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Caskets – „Reflections“

Caskets aus Leeds haben seit ihrer Gründung im Jahr 2018 ihre charakteristische Mischung aus Alternative- und Post-Hardcore-inspiriertem Metal weiterentwickelt und gestärkt. Ihr Debütalbum „Lost Souls“ wurde 2021 veröffentlicht und erreichte über 80 Millionen Streams, wobei die Single „Glass Heart“ derzeit über 34 Millionen Streams auf Spotify verzeichnet. Bedeutet also für mich als Zahlenmensch: das läuft ziemlich gut bei den Jungs aus Great Britain!

Kommenden Freitag, am 11. August 2023, werden Caskets sich zu größeren und noch weiter beflügelnderen Ufern unterwegs machen. Denn ihre zweite LP „Reflections“ wird dank ihrem Label Sharptone Records endlich das Licht der Welt erblicken.

Was wir von dem Album halten und ob die Band den Schwung ihres Debütalbums mitnehmen konnte, dass erfahrt ihr in unserer Review zu „Reflections„.

Tracklist:

1. Believe
2. More Than Misery
3. In the Silence
4. Too Late
5. By the Sound
6. Six Feet Down
7. Silhouettes
8. Guiding Light
9. Hate Me
10. Better Way Out

Seinen eigenen Wert erkennen & anzuerkennen

Im Opener „Believe“ hört man Sänger Matt Flood mit einem melodischen Intro, das dann in Schreie und massive Instrumentals übergeht. Dieser Song zeigt einem sofort, wie talentiert diese Band ist und wie toll Matts Gesang ist. Der Bass von Chris McIntosh ist auf dem ganzen Album fantastisch, aber in diesem Song sticht er nochmal besonders hervor. Alles in allem haben Caskets mit diesem „Dosenöffner“ alles richtig gemacht, um den Rest des Albums gebührend einzuläuten. Die Jungs haben nämlich erklärt, dass diese LP den Hörer auf eine Reise mitnimmt und die Geschichte der Band erzählt, wie sie mit zwischenmenschlichen Problemen konfrontiert wurde und wie sie dies letztendlich gestärkt hat.

Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels

Mit „More Than Misery“ haben Caskets damals die Album-Veröffentlichung angekündigt und dem Ganzen einen deutlichen Push verliehen. Frontmann Matt sagt über den Song (in dem Telle Smith von The Word Alive mitwirkt):

„More Than Misery is written around the conflict of being hypnotically entranced by someone or something that in the end, you know will only lead to toxic habits or bad intentions. Everyone has felt this and been in this situation in one way or another throughout their life. It’s about not wanting to be in this situation and feeling the struggle of bearing the weight of pressure it puts on your shoulders. How it can affect every other thing around you, from your mental health to the relationships you build around you.“

Auf „In The Silence“ fällt besonders das Drumming zu Beginn auf, welches dem ganzen Song einen treibenden Zündstoff mitgibt. Insgesamt sind die Drums, die von James Lazenby gespielt werden, auf „Reflections“ wirklich hervorragend und mitreißend. Doch unter anderem in diesem Stück kommt es wirklich sehr schön zur Geltung und erhält dadurch dann auch mehr Aufmerksamkeit. Daran erkennt man eben auch, dass Caskets immer wieder Wert darauf legen, dass jedes Mitglieder der Band seinen Auftritt erhält.

EDM-Banger vor dem Herren

Too Late“ könnte ein kleiner Geheimtipp und ebenso auch Geheimfavorit von einigen werden. Auch wenn viele von euch erstmal denken werden: „Nein, das hört sich so gar nicht nach dem an, was ich normalerweise höre„. Und warum? Nur weil es hier und da zu EDM-lastig sein könnte? Nach dem anfänglichen Intro wird der Song härter und wir bekommen fantastische Gitarrenriffs zu hören. Matt steigert sich in einen weiteren schwungvollen Refrain und die Gitarren von Benji Wilson und Craig Robinson sind durchweg ein Highlight. Die Einleitung zum Breakdown und der Breakdown selbst sind unglaublich! Also von wegen zu EDM-lastig und ruhig…

By The Sound“ ist ein Song über eine Trennung und die Nachwirkungen der Beziehung. Der Sprecher ist gekommen, um die Dinge richtig zu stellen und einen letzten Versuch zu unternehmen, mit seinem Partner zu kommunizieren. Aufgrund dieser Story ist der Track auch ruhiger als seine Vorgänger (zumindest in den Strophen). Abermals drängt sich das Schlagzeug von James in den Vordergrund.

Mit „Six Feet Down“ folgt dann wieder echter Verkaufsschlager, zu dem er werden könnte. Denn es wird wieder Post-Hardcore-lastiger und eben auch deutlich lauter. Doch warum nun ein Verkaufsschlager? Live wird dieser Track einfach durch die Decke gehen, wenn man sich dabei vorstellt, wie sowohl die Band als auch die Fans dazu abgehen werden.

Die große Ballade darf nicht fehlen

Silhouettes“ ist eine wunderschöne, herzzerreißende Ballade, die über die Kraft des Selbstwerts berichtet und zum Nachdenken anregen soll, sich nicht für andere zu verändern. Mit den Worten „I´m invicible always“ singt uns Matt einen wunderschönen Chorus in unsere Ohren, von dem wir noch lange Zeit zehren werden.

Guiding Light“ ist ein wunderschöner Song mit tief berührenden Post-Hardcore-Emotionen, mit ätherischem Flackern und der Art von Melodien, die einem wie ein Blitz die Wirbelsäule hochschießen. Es ist ausgewogen, wunderbar strahlend und fühlt sich an wie der Beginn des nächsten großen Schritts für die Band, während wir in die Zukunft blicken. Vocalist Matt sagte folgendes zu dem Track:

„The song is about redemption of your soul. To ask for forgiveness from yourself and from those closest to you in your life. It’s about realising that you need a ‘guiding light’, a helping hand to navigate the way through your own personal journey of self doubt. I’m sure most can relate to feeling like they need help being guided back to life, from whatever darkness they find themselves in. I struggle to ask for help. Lost in my own toxicity, waves of rage and believing that I wasn’t the problem, everyone else was. Only to finally come to terms with the fact I need help, a way back to life. But also that it needs to be led and commanded by my own hand first and foremost.“

Es gibt immer einen Ausweg

Das Album endet mit „Hate Me“ und dem darauffolgenden „Better Way Out„. Im letzteren geht es darum, einen geliebten Menschen vor dem Selbstmord zu retten, doch am besten erklären kann zu diesem Song auch Sänger Matt:

„Better Way Out is a song that relates to suicidal thoughts and tendencies. It’s a song about noticing and understanding the trials and tribulations of life, about rising above the feelings of depression and anxiety and knowing your self worth. To have somebody say that they see you and they hear you, or to have a community by your side while you go through these daily battles isn’t something afforded to everybody. So many of us can blindly walk through the barriers that we build inside our heads, alone without a shoulder to cry on or a friend to lend an ear. No matter what you’ve been through and might still be going through… there are always routes out of your situation. You are strong, you are beautiful, you are loved and you are enough. Don’t walk that road alone. We all need each other.“

Viel bessere Worte hätten wir niemals finden können, sodass es einfach keinen Sinn ergeben hätte, wenn wir versucht hätten das Ganze mit unseren eigenen Worten zu erklären. Besonders ist der Track nicht nur durch seine aufmunternde Wirkung bei den Lyrics, sondern auch durch ein Streicher-Arrangement, die das Album wundervoll abrundet.

Fazit:

Caskets liefern mit „Reflections“ eine wahnsinnig gute Erweiterung zu ihrem Debütalbum. Live wird die Band aus Leeds mit Sicherheit die Bühnen abreißen und dank ihrer vielen „Mitsing“-Refrains auch vielen Fans die Stimmen rauben. Am Ende sprechen wir hier auch über ein sehr gutes Album, doch ein wenig fehlt es an Durchschlagkraft. Und damit meine ich nicht die Band an sich, sondern die Produktion im Hintergrund. Mir kam es so vor, als würde technisch nicht alles ganz sauber laufen, denn wenn man einen Breakdown geboten bekommt, so sollte dieser auch kräftig und erschütternd rüber kommen. Dies war leider nicht immer der Fall und erweist sich dann als Kritikpunkt.

Rating:

Von mir erhalten Caskets für „Reflections„, einem Brecher aus der Kategorie Post-Hardcore, lieb gemeinte 7,5 von 10 Punkten.

Info
7. August 2023 
12:38 Uhr
Band
Caskets
Genre
Metalcore Post-Hardcore
Autor/en

 Seb

Fotocredit/s
Oli Duncason
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