Die Blackened Deathcore-Giganten Lorna Shore werden diese Woche ihren neuen und ersten Longplayer mit Shouter Will Ramos an den Start bringen! „Pain Remains“ heißt das gute Stück und kann auf dem Papier mit 10 Tracks und einer Spielzeit von fast einer Stunde schon mal überzeugen, doch was kann das Album wirklich?
Lest jetzt unsere ausführliche Review:
Den Start macht „Welcome Back, O‘ Sleeping Dreamer„:
Leichte orchestrale Töne machen, gespickt mit einem unheilvollen Chor den Anfang, ehe nach einem eineinhalb minütigen Intro Schreihals Will Ramos den Longplayer mit den Worten „Take hold design this world wake up“ eröffnet. Abgehackte Gitarren kombiniert mit markerschütternden Blast-Beats geben dem Ganzen das nötige Etwas und machen somit von Beginn an keine Gefangenen. Natürlich darf die nötige Prise Black Metal im Song nicht fehlen und der Breakdown knapp ab Mitte des Tracks darf kurz aber bestimmend auf den Putz hauen. Die Riffs steigern sich von Sekunde zu Sekunde, was sich schlussendlich in einem gigantischen Gitarren-Solo finalisiert. Ramos darf am Ende noch mal eine ordentliche Vocal-Performance abliefern und lässt einen bockstarken Einstieg in „Pain Remains“ enden.
„Into The Earth“ überzeugt mit Brutalität:
Die Nummer dürfte euch schon mehr als bekannt sein und natürlich auch gefallen. Der Song drückt direkt aufs Gas und gibt einem die volle Ladung Lorna Shore. Biltzschnelle Riffs gepaart mit druckvollen Drums und einem komplett entfesselten Ramos am Mikro sorgen hier für absolute Headbangstimmung.
Das orchestrale Arrangement ist hier wieder sehr präsent und gibt dem Song den epischen Touch.
Zum Schluss gibt es dann noch mal einen fetten Breakdown à la Lorna Shore auf die Lauscher und „Into The Earth“ findet sein jähes Ende.
„Sun//Eater“ war der erste Vorgeschmack aus „Pain Remains“:
Ein verträumter Chor kombiniert mit leichten Drums und orchestralen Elementen macht den Anfang und sorgt für einen epochalen Einstieg in „Sun//Eater“. Blast-Beats und die Worte „What is life but a fevered dream“ entfesseln den Song danach endgültig und es geht in eine ähnliche musikalische Schiene wie bei seinem Vorgänger „Into The Earth“, wobei hier noch mal deutlich das Tempo angezogen wurde. Der Breakdown im Midpart ist bereits ein richtiges Highlight und wird von einem bombastischen Gitarrensolo abgelöst. Man muss einfach die Vocal-Performance von Shouter Will Ramos loben, denn das, was hier geboten wird, ist einfach Weltklasse!
„Cursed To Die“ bringt die großen Melodien:
Große Melodien eröffnen den vierten Song von „Pain Remains“ und auch diese Nummer ist euch seit geraumer Zeit bekannt. „Cursed To Die“ lebt von seiner Eingängigkeit, hat den nötigen Catchinessfaktor und ist, wie wir festgestellt haben, live absolut bombastisch. Natürlich darf auch hier ein ordentlicher Breakdown, der quasi schon eines der Markenzeichen von Lorna Shore geworden ist, nicht fehlen. Spätestens hier fällt auf, dass die letzten drei Songs eine relativ ähnliche Songstruktur verfolgen und sich nur in gewissen Zügen voneinander unterscheiden. Schlussendlich funktionieren aber alle drei Tracks und können auch bis zum Ende überzeugen! Hier wäre höchstens eine andere Platzierung und Aufteilung in der Tracklist angebracht gewesen.
„Soulless Existence“ bringt den Black Metal:
Endlich kommen wir wieder zu einem Track, der zumindest euch noch nicht geläufig ist.
„Soulless Existence“ startet zu Beginn mit einer bedrückenden Stimmung, die durch Drums und Ramos‘ Vocals geführt wird. Danach entwickelt sich der Song zu einem regelrechten Riffgewitter, kombiniert mit einer fetten Salve aus Blast-Beats und ekelhaften Shouts. Track Nr. 5 bricht das Konzept seiner drei Vorgänger und bringt nochmal frischeren Wind in „Pain Remains“. Hier kommen die Elemente des Black Metal deutlicher zum Vorschein und es wird sogar komplett auf einen Breakdown verzichtet.
„Apotheosis“ strotzt nur so vor Weiterentwicklung der Band:
Ihr habt richtig gelesen, denn viele denken nach den ersten 5 Stücken, dass sich Lorna Shore nichts Neues einfallen lassen könnten. Doch mit diesem Song hat wohl so Keiner gerechnet. Und nein, es gibt keinen Clean Chorus. Und dennoch schaffen es die Mannen um Adam De Micco uns in eine etwas andere Klanglandschaft abzuholen. Im Gegensatz zum vorigen Track sind Rhythmus und Tempo hier absichtlich weniger kalkuliert (wobei uns der Chor doch an vorige Songs erinnern lässt), es herrscht ein gewisses pathetisches Chaos. Dies ist ein weiterer Track, der jedes Bandmitglied in die Hand nimmt und ihnen all ihr Talent abverlangt, da alle Instrumente gleichermaßen zur Geltung kommen und Perfektion liefern.
„Wrath“ ist der logische Nachfolger der EP „… And I Return To Nothingness“:
Der Song beginnt düster wie eh und je und besitzt so einige Allüren zu der 2021 erschienenen EP „… And I Return To Nothingness„. Ein verdammt kluger Schachzug wäre es gewesen, wenn dieses Lied bereits irgendwann zu Anfang auf dieser LP erschienen wäre. Doch Lorna Shore wären nicht Lorna Shore, wenn sie nicht noch ein weiteres Ass aus dem Ärmel zaubern könnten. Denn was ist das bitte für ein opernhafter Breakdown? Doch ist nur der opernhafte Gesang das Besondere an diesem Breakdown? Nein, aber man fühlt sich besonders verbunden mit den Jungs und mag gar nicht mehr loslassen, sobald Will Ramos einen an seine Hand nimmt, um den nächsten Schritt auf ihrer Reise zu bestreiten.
Traum oder Realität?
Zu Beginn wollen wir kurz auf die Pain Remains Trilogie eingehen. Besser gesagt, auf die Art und Weise eine solche Trilogie aufzustellen. Ja, es ist keineswegs etwas Neues, denn gerade auch viele andere Deathcore-Bands (wie zuletzt Shadow Of Intent) haben sich an ein solches Konzept gewagt. Doch was Lorna Shore mit diesen drei Tracks machen, ist unserer Meinung nach großes Kino.
Die Band selbst verriet nach Vorab-Veröffentlichung von „Pain Remains I: Dancing Like Flames“:
“The Pain Trilogy is a three-part tale focusing on the stages of grief and vulnerability and exemplifying it through a love story. The first song, Pain Remains I: Dancing Like Flames begins with the main character becoming enamored by the person within his dreams. He decides to turn to this reality as a sense of purpose despite knowing that the closer he gets to his goal, the further it seems to drift away.”
„Pain Remains I: Dancing Like Flames“ liefert die großen Emotionen:
Bereits Stück Nummer 1 ist tränenreich, verletzlich und beeindruckend intensiv. Er ist absolut außergewöhnlich und eines der besten Stücke, die die Band bis dato je geschrieben hat. Nicht umsonst schrien viele Fans sogar, dass es sich hierbei um eine Deathcore-Ballade handeln würde. Die Melodie am Anfang rührt uns fast zu Tränen, die Lyrics sind unerbittlich und geradewegs auf den Punkt. Eine Frage: wie kann man besser in eine Trilogie starten? Gar nicht!
„Pain Remains II: After All I’ve Done, I’ll Disappear“:
Im zweiten Teil „Pain Remains II: After All I’ve Done, I’ll Disappear“ geht die Geschichte des Hauptprotagonisten aus Teil 1 weiter. Nachdem dieser im ersten Teil die Liebe seines Leben verloren hat, spielt er letztendlich auch mit dem Gedanken nicht mehr auf dieser Welt sein zu wollen. Hierbei greift die Band ein weiteres aktuelles Thema auf: Suizidprävention und vor allen Dingen die Aussprache, sich bei derartigen Gedanken Hilfe und Unterstützung zu holen. Wir finden das nicht nur sehr gut, sondern auch sehr mutig. Denn mit den dunklen Tönen eine derartige Hilfestellung anzubieten zeigt, dass sich die Jungs enorm mit diesem Thema beschäftigt und auseinandergesetzt haben.
Es heißt Finale mit „Pain Remains III: In a Sea of Fire“:
Und was erwartet uns hier? Neun Minuten lange Sounds von Lorna Shore. Wer hätte das gedacht? Wahnsinn! Einfach nur krass! Der Abschluss des Albums und der Trilogie verbringt fast zwei Minuten in einem opernhaften Klanggewand, bevor Ramos mit der Band und einem sorgfältig orchestrierten Ensemble einbricht. Das ist die notwendige Erlösung nach der Achterbahnfahrt, der wir bis dato ausgesetzt waren. Der Track ist ein großartiger Abschluss und gerade wenn man denkt, dass es vorbei ist, kehren die cineastischen Melodien ein letztes Mal zurück, ehe dann ein einminütiges Outro folgt.
Fazit:
Ohne einen der Künstler an diesem Werk einzeln herauspicken zu wollen ist „Pain Remains“ als Ganzes so frisch und kühn in dem, was es anstrebt sein zu wollen. Und dann wollen wir doch etwas ganz besonders hervorheben: die Produktion. Denn diese spiegelt den Ansatz der Kühnheit ohne Einschränkungen nahezu perfekt wider. An Brutalität mangelt es nicht und Lorna Shores ganzheitliches Streben nach Maximalismus vereint und kombiniert jedes Element mit äußerster Präzision. Das Klanggewand im Ganzen bleibt im Blackened Deathcore bestehen und wird letztendlich nur mit einer Prise von Will Ramos Vocals, der mit einer ähnlichen Bandbreite und Dynamik sowohl die makabre Theatralik als auch die Zerstörung im unteren Drehzahlbereich unterstützt, neu formiert.
Mit „Pain Remains“ haben Lorna Shore auf jeden Fall ein Werk geschaffen, welches vermutlich in den nächsten Jahren im Heavy-Bereich von einigen versucht wird nachzuspielen oder gar zu kopieren, doch liebe Bands lasst euch Eines gesagt sein: einfach wird das nicht!
Rating:
Auch wenn einige böse Zungen behaupten werden, dass wir in diesem Album nicht viel Neues geboten bekommen haben, so können wir dennoch eine sehr gute Punktzahl von 9,5 Punkten vergeben! Und für Jeden, dem das nicht schmeckt: macht dieses unzerstörbare Werk erst einmal nach und dann sprechen wir uns wieder!