Review

Review

Review

August Burns Red – „Death Below“

Bevor das erste musikalische Quartal in 2023 beendet wird, treten die Metalcore-Giganten von August Burns Red nochmal ins Rampenlicht. Mit ihrem neuen Laben SharpTone Records im Rücken wollen die Mannen um Vocalist Jake Luhrs nach erfolgreicher Co-Headliner-Europa-Tournee einen weiteren Meilenstein in Sachen Metalcore schaffen.

Nachdem man auf dem letzten Longplayer („Guardians„) die technische Verspielheit abgelegt hatte, um eher „einfachere Songs“ zu schreiben, so stellt sich schnell heraus, dass die Jungs aus Lancaster, Pennsylvania auf ihrem neuen Album „Death Below“ wieder eine klassischere Art an den Tag legen. Doch wir wollen nicht zu viel vorweggreifen und starten lieber mit unserer Review zum am Freitag, den 24.03.2023, erscheinenden Album.

Tracklist:

01. Premonition
02. The Cleansing
03. Ancestry” (featuring Jesse Leach)
04. Tightrope (featuring Jason Richardson)
05. Fool’s Gold in the Bear Trap
06. Backfire
07. Revival
08. Sevink
09. Dark Divide
10. Deadbolt
11. The Abyss (featuring J.T. Cavey of Erra)
12. Reckoning (featuring Spencer Chamberlain)

„I had a dream the other night“

Das Album beginnt mit einem mutigen Statement, angefangen mit dem Intro „Premonition„, das in „The Cleansing“ übergeht. Ersteres startet sanft und steigert sich allmählich zu einem verzweifelten Song, bei dem ein Spoken-Word-Stück von Frontmann Jake am Ende in Schreie übergeht. Solch ein Intro haben wir meines Erachtens von ABR noch nie zuvor zu hören bekommen. Auch in 20 Jahren Bandgeschichte habe ich mich selbst dabei erwischt, wie ich aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen bin. Aller Anfang ist schwer, haben sie gesagt… ABR beweisen uns das Gegenteil!

„A plague of contempt, a down pouring of pain“

The Cleansing“ folgt sogleich mit einem acht minütigen Dauerstreifen, der ebenso neu für ABR ist, wie das vorgegangene Intro. Der Track verschwendet keine Zeit, um mit einem Trommelfeuer von Blastbeats in Aktion zu treten und zeigt den Melodeath-Einfluss, mit dem die Band in ihrer langen Diskografie experimentiert hat. Wahnsinnig lang und doch wird einem der Song niemals langweilig, das liegt unter anderem auch an den stetig wechselnden Rhythmen und melodischen Leads.

„It’s not the end, although you see the light“

Danach folgt die erste Single-Veröffentlichung „Ancestry„, auf der niemand geringeres als Jesse Leach (Killswitch Engage) den Gesang im Refrain liefert. Leider verflachte für mich nach mehrmaligen Hören bei dieser Single etwas die Euphorie, obwohl das angesprochene Thema ein so wichtiges ist. Auch der Kontrast vom Klargesang durch Jesse gegenüber den Screams von Jake konnte das Feuer in mir nicht entfachen.

„Would have been unbearable without you there“

Tightrope“ folgt mit einem beeindruckenden Solo des legendären Metalcore-Gitarristen Jason Richardson (All That Remains, ehemals Born Of Osiris & Chelsea Grin) und zeigt einmal mehr die einzigartigen Songstrukturen, die für den Sound der Band so wichtig sind. Und solltet ihr demnächst einen Luftgitarren-Wettbewerb veranstalten, so sollte dies der finale Track eures Wettbewerbs sein!

„That doesn’t care about the problems in your head“

Fool’s Gold in the Bear Trap“ bietet einen willkommenen Tempowechsel, der mit einem ruhigen Intro beginnt, das von sauberen Gitarren und einer druckvollen Bassline getragen wird. Die folgenden Blastbeats erinnern stark an Black Metal und dieses eingeschwungene Interlude entpuppt sich als kleine bzw. große Überraschung, da es sich so extrem vom Rest des Albums unterscheidet. Absicht oder pure Verwirrung? Diese Frage bleibt erstmal offen.

„Endless belief in a liar leads to a violent backfire“

Das Interlude geht nahtlos in den darauf folgenden Track „Backfire“ über. Ebenso wie „Ancestry“ ist „Backfire“ eine vorab Veröffentlichung, diese jedoch von der deutlich stärkeren Sorte. Endlich dürfen wir die bereits auf „Guardians“ immer mal wieder leicht angezettelten Cleans von Jake begrüßen. Seine stimmliche Vielfalt habe ich etwas vermisst und war daher überaus glücklich davon etwas hören zu dürfen. Instrumental hat der Track einen eingängigen Groove, den Schlagzeuger Matt Greiner beisteuert, auch ein paar geniale Solis bekommen wir auf unsere Ohren. Die Blastbeats kehren in der späteren Hälfte des Songs zurück und verbinden ihn mit dem vorherigen Stück.

„I just want to feel something“

Diese Trilogie von verbundenen Songs endet mit „Revival„, das mit einem proggigen, schon sehr an Erra erinnernden Riff beginnt. Weitere Parallelen wird man auch auf den folgenden Riffs wiederfinden. Bisher noch etwas locker flockig zugegangen, wartet auf „Revival“ der wohl verheerendste Breakdown auf uns, der den bisher stärksten Teil der LP abrundet. P.S.: eine Trilogie muss nicht immer mit Nummernkreisen oder demselben Titel plus Anhängsel bestehen.

„Disaster begins when we’re spread thin“

Sevink„, ein weiteres Interlude, sorgt für die nötige Verschnaufpause, bevor es mit „Dark Divide“ weitergeht, welches mit einem schwungvollen, harmonischen Riff einen feurigen Auftritt hat. Der Track klagt über die Schäden, die der Krieg angerichtet hat bzw. die Kriege anrichten können. Die Anspielung auf das Weltleiden in dieser Beziehung ist für mich ein wahrer Akt des Mutes, dass ABR genau dieses Thema in diesen Zeiten gepickt haben. Außerdem enthält „Dark Divide“ ein weiteres beeindruckendes Solo von Leadgitarrist JB Brubaker.

„How much longer will it take to find the answers to your mistake?“

Danach folgt „Deadbolt“ mit einem für die Band ungewöhnlich melodischen Refrain, der sich vom Rest der Tracklist abhebt. Auch hier darf Jake seine stimmtliche Vielfalt abermals unter Beweis stellen. Es ist auch einer der einzigen Songs auf „Death Below„, der der Struktur „Verse-Strophe-Verse“ folgt und somit leicht unter dem Radar der restlichen Tracks schwebt.

„So bright we can’t see right before our eyes“

The Abyss“ bringt mehr der progressiven Elemente von früher mit und glänzt mit seiner interessanten Struktur (nicht so einfach wie eben auf „Deadbolt“ als kleiner Vergleich). Es ist ein triumphaler Song, mit der Zeile „we are so resilient“ inmitten eines knackigen Breakdowns und bouncigen Uncleans von ERRA´s JT Cavey. Und als hätten wir es nicht in den vorherigen Songs schon mal angemerkt, so haben sich August Burns Red einen nicht passenderen Feature-Gast einladen können.

„The hand that held me then now holds me down“

Der Abschlusstrack „Reckoning“ überschreitet noch einmal die Acht-Minuten-Grenze, wie schon zu Beginn des Albums. Wieder gehen ABR hohes Risiko, doch werden damit schnell belohnt. Denn das Schlagzeug ist auf diesem Track der Hauptprotagonist, welches den wuchtigen Track mit vielen faszinierenden Schlagzeugmuster und Fills ausstattet. Nicht unbeachtet bleiben die vielen melodischen Passagen und Breakdowns. Wobei der Gesang und auch die Uncleans vom nächsten Feature-Gast Spencer Chamberlain (Underoath) eine gelunge Abwechslung darstellen. So endet „Deaht Below“ mit einem der längsten Songs, der sich weitaus nicht so lang anfühlt, wie er Spielzeit auf das Tableaut wirft.

Fazit:

Obwohl der Sound von August Burns Red unvermeidlich über diesem Album schwebt und auch die düstere Atmosphäre ihren ganz eigenen Charme aufweist, so fehlen mir die großen Höhepunkte auf dem neunten Studio-Album „Death Below„. Eins ist glockenklar: die Trilogie der Songs von „Fool’s Gold in the Bear Trap“ bis „Revival“ ist für mich das Highlight auf der LP! Gerade weil sich ABR in dem Interlude auch mal von einer ganz anderen Seite zeigen und dann doch wieder in einem Breakdownhagel volle Verwüstung anrichten. Nach dem für mich besten Album in der Geschichte von ABR („Guardians„), folgt im Jubiläumsjahr ein weiteres Schmankerl, mit ein paar kleinen Defiziten, wobei die langlebigen Fans dem wohl weniger hinterher trauern werden, als ich das tue.

Rating:

Wie in meinem Fazit beschrieben gibt es leider ein paar Abzüge in der B-Note, sodass August Burns Red für „Death Below“ von mir lukrative 8 von 10 Punkte erhalten.

August Burns Red sind:

Jake Luhrs – Vocals
JB Brubaker – Gitarre
Brent Rambler – Gitarre
Dustin Davidson – Bass
Matt Greiner – Drums 

Info
20. März 2023 
21:41 Uhr
Band
August Burns Red
Genre
Metalcore Progressive Metalcore
Autor/en

 Seb

Fotocredit/s
Pressefoto
Weitere Beiträge