InterviewKonzertberichtNews

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Enter Shikari: Rory und Rob im Interview

Die britischen Rocklegenden Enter Shikari haben ihre Segel gesetzt und reisen aktuell durch Europa mit ihrer „A Kiss For The Whole World Tour“. Als sie in Köln ihren Anker geworfen haben, hatten wir die Ehre, zwei Mitglieder der Crew, Rob und Rory, interviewen zu dürfen.

Enter Shikari (benannt nach dem Boot von Reynold’s Onkel):

  • Rou Reynolds – Gesang, Rhythmusgitarre, Synthesizers
  • Chris Batten – Bass, Gesang
  • Rory Clewlow – Leadgitarre, Gesang
  • Rob Rolfe – Schlagzeug, Percussion

Werft mit uns einen Blick hinter die Kulissen. Wie die Tour läuft, welcher Song der Setlist ihnen am meisten Spaß macht, welche leckeren Kochrezepte sie auf Lager haben und mehr, erfahrt ihr hier im Interview:

Hi, ich bin Katrin und darf euch heute im Namen von Riot Vision ein paar Fragen stellen, es freut mich sehr euch kennenzulernen. Ihr seid gerade inmitten eurer „A Kiss For The Whole World Tour“ in Europa, gestern Amsterdam, heute Köln…herzlich Willkommen! Wie läuft die Tour bisher und wie geht es euch?

Yeah, es läuft ziemlich gut. Wir haben in Großbritannien angefangen. Wir haben uns Monate lang auf diese Tour vorbereitet, es war so viel Arbeit. Denn wir haben versucht, eher eine theatralische Aufführung auf die Bühne zu bringen, anstatt nur eine normale Show zu bringen.

Rory

Den Leuten scheint es Spaß zu machen. An dem Punkt, an dem wir uns jetzt in der Tour befinden, bin ich richtig angekommen, denn die Show läuft jetzt reibungslos. Wir haben jeden Abend viel geübt, sodass ich das Gefühl habe, dass wir jetzt gut aufgestellt sind. Bei der ersten oder zweiten Show ist es immer so, dass es noch Dinge gibt, die schief gehen, oder kleine Korrekturen, die wir vornehmen müssen. Das war auch so bei der ersten Show. Aber zu diesem Zeitpunkt der Tour sind wir wie eine gut geölte Maschine. Der heutige Abend dürfte also viel Spaß machen.

Rob

(Das hat sich eindeutig während des Konzerts bestätigt, ich bin immer noch geflashed von dieser Mischung aus Rockkonzert, Techno Rave, Lasershow und Musicaldarbietung.)

Ihr seid also nicht erschöpft, euch geht es gut?

Nein, mir persönlich geht es ziemlich gut! Ich habe gut geschlafen im Tourbus. Die Sonne kam heute morgen raus, das ist echt ein guter Tag. Gestern in Amsterdam war das Wetter schrecklich, es hat nur geregnet. Aber heute habe ich einen Schimmer von Sonnenstrahlen und Vitamin D abbekommen.

Rob

Das ist schön zu hören! Ihr seid ja schließlich auch in Köln, hier ist das Wetter schön.

Oh ich war noch gar nicht in Köln, ich habe nur den Weg vom Tourbus zur Venue (Palladium) und von der Venue zum Tourbus und wieder zur Venue gesehen. Sind wir weit entfernt von der Innenstadt?

Rob

Nein es geht, nur auf der falschen Rheinseite :D.
Aber ihr seid natürlich nicht alleine unterwegs – Fever333 und Blackout Problems supporten eure Shows. Enter Shikari wurde in St. Albans (England) gegründet, Fever333 in Kalifornien (USA) und Blackout Problems stammen aus München. Und mit beiden Bands habt ihr Features veröffentlicht (Blackout Problems: GLOFS, Fever333: Losing My Grip). Wie habt ihr euch kennengelernt?

Nun ja, Jason von Fever333 kennen wir schon sehr lange, auch damals schon als er zu der Band… [Rory: „letlive“]… yeah genau, Letlive gehörte. Ich habe gehofft, du sagst den Namen. Das war vor zehn Jahren oder sogar noch länger her, vielleicht 20? Und dann waren wir ziemlich oft mit ihm auf Tour. Wir haben ihn also gut kennengelernt, und seitdem trifft man auf Festivals ja immer wieder auf die gleichen Leute. Und so blieben wir die ganze Zeit über in Kontakt. Wir lieben die Idee, mit anderen Artists zusammenzuarbeiten. Aber es gibt einige Tracks, die sich wirklich für einen bestimmten Stil oder die Stimme einer anderen Person eignen. Man kann sie einfach auf diesem Track hören. Und bei ‚Losing my Grip‘ wollte ich Jasons Stimme unbedingt dabei haben. Und er machte einen wirklich, wirklich guten Job. Wir würden sehr gerne viel mehr Features machen, wenn es einfacher wäre mit Bands zu arbeiten. Musiker sind immer f*cking beschäftigt. Ja und mit Blackout Problems hat Rou einen sehr guten Song aufgenommen, gestern in Amsterdam ist er sogar mit auf die Bühne gekommen, um diesen gemeinsam zu performen. Und ja, Blackout Problems kennen wir auch schon eine Weile.

Rob

Yeah, viele Bands kontaktieren uns über Social Media. Leute, die uns gerne supporten würden und unsere Musik wirklich mögen. Also, das ist glaub ich, wie wir uns kennen gelernt haben. Aber weißt du, um ehrlich zu sein, es kommt sehr oft vor, dass Bands zu uns kommen und sagen, sie lieben uns.. und dann hören wir ihre Musik. Und oh mein Gott, dann denkst du dir nur, das gefällt mir gar nicht. Aber nicht bei Blackout Problems. Bei denen dachten wir direkt „wow, die Jungs sind wirklich richtig cool“.

Rory

Gibt es eine andere Band, egal ob lebendig oder tot, mit der ihr hypothetisch gerne zusammenarbeiten würdet?

Es ist wirklich interessant mit Leuten zu kollaborieren, die weirde Musik machen. Denn du weißt nie, was sie mit der Musik machen. Zum Beispiel der Track mit Wargasm war sehr spaßig, weil sie diesen genommen und ihn zu etwas komplett anderem transformiert haben.

Rory

Ja, ich mag es auch sehr mit Künstlern zusammenzuarbeiten, die nicht nur einen Vocal-Part auf unserem Track einnehmen, sondern vielleicht eher Producer oder Electronic-Artists sind (…).

Rob

Dann warf Rory noch „The Prodigy“ ein und Rob stimmte zu, dass das „f*cking awesome“ wäre. Ja, denke ich auch! Aber nun zum neuen Album, mit denen Enter Shikari gerade auf Tour ist.

Chef’s Kiss (For The Whole World)

„A Kiss For The Whole World“ – euer 7. Album – wurde letztes Jahr veröffentlicht. Ich habe gelesen, ihr habt die Studioaufnahmen in einer abgeschotteten Hütte auf dem Land aufgenommen, wo ihr nur Solarenergie hattet…

Ja, es gab buchstäblich nur Solarpanel und dann einen Kamin in der Mitte des Gebäudes. Das war’s. So haben wir uns warm gehalten, denn es war ziemlich kalt. Es war im Herbst, September und Oktober, glaube ich. Und in England ist es zu diesem Zeitpunkt echt kalt. Und so mussten wir raus und Brennholz sammeln. Wir haben nur das Gelände umrundet, einfach alle Baumstämme gehackt, die wir finden konnten, und sie ins Feuer geworfen. Es war so ein cooler Ort. Wenn wir aus dem Fenster geschaut haben, konnten wir kein anderes Haus in der Nähe sehen, um uns herum waren nur Acker und Felder. Also das hat sich wirklich isoliert angefühlt. Aber es macht einfach so, so viel Spaß, wenn man darin lebt und jeden Tag aufwacht und ab dem Moment im Kreativmodus ist. Du bist einfach so scharf darauf, dich darauf einzulassen und es wird nie langweilig oder ermüdend, es ist einfach nur energieaufladend (…). Ohne Ablenkung von außen. Allerdings mussten wir uns selbst mit Essen versorgen und waren Lebensmittel einkaufen. Jeder von uns war mal dran Dinner für uns alle zuzubereiten. Und dann, am Abend, haben wir alle möglichen Sachen gemacht, uns zum Abendessen zusammengesetzt und bis in die Nacht weitergearbeitet. Und das Gute an solchen Räumen ist, dass man so spät aufhören kann, wie man möchte, sagen wir mal um 1 oder 2 Uhr morgens. Aber ziemlich oft kamen wir an einen Punkt, an dem wir gesagt haben, wir ruhen uns jetzt aus und stehen morgen früh auf und machen weiter. Das war eine unglaubliche Erfahrung, ich glaube sogar meine Lieblings-Recording-Erfahrung.

Rob

Ja auf jeden Fall. Entweder das, oder Thailand! Aber das war auch nochmal eine komplett andere Geschichte..

Rory

Was habt ihr während der Zeit denn gemeinsam zum Abendessen gekocht?

Nun, da es zwei Veganer in der Gruppe gibt, mussten wir sicherstellen, dass unser gesamtes Essen veganfreundlich ist. Das machte es für die Nicht-Veganer, die veganes Essen kochen mussten, irgendwie interessant. Sie mussten kreativ werden und Rezepte finden, die nun ja… keinerlei Fleisch oder Milchprodukte enthalten (…). Rou hatte ein beliebtes Karotten-Hot-Dog-Rezept, welches er liebt, das machte er jedes Mal. Außerdem, wenn man für eine Gruppe von Leuten kocht, ist es einfacher, leichte Gerichte für große Mengen zuzubereiten, wie ein großes Curry oder vegane Aufläufe.

Rob

Ich habe einen guten Linsen-Cottage-Pie gemacht! Aber ich erinnere mich: ich hab nicht genug Marmite hinzugefügt. Das ärgert mich bis heute.

Rory

Bei einer anderen Recording Session habe ich mal ein veganes Chilli gekocht und irgendein Chillipulver im Küchenschrank gefunden. Das Ding ist mit Chillipulver – du weißt nicht, ob oder wie scharf es sein wird und manchmal ist es wirklich mild. Und es war auch nur noch wenig übrig, also dachte ich mir so, okay, ich mache alles rein. Aber insbesondere Rou verträgt Chilli nicht so gut. Meerrettich oder Wasabi sind kein Problem für ihn, aber Chilli geht gar nicht. Und dieses Chilli war wirklich extrem scharf. Sogar für Rory und mich, die scharfes Essen lieben, war es zu viel. Ich fühlte mich schrecklich wegen Rou! Er schüttete seinen veganen Jogurt rein und hatte quasi nur eine Schüssel voller Jogurt mit ein wenig Curry. Also ja, ich fühlte mich schuldig. Aber ich habe auch Stunden damit verbracht dieses wirklich leckere Essen zuzubereiten. Und dann war es viel zu scharf.

Rob

Das klingt echt witzig, ihr solltet Kochrezepte veröffentlichen!

Geheimrezept für Energie

Zurück zu euren Shows, ich habe euch letztes Jahr beim Vainstream in Münster gesehen…

Oh yeah, das ist wahrscheinlich eins meiner Lieblingsfestivals zum Auftreten!

Rob

Eure Energie auf der Bühne ist einzigartig und fantastisch! Wie schafft ihr das, was ist eure Motivation oder Antriebskraft?

Naja, das liegt vor allem auch an unserer Musik, die an sich schon so energiegeladen ist und wir versuchen das auch so rüberzubringen. Also geben wir wirklich alles, was wir geben können. Und die Energie geht hin und her zwischen dem Publikum und der Band. Also wenn das Publikum voller Energie ist, fühlen wir das auch mehr.

Rory

Enter Shikari live im Palladium in Köln, 24.02.2024.

© Xoxo Photography.

Viel davon ist auch einfach das Adrenalin. Wenn man sich anschaut, wie wir teilweise eine halbe Stunde vor dem Betreten der Bühne im Dressing Room sind, wäre man echt überrascht, dass wir gleich eine große Show abliefern. Manchmal bin ich vorher wirklich müde oder verkatert, oder manche sind niedergeschlagen durch das Wetter, vor allem, wenn du zwei Drittel der Tour schon hinter dir hast. So eine lange Tour kann emotional und körperlich ziemlich anstrengend sein. Aber dann, ab dem Moment, wenn du die Bühne betrittst, die Schreie, den Lärmpegel und die Energie des Publikums hörst, wird dein Körper komplett von Adrenalin durchströmt. Und dann kickt die Musik. Du spielst einfach und jedes Leiden, was du hattest, ist plötzlich vergessen. Und du hast eine richtig gute Zeit (…).

Rob

Ja, es ist wirklich verrückt. Wenn du zum Beispiel Schmerzen am Fuß hast, bevor du auf die Bühne gehst, und dann betrittst du die Bühne und der Schmerz ist weg. Dann fällt dir auf: das ist das Adrenalin.

Rory

Was ist euer Lieblingssong auf der Setlist der Tour?

Beide waren sich einig, dass ihnen Jailbreak am meisten Spaß macht. Da sich die Spannung über den Song hinweg immens aufbaue und sie am Song-Ende all ihre Energie reinstecken können. Außerdem scheint sich das Publikum besonders gut mit dem Songtext identifizieren zu können. Live haben sie mich definitiv überzeugt, aber seht hier selbst:

„We’re running for our lives… one last kiss“

Wie sind eure Pläne für die Zukunft, habt ihr schon neue Musik in Aussicht?

Wir haben noch nicht an neuer Musik gearbeitet. Es ist jetzt zwar fast ein Jahr her, als wir „A Kiss For The Whole World“ veröffentlicht haben, aber während dieser Tour spielen wir manche der Songs zum ersten Mal. Und so fühlt sich die Musik für uns noch sehr frisch an. Aber wenn wir die Tour beendet haben, haben wir noch ein paar Termine in Irland, Amerika und kommen im Sommer zurück aufs Festland von Europa für ein paar Festivals. (…). Irgendwann werden wir wieder anfangen, uns mit neuer Musik zu beschäftigen. Aber im Moment liegt unser Fokus definitiv auf dem, was wir hier gerade tun. Mit der Produktion, die wir hier auf die Beine gestellt haben, und da wir uns mitten in dieser Tour befinden, ist es schwer, darüber nachzudenken, was als nächstes kommt. Aber ich bin mir sicher, dass wir beschäftigt sein werden. Das sind wir immer.

Rob

Möchtet ihr euren Fans noch etwas mitteilen oder ihnen nur One Last Kiss geben? 🙂

Haha, ein Kuss sagt mehr als 1000 Worte! .. Vielen Dank, dass ihr uns hört und wir hoffen, jedem gefällt unsere zuletzt veröffentlichte Musik, sie fühlt sich noch sehr neu für uns an. Yeah, wir hoffen, wir sehen euch bald auf unseren Shows!

Rob

Vielen herzlichen Dank für eure Zeit und Antworten. Es war mir ein Vergnügen!

Info
28. Februar 2024 
17:00 Uhr
Band
Blackout Problems
Enter Shikari
Fever 333
Genre
Alternative-Rock Elektronik Trancecore
Autor/en

 Katrin

Fotocredit/s
Xoxo Photography
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