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Kvelertak – „Endling“

Alle drei Jahre grüßt das Murmeltier oder wie Kvelertak-Fans sagen würden: „new alabam„!!! Die Jungs aus Stavanger, Norwegen verzaubern die Musik-Szene bereits seit 2007 und können mit ihrem Mix aus Black Metal, Rock´n Roll und Punk oftmals sehr viele offene Münder hinterlassen.

Als guten Vergleich zu ihrem neuen Album „Endling„, welches am kommenden Freitag, den 08. September 2023 erscheinen wird, würde ich eine Tüte Chips hinzuziehen. Wieso? Naja, ihr kennt es doch: man sitzt abends noch völlig hungrig vor dem TV und würde sich am liebsten die Packung Kartoffelchips reinziehen, doch ist es die richtige Entscheidung? Nicht unbedingt, denn auf der einen Seite stillt man seinen Kohldampf und auf der anderen Seite könnte einem schlecht werden. Genau so ergeht es mir immer, und ich meine wirklich immer, beim Hören von Kvelertak. Das soll keineswegs schlecht klingen, lediglich versuche ich selbstkritisch mit der Musik der Norweger umzugehen.

Tracklist „Endling“:

01. Krøterveg Te Helvete
02. Fedrekult
03. Likvoke
04. Motsols
05. Døgeniktens Kvad
06. Endling
07. Skoggangr
08. Paranoia 297
09. Svart September
10. Morild

Achtminütiger Opener als erste Single-Auskopplung

Der Opener „Krøterveg Te Helvete“ verbringt fast drei seiner acht Minuten damit, sich als Post-Rocker auszugeben, die durch die nordischen Berge streifen. Klimpernde Klaviertasten und karge Drums fließen wie die Gegensträmung eines Baches, während 70er-Jahre-Hardrock-Riffs darüber walzen, als ginge die Sonne auf, ein Bild aus rosafarbenen Lila-Tönen, die in Blau übergehen. Fast so wie der Blick aus dem Fenster von unserem Haus in die Berge. Wirklich, meiner Meinung nach fühlt man sich genau dorthin versetzt.

Gitarrist Vidar Landa beschrieb bei der Single-Auskopplung von „Krøterveg Te Helvete“ das Album folgendermaßen:

“On Endling, we tell the stories of the extinct and dying men and women of Norway. Old and new myths, culture, and rituals come to life — the folklore that doesn’t fit a TV series concept. Vikings and trolls are for television. This is the real deal.”

Auf „Fedrekult“ liefern Kvelertak eine Mischung aus 70er-Jahre-Hardrock, Black ’n‘ Roll und Blastbeat-verehrendem 90er-Black Metal. Eine irrwitzige Symbiose aus verschiedenen Stilen, die mich nur leider nicht ganz so abholt wie der Opener.

Kurz und bündig wie ein Haiku

Die beiden nachfolgenden Songs, die beide knapp 3 Minuten über meine Kopfhörer knallen, sind deutlich stärker. „Likvoke“ und „Motsols“ fühlen sich an, als wollen uns die Norwerger nach dem etwas säuselnden Vorgänger mit einem Kuss wieder aus dem Dornröschenschlaf holen. Ersterer schäumt vor lauter Old-School-Dio-esken Power-Akkorden, die beweisen, dass Kvelertak am besten sind, wenn sie die Vergessenheit feiern. Während letzterer Turbonegro in eine Power-Pop-Black’n’Roll-Band verwandelt, die mit doppelharmonischen Screams und krachenden Cleans wie die griechischen Götter im Himmel absolutes Chaos verursacht.

Zwei unterschiedliche Hälften

Wie in der Überschrift beschrieben beschäftigt sich „Endling“ mit zwei verschiedenen Hälften oder besser gesagt untertrennt sich das Album in zwei Seiten. Seite A liebäugelt unersättlich damit, das gleiche Rad neu zu erfinden, dass sie der Welt vor über einem Jahrzehnt gegeben haben. Seite B serviert jedes Genre in der Metal-Szene, fast so gut wie die All-you-can-eat-Buffets, die man von seinen Pauschalreisen im Sommer gewöhnt sein könnte. Doch leider befinden sich auch auf Seite B nicht nur konstruktiv geniale Songs: so wie beispielsweise der Track „Døgeniktens Kvad„. Hier handelt es sich um Black Metal für Tanzwütige, denn Blast-Beats und weitere Essenzen kämpfen mit Banjo-Vibes und Country-Rock-Klängen um die Wette, bis irgendeiner dieser Töne tatsächlich auch mal verstummt. Etwas zu wild, wenn ihr mich fragt, aber das ist pure Geschmackssache.

Ganz anders dann die sechs Minuten von „Skoggangr„. Hierauf werden 70er-Jahre-Blues-Rock-Bravado á la Led Zeppelin vermischt mit dem psychedelischen Prog-Rock-Charme von beispielsweise Mastodon. Das ist ein richtig geiler Track, von dem Kvelertak in der Zukunft deutlich mehr machen sollten.

Der ****-Sterne Koch empfiehlt

Dann gibt es da noch den Leckerbissen, welches der Master-Koch empfiehlt: „Svart September„. Auf diesem Track feiern die Norweger den Absiteg von sommerlicher 60er-Jahre-Akustik in groovigen, funkgetriebenen Mid-00er-Garagenrock, wie auf einer Kneipentour durch die Abgrunde der Hölle. Diesen Song müssen Kvelertak unbedingt live spielen, denn dafür ist er gemacht.

Der Titeltrack verzichtet erfrischenderweise auf die Screams von Ivar Nikolaisens zugunsten von cleanem Gesang, der die groovigen Power-Pop-Riffs ergänzt, mit denen man am liebsten in den Sonnenuntergang reiten würde. Schon seltsam, so etwas in Verbindung mit dieser Band zu schreiben, aber so eben ging bei uns die Sonne unter und ich stellte mir genau diese Szenerie vor.

Das große Finale der Platte ist das über sieben Minuten lange „Morild„. Dieser Track ist eine Verschmelzung verschiedener Klangwelten und fühlt sich an wie eine abenteuerliche Reise durch Südnorwegen im Sommer mit den besten Freunden. Mit Zeit zum Nachdenken bietet der Song üppige Arrangements und Harmonien sowie viel Raum für Gitarrenriffs, die genau das sind, was sie sein sollen: shreddy!

Fazit:

Endling“ mit all seinen facettenreichen Liedern ist am Ende meines Erachtens etwas zu ausschweifend geworden. Die mehr als 4-minütigen Monolithen hätten teilweise etwas komprimiert werden sollen, gerade wenn man bedenkt, dass die kürzeren Songs deutlich mehr Wumms hatten. Diese Banger erinnern uns nämlich schnell daran, warum nur Kvelertak Power-Pop und Black Metal so mischen können, dass man gleichzeitig tanzen und moshen möchte.

Rating:

Alles in allem halten wir mit „Endling“ kein weiteres Meisterwerk der Norweger in der Hand, jedoch würde ich mich auf jeden Fall nochmal live von den Künsten dieser Platte überzeugen wollen. Von mir gibt es für das fünfte Studioalbum leider nur 7,5 von 10 Punkten.

Info
6. September 2023 
6:50 Uhr
Band
Kvelertak
Genre
Alternative Metal Black Metal Black´n Roll
Autor/en

 Seb

Fotocredit/s
Stian Andersen
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