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Kataklysm – „Goliath“

Es ist bemerkenswert, was Kataklysm bis dato erreicht haben. In den letzten drei Jahrzehnten haben die Kanadier sage und schreibe 14 Alben veröffentlicht und sind mehrfach um die Welt getourt.

Doch welche Verbindung habe ich mit der Band? Tja, um dieses Geheimnis zu lüften, müssen wir in die Jugend des „kleinen“ Seb gehen. Damals habe ich, wie jeder andere Jugendliche, ein Praktikum machen dürfen. Zu diesem Praktikum hat mich ein damaliger Ortsansässiger mitgenommen. Jeden Morgen liefen Bands wie Cannibal Corpse, Cryptopsy und Kataklysm. An diesem Punkt muss gesagt sein, dass ich in meiner Jugend noch kein Metalhead war. Ergo – konnte ich mit der Musik relativ wenig anfangen. Jetzt das interessanteste an der Story: die einzige der oben genannten Bands, die ich aktiv noch höre, sind Kataklysm. Ein kleinre Geheimtipp von meiner Seite: falls ihr mit der Band noch nicht warm geworden seit, könnt ihr euch einfach eins der letzten neun Alben aussuchen und reinhören! Enttäuscht werdet ihr auf keinen Fall!

Doch nun wieder zurück zu den Protagonisten dieser Review. Das neue Album „Goliath“ ist somit das fünfzehnte Studioalbum von Kataklysm und wird am kommenden Freitag, den 11. August 2023, überall erhältlich sein. Und wer ist mindestens genau so lange an Bord, wie die Kanadier selbst? Natürlich, ihr Labelpartner Nuclear Blast Records. Die meisten der fünfzehn Alben wurden von Nuclear Blast veröffentlicht.

Wie stellt die Band sicher, dass „Goliath“ nicht das gleiche Schicksal erleidet wie manch anderes Album von Bands mit umfangreicher Diskografie, das in der Versenkung verschwindet? Lasst es uns gemeinsam herausfinden!

Tracklist:

01. Dark Wings Of Deception
02. Goliath
03. Die As A King
04. Bringer Of Vengeance
05. Combustion
06. From The Land Of The Living To The Land Of The Dead
07. The Redeemer
08. Heroes To Villains
09. Gravestones & Coffins
10. The Sacrifice For Truth

Melodischer Blackened Death Metal…

Es beginnt, wie erwartet, mit einem kurzen Sample, bevor sich die Band verneigt und den sprühenden Horror von „Dark Wings of Deception“ entfesselt. Immer noch ganz eindeutig erkennbar, dass es sich hierbei um Kataklysm handelt. Doch fügen die Kanadier mit den wechselnden Tempi und kurzen ruhigen Momente einen Hauch von Behemoth hinzu, was meiner Meinung nach außerordentlich erfrischend klingt. Was mir auch direkt auffällt ist, dass die Drums, mittlerweile gespielt von Neu-Ankömmling James Payne, dem Ganzen einen ordentlichen Pfiff verleihen. Die Vocals von Maurizio Iacono werden dadurch ordentlich nach Vorne gepeitscht. I like!

Nicht weniger beeindruckend ist der Titeltrack „Goliath„, bei dem Jean-Francois Dagenais ein brennendes Riff entfesselt, dass sich über James‚ atemberaubendem Trommelfeuer wälzt und reißt. Beeindruckend ist, dass der Track trotz der Wucht, mit der die Band zu Werke geht, einen gewaltigen Groove entwickelt. Dafür sind Kataklysm eigentlich schon seit je her bekannt, doch irgendwie reißt man immer wieder die Augen auf, wenn man es hört.

Das moderne Update von traditionellen Death Metal

Zur vorab veröffentlichten Single „Die As A King“ trafen es die Worte von Sänger Maurizio meines Erachtens am besten, sodass ich euch seine Zeilen ungern verheimlichen möchte:

’Die as a King’ is the prequel to the first single ‘Bringer of Vengeance,’ the song shows the fall of King Richard I ‘Lionheart’ and the message is one of standing tall for your convictions until the end, even when facing certain death. The song embodies some of the KATAKLYSM melodic trademarks with a brutal undertone and groove-ladened rhythmic section that intertwined with each other.”

Der Track holt uns nach dem letzten Stück etwas aus unserer Träumerei und schlägt uns mit ordentlicher Wucht in die Magengegend. Doch wie bereits in der Überschrift beschrieben trifft hier das moderne Update des traditionellen Death Metals auf Eingängigkeit. Vielleicht auch ein Markenzeichen, welches die Kanadier dank ihres neuen Drummers nun zu ihrem zählen können.

In Deckung, der Zug rollt los

Doch so kraftvoll die Eröffnungstracks auch sind, so ein wenig bereitet sie uns auf die schiere Gewalt von „Bringer Of Vengeance“ vor. Ebenfalls vorab veröffentlicht ist dies ein atemberaubender Song, der Licht und Schatten geschickt einsetzt, um sicherzustellen, dass wir gebannt bleiben, während der Death-Metal-Train unbarmherzig vorwärts rollt. Oder wie es Electric Callboy sagen würden: „Tschu, tschu„!

Combustion rundet die erste Hälfte des Albums ab und ist, wie der Name schon sagt, ein explosives Stück, bei dem die Band einmal mehr einen aufwühlenden Groove liefert, der eure Nackenmuskeln garantiert trainiert wird, insofern ihr es wie ich, mehrmals nacheinander hört. Hierbei wird mir bewusst, dass es weniger die Rifss sind, die mir im Gedächtnis bleiben, sondern die Growls, die wie auch in diesem Track das Gefühl verstärken, dass dies Kataklysm´s bisher stärkstes Werk sein könnte.

Achtung: hier wird Metall geschmolzen!

Die zweite Hälfte des Albums beginnt mit „From the Land of the Living to the Land of the Dead“ und einen besseren Einstieg hätte sich die Band nicht aussuchen können. Mit James an ihrer Seite können Kataklysm den nächsten Metal-Olymp erklimmen, an dem sie bisher noch nicht Halt gemacht haben. Der Drummer verleiht dem Song ein Industrial-Feeling, welches mir ein Gefühl verleiht, als könnten die alt-ehrwürdigen Römer mittlerweile geschmolzenes Metall auf die Gegner regnen lassen. Eine kleine Metapher zu den bisherigen Video-Veröffentlichungen der Band.

The Redeemer„, erlaubt einen Moment des Innehaltens, denn Kataklysm bauen diesen Song eher etwas ruhiger auf, anstatt direkt wieder mit der Dampfwalze über uns rüber zu rollen. Ein dunklerer, nachdenklicherer Song, der immer noch schwerer ist als ein Elefant im Porzellan-Laden, aber die kurze Pause erlaubt zumindest einen Moment, um die bisher zersprungenen Tassen und Teller auf dem Boden kurz einzusammeln.

Schwelgen in Erinnerungen

Heroes to Villains„, das an das großartige „In The Arms Of Devastation“ erinnert, ist einfach ein großartiger Kataklysm-Song. Woran ich das erkenne? Ganz einfach – der Bass von Stephane Barbe, der sich langsam und schwer in unserem Magen platziert und das rhythmische Growlen von Mauizio sorgen dafür, dass der Track mich einfach nur fesselt. Eine Eigenschaft, die nicht alle Death-Metal-Bands bei mir entfachen. Ich vermute, euch wird es danach genau so ergehen.

Gravestones & Coffins“ beginnt mit einem donnernden Schlagzeugmotiv und wird im Verlaufe des Tracks noch härter, bevor sich die Kanadier dann urplötzlich doch wieder ruhiger verhalten. Eventuell die ersten Anzeichen um sich auf das „Grande Finalé“ vorzubereiten.

Das erhoffte epische Finale

Bei „The Sacrifice For Truth“ handelt es sich um das längste Stück auf der ganzen Platte. Es ist ein wahrhaft grandioser Song, der mit klaren Gitarrenparts und dezenten Melodien dafür sorgt, dass die LP auf einem Höhepunkt endet und Kataklysm das Schlachtfeld mit den Leichen ihrer Feinde übersät verlassen.

Fazit:

Um nochmal auf meine Einleitung zurück zu kommen: wenn ich dem damaligen Seb von vor 15 Jahren gesagt hätte, dass Kataklysm immer noch auf dem Thron des Death-Metals unterwegs sein werden, so hätte ich damals mit Sicherheit nicht mit einem klaren „Jawoll“ geantwortet. Doch etwas anderes fällt mir nach dem Hören von „Goliath“ nicht ein.

Kataklysm bleiben eine der beständigsten und konstantesten Bands des Death Metal. Angetrieben durch den unbändigen Willen Neues zu erschaffen und natürlich auch durch ihren neuen Drummer, der der Band einen Hauch von Leichtigkeit verleiht, können die Kanadier uns nur überzeugen. Und überzeugt haben sie uns mit einem ihrer härtesten und dunkelsten Alben in der Geschichte ihrer Diskografie! Chapeau!

Rating:

Wer hätte es gedacht, ich vor 15 Jahren auf jeden Fall noch nicht, dass ich mal eine 10 von 10 Punkten für das fünfzehnte Album „Goliath“ von Kataklysm vergeben werde!

Info
8. August 2023 
14:18 Uhr
Band
Kataklysm
Genre
Death Metal Melodic Death Metal
Autor/en

 Seb

Fotocredit/s
Pressefoto
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