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Open Flair 2023 – Festivalbericht

Wie könnten wir besser in unseren Festivalbericht eintauchen, als mit dieser Meldung vom Reeperbahn Festival:

Das Open Flair Festival aus Eschwege hat zum dritten Mal in Folge den Helga-Award in der Kategorie Bestes Festival gewonnen! Wir gratulieren auf das Herzlichste und können die Wahl der Fans & Gönner durchaus nachvollziehen. Unsere Fotografen, deren Fotos wir euch in diesem Bericht auch live & in Farbe zeigen werden, sowie ich selbst (Schreiberling) sind seit Jahren auf dem OF (wie das Open Flair liebevoll genannt wird) zu finden und feiern dieses Festival sehr. Doch mehr dazu in unserem Festivalbericht (siehe unten).

Im Voraus nun noch ein paar Worte, warum wir erst so spät mit dem Bericht um die Ecke kommen. Es gibt eigentlich keine richtige Ausrede dafür, anstelle dessen möchten wir euch hiermit ganz einfach die Möglichkeit geben, nach dem Festivalsommer eine einfachere Entscheidung zu treffen, wo es für euch im nächsten Sommer hingehen sollte. Denn das OF feiert im nächsten Jahr unbeschreibliche 40 Jahre und vermutlich, werden wir ein Jahr erleben, welches als eines der legendärsten in der Geschichte eingehen wird. Also… lasst euch mit unserem Bericht überzeugen und kauft euch ein Ticket (die ersten Bands sind bereits bestätigt, schaut einfach mal auf der Homepage vorbei: https://www.open-flair.de).

Wodurch bekommt das etwas kleinere Festival (mit ca. 23.000-25.000 Besuchern) in Eschwege nun seinen Charme und Reiz für euch? Das ist eine gute Frage, doch die lässt sich ebenso leicht beantworten. Das OF besticht nicht nur durch die beiden großen Festivalgelände, sondern eben auch durch die Lage an sich. Wer von euch war schon mal auf einem Festival, wo eine Bühne direkt an einem See liegt und ihr theoretisch, wenn es keine Abgrenzungen gäbe, ins Wasser springen könntet? Geschweige denn der Ausblick auf den See bei einem wahnsinnig schönen Sonnenuntergang. Oder die vielen kleinen weiteren Schau- und Nebenplätze, die es zu begutachten gibt. Wie z. B. das Kleinkunstzelt oder die Bühne am E-Werk, in der auch die Zentrale des OF-Teams haust. Apropos Kleinkunstzelt. Lasst uns nicht mit dem Report der Bands auf den Bühnen beginnen, sondern von einer ultra witzigen und zugleich aber auch famosen Geschichte zum Kleinkunstzelt in das Review starten.

Im Kleinkunstzelt kann man sich nicht nur ein paar Comedians geben, sondern eben auch ein paar kleine Künstler, die sich der Musik verschrieben haben. Wie z. B. die Herren von Reis Against The Spülmaschine. Ihr habt richtig gelesen! Die Jungs haben sich diesen Namen nicht umsonst gegeben. Denn ihre Musik ist eine kleine Hommage an den Punk von Rise Against und gleichzeitig auch Comedy. Musik-Coverett nennen es die beiden Künstler, um ganz genau zu sein. Wichtige Info: das Kleinkunstzelt fasst nur um die 200 Menschen und es kann durchaus mal sein, dass dieses auch relativ schnell voll ist. So eben auch bei Reis Against The Spülmaschine. Leider sind ein Kollege und ich etwas spät dran gewesen und wir konnten uns den Auftritt nur von draußen auf Bildschirmen anschauen. Sehr schade, wenn ihr mich fragt. Doch warum ist das ganze nun so besonders? Naja, weil die Künstler auf diesem Festival eben den gleichen Charakter pflegen, wie das Festival selbst. Die beiden kamen nach dem Auftritt nach draußen und entschuldigten sich bei ihren Fans, die sie nicht live und in Farbe sehen konnten. Und es kam noch besser: wir durften zu den Hits wie „In The Netto“ oder „Ich lass natürlich das Licht an“ abgehen.

Weiter ging es dann für mich mit einer Band und einem Ort, von dem ich euch erzählen möchte, der sehr besonders ist. Vor den großen Toren des Werdchens, dem Hauptgeschehen des Festivals, befindet sich das E-Werk. Hier sitzen nicht nur die Veranstalter, sondern dort gibt es im Jahr auch ein paar coole Konzerte zu bestaunen, die vom OFTeam organisiert werden. Ein Blick auf den Spielplan lohnt sich auf jeden Fall immer! Dort spielen Wrest, auf der s. g. Hofbühne direkt vor neben dem E-Werk. Mit ihrem Gänsehaut-Indie-Rock versprühten die Schotten eine wahnsinnig innige Stimmung und auch die knapp 150 Zuschauer vor der Bühne feierten den Musikstil sehr. Auch hier bildet sich dank des Ambientes sofort eine coole Atmosphäre, die euch neben dem Standard-Festival-Feeling ordentlich Stimmung verleiht. Natürlich eine etwas chilligere, aber irgendwie auch mal eine gelungene Abwechslung, wenn ihr mich fragt.

Was auch super cool und anders zu vielen anderen Festival ist, ist die s. g. Meile vom Camping-Platz bis hin zum Werdchen. Dort kann man an der Straße an vielen Fenstern das ein oder andere Kaltgetränk zu erschwinglichen Preisen genießen. So etwas ist aus meiner Sicht schon einzigartig, weil etwas ähnliches gibt es vielleicht auf dem Wacken auch (im kleinen Dorf), aber nach Wacken muss man erstmal rund 2km vom Campingplatz laufen und in Eschwege geht man diesen Weg tagtäglich mehrere Male, wenn man zwischen den Bühnen bzw. wieder zurück auf den Campingplatz wandert. Völlig verrückt, wenn ihr das zum ersten Mal sehen könnt!

Eine weitere tolle Eigenschaft des lieben OFs ist deren Umgang mit den Besuchern, wohl gemerkt auch den „kleineren“ Besuchern. Für Kinder, bzw. besser gesagt für Familien bietet das Festival nicht nur durch sein multi-kulti Angebot an Musik (von Hip-Hop über Rock/ Punk zu Pop) einiges, sondern eben auch mit vielen kleineren Veranstaltungen rundherum. Die vielen Möglichkeiten machen es den Eltern deutlich einfacher, auch mit den Kindern auf ein solches Festival gehen zu können, wovon es von uns einen dicken Daumen nach oben gibt! Besonders ist mir das an der Seebühne aufgefallen, wo dann auch noch eine Band, die Bazookas aus Holland, die Kinder zum Crowdsurfen und feiern einuden. Sozusagen war die Band ein verdammt guter und faszinierender Lückenfüller in der Umbaupause auf der Bühne, nur das die Musiker den ganzen Platz als Bühne nutzten.

Die Genre-Highlights auf dem Open Flair

Gestartet hat das OF, aus Sicht unserer Genre-nahen Bands, letztendlich mit Deine Cousine. Die Sängerin und Gründerin der Band, Ina Bredehorn, ist eine Powerfrau durch und durch und das beweist sie gut und gerne auch mal in 45 Minuten Spielzeit auf der Seebühne. Es war ein frenetischer Auftritt, was man auch der Crowd anmerkte. Daran hat man schnell erkennen können, dass sie hinter ihren Texten und der Musik steht.

Weiter ging es dann mit Anchors & Hearts, die zwar als Nachrücker erst frisch dazu gekommen waren, aber dem ganzen keineswegs eine miese Stimmung aufdrücken wollten. Ganz im Gegenteil: ich finde es immer atemberaubend, wenn eine Band aus dem Alternative-Bereich (Metalcore vielleicht auch) es schafft, das Publikum vor der Bühne in Bewegung zu setzen, auch wenn später am Abend ein gewisser Cro sein bestes von sich geben wird.

Ganz besonders gefreut habe ich mich über die Newcomer des Nu-Metals, From Fall To Spring. Die beiden Zwillinge mal live auf der Bühne sehen, davon hat ein Kollege von mir bereits immer geschwärmt und nun darf ich mich auch zu diesem Kreis zählen. Die beiden Brüder harmonieren einfach wie ein Guss auf der Bühne und bringen die Menge ziemlich schnell zum Kochen. Die Mischung aus Nu-Metal und einer Art von Metalcore (auch für hartgesonnere ist hier etwas dabei) macht das Ganze erst so wahnsinnig interessant. Als der Gitarrist der Band dann noch in der Menge vor der Freibühne auftrat, waren alle Dämme gebrochen.

Freitagabend dufte ich meine Herzensband While She Sleeps dann auf dem Open Flair erleben. Zuletzt auf der Parkway Drive-Tour gesehen, damals noch in der Frankfurter Festhalle. Live sind die Briten einfach eine Metalcore-Institution und man muss sie mal gesehen haben! Die Menge tobte, denn gerade am Freitag waren wirklich viele Rock- und Alternative-Artists zu Gange. Ein Moshpit jagte den nächsten, genau so wie es sich While She Sleeps wohl vorgestellt hatten.

Vor den Broilers ist nach den Broilers, oder wie war das? Falsch – die Donots heizten der Menge vorher noch so richtig ein. Und hier zeigt sich auch die Liebe des Open Flair zu den Künstlern, die schon mehrere Male vor Ort waren, genau wie die Donots. Die gehören eigentlich schon zum Inventar, wenn man das so sagen darf. Und doch schafft es die Band um Sänger Ingo immer wieder, das Festivalgelände zum Beben zu bringen. Eine der intensivsten Shows von dem ganzen Wochenende, wenn ihr mich fragt.

Indecent Behavior hatte ich vor dem Festival nur ab und an mal auf Radio Bob gehört, doch live gehen die Jungs mit ihrem Pop-Punk ála A Day To Remember so richtig ab. Neben From Fall To Spring eine der Bands, die ich wohl nach diesem Festival nicht mehr so schnell aus meinem Kopf entfernen kann. Am Ende könnte ich es sogar noch anders formulieren: etwas schäme ich mich sogar, dass ich die Jungs vorher nie so richtig auf dem Schirm hatte. Schande über mein Haupt!

Flash Forward, die sich dem Alternative Rock veschrieben haben, sind mir auch noch lange in Erinnerung geblieben. Abermals stand einfach ein Gitarrist in der Menge, doch dieses Mal sogar vor der großen Radio Bob-Bühne, wo einen Abend zuvor noch die Broilers ihren Fußabdruck ließen. Leider war nicht so viel los wie bei den Deutschrockern, denn Flash Forward hätten deutlich mehr Zuschauer verdient gehabt.

Zum Abschluss möchte ich noch sagen, dass es natürlich neben den bereits erwähnten Künstlern noch mehrere von unserem Genre auf das Flair geschafft haben, jedoch muss man ehrlicherweise auch gestehen, dass die größeren Bands den Ruhm bereits haben und die Kleineren in der Hinsischt mehr gepusht werden müssen. Auch das ist eine der guten Charaktereigenschaften des Open Flair. Sie mischen die Herankömmlinge und Großen der Szene wirklich sehr gut durch – genau wie bei einem bunten Blumenstrauß!

Mein Fazit:

Hand aufs Herz: wem bei unserem Bericht nicht ein klein wenig warm ums Herz geworden ist, der versteht zum einen die Festivalsaison nicht und zum anderen nicht wie sehr es darauf ankommt, auch den vermeintlich kleineren Festivals etwas abzugewinnen. Ich sage mit Absicht vermeintlich, denn das Open Flair dürfte in unsere Szene mindestens einen so großen Namen verdient haben, wie das Highfield Festival. Am Ende ist mir auch klar, dass es reine Geschmackssache ist, doch was man in Eschwege rund um das Festival alles geboten bekommt, dass ist aller Ehren Wert.

Vielen Dank an das OF-Team für die Einladung und auf ein baldiges Wiedersehen zu eurem 40ten Geburtstag! Das wird eine noch wiledere Sause, als in diesem Jahr!

Info
25. September 2023 
22:06 Uhr
Band
Genre
Metalcore Nu-Metal Pop-Punk Post-Hardcore Punk
Autor/en

 Seb

Fotocredit/s
colour_bound pasi_hansecore
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