Die aufstrebende portugiesische Post-Black-Metal-Band Gaerea steht kurz vor der Veröffentlichung ihres mit Spannung erwarteten vierten Studioalbums „Coma„. Hiermit streben die Maskenmänner danach, ihre Position in der Post Black Metal Szene weiter zu festigen.
Bleibt abzuwarten, ob Gaerea´s ambitioniertes Konzept aufgeht und „Coma“ die Band tatsächlich an die Spitze der Post Black Metal Szene katapultieren wird. Eine ausführliche Review findet ihr nun hier:
Artwork
Nathan Lorenzana
Tracklist:
01. The Poet’s Ballet
02. Hope Shatters
03. Suspended
04. World Ablaze
05. Coma
06. Wilted Flower
07. Reborn
08. Shapeshifter
09. Unknown
10. Kingdom of Thorns
Ein gefühlvoller Start:
„The Poet´s Ballet“ startet für Gaerea-Verhältnisse ungewohnt sanft. Ruhige Cleans-Vocals begleitet von leichten Gitarren-Klängen setzen die Atmosphäre. Doch jegliche Erwartungen einer Ballade werden rasch zerschlagen, als der Song nach 2:30 Minuten ausbricht und den charakteristischen Sound der Band entfesselt. Blast-Beats, emotionale Shouts und ein schnelles Gitarrenspiel sind hier die Erfolgsformel. Ein Einstieg wie im Bilderbuch!
Die zweite Single „Hope Shatters“ fügt sich nahtlos in den Fluss des Albums ein und sorgt für noch mehr Intensität.
Gesangliche Darbietung
Wie schon beim Vorgängeralbum „Mirage“ wirft Gaerea´s Gesangsdarbietung die Frage auf: Wie viel Qual kann eine Stimme vermitteln? Die Band demonstriert ein außergewöhnliches Talent dafür, intensive Schmerzen in ihre Songs zu kanalisieren und schafft damit ein zutiefst bewegendes Hörerlebnis. Die Leistung des Sängers ist besonders bemerkenswert, wobei jede Zeile scheinbar aus tiefen emotionalen Abgründen geschöpft wird.
„Welcome to the urban abyss
Where dreams turn to dust
A twisted realm of desire
Where hope is left to rus“
„Suspended“ startet mit einem einminütigen Intro, eher der Song mit voller Gewalt explodiert.
Als klares Highlight stellt sich hier das Gitarrenspiel heraus, welches sich stetig steigert. Sanfte Cleans-Vocals im Mid-Part verleihen dem Song eine epische Note . Das Finale ist dagegen brachial aber weiterhin episch.
Die Prise Core:
„World Ablaze“ war der erste Vorgeschmack von „Coma“ und stellte die Band in ein neues Licht.
Mit einer Spielzeit von 3:30 ist er der kürzeste Song, büßt aber nichts an Intensität und Komplexität ein.
Die Nummer ist eingängig und gut zum „mitsingen“. Durch leichte Elemente des Core´s wirkt „World Ablaze“ etwas dynamischer und verspielter als seine Vorgänger. So muss moderner Black Metal nach meinem Geschmack klingen. Der Song alleine? Ne glatte 10 von 10!
Direkt auf die Fresse:
Der Titeltrack geht direkt in die Vollen und schmettert uns heftige Shouts entgegen. Nach kurzer Zeit wandert der Song mehr ins Storytelling und legt seinen Hauptfokus auf die Vocals. Der Mid-Part drosselt das Tempo deutlich und legt kurzeitig eine Verschnaufpause ein. Das Finale zieht noch einmal alle Register und rundet einen starken Song eindrucksvoll ab.
In the depths of bleakness
A glimmer of dawn
A distant horizon
Where I’ll be reborn
I’ll shed this cocoon
Spread my wings and fly away
Leave behind the coma
Reach for the sky
„Wilted Flower“ beginnt bedrohlich, aber zugleich sanft. Nach einer Minute gibt es den vollen magnus opus. Die makellose Produktion von „Coma“ zieht mich unweigerlich in ihren Bann. „Wilted Flower“ stellt sich an dieser Stelle, meiner Meinung nach, als bester Song des Albums heraus. Einfach zurücklehnen und genießen ist hier die Empfehlung.
„Reborn“ bedient sich eines bedrohlichen Chors, der mich teilweise an Momente mit unserem Lieblings -Imperator aus Star Wars erinnert. Durch blitzschnelle Riffs kombiniert mit brachialen Vocals geht der Song deutlich energischer nach vorne als sein Vorgänger. Die Nummer hat den absoluten Headbang-Faktor, bleibt aber ein Stück hinter den Erwartungen zurück.
„Shapeshifter“ (dt. Gestaltswandler) geht zu Beginn zurückhaltend an den Start, doch dies ist nicht von Dauer. Der Song kommt ohne Schnörkel daher und konzentriert sich erneut auf die Vocals. Der Mid-Part wirkt beinahe tanzbar und erzeugt so einen hauch von Leichtigkeit.
In der Schwebe meines Egos:
„Unknown“ dürfte einigen Fans bereits bekannt sein. Das eindringliche Gitarrenspiel sorgt dafür, dass die Melodie im Gedächtnis bleibt. Ähnlich wie „World Ablaze“ würde ich „Unknown“ teilweise im Core-Bereich einordnen, was einmal mehr die Vielseitigkeit der Band unter Beweis stellt.
I roam In the limbo of my ego
I’ve known faces within me
I transform with every passing moment
A perpetual stranger, emotions swarm
Das Köngreich der Dornen:
Mit „Kingdom of Thorns“ erreicht das Album seinen fulminanten Höhepunkt. Gaerea setzt alles auf eine Karte und entfesselt einen wahren Epos. Der Song ist eingängig, temporeich und brachial zugleich, und bereitet ein krönendes Finale.
Fazit:
Gaerea hat sich längst vom Geheimtipp zur etablierten Größe entwickelt. Mit „Coma“ präsentieren die Portugiesen ihr bisher stimmigstes und bestes Werk. Dieses Album wird ihnen zweifellos weitere Türen öffnen, und man darf gespannt sein, was die Zukunft noch bringt. Die Kombination aus brachialen Klängen und emotionsgeladenen Vocals zieht den Hörer vollständig in ihren Bann und macht „Coma“ zu einem starken Anwärter auf das Album des Jahres.
Bewertung: 10/10 Punkte