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Counterparts – A Eulogy For Those Still Here

Mit der Veröffentlichung ihres siebten Albums „A Eulogy For Those Still Here“ via Pure Noise Records leistet Counterparts gewaltige Trauerarbeit. Darin bereitet sich die Band in jeder nur erdenklichen Art auf kommenden Verlust von geliebten Menschen oder Tieren vor, stellt sich jedoch auch solchem, der bereits geschehen ist:

„Ich denke, ich gehe mit Dingen um, indem ich mich auf das Ende vorbereite“, erklärt Sänger Brendan Murphy. „Wenn ich merke, dass etwas nicht stimmt oder etwas nicht stimmt, kann ich nicht einfach darauf warten, dass es passiert. Ich fange an zu katastrophisieren, und manchmal will ich diese Dinge dann einfach herbeiführen. Bei einem Großteil dieser Platte trauere ich um jemanden, der noch lebt, oder verabschiede mich von etwas, das noch nicht gegangen ist.“

Mit großen Emotionen spielt die Emotional Hardcore Band bereits seit ihrer Gründung im Jahr 2007. Bestehend aus dem Vocalisten Brendan Murphy, den Gitarristen Alex Re und Jesse Doreen, dem Bassisten Tyler Williams und dem Schlagzeuger Kyle Brownlee haben sich die vier Jungs über die Jahre zu einer echten Größe im Hardcore-Milieu gemausert.

„A Eulogy For Those Still Here“ selbst wirkt wie ein prosaischer Erguss über das gesamte Gefühlsspektrum von Trauer. Ob einen die insgesamt zehn Songs mit diesem schweren Thema abholen können?

Tracklist

01 – 07_26_2020
02 – Whispers Of Your Death
03 – Bound To The Burn
04 – Unwavering Vow
05 – A Eulogy For Those Still Here
06 – Skin Beneath A Scar
07 – Sworn To Silence
08 – What Mirrors Might Reflect
09 – Soil II
10 – Flesh To Fill Your Wounds
11 – A Mass Grave Of Saints

Intro (07/26/2020)

Zu dem Instrumental, welches mit einem bestimmten Datum betitelt ist, gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Die Melodie scheint einen sanft in die kommende Schwere des Albums einzulenken, sticht aber musikalisch nicht überaus hervor. Da sie fließend in den zweiten Track übergeht, hätte sie auch genauso gut mit diesem verbunden werden.

Whispers Of Your Death

„Whispers Of Your Death“ hat als einer der vorherigen Singlereleases allein durch seine Hintergrundgeschichte enorme Aufmerksamkeit erlangt. Dieser Song handelt über die Ängste, welche Murphy durchlebt, als seine Katze erkrankt. Auf musikalischer Ebene erweist sich der Song als klassisch für Counterparts und hätte locker auf der vorherigen Platte funktioniert. Ähnlich wie bei dem etwas älteren Track „Choke“ überzeugt „Whispers Of Your Death“ mit seinem überaus harten Endbreakdown, eingeleitet mit „Make your Cancer mine“.

Bound To The Burn

Der zweite full-length Song ufert ebenfalls mehr in die melancholische Ecke des Metalcores. Hier wird das Thema von schwindender Liebe angeschnitten. Murphy bezieht sich bei „Bound To The Burn“ auf die zunehmende Frustration des Schreibprozesses, der von kreativem Druck geprägt wird. In diesem Track hat sich die kurze Clean-Passage ins Gedächtnis eingebrannt.

Unwaverin Vow

Bei dem nächsten Song formt sich der erste Kritikpunkt: Die ersten drei Songs erinnern stilistisch stark an den Vorläufer. Einerseits werden somit die Erwartungen erfüllt, andererseits fehlt einem die Dynamik der Abwechslung.

A Eulogy For Those Still Here

Der Kritikpunkt des vorherigen Tracks besänftigt die Ohren Dank „A Eulogy For Those Still Here“. Der melodische Song trifft einen Nerv. Besonders hier merkt man, dass in den Counterparts Texten zumeist etwas Drängendes, Schmerzhaftes liegt. Als eine Person, die selbst schon langsamen Verlust bei enger Familie mitansehen musste, nimmt dieser Song einen emotional besonders mit:

„Grieving though you haven’t left my side, knowing that one day you’ll disappear…“

Meiner Meinung nach vermutlich der stärkste Track.

Skin Beneath a Star

Hier handelt es sich um einen Track, welcher zumindest anfänglich an einen Interlude erinnert. „Skin Beneath a Star“ startet soft und geht nahezu fließend in schmerzhafte Screams über.

Sworn To Silence

Während zum Großteil mit erdrückenden Schmerzen überschüttet wurde, bietet „Sworn To Silence“ eine aggressive Abwechslung. Genau wie „Bound To The Burn“ handelt dieser Track vom Schreiben. Diesmal eröffnet er wohl eher eine kämpferische Perspektive:

Der Song handelt von meinen Kämpfen mit dem Schreiben von Texten“, sagt Murphs. „Während wir im Studio waren, fand ich es extrem schwierig, neue Wege zu finden, um meine Gefühle auszudrücken. Und ich war zunehmend frustriert, weil ich ständig einige der dunkelsten Punkte meines Lebens ansprechen musste. Es gab so viele Nächte, in denen ich mit dem Gesicht auf dem Boden lag und versuchte, meine Gefühle in Texten auszudrücken, und mich fragte: „Warum mache ich das eigentlich? Nachdem das Album fertig war, war ich natürlich glücklich mit meinen Beiträgen, aber manchmal frage ich mich, wie lange ich das noch durchhalten kann.“

Leider macht sich bei „Sworn To Silence“ mein klassisches Counterparts Problem breit, dies ist einer der Titel, der in der breiigen Masse meiner Autopiloten-Lounge untergeht. Auch auf Textbasis scheint mir der Text zu wortgewaltig und kryptisch, um ansprechend zu sein.

What Mirrors Might Reflect

Während „What Mirrors Might Reflect“ zunächst mit einem hoffnungsvollem Klang startet, ufert der Track schnell in einen temporeichen Hardcorepunktakt. Reich an Variation, obwohl „dieser Song definitiv mit für die Band klassischen Elementen und Strukturen, macht dieser einfach nur Spaß. Zudem muss hier einfach wieder bemerkt werden, dass bei diesem bitteren Verlustthema erstaunlich ist, wie viele Worte für etwas, das einen so eigentlich sprachlos macht, gefunden werden.

Soil II

Die leisten Screams leiten auf eine andere Weise als beim restlichen Album ein. Counterparts scheint jegliche Möglichkeiten auch hier wieder auszukosten. Auch das erstaunlich lange Auskosten des Spannungsaufbaus scheint etwas typische counterpartsmäßiges zu sein, dass „Soil II“ perfekt transportiert. Während normalerweise die Instrumentals hinter der Lyrikgewalt zu schwinden scheinen, tritt hier die Gitarre schmeichelnd, verspielt in den Vordergrund. Leider versiegt dieser Ansatz eines Solos nach recht kurzer Zeit wieder, schade, ich hätte mir mehr davon gewünscht.

Flesh To Fill Your Wounds

Bei dem vorletzten Titel prasseln die Gefühlsströme wieder auf einen ein.

Besonders Beeindruckend ist auch hier wieder die gewaltige lyrische Bildsprache, die keine abgenutzten Metaphern verwendet, sondern einmalige Vorstellungen beschreibt:

„I’m running out of flesh to fill your wounds“

Genauso brutal, wie diese Wortwahl eskaliert „Flesh To Fill Your Wounds“ musikalisch vollkommen. Dabei

muss man sich nicht mehr lange vorstellen, wie der Moshpit zu diesem Track wohl aussehen wird.

A Mass Grave Of Saints

Scheinbar hat Counterparts großen Wert auf die Variation bei den beginnenden Songs gelegt. Der Chorgesang ist ein neues Element für Counterparts. Leider entwickelt sich die Musik dann zu einem langweiligen Begleiter der Vocals, welche für meinen persönlichen Geschmack etwas zu hochtrabend sind. Mit einem Abschluss Song wie „Solace“ von dem Album „The Tragedy will find us“ kann „A Mass Grave of Saints“ definitiv nicht mithalten.

Fazit

Counterparts nimmt einen in ihrem neuen Album „A Eulogy For Those Still Here“ definitiv mit auf eine emotionale Reise voller Wortgewalt und mächtiger Klänge. An manchen Stellen scheint sich die Band auszuprobieren, an manchen setzt sie auf bekannte Muster ein. „A Eulogy For Those Still Here“ fühlt sich vor allem wie ein Nachwehen von „The Tragedy Will Find Us“ und „Nothing Left To Love“ an, was sowohl gute als auch negative Kritikpunkte mit sich zieht.

Alles in allem würde ich dem Album 8 von 10 Punkten geben.

Info
7. Oktober 2022 
14:32 Uhr
Band
Counterparts
Genre
Melodic-Hardcore
Autor/en

 Tascha

Fotocredit/s
Ben Ward
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