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Never Say Die! Tour 2023 – Wie war’s?

Impericon’s diesjährige Never Say Die! Tour neigt sich dem Ende zu. Diesmal ohne Abbrüche, Verschiebungen oder Absagen. 2022 versprach die Never Say Die! Tour nostalgische Headliner gepaart mit jungen, modernen Bands. Bei einer der letzten Shows in Pratteln (Schweiz) konnte ich mir ein eigenes Bild davon machen. Lest hier Riot Vision’s Review zur Never Say Die! Tour:

Holprige Anfahrt

Als Deutsche befand ich mich zum ersten Mal in der Schweiz (Pratteln), entsprechend habe ich mich auf Kartenzahlung vorbereitet. Ein großer Fehler, wie sich im Nachhinein herausstellen sollte! Die einzige Parkmöglichkeit war ein Parkdeck, dessen Venue-Entfernung („Z7“) erschwinglich war. Etwas ärgerte ich mich jedoch über die 8 Euro/CHF, die man direkt und ohne Zeitmessung herausrücken musste. Von der Dame, bei der ich die Parkgebühren zahlte, erfuhr ich noch obendrein, dass Kartenzahlung in der Venue nicht möglich war. Zugegebenermaßen hätten ich mich vorher über solche Details informieren können, allerdings hatte ich noch einen kleinen Notgroschen einstecken und war ohnehin schon so spät dran, dass ich nicht mehr hätte nach einem Geldautomaten Ausschau halten können. Also eilte ich möglichst schnell zur Venue!

Schöne Location mit einem Manko

Bei dem „Z7“ handelt es sich um eine geräumige Konzerthalle, welche den besten Ton seit langem lieferte. An der Theke wurden kostenlos Ohrenstöpsel verteilt, was ich ebenfalls für einen super Service halte. Mit einem kleinen Hof vor der Venue können die Raucher jederzeit vor die Tür und sogar noch die Musik von außen mitbekommen. Auf diese Weise konnte man in den Pausen immer Mal wieder etwas Luftholen. Die Bar befindet sich direkt neben der Bühne und eine weitere gegenüber, was an und für sich auch recht praktisch war. Die Preise selbst sind meiner Meinung nach für Schweizerverhältnisse vollkommen hinnehmbar. Der Festivalmerch und solcher der Bands befanden sich am Ende der Konzerthalle, sodass auch dieser schnell erreicht werden konnte ohne etwas vom Treiben an der Bühne zu verpassen. Zum Glück war hier Kartenzahlung möglich und ich konnte mir ein Bandshirt als Erinnerung mitnehmen. Allerdings befand sich zwischen Merch und Boden noch eine Stufe, wodurch der Merch nicht vollkommen barrierefrei war. Auch die sauberen Toiletten in den Containern und die Eingangstür wiesen das gleiche Problem auf. Allerdings gab es eine Plattform für Benachteiligte, um das Konzert in Ruhe und mit einem guten Blick zu genießen.

Das Herz der Never Say Die! Tour: Das Lineup

Man möge meinen, dass die Bands nach etwa einem Monat Tour etwas ausgelaugt wären und nicht mehr ganz so krass lieferten. Mannomann, habe ich mich geirrt! Dabei begann die Never Say Die! Tour fast schon überpünktlich und schickte ihren Opener Boundaries in den Ring. Die Metalcoreband aus Conneticut hatte den Laden von Beginn an mit voller Power aufgeheizt, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch reger Verkehr herrschte. Das Publikum verhielt sich von Anfang an schwierig, doch gab die Band alles und lieferte sowohl musikalisch als auch hinsichtlich ihrer Performance. Boundaries ist definitiv für mich eine Neuentdeckung, die mir lange Zeit im Kopf bleiben wird.

Etwas rauer ging es dann mit Cabal weiter, denen es meiner Meinung nach an Variation fehlt. Jedoch wurden sie vom Publikum rund herum gefeiert. Die Hallen begannen sich langsam zu füllen. Obwohl bereits eine Menge Alkohol geflossen war, wollte das Publikum trotzdem nicht so ganz im soften Pushpit wach werden.

Als mein persönliches Highlight Invent Animate an der Reihe war, füllte sich zumindest langsam die Bude. Mit vollem Elan lieferte die Band eine wunderbare, dynamische Show. Besonders die hohen Cleans trifft der Vocalist und bringt die Inhalte der Lyrics mit vollem Herzen rüber. Etwas hat mich jedoch zunehmend an der Show gestört. Trotz mehrfacher Aufforderung des Sängers schien sich dennoch niemand zu bewegen. Man könnte das noch getrost auf die atmosphärische melancholische Musik von Invent Animate schieben, jedoch gibt es einige heavy Parts, die definitiv auch ein schläfriges Publikum aufwecken könnte – wenn es denn wollte.

K(l)eine Snackpause, bevor es weiter geht

Ab Invent Animate kündigte sich langsam der Hunger an. Ebenfalls im Hof befand sich ein kleiner Essensstand, leider was dieser in den Pausen durchgehend mit einer unendlich langen Schlange versehen, sodass ich leider nicht zum Essen kam. Bei einigen Zuschauer*innen hatte ich Pommes gesehen, was auch für Veganer*innen eine gute Option darstellte. Jedoch wäre ein zweiter Stand mit Verpflegung gut gewesen, da die Pausen zwischen den Bands echt fix vorbei waren. Gleichzeitig ist die fixe Arbeit den Stage Hands und Techniker*innen hoch anzurechnen.

Gegensätze, die sich unterstützen

Ein starkes Kontrastprogramm zur vorherigen Act bot Spite. Die kalifornische Hardcoreband legte mit ihrem rauen, mächtigen Sound direkt los. Die Interaktion mit dem Publikum war durchgehend vorhanden. Ihre aggressive, fast schon manische Performance unterhielt und brachte einen mächtig zum Schwitzen.

Die Gröllaune hingegen wurde mit Currents geliefert. Ihre gängigen Hooklines packten die Leute, langsam bewegt sich die Stimmung auf den Höhepunkt zu. Der Timetable der Never Say Die! Tour war in jedem Fall gut durchdacht. Ich wäre mir nämlich nicht sicher, ob ich bei Spite und Suicide Silence direkt nacheinander hätte durchpowern können.

Nostalgie und Stimmung!

Mit Suicide Silence erwachte nicht nur Nostalgie, sondern die Band teilte in ihren emotionalen, aufrichtigen Ansprachen mit, wie sie schon damals vor elf Jahren auf der Never Say Die! Tour waren. Die Freude, insbesondere nach über zwei Jahren Pandemie wieder auf der Bühne zu stehen schien ungemein zu sein. Nach all der Zeit lieferte Suicide Silence noch wie gehabt und bot nicht nur alte Tracks, sondern auch jüngste Veröffentlichungen! Dass die beiden Co-Headliner als privat befreundete Bands endlich wieder Zeit miteinander verbringen konnten, gab dem Ganzen eine persönliche Note.

Eine weitere hervorragende Performance boten After the Burial, die für mich persönliche einfach eine Live-Band sind. Ihre Energie und musikalische Leistung haben bisher nie enttäuscht und sollten auch diesmal das Maximale herausholen! Die Never Say Die! Tour hat mit diesen beiden Co-Headlinern zwei absolute Knüller gelandet, die mehr als sympathisch geliefert haben.

Leute, what the-

Ich war bereits in unterschiedlichen deutschen Regionen, UK, Irland und Frankreich auf Shows. Entsprechend ist mir bewusst, dass sich das Publikum je nach Land oder sogar schon Region stark unterscheiden kann. In Pratteln taten mir die Bands ein wenig leid. Das Publikum war teilweise auf eine unangenehme Weise betrunken und hatte so gut wie keine Dynamik. Zwar haben die Bands das mehrfach (ziemlich respektvoll) kommentiert und versucht die Truppe anzufeuern, doch viel kam da nicht herum.

Konzerte sind nun mal keine Einbahnstraße und lebt von Publikumsinteraktion. Schade, dass so tolle Bands mit so einem Verhalten klarkommen mussten.

Never Say Die! Tour lohnenswert?

Alles in allem gab es an der Never Say Die! Tour nichts zu meckern. Die Hauptkritik lag an der Location und dem Publikum. Dass mir eine von insgesamt sieben Bands nicht passte, ist erstens Geschmacksache und zweitens eine recht gute Quote für ein Tagesfestival. Auch der Ton war wohl der Beste, den ich dieses Jahr auf einer Liveshow gehört habe. Dennoch werde ich mir nächstes Jahr genau überlegen, auf welche Tourstation es mich verschlägt. Pratteln wird es in jedem Fall nicht mehr!

Die Never Say Die! Tour bleibt aber einfach ein Klassiker, die für einen angemessenen Preis hochwertige Bands liefert! Trotzdem kreuze ich die Finger, dass nächstes Jahr wieder eine hardcorelastige Show kommt. Wie eben jeder Core-Fan, der seine Vorlieben hat.

Info
27. November 2022 
16:02 Uhr
Band
After The Burial
Boundaries
Cabal
Currents
Invent Animate
Spite
Suicide Silence
Genre
Deathcore Hardcore Metalcore
Autor/en

 Tascha

Fotocredit/s
Xoxo Photography
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