Die Hardcoreband Drain hat endlich neues Material im Gepäck! Am 05.05 veröffentlichen die Jungs ihren inzwischen zweiten Longplayer Living Proof via Epitaph Records.
Wem Drain bereits bekannt ist, der weiß, dass die Band mit dem schrulligen Shark-Baby Maskottchen nicht nur trashige Riffs, sondern rauen Spaß verspricht.
2014 in der lokalen Hardcoreszene von Santa Cruz gegründet, hat Drain inzwischen Bekanntheit weiter darüber hinaus erlangt. Bisher veröffentlichten sie zwei EPs und ein Album: Over Thinking (2016), Time Enough at Last (2017) und ihr Debütalbum California Cursed (2020).
Mit Living Proof geht die Party weiter und Riot hatte die Ehre, sich ein eigenes Bild von den insgesamt 10 Tracks in üblicher, kurzer Hardcoremanier zu machen.
Starker Einstieg mit „Run Your Luck“
Die erste Runde macht Run Your Luck. Im Fokus stehen die Vocals des charismatischen Sängers Sammy Ciaramitaro. Bereits im Opener zeigt Schlagzeuger Tim Flegal, was er alles kann und bietet allerhand rhythmische Wechsel. Insgesamt wird uns ein fetter, metallischer Start geboten, der in einem bösartigen Breakdown endet.
Vom exzessiven Lebensstil zu Straight Edge
Der zweite Track FTS (KYS) ist bereits zuvor als Singleauskopplung veröffentlicht worden. Worum es geht? In jungen Jahren führte der Vocalist Ciaramitaro einen exzessiver Lebensstil. Diesen legte er mit 22 Jahren bei und entwickelte sich zum absoluten Gegenteil dessen, nämlich Straight Edge. Im gewitzten und stilistisch trashigen Musikvideo werden die Bandmitglieder von einem Hitman überwältigt. Der Song sticht für sich allein nicht hervor, ist jedoch im ulkigen Gesamtpaket unerlässlich, unbemerkt zu bleiben:
Ein Rhythmus, der in den Fingern juckt
Auch bei Devils Itch wird wieder viel mit Rhythmik experimentiert. Eingestiegen wird mit einem eingängigen Riffing, dass den Song für sich stehen lässt. Besonders Vocals und Schlagzeug scheinen sich hier die Hand zu geben. Als Devils Itch wird im Übrigen das unerträgliche Jucken beim Abklingen eines Sonnenbrandes bezeichnet.
Zweite Würzung mit Humor
Humoristisch geht es weiter mit Evil Finds Light und dieser Song walzt eindrucksvoll über einen Hinweg. Die Energie sprudelt nur so über und rührt von einem den Meisten nur allzu bekannten Gefühl, das Ciaramitaro wieder knackig in 2 Minuten verarbeitet:
„Ich bin manchmal ziemlich aufgedreht und deshalb habe ich versucht, textlich diese Gefühle anzuzapfen und ein Bild davon zu malen, wie ich mich fühle und wie der Stress mich meine Welt manchmal ein bisschen anders sehen lässt, als sie tatsächlich ist. “
Erneut kann der Song bereits mit dem passenden Musikvideo über einen schrulligen Musikliebhaber punkten. Dieser lädt Drain zu einem Interview ein, wird jedoch von seinen liebevollen Eltern – alle durch Ciaramitaro höchstpersönlich verkörpert – unterbrochen.
Feinster Hardcorepunk
Bei der Single Imposter geht es schnell zur Sache: Feinster Hardcorepunk, der in einen besonders heftigen Breakdown ufert. Zwar sticht Imposter nicht sonderlich hervor, aber Drain bleibt sich und ihrem pfiffigen Stil treu. Man bewegt sich gerne zum Takt und fühlt die klassische Dynamik.
Der große Bruch im Album
Intermission ist ein einfacher Interludepart. Den Meisten dürfte dessen ungewöhnlicher Rapbeginn bereits von dem Intro des Musikvideos von FTS bekannt sein. Dieser auffällige Part stammt vom Rapper Shakewell und kündigt einen Stimmungswechsel an, der schnell das Genre wieder in die übliche Härte leitet.
Weight of the World gibt echten Grund zum Bangen. Zunächst arrhythmisch und gezeichnet durch eine langsame Härte, hebt sich dessen Sound erheblich ab. Ein kurzes, aber dafür intensives, thrashiges Gitarrensolo verleiht Weight of the World die nötige Schärfe. Außerdem gibt es eine metallische Richtung vor, in die sich Drain mehr als gebührend einreiht.
Schon Mal so wütend gewesen, dass der Song „Watch you Burn“ wie Balsam gewirkt hat?
Bei Watch you Burn steht nicht nur der Titel im Brand. Der Song ist schon eine gefühlte Ewigkeit raus und auf meiner On Repeat Liste ein echter Dauergast geworden.
Simpel, authentisch und gradewegs herausgebrüllt, packen einen die Lyrics einfach:
It’s people like you who push people like me
To the tipping point, I don’t wanna be the bigger man anymore
I just wanna watch you fucking burn
Watch you Burn hat sehr passend die Dehnung der Genregrenzen angekündigt, ohne Drains Wiedererkennungswert zu verlieren.
Am Ende des Tages: Drain und seine Punkwurzeln
Trotzdem bleibt es am Ende des Tages bei gutem alten, klassischen Punk. Bei Good Good Things beweist Drain, dass sie nicht nur ins Mikro schreien können, sondern auch Cleans treffen. Das Descendents Cover ist musikalisch einfach gut getroffen und macht seinen Vorbildern alle Ehre. Ich bin gespannt, wie sich das Stück live anhört.
Es endet mit dem Titel
Albumtitel und Abschluss Living Proof malt das i-Tüpfelchen. Durch seine heavy Seite, verspricht es ein echter Pitkracher zu werden. Man fühlt man sich wirklich lebendig beim Hören und kann nochmal so richtig abgehen. Obwohl der Abschluss mit dem „Bang“ alle mal gelungen scheint, hinterlässt dessen Slowmotion-Fade-Out echten Eindruck.
Fazit
Drain wagt sich ein wenig aus seiner Komfortzone heraus, ohne dessen Hörer einen vollkommenen Kulturschock zu verpassen. Und was soll man sagen? Einem wurde Party versprochen, man kriegt Party. Mit Living Proof fühlt sich der Hörer lebendig. Es macht Spaß, man hat Lust auf mehr.
Das Album ist eine glatte 10/10 und wer meckert, soll sich im Pit beweisen.