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Silent Planet – Superbloom

Die allseits beliebte Metalcoreband Silent Planet bringt ihr heißersehntes fünftes Album Superbloom via Solid State an den Start. Das Konzeptalbum ist nach einem seltenen botanischen Wüstenphänomen benannt, bei dem ein ungewöhnlich hoher Anteil von Wildblumen in der Wüste gleichzeitig blüht. Ob es sich bei Superbloom um ein selten gutes Hörereignis handelt, das soll in dieser Review erörtert werden.

Worum geht es bei Superbloom?

Wer mit dem kalifornischen Quartett schon etwas länger vertraut ist, der weiß, bei Silent Planet steckt immer ein bisschen mehr hinter den Alben: Eine Idee, ein Konzept… etwas emotional Behaftetes.

Während Silent Planet bereits in mehreren Interviews ein fiktionales Album mit einem übernatürlichen Konzept angeteasert hat, hat die Band dieses Konzept nicht konsequent eingehalten und eine persönliche Note miteingebracht.

Prägendes Ereignis lädt zu Risiken ein

2022 erlitt die Band einen schweren Autounfall im Schneesturm von Wyoming. Für Silent Planet war dieses Ereignis prägend, um mehr Risiken und Experimente mit ihrer Musik zu wagen. Angeteasert wurde die Platte mit den äußerst starken Singles: Signal und Antimatter. Während Signal vollkommen eskalierend eine neue, härtere Seite von Silent Planet zeigt, überzeugt Antimatter mit einem düsteren Clubsound, der sich erschreckend geschmeidig in seine härteren Metalcore-Elementen einfügt. Beide Titel kündigen die neueste Vision Russels an:

„Ich bin in Nordkalifornien aufgewachsen“, fährt er fort. „Es gibt einen Streifen des Staates, der als Humboldt County bekannt ist, aber er heißt ‚Lost Cove‘.“ Es ist eine Brutstätte für seltsame und paranormale Ereignisse wie UFO- und Big Foot-Sichtungen. Es gibt so viel, was wir noch nicht aufgedeckt haben. Es ist möglich, dass unsere Realität, wie wir sie kennen, nicht vollständig ist. Wir begannen, die Geschichte eines 17-Jährigen zu erzählen, der vermisst wurde. Es basiert auf einer wahren Geschichte mit vielen veränderten Details. Die Kunst diktiert die Realität, und die Realität diktiert die Kunst. Diese Platte zu machen war ein sehr seltsamer und mystischer Prozess. Es ist der magischste und inspirierendste Moment unserer bisherigen Karriere.“

Und noch mehr Ideen…

Doch es spielt eine weitere Idee mit in dieses bunte, vermeintlich einheitliche Konzept:

„Eine Super Blüte ist dieser seltsame Moment, in dem eine brillante Fauna unerwartet zum Vorschein kommt und eine solche Vielfalt an Farben hervorbringt, dass es sich fast fremdartig anfühlt“, bemerkt Garrett, „Es dauert nur ein paar Wochen, bevor es verschwunden ist. Während wir aufnahmen, geschah die Superblüte. Für mich geht es bei der Platte darum, mit der anderen Seite in Kontakt zu treten und zu beobachten, wie das Seltsame und Paranormale aus dem Alltäglichen und Profanen hervorgeht, daher der Titel.“

Übernatürlich, Fiktional, Superblüte und Unfall – viele Themen, jedoch wenig musikalische Gedanken. Und damit eröffnet sich die Misere…zahlreiche Ideen treffen aufeinander, wenige Innovationen werden konsequent umgesetzt.

Starker Anfang, der leider schnell nachlässt

An neuen Titeln sticht vor allem der erste Songopener Offworldler heraus: Eine futuristische Atmosphäre wird aufgebaut, die zwar ähnlich der Single Antimatter elektronische Elemente mit eskalierendem Metalcore verbindet, jedoch klanglich für sich stehen kann.

Mittelträchtige Fillersongs?

Euphoria schreitet schnell voran und verliert sich in einen zwar verträumten, jedoch wenig mitreißenden Refrain, der leider einen viel zu großen Teil des Songs einnimmt. Der Breakdown knallt dafür umso intensiver.

Der Track Dreamwalker weist ein ähnliches Problem wie Euphoria auf, starke Vocals, schwache Hook Lines. Dreamwalker hat einige interessante unter anderem arrhythmische Elemente gepaart mit einem starken Breakdown, welcher zur Bewegung anregt, der aktive Zuhör-Wille verliert sich jedoch nach einiger Zeit.

Auch bei The Overgrowth treffen langsame Passagen auf einen schnellen, eskalierenden Sound und harsche Vocals. Diese Struktur findet sich nicht zum ersten Mal im Album und langsam kommt die Frage auf, was zum Teufel hat Silent Planet überhaupt auf Superbloom getrieben hat.

Nexus geht erneut teilweise auf Tempo mit entschleunigten Cleanparts. Es reiht sich wenig eindrucksvoll in die futuristische Sci-Fi-Atmosphäre des gesamten Albums ein.

Und dann war da das plötzliche Schmuckstück…Superbloom

Dafür bildet der Albumtitelsong Superbloom einen entzückenden Höhepunkt. Verträumt und ausschließlich im Cleangesang gehalten, könnte Superbloom locker eine Ballade am Ende eines alten Pierce the Veil Albums sein. Der Track überrascht und rundet den den Longplayer ästhetisch ab.

Fazit

Superbloom ist durchwachsen. Einige Tracks stechen markant hervor, andere wiederum schwimmen haltlos und verloren zwischen grandiosen Meisterwerken. Silent Planet ist ein Risiko mit dieser nicht besonders gradlinigen Menge an Ideen eingegangen und hat nicht die bei dieser Band enorm hohe Erwartungshaltungen erfüllen können. Einige erfreuende Tracks sind dennoch dabei, weshalb es 6,5 von 10 Punkten gibt.

Tracklist

  1. Lights Off The Lost Coast
  2. Offworlder
  3. Collider
  4. Euphoria
  5. Dreamwalker
  6. Antimatter
  7. :Signal:
  8. Anunnaki
  9. The Overgrowth
  10. Nexus
  11. Reentry
  12. SUPERBLOOM
Info
3. November 2023 
13:00 Uhr
Band
Silent Planet
Genre
Metalcore
Autor/en

 Tascha

Fotocredit/s
Pressefoto
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