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Within Destruction – ANIMETAL

Within Destruction sind eine innovative Metal-Band aus Slowenien. Seit ihrer Gründung im Jahr 2010 mischen sie die Deathcore- und Metalcore-Szene auf. Die Band ist bekannt für ihren intensiven Sound, der auf einzigartige Weise elektronische Elemente und Anime-Samples in ihre Musik integriert und ihr so eine unvorhersehbare Dimension verleiht, die Fans auf der ganzen Welt in ihren Bann zieht. Mit ihrem 2016 erschienenen Album „VOID“ und ihrer respektlosen Herangehensweise an den Metal erlangten sie internationale Anerkennung und erspielten sich weltweit eine treue Fangemeinde.

Ihr drittes Album „DEATHWISH“, gemischt und gemastert von Will Putney, hat ihren Ruf weiter gefestigt. Es enthält Fan-Favoriten wie „Human Defect“ und den Titeltrack und führte zu ihrer ersten Headliner-Tour durch Europa sowie zum Durchbruch auf dem US-Markt. Im Jahr 2020 wagten sie mit „YOKAI“ einen mutigen Schritt, ein Album, das die Fans spaltete, weil es Metalcore mit elektronischen und Trap-Einflüssen vermischte und gleichzeitig von Animes inspirierte Themen einbezog.

Um die Grenzen noch weiter hinauszuschieben, veröffentlichte die Band 2022 das Album „LOTUS“, das sich noch mehr dem Metalcore zuwandte und einen klaren Gesang einführte, der sowohl Empörung als auch Bewunderung bei den Zuhörern hervorrief. Bekannt für ihre ehrgeizigen Live-Auftritte und ihre unermüdliche Hingabe, bleiben Within Destruction eine Kraft im modernen Metal, die sich ständig weiterentwickelt und die Normen des Genres herausfordert. Mit „ANIMETAL“ sind sie bereit, ihr bisher kühnstes Statement abzugeben. Ob Ihnen das gelungen ist, erfahrt ihr in unserer Review zur neuen LP.

Tracklist:

  1. ANIMETAL
  2. DEMON CHILD
  3. KANASHIBARI
  4. BITTER EMBRACE
  5. FATE // SEPERATE
  6. CYBERGIRL
  7. INCOMPLETE
  8. STAY 4EVER
  9. AUTOMATON
  10. HIDE & SICK
  11. TORMENT
  12. A LOVE THAT SLOWLY DIED

Zwischen Wahnsinn und Melodie: Die ersten Schritte in die Welt von ANIMETAL

Der Titeltrack und Opener „ANIMETAL“ führt uns direkt in die futuristische Welt des Albums ein, in der die Technologie die menschliche Psyche dominiert. Mit seinen schnellen Riffs und dem aggressiven, elektronischen Sound ist der Song ein kraftvoller Auftakt. Er thematisiert das Gefühl von innerer Zerrissenheit und der Konfrontation mit eigenen Fehlern und Ängsten. Der Refrain „Animetal, animetal, animetal go go“ vermittelt eine fast schon verzweifelte Dringlichkeit, die den Hörer von der ersten Sekunde an fesselt. Dieser Song spricht den Teil in uns an, der inmitten von Chaos und Technik nach einer Art Erlösung sucht.

DEMON CHILD„, der bereits als Single veröffentlicht wurde, zeigt Within Destruction von ihrer melodischen Seite. Trotz der brutalen Riffs und druckvollen Drums wird der Song von einem eingängigen Refrain getragen, der fast hymnischen Charakter besitzt. „DEMON CHILD“ befasst sich mit der dunklen Seite des Menschseins – den inneren Dämonen, die uns begleiten und die uns immer wieder herausfordern. Der Song vermittelt eine Mischung aus Aggression und Verzweiflung, gepaart mit einer fast tragischen Melodie, die den Hörer in ihren Bann zieht.

Zwischen Traumparalyse und Herzschmerz: Wenn Sound zur Emotion wird

KANASHIBARI“ – dieser Song ist ein Paradebeispiel für die Experimentierfreude von Within Destruction. Er setzt die Kombination aus brutalem Metal und elektronischen Klängen weiter fort, jedoch mit einem intensiveren Fokus auf japanische Kultur und Anime-Themen. Der Song zieht den Hörer in einen Zustand zwischen Realität und Halluzination. Der Begriff „Kanashibari“ selbst bezieht sich auf einen Zustand der Lähmung, der während eines Schlafes auftritt – und das spiegelt sich auch in der Musik wider, die sowohl schleichend als auch überwältigend wirkt.

BITTER EMBRACE“ könnte als eine tief emotionale Auseinandersetzung mit dem Thema Verlust und der schmerzlichen Akzeptanz verstanden werden. Die Musik spiegelt diesen inneren Konflikt wider – zu Beginn ruhig und nachdenklich, um dann in einem brutalen Crescendo zu explodieren. Es ist ein Song, der den Hörer sowohl in die Dunkelheit als auch in Momente der kathartischen Befreiung führt, was ihn besonders intensiv macht.

Schicksalsspaltung und digitale Obsession: Zwei Wege, ein Abgrund

Der Titel des Track „FATE // SEPARATE“ lässt sofort Assoziationen zu Schicksal und Trennung aufkommen. Vielleicht geht es hier um die Auseinandersetzung mit Entscheidungen, die uns trennen – sei es durch äußere Umstände oder innere Konflikte. Die Musik unterstreicht diese Thematik mit drängenden Riffs und einem dramatischen Aufbau. Es fühlt sich an wie ein Verlust, der unausweichlich ist, aber zugleich auch eine Chance zur Neuorientierung bietet. Der Song spielt mit der Idee von zwei Wegen, die sich trennen und die Unvermeidlichkeit des Schicksals.

Der nachfolgende Song ist der Inbegriff des ANIMETAL-Konzepts. „CYBERGIRL“ kombiniert die Brutalität des Deathcore mit elektronischen, fast poppigen Elementen und entführt den Hörer in eine futuristische, digitale Welt. Der Track spricht über die komplexe Beziehung zwischen Mensch und Technologie – eine Thematik, die in unserer modernen Welt immer relevanter wird. Der Refrain „CYBERGIRL“ hat etwas fast schon hypnotisches, und der Song fühlt sich wie ein dystopisches Manifest an, in dem die virtuelle Welt mit einer beängstigenden Intensität die Kontrolle übernimmt.

Zwischen Vergänglichkeit und Verlangen: Zwei Hymnen auf das, was uns fehlt

INCOMPLETE“ dreht sich um das Thema Verlust und den schmerzhaften Prozess der Heilung. Der Song ist musikalisch etwas zurückhaltender, was ihm eine melancholische, fast intime Atmosphäre verleiht. Das dazugehörige Musikvideo zeigt eine visuelle Reise durch Trauer und Akzeptanz, beginnend mit düsteren Tönen und sich zu lebendigeren, hoffnungsvolleren Farben entwickelnd. Die Musik spiegelt diesen emotionalen Wandel wider – von der Dunkelheit in die Klarheit.

STAY 4EVER“ spricht die tief verwurzelte Sehnsucht nach Beständigkeit und der Angst vor Verlust an. Die Musik wechselt zwischen extremen Ausbrüchen und ruhigen Momenten, was die Zerrissenheit und die Ungewissheit widerspiegelt, die der Song thematisiert. Der Song stellt die Frage, ob wir in einer Welt, die sich ständig verändert, noch etwas finden können, das dauerhaft bleibt – eine Frage, die sicherlich viele Menschen heute beschäftigt.

Kalte Systeme und verlorene Kindheit: Wenn Identität zur Simulation wird

AUTOMATON“ setzt sich mit dem Thema der Entfremdung auseinander, die durch die zunehmende Technologisierung der Welt noch verstärkt wird. Der Song fühlt sich mechanisch an – die Rhythmen und die Klänge sind fast schon „kalt“, während die Riffs wie das ständige Rattern eines unaufhörlich arbeitenden Geräts wirken. Es ist ein Lied über den Verlust der menschlichen Verbindung, das ständige Gefühl, nur noch ein „Automat“ in einer Welt voller Maschinen zu sein.

HIDE & SICK“ erinnert an das Kinderspiel „Verstecken“, wobei der Song jedoch eine düstere Wendung nimmt. Es geht um das Verstecken vor den eigenen Ängsten und das ständige „Suchen“ nach etwas, das vielleicht nie gefunden werden kann. Musikalisch kombiniert der Track schnelle Riffs mit elektronischen, fast spielerischen Elementen, was einen gewissen surrealen Charakter verleiht. Es ist eine Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und den inneren Dämonen, die uns ständig begleiten.

Zwischen Qual und Vergänglichkeit: Das emotionale Finale einer düsteren Reise

TORMENT“ ist ein Song, der die tiefste Verzweiflung und die körperlichen sowie emotionalen Qualen thematisiert. Der Song ist gnadenlos in seiner Intensität und schafft eine Atmosphäre der Beklemmung, die den Hörer förmlich erdrückt. Die Riffs sind schwer, die Drums knallen und der Gesang ist aggressiv und verzweifelt – ein klares Zeichen für den inneren Kampf, den der Song beschreibt.

Der abschließende Song des Albums, „A LOVE THAT SLOWLY DIED“, ist die melancholische Reflexion über eine Beziehung oder Leidenschaft, die langsam in sich zusammenfällt. Die Musik beginnt ruhig und wächst dann in ihrer Intensität, was den schmerzhaften Prozess des Loslassens widerspiegelt. Es ist der ruhigste, aber vielleicht auch der emotional tiefgründigste Song des Albums, der den Hörer mit einer letzten, bittersüßen Erkenntnis entlässt.

Fazit:

ANIMETAL“ ist kein gewöhnliches Album – es ist ein audiovisueller Rausch, eine Grenzerfahrung zwischen digitaler Überforderung, emotionalem Schmerz und der verzweifelten Suche nach Identität in einer entgleisten Welt. Within Destruction schaffen mit diesem Werk eine Klanglandschaft, die gleichzeitig verstört, fasziniert und berührt. Die Mischung aus brutalen Deathcore-Elementen, elektronischer Verspieltheit und klar erkennbaren Anleihen an japanische Popkultur und Anime-Ästhetik wirkt nie gekünstelt, sondern vielmehr wie ein logischer Ausdruck einer Generation, die zwischen Reizüberflutung, emotionaler Leere und digitaler Überidentifikation lebt. Jeder Track bringt ein neues Kapitel – mal wütend, mal traurig, mal völlig entfremdet – aber immer mit einem hohen Maß an künstlerischer Konsequenz. „ANIMETAL“ ist nicht nur ein Album, sondern eine Erfahrung. Es verlangt etwas vom Hörer: Aufmerksamkeit, Offenheit und die Bereitschaft, sich auf das Chaos einzulassen. Doch wer sich dieser Welt hingibt, wird mit einem der spannendsten, kompromisslosesten und emotional vielschichtigsten Metal-Alben des Jahres belohnt.

Rating: 8 / 10

Info
9. April 2025 
8:48 Uhr
Band
Within Destruction
Genre
Deathcore Metalcore
Autor/en

 Seb

Fotocredit/s
Pressefoto
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