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HEALTH – „RAT WARS“

Nach zwei Veröffentlichungen ihres Gemeinschaftsprojekts „DISCO4“ ist „RAT WARS“ das erste Album, das HEALTH seit fast fünf Jahren in Eigenregie aufgenommen haben. Während die früheren Veröffentlichungen eine unterhaltsame Übung darin waren, so unterschiedliche Außenseiter wie Full Of Hell, Poppy und Ho99o9 in ihre Welt aufzunehmen, kehrt das Trio aus Los Angeles mit diesem Album zu einem schärferen Fokus zurück.

Auf „RAT WARS„, welches am kommenden Freitag, den 08.12.2023 erscheinen wird, zaubern sie ihre bisher effektivste Darstellung ihrer unverwechselbaren Ästhetik wieder. Man fühlt sich, als würde man eine glatte Nachtfahrt durch regnerische, neonbeleuchtete Straßen auf der Suche nach Antworten auf existenzielle Krisen durchlaufen. Könnt ihr euch nicht vorstellen? Dann viel Spaß bei unserer Review und dem ersten Hörerlebnis am Freitag!

Tracklist:

1. DEMIGODS
2. FUTURE OF HELL
3. HATEFUL       
4. (OF ALL ELSE)             
5. CRACK METAL
6. UNLOVED     
7. CHILDREN OF SORROW          
8. SICKO            
9. ASHAMED    
10. (OF BEING BORN)
11. DSM-V
12. DON’T TRY

Spotify-Unwrapped verrät musikalische Vorbilder

Es gibt genügend knackige Gitarren und mechanische Beats, die darauf hindeuten, dass Nine Inch Nails zum wiederholten Mal in Folge an der Spitze von HEALTHs kollektivem Spotify Unwrapped stehen werden. Diese klassischen industriellen Merkmale werden jedoch von Anfang an mit zeitgenössischen elektronischen und poppigen Produktionsstilen verbunden, wobei die beiden Eröffnungstracks „DEMIGODS“ und „FUTURE OF HELL“ ebenso viel Wert auf seelische Introspektion wie auf Härte und Durchschlagskraft legen. Ein gelungener Anfang in den futuristischen Sound der Band!

Vocals sind der Schlüssel

Um die neunte Pforte öffnen zu können, nutzen HEALTH wie immer den düsteren und schwermütigen Gesang von Frontmann Jake Duzsik. Wenn etwas sofort hängen bleiben könnte, wenn man die Band demnächst als Voract zu Sleep Token live vor die Linse bekommt, so dürfte es der Gesang sein. Beweis genug sollte hierfür der Track „UNLOVED“ sein. Es handelt sich hierbei um eine Art von schwermütiger Ballade, wie sie Depeche Mode nicht mal in ihren kühnsten Träumen nachahmen könnten. Das soll bitte nicht heißen, dass HEALTH diese Band imitiert oder gar nachahmen möchte, sondern einfach nur, dass beide Bands dank ihrer Songs einen Platz in euren Herzen haben sollten.

Heavy hitter sind erwünscht

Die beiden härtesten Stücke sind „CHILDREN OF SORROW“ und „SICKO„. Auf ersterem befinden sich Thrash-Riffs von einem gastierenden Willie Adler, die sich mit einem weiteren elegischen Gesang von Jake paaren. Während zweiterer etwas Ähnliches mit einem Godflesh-Sample macht, wobei Justin Broadricks Intonation von „Breed…like rats!“ das Stück von düster zu grenzwertig ungemütlich macht.

Ergreifende elektronische Stilmittel treffen Heavy Metal

Besonders interessant finde ich den Aggrotech-Bopper „HATEFUL„, welchen wir bereits als Vorab-Veröffentlichung zu hören bekamen. Dies zeigt die Band unter anderem in dem dafür veröffentlichten Video, bei dem das gefeierte Old-School-FPS ULTRAKILL ihnen ihre Bilder leiht. Und hier kommen wir auch zu dem genialen Vergleich: ULTRAKILL mit seiner Retro-Grafik und „ultraviolentem“ Gore könnte als spiritueller Nachfolger von Spielen wie Quake gesehen werden. HEALTH hingegen sind die künstlerische Fortsetzung der Industrial/Electronic-Ästhetik, die Nine Inch Nails mitbegründet hat.

Außerdem finde ich das Industrial-Metal-Ladegerät „DSM-V“ mit seinem stampfenden, an Rammstein erinnernden rhythmischen Gepolter sehr verstörend, und das nicht nur beim Erinnern an den Namen Rammstein, sondern aufgrund der futuristischen, interessanten Sound.

ASHAMED“ fühlt sich hingegen an, als wären einige Grundtöne von Death Magic einfach nur durch den Fleischwolf gedreht worden und dann wieder zu einem Song zusammen gebaut worden. Respekt abermals für das gelungene Musikvideo der Band, die es einfach versteht, nicht nur den Sound-Aspekt zu respektieren, sondern eben auch den cineastischen.

Den Album-Schlusspunkt setzen HEALTH dann mit dem Track „DON`T TRY„. Das selbst erbaute Chaos wird zurück gedreht und auf das mindeste reduziert. Es handelt sich hierbei um ein ruhiges Klagelied, welches den Fokus auf Jake verlagert, um die existenziellen Philosophien des Albums zu stärken.

Fazit:

Das neue Album „RAT WARS“ von HEALTH hat eine Menge zu bieten, was die meisten Hörer doch etwas zurückschrecken lassen könnte. Mir ging es beim ersten Hören der LP leider auch so. Klar, jetzt könnte man auch behaupten, dass meine sonst Metal-/Hardcore gewöhnten Ohren, diese Sounds im allgemeinen zurückschrecken lässt, doch so ist es nicht im geringsten. Ich lasse mich gerne in eine futuristische Klangwelt mitnehmen und kann mir auch sehr gut vorstellen, dass HEALTH als Opener für Sleep Token die perfekte Wahl sein könnten, denn ich vermute, dass die Band im Live-Gewandt nochmal ganz anders klingt, als auf Platte. Für Fans von düsterer alternativer elektronischer Musik, Old-School-Industrial-Heads und denjenigen, die gerne zocken, könnte HEALTH eine verdammt gute Wahl sein.

Rating:

Da ich HEALTHs Diskografie weniger studiert habe, als bei vielen anderen Bands, bei denen ich eine Review verfasse, fällt es mir deutlich schwerer ein gutes Rating abzugeben. Am Ende des Tages zählt mein erster und letzte Eindruck von der LP: daher vergeben ich „RAT WARS“ eine solide 7 von 10 Punkten.

Info
6. Dezember 2023 
22:22 Uhr
Band
HEALTH
Genre
Alternative-Metal Alternative-Rock
Autor/en

 Seb

Fotocredit/s
Pressefoto
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