AllgemeinReview

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Future Static – Liminality

Neue Zukunftsmusik von Future Static: die australische Band rund um Frontfrau Amariah Cook veröffentlichte am 24. November ihr Album Liminality. Von zarten, ruhigen Tönen bis hin zu kraftvollen Scream Parts eröffnet der erste Longplayer mit Amariah Cooks Stimme eine ganze Palette an Metal-Emotionen. Aber fühlen wir den einzelnen Songs näher auf den Zahn

Was zuvor geschah

Das Quintett Future Static aus Melbourne gründete sich Mitte 2016. Der Frontfrauenwechsel im Jahr 2020 zur neuen Stimme Amariah Cook markiert für die Band zugleich ein neues Kapitel, welches wesentlich stärker von Alternative und Progressive Metal Elementen als Metalcore geprägt ist. Gestartet mit den Singleauskopplungen Waves (2021) und Venenosa (2022) erntete Future Static hohes Lob und Enthusiasmus von Magazinen wie Metal Hammer (UK) und Kerrang! (UK).

Extremer Lockdown wird zur Geburtsstunde von Liminality

Während die Corona-Pandemie in Deutschland vielmehr ein Hin und Her darstellte, das einzelne Verbote, aber auch Trends wie Bananenbrot backen oder idiotische Hortungsversuche von Klopapier zur Folge hatte, ging es in Australien wesentlich strikter zu. Future Static hat vor allem die emotionalen Strapazen des langwierigen Lockdown genutzt und die eingepferchte Energie direkt in ein ganzes Album verwandelt. Der Titel Liminality beschreibt das Verweilen in einem Zustand der Schwebe und Leere, womit er den Zustand der Band zu Zeiten des extremen Lockdowns in Melbourne widerspiegelt. Mit dem Artwork des Album Covers hat Gitarrist Jack Smith den Raums zwischen Materialisierung und Verfall ins Nichts versucht darzustellen. Passend zum Thema verbreitet der Kopf in einem Kopf tatsächlich eine recht beklemmende Stimmung. Trotz des betrübten Sujets scheint die gemeinsame Arbeit für Amariah Cook auch positive Früchte getragen zu haben, um sich mit Future Static zu verwurzeln:

Wir sind so stolz, endlich unser erstes Album in voller Länge zu veröffentlichen, an dem wir in den letzten zwei Jahren unermüdlich gearbeitet und es dem Publikum schmackhaft gemacht haben. Alles an diesem Album stammte aus dem Herzen und der Seele der Band. Wie kann man es am besten beschreiben? Es ist die physische Darstellung von Freundschaft, Teamwork und unserer bedingungslosen Liebe zur Musik.

Roach Queen direkt durchgestartet

Der bisher am meisten gehörte Song Roach Queen listet das geballte Stimmspektrum Amariah Cooks auf und zeigt vorab definitiv eines: Amariah Cook ist eine Queen!


Die Singleauskopplungen Hourglass und Chemical Lobotomy

Als weitere Appetithappen servieren uns Future Static Hourglass und Chemical Lobotomy. Während Hourglass uns einen eindrucksvollen Chorgesang mit atmosphärischen Instrumentals zum Aufatmen zu härteren Parts liefert, schreitet Chemical Lobotomy brisant voran und überrascht mit einem progressiven Riffing. Letzterer Songtitel stellt gleichzeitig den Opener des Albums dar. Beide Titel fügen sich tadellos in den Genrehorizont der Band ein.

Liminality zeigt Vielfalt Future Statics

Tatsächlich gibt die australische Band nicht zu viel vor dem großen Releasetag preis. Insgesamt sechs brandneue Tracks können uns auf Liminality noch überraschen. Der erste brandneue Song in der Tracklist ist nach Ikarus aus der griechischen Mythologie benannt, welcher für seinen unverschämten Griff nach der Sonne von den Göttern gestraft in den Tod stürzen musste. Der Titel Icarus bietet einen schönen, jedoch nicht hervorstechenden Refrain. Gegenteilig wirken die gesanglichen Zwischenparts, welche sich kraftvoll und fast schon reizvoller als der Refrain selbst in die Songstruktur einfügen. Emotional wird es mit dem Track ...And The Walls That Were Built, bei dem natürlich Amariah Cooks Stimme mit dem anfänglich großzügigen Einsatz von Synths verzaubert. Doch wesentlich eindrucksvoller ist das Gitarrenspiel, das zugleich atmosphärisch und dynamisch klingt.

Ebenso melancholisch und wahrscheinlich auf emotionaler Ebene am eindringlichsten überzeugt der Songtitel Will I?. Umso überraschender scheinen die aggressiven Vocals, welche zu einem kraftvollen Refrain ausufern. Das abschließende Gitarrensolo beweist, dass Future Static als Gesamtpaket starke, talentierte Musiker*innen in petto haben.

Der Abschluss des Albums The Embers hält die melancholische Grundstimmung aufrecht. Die Instrumentals bleiben bei dem Rausschmeißer von Liminality recht zurückhaltend in einem langsameren Tempo. Bis auf die melodischen Cleans der Sängerin, baut sich eine langsame Härte auf, die sich in einen Breakdown entlädt. Für einen Abschlusssong ist The Embers nicht ungeeignet, dennoch hätte es sicherlich verträumtere Titel auf Liminality gegeben, die ich mir eher zum Ende gewünscht hätte.

Future Static in Kollaboration

Selbstverständlich braucht jeder aufsteigende Stern am Metalhimmel ein Feature mit bekannten Stimmen. Das hat sich natürlich auch Future Static gedacht und bietet gleich zwei Kollaborationen auf Liminality an: Iliad ist ein Feature mit den australischen Kollegen Heartline. Um genauer zu sein Luke Taylor, dem Sänger von Heartline. Iliad ist der wohl aggressivste und schnellste Song der Platte und eskaliert im Vocalduett vollkommen. Das Gitarrenspiel ist schnell und bedrohlich, die Drums geben einen von Breakdowns durchlöcherten Takt vor. So kurz Iliad auch ist, der Titel bietet eine Menge Dynamik und wird definitiv die Herzen von Metalcorehörer*innen erobern.

Das zweite Feature wird von dem Interlude und Akustikauftakt Halfway Across The World wunderschön eingeleitet, bevor Future Static gemeinsam mit dem Vokalisten von Make Them Suffer Sean Harmanis in Plated Gold ausufert. Da bei den wenigen Screams und Breakdowns des gesamten Albums Amariah Cooks über ein scheinbar geringes Spektrum bei ihren tiefen unclean Vocals verfügt, liefert gerade dieses Feature eine perfekte Kombination, um diese Schwäche auszugleichen.

Die Features zeigen Future Static nochmals von einer weiteren, eher von metalcoregeprägten Seite, die tadellos mit den melodischen, von Cleans beherrschten Titeln funktioniert.

Fazit

Mit Liminality hat Future Static definitiv ein vielseitiges und musikalisch anspruchsvolles Kapitel in der Sphäre des Alternative und Progressive Metals aufgeschlagen. Bei den unterschiedlichen Titeln wurde mitgedacht und sie verlieren sich nach einiger Zeit nicht in Wiederholungen. Die Band erkennt sehr gut ihre Stärken und Schwächen, die sie mit ihrem neuen Mitglied gewonnen haben. So lassen die unclean Vocals von Cooks für meinen Geschmack an Fülle etwas zu wünschen übrig, das könnte jedoch auch in der Verantwortung des Mixings liegen. Da der Fokus allerdings auf die wirklich beeindruckende, vielschichtige Gesangsstimme der neuen Frontfrau gesetzt wurde, hat Future Static meiner Meinung diese kleine Kritik auf das Minimale reduziert. Das Album bekommt 9 von 10 Punkte und macht definitiv große Lust auf weitere Arbeiten des australischen Quintetts.

Tracklist

01. Chemical Lobotomy
02. Venenosa
03. Roach Queen
04. Icarus
05. …And The Walls That Were Built
06. Waves
07. Iliad feat. Luke Taylor of Heartline
08. Will I?
09. The Hourglass
10. Halfway Across The World
11. Plated Gold feat. Sean Harmanis of Make Them Suffer
12. The Embers

Info
25. November 2023 
13:08 Uhr
Band
Future Static
Genre
Alternative-Metal Metalcore Progressive Metal
Autor/en

 Katrin Tascha

Fotocredit/s
Electrum Photography
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