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Eidola – Eviscerate

Das bereits 5. Album von Eidola hat am 12.04.2024 das Licht der Welt erblickt. Eine Gruppe die gerne mal unter dem Radar fällt, doch mit ihrer Mischung aus Post-Hardcore und Progressive Rock gerne die Genre Grenzen sprengt und trotz ihrer Komplexität im Ohr bleibt. Mit „Eviscerate“ (via Blue Swan Records / Rise Records) hat man laut eigenen Angaben der Band, das bis dato verletzlichste und gleichzeitig düsterste Album aufgenommen.

Was das Album also insgesamt zu bieten hat, findet ihr in dieser Review heraus:

Tracklist
01. Atman – An Introduction To Suffering
02. A Bridge Of Iron And Blood
03. No Weapon Formed Shall Prosper
04. Who Of You Will Persevere?
05. The Weight Of Sin
06. He Who Pulls The Strings Ties A Knot
07. Fistful Of Hornets
08. God Takes Away Everything
09. Ziggurat
10. Ashes In Gehinnom
11. Kali Yuga
12. Golgotha Compendium – Fifth Temple
13. Ecclesiastes – The Burden Of Wisdom

Einführung ins Leiden

Aufakt mit Atman – An Introduction To Suffering startet mit einem Chor, der so übertragen wird, dass man sich bildlich Mönche vorstellen kann. Obendrauf gibt es noch eine Spoken Words Passage in Form einer Rede von John F. Kennedy. Schon das Intro erzeugt eine ganz eigene Stimmung und geht nahtlos in A Bridge Of Iron And Blood über, welcher direkt alle Trademarks von Eidola offenbart.

Eine fette Bass Line mitsamt Shouts, Double Bass Passagen und abgedrehte Riffs gehen hier Hand in Hand mit Andrew Wells dynamischen Gesang, inklusive Chor aus dem Intro über. Was ein starker Einstieg!

Willkommen in der Welt von Eidola

Mit No Weapon Formed Shall Prosper wurde ein erster Vorgeschmack für Eviscerate veröffentlicht, setzt ebenfalls auf Shouts und offenbarte im Vorab allein durch die Abmischung der Platte, für einen eher Eidola untypischen, eher kernigen und härteren Sound.
Was jedoch nicht bedeutet, dass das alles nach Matsch klingt, im Gegenteil. Gerade dadurch sticht hier alles bestens heraus. Definitiv ein Anspieltipp!


Gleiches gilt für Who Of You Will Persevere?, denn dieser wurde ebenso als Single veröffentlicht und fällt soundtechnisch so ziemlich in dieselbe Sparte wie der vorherige Track. Erneut wird ein Catchy Chorus geboten, Verse die durch die Clean Gitarren und den darüberliegenden Shouts von Matthew Dommer an alte Post-Hardcore Zeiten erinnern und man sich dem Funky Bass im Mittelpart nicht entziehen kann.

Das Gewicht von tausend Sonnen

Track Nummer 5 The Weight Of Sin startet ohne Umwege mit dissonanten Chords und Andrews emotionalen Vocals. Auch hier sticht wieder einmal die Symbiose zwischen Gesang, Shouts und dem Riffing (Sergio Medina ist einfach ein heftiger Gitarrist) heraus.
Außerdem wird das alles textlich emotional verpackt, was nicht zuletzt an der Überlieferung des Gesangs liegt.
Als wäre das alles nicht genug, bieten Eidola eine verspielte Bridge und gegen Ende ein Breakdown, welcher mit einer Rede von Winston Churchill versehen wurde. Hier herrscht in gerade mal 3 Minuten also wildes Treiben, das ich an dieser Stelle allen ans Herz lege!

Wohlfühlen zum Mitnehmen

Knapp bei der Hälfte angekommen, fühlt man sich mit He Who Pulls The Strings Ties A Knot schon heimisch, denn auch hier zieht man mit einem griffigen Chorus, bei dem Andrew strahlen darf, kreative Riffs und Matthews eindringlichen Shouts alle Register.
Abgerundet wird dieses weitere Highlight von Akustik Passagen und Harmonien von Chantelle Wells (Andrews Frau) die dem gesamten Track nochmal eine ganz eigene Note verleiht.

Schluss mit lustig

Fistful Of Hornets wurde im Zuge der Albumveröffentlichung als Single veröffentlicht.

Hier gibt es auf ein neues wahnsinnige Shouts von Matthew, diesen Herren möchte ich hier noch einmal hervorheben.
Es wird wieder ordentlich übers Griffbrett gefegt und der treibende Chorus tut sein Übriges.
Wem das nicht genügt, darf sich auf Blast Beats gepaart mit Shouts und Gesangsharmonien freuen, die durch diese Kombination die Ohrkanäle förmlich mit Honig beschmieren.
Perfektioniert wird der Song durch den düsteren Wechsel, mitsamt Breakdown gen Ende.

Ein Fest der Sinne

Track Nummer 8 God Takes Away Everything beginnt direkt emotional, mit eindringlichen Lyrics die vom Piano begleitet werden. Dennoch werden hier in genau der richtigen Menge Shouts eingeworfen, so könnte man diesen Track durchaus als eine Art Powerballade bezeichnen.
Allerdings im Eidola Gewand, welches durch die instrumentalen Parts, der heftigen Vocal Range von Andrew und einer Portion Härte genau die richtigen Hebel in Bewegung setzt und durch diese Dynamik schlichtweg unter die Haut geht.

Der nächste Song Ziggurat sorgt zu Beginn für Funky anmutendes Riffage, dass wieder vom starken Gesang begleitet wird. Hier werden wieder alle Zutaten vom Album vermengt, die erneut eine insgesamt schmackhafte Speise servieren. Auch wenn das meckern auf hohem Niveau ist, fällt dieser Song minimal ab, da eben vieles in dieser Form dato schon hörbar war.

So behält man die Aufmerksamkeit

Bei Ashes In Gehinnom geht es allerdings wieder ganz anders zur Sache. Hier wird man direkt mit einem fetten Riff begrüßt, eingebettet in einem Double Bass Fest. Die eher düster gehaltene Stimmung und abgedrehte Riffs, sorgen wieder für die nötige Abwechslung.

Außerdem wird man hier mit dem bis bisher griffigsten Chorus der Platte konfrontiert, der einem mit seiner Geschwindigkeit regelrecht nach vorne schwingt!
Im Mittelpart gibt es dann einen harten Wechsel, der durch einen sich wiederholenden Text ruhig abgetragen wird.
Mit Track 10 hat man hier also ebenfalls ein Highlight geschaffen!

Ein Duett, wie es im Buche steht

So langsam geht es richtung Zielgeraden und trotz allem was man bisher hören konnte, sorgt man mit Kali Yuga erneut für Abwechslung. Denn Andrews Frau bekommt hier noch einiges mehr an Raum, was dafür sorgt, dass hier ein Duett zwischen beiden Sänger*innen stattfindet und dadurch eine schlichtweg wunderschöne Atmosphäre herrscht, die durch den allgemeinen Flow des Tracks herrlich abgerundet wird. Davor ziehe ich meinen Hut!

Das perfekte Ende

Eviscerate schließt sein Kapitel mit Golgotha Compendium – Fifth Temple, also schon dem 5. Teil der Temple Reihe, welche auf dem 2015er Album „Degenerrata“ seinen Anfang genommen hat.
Hier wird der längste Song von über 6 Minuten präsentiert und zusammengefasst lässt sich hier sagen, dass sowohl alle Stärken der Platte als auch der Band ausgespielt werden.

Was Eidola hier am Ende nochmal auffahren ist schlichtweg brilliant. Die wirklich großen Überraschungen haben sich natürlich schon abgespielt, dennoch wird das alles hier mit einem Feingefühl für Dynamik und dem reinen Piano Track Ecclesiastes: The Burden Of Wisdom, welches das Motiv von God Takes Away Everything überträgt, perfekt abgerundet!

Fazit:

Eidola zeigen mit „Eviscerate“ erneut ihre Kreativität und Spielfreude, die man merklich hört. Im Vergleich zu den vorherigen Alben klingt das alles hier nochmal eine Ecke abgefahrener, härter und kontrastreicher, ohne die bestehenden Trademarks ihres Sounds abzulegen.
Wie in der gesamten Diskographie der Band, lohnt sich hier mehrmaliges hören, denn dadurch offenbaren sich die vielschichtigen Details um einiges mehr, die komplexen Song Strukuren werden greifbarer und man kann sich verdammt lange mit dem lyrischen Kontext, den ich hier nicht wirklich behandelt habe, auseinandersetzen. Von mir gibt es daher 9/10 Punkte.

Info
20. April 2024 
17:00 Uhr
Band
Eidola
Genre
Progressive Rock
Autor/en

 Jan

Fotocredit/s
Matthue Cole
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