Interview

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Silent Planet-Gitarristen Mitch und Thomas im Interview

Erst vor wenigen Wochen war Silent Planet mit auf der großen Europatour von Erra!
Unsere Riot Vision Redakteurin Tascha durfte einige Fragen an deren Gitarristen Mitch und Thomas richten. Neben Tourleben, Unterschieden von deutschen und amerikanischen Venues, verraten beide News über ihr kommendes Album, das bis dato mit lediglich einer Singleauskopplung „:Signal:“ beeindruckt. Ebenfalls in den Startlöchern steht ein mysteriöser ausschließlich Live performter Track: „the demo“ . Mehr dazu könnt ihr hier im Interview lesen:

Wie lief die Tour bisher?

Mitch: Super, die beste Tour, die wir jemals hatten! Ich bin ein bisschen traurig, dass sie sich dem Ende zuneigt. Wir haben noch ein bisschen über eine Woche vor uns und das Meiste davon wird in der UK stattfinden. Zugegeben, ich liebe besonders das europäische Festland!

Was mögt ihr am meisten an Deutschland?

Mitch: Die Leistungsfähigkeit, die Ordnung. Ich bin keine sonderlich chaotische Person. Vielleicht ist das seltsam, wenn man bedenkt, welche Art von Musik wir spielen, aber ich liebe es, wenn Dinge ordnungsmäßig verlaufen. Ich finde es toll, dass die Leute mit dem Überqueren der Straße warten, bis der kleine Kerl grün wird. Unter anderem ist das Essen super! Jeder ist sehr nett und die Sprache wächst mir ans Herz. Eine Menge Leute denken, Deutsch hört sich hart und aggressiv an, aber ich bin inzwischen lang genug hier, dass ich nicht mehr weiß, ob ich dem zustimmen würde. Ich denke, es klingt wunderschön.

Thomas: Döner und Kebab. Ich wünschte, wir hätten das in den Staaten. Das ist die beste Sache meiner Meinung nach. Du kannst sie überall finden und sie sind immer super!

Und welches Essen mochtest du hier am liebsten, Mitch?

Mitch: Auch Döner Kebab! Besonders in Berlin. Unser Merchverkäufer Nick und ich sind beide Veganer. Also laufen wir oft herum und suchen nach kulinarischen Spezialitäten. Wir sind auf diesen Ort getroffen, der Döner und vegane Jogurt Soße hatte. Das werde ich niemals vergessen, es war großartig!
Aber Europa im Allgemeinen finde ich jeden Tag ziemlich erstaunlich. Anders als in den Staaten, wenn man hier zum Veranstaltungsort kommt, besonders in Deutschland, wartet immer etwas zu essen auf dich. Und das ist so aufmerksam! Weißt du, die Leute am Veranstaltungsort kümmern sich genug, um Essen und Kaffee anzubieten – und das ist großartig. In Amerika? Keine Chance, niemals. Besonders als Veganer ist das gut. Ich muss nicht jeden Tag nach Essen suchen. Das schlimmstmögliche Szenario ist, dass immer etwas in der Venue wartet und dafür bin ich super dankbar!

Eine Kostprobe des neuen Albums?

Ihr habt einen sogenannten „Demotrack“ auf Tour gespielt. Könnt Ihr ein wenig von berichten?

Mitch: Also wir nennen es „the demo“. Ich weiß nicht, ob irgendjemand das schon gehört hat, der nicht in unserer Band oder unserer Freund ist, aber der Arbeitstitel hieß „escape pod“. Und als wir darüber gesprochen haben, ihn live zu spielen, habe ich Garrett gesagt: Lass uns vielleicht nicht sagen, dass es „escape pod“ heißt, weil das nicht der finale Titel sein wird. Ich wollte die Leute nicht zu sehr darüber nachdenken lassen, dass es ums Weltall geht. Das ist eine Art Witz bei uns. Aber ja, es wird auf unserem neuen Album sein und ich will nicht spoilern. Live spielten wir zuerst unseren neuen Song „:Signal:“ und gingen direkt in den anderen über. Sie sollen unmittelbar aufeinanderfolgen. Es ist wahrscheinlich die unterschiedlichste Sache, die wir jemals gemacht haben und ich denke, es ist ziemlich deutlich, dass Leute es mögen, was cool ist. Die Energie des Publikums ist einfach „Woah!“. Da passiert jetzt etwas anderes, die Leute scheinen es wirklich gut aufzunehmen. Also ja, ich bin begeistert.

Was unterscheidet die Songs so sehr von euren vorherigen Werken?

Mitch: Eine Menge, es ist viel tiefer gestimmt, als wir jemals zuvor unsere Gitarren gestimmt haben. Es wird viel mehr Wert auf Einführungselemente wie programmierte Drum-Sounds als in der Vergangenheit gelegt. Ich weiß nicht, ob Garrett mit dem Song eigentlich schon fertig ist. Jeden Abend spielen wir ihn ein bisschen anders. Es macht uns auch irgendwie Spaß. Weißt du, wir machen jeden Abend das Gleiche. Es ist also irgendwie cool zu wissen, wann wir dieses neue Stück aufführen, dass es noch nicht in Stein gemeißelt ist. Es gibt Raum für etwas Spaß, etwas Improvisation und so weiter.

Thomas: Bei früheren Aufnahmen hatten wir viele Dynamikwechsel. „:Signal:“ ist wirklich heftig, sehr schnell und geht dann in einen langgezogenen Teil über. Vielleicht machen wir ein gesprochenes Intro, das ist wirklich präsent. Aber ich habe das Gefühl, dass diese neuen Songs einfach überrumpeln. Jedes Instrument verhält sich, ich würde sagen chaotisch. Wir spielen in der doppelten Geschwindigkeit von „xx (City Grave)“. Ich glaube nicht, dass wir Leute damit „beeindrucken“ wollen, wie schnell wir unsere Instrumente spielen können oder so etwas. Ich denke, es ist viel schneller auf Platte, definitiv tiefer gestimmt und härter. Aber wir kriegen das hin. Ich meine, es ist unsere sechste Platte und weißt du … man muss es einfach ein bisschen anders machen. Es macht einfach Spaß der Crowd zu zuschauen, wie sie sich fragen, ob das Silent Planet ist. Ich denke, es war ein guter Schritt für uns, den Demo-Track zu spielen!

Silent Planet von einer anderen Seite

Wie hat die Crowd auf eure Liveperfomance von „:Signal:“ reagiert?

Thomas: Du wärst schon ein Idiot, wenn du zu unserer Show gehen und denken würdest, dieser Song ist langweilig. Außerdem will ich über „:Signal:“ ein paar Dinge sagen. Das erste ist, dass wir ihn jetzt seit sechs Monaten spielen. Wir haben ihn in Amerika gespielt, wir haben ihn in Europa gespielt. Und Europa scheint davon am meisten begeistert zu sein. Die Crowd-Reaktion ist hier bisher am besten. Vielleicht liegt das daran, dass Europäer eher auf aggressiven Metal stehen. Einen Großteil unserer amerikanischen Fangemeinde zieht besonders unsere Lyrics oder Garretts Gesangsdarbietung oder seiner Persönlichkeit an. Sie alle sind englische Muttersprachler und es macht sofort Klick. Sie verstehen alles, genauso in Australien. Obwohl Deutsche so gut in Englisch sind, denke ich, dass es manchmal noch eine kleine englische Barriere gibt. Außerdem ist „:Signal:“ viel zeitgemäßer. Das heißt für mich, es klingt mehr danach, was andere Bands jetzt machen. Da wir nun mit Sentinels, Invent Animate und Erra auf Tour sind, fällt auf, dass all diese Bands einfach heavy und ziemlich chaotisch sind und viele unserer Songs sind nicht so heavy. Wenn wir also zu „:Signal:“ kommen, ist das das erste Mal, dass wir mehr etwas wie die anderen Bands machen. Das ist mein Lieblingsmoment des Sets, wenn wir dort ankommen. Denn ich fühle, wie die Menge sich freut und sagt: Jetzt kann ich endlich in den Circle Pit und rein ins Gemenge! Bei den meisten unserer Sachen ist natürlich, dass die Leute nur zuschauen. Daran ist nichts auszusetzen, aber wir lassen das neue Zeug nicht Außer Acht.

Welche Bedeutung steckt hinter „:Signal:“?

Mitch: Ich denke nicht, dass Garrett irgendwem vollständig gesagt hat, was die Bedeutung ist. Wir haben irgendwie schon eine Idee, wovon das gesamte Album handeln wird, aber „:Signal:“ im Spezifischem, das will ich nicht preisgeben. Ein Teil der Magie des ganzen Albums wird sein, was alles im Zusammenhang bedeutet. Aber wenn ich einen Hinweis geben müsste, würde ich sagen, es geht um Transformation und es ist das erste Mal, dass unsere Band Texte über etwas Fiktionales geschrieben hat. Unsere erste Platte dreht sich zum größten Teil um Momente in der Geschichte, vieles dreht sich um Frauen und unsere zweite Platte dreht sich hauptsächlich um Geisteskrankheiten, unsere dritte Platte handelt ehrlich gesagt um mehr geschichtliche Momente. „Iridescent“ ist so ziemlich eine wahre Geschichte über etwas, das uns passiert ist. Und bei diesem neuen Album wird es weniger um etwas Reales gehen. Es ist mehr Fantasie und der Versuch, unsere eigene Welt zu erschaffen. Mehr möchte ich gar nicht sagen, weil ich das Gefühl habe, schon zu viel verraten zu haben. Ich mag es, wenn die Leute überrascht sind, wenn sie das Ganze hören. Denn ich habe mitgekommen, dass viele Leute im Internet sagen: „Oh, ich denke, ‚:Signal:‘ handelt von Aliens oder ich denke, es geht um high auf Pilzen“ – Ich weiß nicht, vielleicht… könnten es all diese Dinge sein.

Ein neuer Vibe, eine andere Vorgehensweise

Können wir ein Konzeptalbum erwarten?

Thomas: Wir haben bei den letzten vier Alben Konzeptalben gemacht. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht einmal sicher, ob „Come Wind, Come Weather“ ein Konzeptalbum war. Aber ich denke, es hat alles einen noch nie zuvor dagewesenen, anfänglichen Vibe und aber wie Mitch bereits erwähnt hat, das ist wahrscheinlich das einzige, das bisher fiktiv ist. Und das haben wir zuvor noch nie gemacht. Garrett wird wahrscheinlich aus echten Erfahrungen schöpfen, aber er wird auch in einem Gefühl des Staunens schreiben. Aber ich weiß es noch nicht genau, ich bin nicht Garrett, ich bin nicht das Mastermind hinter den Lyrics. Aber vielleicht doch?

Mitch: Auch wenn es textlich kein Konzeptalbum wird, denke ich, musikalisch schon. Es ist auch das erste Mal, dass wir fast jeden Song zusammen im selben Raum geschrieben haben. Allein das macht es für mich fast zu einem Konzeptalbum. Denn in der Vergangenheit saß ich meistens sehr lange in meinem Zimmer und schrieb Gitarrenkram und brachte es dann zur Band und kurz bevor wir aufnehmen wollten zum Produzenten. Und dieses Mal haben wir fast alles zusammen mit unserem Produzenten Dan Braunstein geschrieben. Für mich wurden alle unsere Songs geschrieben, weil wir so einen brauchten. Deswegen sind sie alle konzeptionell miteinander verbunden, auch wenn die Vocals am Ende anders sind. Musikalisch höre ich, dass es so ist.

Wie war für Euch gemeinsam schreiben?

Thomas:

Mitch: Ich liebte es. Es war großartig, so soll es mit Sicherheit gemacht werden. In der Vergangenheit war es so, dass unser alter Gitarrist Spencer so ziemlich die ganze Musik geschrieben hat. Dann haben er und ich zusammengearbeitet und dann war es hauptsächlich ich, zumindest bei den anfänglichen Songstrukturen. Bereits auf dem „Irisdescent“-Album haben wir ein bisschen mehr herumexperimentiert: Alle kamen zusammen und wir haben es ziemlich schnell geschrieben. Das ist auf jeden Fall der richtige Weg, dass alle im selben Raum sind, auch wenn wir nicht beide gleichzeitig Gitarre spielen. Es ist wirklich hilfreich, die ganze Band da zu haben und jeder steuert irgendwie was bei. Ich persönlich habe das Gefühl, dass das, was wir dort gemacht haben, so viel besser ist als alles, was ich jemals alleine erfinden würde. Und unseren Produzenten dort zu haben, der wie ein Zauberer ist, ist erstaunlich. Ich bin es gewohnt, an einem Song zu arbeiten und zu denken, oh, das wird sechs Monate dauern, bis ich den richtigen Synthesizer-Sound dafür gefunden habe. Und Dan macht das in ungefähr 2 Minuten. Also wir sind ein Dreamteam, wirklich. Ich bin wirklich begeistert, wie es sich bisher entwickelt hat.

Hat das kommende Album einen Bezug zu euren vorherigen Arbeiten?

Mitch: Ich denke, es ist absolut neu. Musikalisch ist es fast fertig. Aber bis jetzt bin ich mir nicht sicher, was Garrett mit den Texten vorhat. Er könnte versuchen, sich auf ältere Dinge zu beziehen. Unsere Fans freuen sich darüber. Aber ich denke, im Allgemeinen ist es brandneu. Es ist ein Weggang von allem anderen. Wir sind tatsächlich drauf und dran das Ganze aufzunehmen, sobald wir mit dieser Tour fertig sind. Also … es wird früher oder später fertig sein, aber bis jetzt, kann ich das nicht wirklich sagen. Doch ich denke, dass es absolut anders wird.

Bandempfehlungen von Silent Planet!

Gibt es eine kleinere Metalcoreband aus eurer Gegend, die ihr Deutschen empfehlen würdet?

Thomas: Ich meine, sie sind nicht wirklich im Metalcore, aber Avoid haut heftig rein. Sie sind einfach so jung und lebendig und schreiben herausragende Musik. Es macht so viel Spaß, mit ihnen zusammen zu sein. Es macht so viel Spaß, ihnen zuzusehen. Was lustig ist, denn ich bin jetzt 33, fast 34 und sie sind ungefähr zehn Jahre jünger als ich und ich war auch mal so. Früher war ich ein bisschen wild und alles macht Spaß. Wir waren jung, stiegen zusammen in den Van und fuhren einfach los, tourten, als ob wir uns nicht wirklich um etwas anderes kümmern würden. Nicht, dass ich diese Tage vermisse, aber ich halte sie nicht für selbstverständlich. Und ich ermutige die deutschen Zuhörer einfach, sie hierher zu bringen, ihre sozialen Medien in die Luft zu jagen. Geht, hört euch diese Band an, ihre neue Platte ist heftig!

Mitch: Sie sind auch einige der größten Live-Performer und die sind einfach Anfang zwanzig, das ist ziemlich wild. Was unsere Gegend angeht, die meisten unserer Band sind erst kürzlich nach Tennessee gezogen und Freunde von uns sind auch gerade nach Tennessee gezogen. Sie heißen Bitter Breath und haben zwei Gitarristen, aber ein Gitarrist spielt manchmal auch Cello. Man muss es selbst gehört haben! Es ist ziemlich verrückt! Ein Freund spielt in einer Band namens A Dozen Black Roses. Ich habe vorher nie reingehört und letzte Nacht kam ich zum ersten Mal dazu und dachte mir, ich verpasse etwas. Das sind alles relativ kleine Bands.

Thomas: Ich habe noch eine! Sie stammen nicht aus California wie ich, sie sind aus New Jersey. Ihr müsst euch Sentinels geben, die sind unglaublich. Ich denke, sie sind ihrer Zeit voraus. Und es macht Spaß, ihnen zuzusehen! Da gibt es einen Unterschied, ich habe bei manchen Shows das Gefühl, Leute wollen einfach zu Breakdowns headbangen, aber wenn man ein bisschen nachdenken und sich fragen will, was da vor sich geht, sollte man diese Band auschecken. Das sind sehr gut Kerle und sie liefern jede einzelne Nacht. Das Gleiche mit den anderen Bands auf Tour.

Habt ihr noch eine Nachricht an eure deutschen Fans?

Thomas: Hallo an unsere deutschen Fans! Ich glaube, inzwischen sind wir zum siebten Mal hier…Naja, ich schätze, sechseinhalb Mal. Aber es ist sehr offensichtlich, dass ihr Metal liebt. Auch, als wir das erste Mal kamen, wart ihr immer da. Ihr hört die Band, kauft Tickets und Merchandise, all das verrückte Zeug, für das ihr hart gearbeitet habt. Das ist wirklich leicht zu vergessen, wenn man auf Tour ist, all die Tage aneinander geschmettert sind, wie sehr wir jeden Ort schätzen, den wir erreichen. Es macht uns wirklich so viel Spaß, wiederzukommen, also vielen Dank!

Mitch: Ja, ich liebe Deutschland!

Info
5. April 2023 
11:34 Uhr
Band
Silent Planet
Genre
Metalcore
Autor/en

 Tascha

Fotocredit/s
Pressefoto
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