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The Raven Age – „Blood Omen“

Mit ihrem bald erscheinenden dritten Album „Blood Omen“ gehen The Raven Age noch viele Schritte weiter als je zuvor. Die Refrains sind wie geschaffen für Arenen, die Riffs sind tight und gehen direkt in die Vollen. Das alles ergibt eine großartige musikalische Bühne, auf der das Konzept der Platte zur Geltung kommt. Die LP wird am kommenden Freitag, den 7. Juli 2023 überall erhältlich sein.

Wie schon bei den beiden Vorgängern, dem 2019 erschienenen „Conspiracy“ und dem Debüt „Darkness Will Rise“ aus dem Jahr 2017, ist das Motiv des Raben erneut von zentraler Bedeutung. Konkreter handelt „Blood Omen“ vom Sturz der alten Herren, wobei der Band-eigene „Raven King“ in den Vordergrund rückt.

Um all das auf Platte zu bannen, holte sich die Band die Hilfe des langjährigen Produzenten Matt Hyde (Slipknot, Machine Head, Bullet For My Valentine), um den Grundstein für das Album zu legen, bevor sie das restliche Material anschließend selbst aufnahmen. Das finale Mastering wurde in die fähigen Hände von Mika Jussila in den Finnvox Studios (Nightwish, HIM) gelegt.

Tracklist:

01. Changing of the Guard
02. Parasite
03. Serpents Tongue
04. Essence of Time
05. Nostradamus
06. Forgive & Forget
07. The Journey
08. War in Heaven
09. Tears of Stone

Eröffnung die seines Gleichen sucht

Der erste Track, „Changing of the Guard„, beginnt mit einem bedrohlichen, tiefen Klavierton, der von einem Hintergrundgeräusch begleitet wird, das wie ein knisterndes Feuer klingt. Dann setzt das Gitarrenspiel ein, gefolgt von eindringlich und wunderschön klingenden Streichern. Das Arrangement dieses Tracks erzeugt eine dunkle und kühle Atmosphäre, die einen direkt von Anfang an in den Bann zieht. Im weiteren Verlauf baut der Song eine Dynamik auf, die gegen Ende zu einem donnernden, von Snares unterlegten Aufmarsch führt, der ein Gefühl von Erhabenheit und Kraft vermittelt. Der Song schließt mit einer tiefen, einzelnen Pianonote und spiegelt damit seinen Anfang wider. Obwohl es sich hier „nur“ um ein reines Intro handelt und wir noch keinen Gesang zu hören bekommen, trifft es mich wie ein Schlag.

Parasite“ beginnt mit einer unerbittlichen Gitarre und einem elektrisierenden Riff, das sofort den Ton für den Traum eines jeden Speed-Metal-Liebhabers angibt. Die Gitarren in diesem Stück zeigen ein meisterhaftes Können und verkörpern den Speed-/Power Metal-Stil, der rohe Energie und Intensität ausstrahlt. Das Feature mit dem Gastgitarristen Andy James von Five Finger Death Punch steigert die Dynamik des Songs und verleiht ihm mit einem fulminanten Solo eine besondere Note.

Ganz interessant wird es, wenn man sich bei diesem Track mal mit den Lyrics beschäftigt. Die Texte auf der ganzen LP befassen sich mit Themen wie Mutation, verborgenen Wahrheiten und der Unverwüstlichkeit, sich vor negativen Einflüssen zu schützen. Sie porträtieren eine Generation, die in den Schatten gedeiht und die Weisheit der Älteren missachtet. Der Refrain spiegelt einen entschlossenen Trotz wider, mit der eindringlichen Erklärung „I won’t let you in this time, I won’t let you in my mind, you’re a parasite„.

Die zweite Single-Auskopplung

Serpents Tongue“ begrüßt uns mit der zeitlosen Anziehungskraft klassischer Heavy-Metal-Gitarrenklänge, die nahtlos mit dem unverkennbaren melodischen Stil von The Raven Age verschmelzen. Dieser Track hat auch einen Hauch von Power-Metal und fügt der Musik, die bisher ein Sammelsurium von Metal-Stilen zu sein scheint, eine weitere Dimension hinzu. Besonders hervorzuheben ist, dass der Song einige Zeilen des Growlings enthält, der die Wirkung des Songs noch verstärkt. Dieses so eben genannte Growling ist auch live etwsa ganz Besonderes, was dank des Gitarristen Tony Maue so richtig Anklang findet.

Hook, die uns anstrahlen wie die Sonne den Mond

Wenn wir bei „Essence Of Time“ ankommen, ist dieser Track ohne Zweifel einer der eingängigsten, bei dem Matt James wirklich seine meisterhaften Fähigkeiten zeigt, starke Gesangs-Hooks zu kreieren.  Alles, von seinem Tempo über den Aufbau der Melodien bis hin zu seinen Stimmfarben, ist ein Rezept für eine gigantische stimmliche Qualität. Seine Harmonien sind wie eine gezuckerte Kirsche auf einem Kuchen, der schon an sich fantastisch schmeckt, aber dieses zusätzliche Element verstärkt nur den angenehmen Geschmack, anstatt ihn zu überwältigen.

Forgive & Forget“ ist ein Song, der einen vertrauten modernen Metal-Sound verkörpert, der sich durch seine schwere Instrumentierung und intensive Energie auszeichnet. Der Text befasst sich mit dem Thema der Auseinandersetzung mit den Worten und Taten einer nahestehenden Person. Die ersten Zeilen vermitteln das Gewicht dieser Worte, deren Wirkung unter die Oberfläche sickert. Dieser Track ist meiner Meinung nach das Stück auf dem Album, welches die stärksten und besten Gesangs-Hooks aufweist.

Eine unbeschwerte Reise

The Journey„, der einzige Track auf dem Album, der die Dinge verlangsamt, bietet eine erfrischende Abwechslung inmitten der Intensität, die wir bis jetzt erlebt haben. Während er anfangs eine entspanntere Atmosphäre bietet, baut er sich allmählich auf und behält während des gesamten Songs ein Gefühl von Energie bei. Am Ende des Albums platziert, fügt er sich nahtlos in den Gesamtfluss ein und vermeidet jegliches Gefühl der Verdrängung.

Den Album-Closer macht aber ein anderer Track, „Tears of Stone“. Außerdem ist dieser Song mit etwa 6 Minuten Spielzeit der längste auf der ganzen Platte. Es beginnt und endet mit dem sanften Geräusch von Regen und hüllt das Werk in ein atmosphärisches Motiv. Während seiner gesamten Dauer bietet „Tears of Stone“ eine beeindruckende Darbietung gitarrengetriebener Kunstfertigkeit, die in einem passenden Abschluss des Albums gipfelt.

Fazit:

Blood Omen“ ist ein starkes, fokussiertes und anspruchsvolles Werk einer der am schnellsten aufstrebenden Heavy Metal-Bands Großbritanniens. Ein Status, den sie live mit Nachdruck untermauern werden, wenn sie es nicht gerade auf der Tour mit Iron Maiden sowieso schon getan haben. Die Band erkundet neue Territorien und verschmilzt verschiedene Metal-Stile zu einem zusammenhängenden und kraftvollen Sound. Es ist eine Verschmelzung von traditionellem Heavy Metal mit einem modernen Anstrich, durchsetzt mit Elementen von allem bis hin zu Power- und Speed-Metal. Für all die Liebhaber von genialen Riffings und ohrenbetäubenden „Sing-Alongs“ ist der Kauf dieser Scheibe ein absolute Muss!

Rating:

Musik bleibt Geschmacksache und nicht für jeden unserer Community wird The Raven Age jemals eine Band sein, welche er gerne in seiner Freizeit hören wird, aber von mir gibt es für „Blood Omen“ sage und schreibe 9 von 10 Punkten. Einen kleinen Tick mehr Variabilität und Härte wünsche ich mir dann doch von den Briten!

Info
5. Juli 2023 
8:46 Uhr
Band
The Raven Age
Genre
Alternative-Metal Heavy Metal
Autor/en

 Seb

Fotocredit/s
John McMurtrie
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