
Das Ende ist in Sicht: lasst euch ein letztes Mal von den Wellen tragen
Auf der Zielgeraden beschließen Spiritbox die Platte mit zwei weiteren Highlights. „Ride The Wave“ glänzt mit seiner dichten, düsteren Atmosphäre, welche nur so vor Melancholie strotzt und durch die Kombination der instrumentalen Arrangements in Harmonie mit Courtney’s Stimme, wie Wellen kommt und geht. Hier macht sich schon fast Hoffnungslosigkeit breit und die letzte Minute entfacht einen Sturm, bei dem einen nichts übrig bleibt, als sich tragen zu lassen.
Doch jeder Sturm vergeht und lässt am Ende einen Lichtblick zu. So findet die Band mit „Deep End“ einen versöhnlichen Abschluss, losgelöst von jeglichen Unmut und mit einem Pop-Punk Vibe ummantelt, der im Spiritbox Gewand dennoch bittersüß klingt. Abgerundet wird der Song gen Ende durch akustische Gitarren und Ambiente, die noch einmal die Wellen erklingen lassen.
Fazit:
Spiritbox haben es mit „Tsunami Sea“ geschafft, ihre bereits etablierten Trademarks auszubauen, diese zu verstärken und den experimentellen Aufwind der beiden EP’s genutzt, um ein noch dichteres und damit runderes Hörerlebnis zu schaffen. Das 2. Album wurde feinsäuberlich mit Details gespickt, lässt genug Raum um sich zu entfalten und zieht sowohl textlich als auch musikalisch durch die schiere Atmosphäre in den Bann. Von uns gibt für diese Reise 9/10 Punkte, die eine vielversprechende Zukunft bietet!