Interview

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Fit For An Autopsy: Will Putney über das aktuelle Album, Inspiration und Zukunftspläne

Am 14. Januar 2022 war es für die Jungs von Fit For An Autopsy soweit: Ihr sechstes Studioalbum „Oh What The Future Holds“ (via Nuclear Blast) hat das Licht der Welt erblickt. Was für ein Brett! Definitiv ein gebührender Nachfolger zu ihrem 2019 erschienenen Longplayer „The Sea Of Tragic Beasts“.

Unsere Review zum neuen Release könnt ihr euch hier zu Gemüte führen. Passend dazu durften wir ebenfalls ein paar Worte mit Gitarristen und Produzenten Will Putney wechseln, dessen Name nicht nur aus dem Deathcore Bereich geläufig sein sollte.

Neben seiner kreativen Arbeit in der Band und u.a. einem seiner anderen Musikprojekte END, hatte er bereits bei sehr vielen Bands die Finger mit im Spiel. So hat er u.a. das letzte selftitled Album von The Ghost Inside produziert und auch schon mit Bands wie CounterpartsKnocked LooseThy Art Is Murder und Stray From The Path gemeinsame Sache gemacht.

Während die anderen Mitglieder von Fit For An Autopsy aktuell fleißig in den USA zusammen mit Enterprise EarthIngestedSigns of the Swarm und Great American Ghost auf Tour sind, ist Will aktuell im Studio. Er tourt nämlich nicht mehr mit der Band, sondern widmet sich voll und ganz seinen Aufgaben als Producer.

Hi Will! Wie geht es dir? Wie war dein Jahresbeginn?

„Danke mir geht’s gut, ich bin ziemlich eingespannt im Moment. Neben Mixarbeiten sind wir unter anderem auch gerade umgezogen und bauen einen neuen Schlagzeugraum hier in New Jersey. Ich habe aktuell keine Band hier, aber wir haben die Bauarbeiten und Mixing am Laufen, also… Arbeit ist immer da haha.“

Mitte Januar war der Release eures neuen Albums „Oh What The Future Holds„. Herzlichen Glückwunsch dazu! Wie lief der Aufnahme- und Schreibprozess ab? Habt ihr dieses Mal etwas anders gemacht?

„Diesmal war tatsächlich alles etwas einfacher. Dadurch, dass wir nach 2020 nicht mehr auf Tour gehen konnten, hatten wir reichlich Zeit und haben direkt angefangen an der neuen Platte zu arbeiten.

Es war also wirklich einfach, sich zu treffen, auszutauschen, und wir konnten vor allem mehr Zeit auf diese Platte verwenden als jemals zuvor. Wir wir hatten ein paar Songwriting-Sessions und haben generell auch mehr Songs geschrieben. Es war ehrlich gesagt ziemlich entspannt im Vergleich zu anderen Alben. In dieser Hinsicht hat es irgendwie funktioniert haha.“

Ihr habt euch also auch regelmäßig treffen können? Oder war es mehr virtuell?

„Es war alles mehr online, es fand eigentlich durchweg ein regelmäßiger Austausch statt. Getroffen hat man sich natürlich auch mal, aber eher in kleinen Kombinationen, man war also mal mit verschiedenen Leuten gleichzeitig im Studio. Wir waren nicht immer die ganze Zeit zusammen, aber wir konnten es online durchweg am Laufen halten.“

Was war die Hauptidee hinter dem Album? Und wie lang habt ihr daran gearbeitet?

„Wenn man hochrechnet haben wir es grob innerhalb von ein paar Monaten geschrieben, würde ich sagen. Ohne den Druck saßen wir auch nicht jeden Tag daran, sondern haben immer mal an ein paar Songs gearbeitet und dann ne Pause eingelegt. Man hat sich also immer mal wieder neu damit beschäftigt, was cool war.

Und zur Hauptidee, ich meine, wir sind nicht unbedingt eine sehr positive Band haha. Im Grunde genommen geht es um eine dunkle Prognose in Bezug auf das, was gerade in der Welt so passiert. So sind wir auch zum Titel gekommen, wir haben alles Mögliche thematisiert. Zum einen geht es viel um das persönliche Spiegelbild der Welt, zum anderen haben wir Dinge aufgegriffen, die in der Welt gewaltig falsch laufen. Das wurde dann schnell zum Thema der Platte, und ich denke, dass es dies ganz gut repräsentiert.“

Welcher ist dein persönlicher Lieblingssong auf dem Album?

„Mhmm mein Lieblingstrack… eigentlich ist es ein einziger großer Song haha. Ich mag „Two Towers“, den zu produzieren hat wirklich Spaß gemacht. Wir sind bei dem Song ein bisschen anders ran gegangen, sowohl beim Sound, als auch beim Text. Dies war wahrscheinlich eine größere Herausforderung als das, was wir normalerweise als Band machen und das war cool. Und wenn ich ihn jetzt höre bin ich froh, dass es so gekommen ist haha.“

Ich würde dich nun eigentlich fragen, auf welchen Song du live am meisten Bock hast, aber du stehst ja gar nicht mehr mit den Jungs auf der Bühne oder?

„Nein, ich bin nicht mehr mit ihnen auf Tour, aktuell sind sie ja in den USA unterwegs und spielen einen Haufen der neuen Sachen zum ersten Mal live. Wenn ich aktuell frage ‚Welche der Songs sind vor Publikum gut?‘ bekomme ich meistens nur ein ‚keine Ahnung, die sind alle ziemlich gut‘ haha. Aber wir sind uns schon bei der Produktion einig gewesen, dass diese bisher unsere Lieblingsplatte ist, die wir je gemacht haben. Ich weiß, dass Bands das wahrscheinlich die ganze Zeit sagen, aber wir freuen uns wirklich darauf, jeden einzelnen Song zu spielen. Also denke ich, dass wir irgendwie irgendwann die ganze Platte mit in unser Set einbauen werden.“

Generell bist du ja immer mit vielen spannenden Projekten beschäftigt, aber vermisst du auch das Touren manchmal?

„Auf jeden Fall vermisst man es schon, weil es irgendwie auch wie eine Belohnung für die vorangegangene Arbeit ist. Aber ich wusste einfach, dass ich nicht in der Lage sein würde beides zu machen. Da musste man sich entscheiden, auch wenn es definitiv nicht leicht war. Es ist aber auch keine Entscheidung, die ich bereue, weil ich mich nun voll und ganz dem Studiokram widmen kann.

Wenn die Jungs z.B. auf einem großen Festival oder so spielen kommt aber schon manchmal etwas mehr Wehmut hoch. Jedoch versuche ich mich einfach daran zu erinnern, dass ich ja als Producer auch irgendwie an der Seitenlinie sitze und bin dann einfach glücklich, dass die Shows so gut laufen. Und solange die Leute kommen und uns sehen wollen, ist das top.

Was war die Inspiration für das Artwork?

„Wir haben jetzt bereits schon ein paar Mal mit Adam Burg zusammengearbeitet, das ist nun unser drittes Album mit ihm. Und ich wollte etwas, das sowohl die Gegenwart, als auch die Zukunft repräsentiert. Ich weiß nicht mehr ganz genau, woher das eigentliche Konzept kam. Es fügte sich einfach irgendwie zusammen und ursprünglich war es recht kompliziert gedacht. Dann haben wir uns erstmal auf ein Bild geeinigt, welches auffällt und nach vorne geht. Da ist die Mutter und das Kind, sie repräsentieren die Erde und die zukünftigen Generationen. Es ist eine ziemlich gute Symbolik für das, was wir auch vermitteln wollten. Als die Idee dann stand, hat Adam sie umgesetzt. Beim ersten Entwurf, den er uns vorgestellt hat, sagten wir alle sofort:“Ja, das ist es. Vielen Dank.“, haha, das war einfach.“

Fit For An Autopsy haben nun bereits einige große Meilensteine in ihrer Karriere erreicht und ihr habt euch einen festen Platz in der Heavy Music Szene geschaffen. Was sind aktuell eure Pläne für die Zukunft? 

„Hoffentlich eine Menge Shows, so bald wie nur möglich. Denn wir waren schon seit Jahren nicht mehr overseas und es gibt bereits Pläne für Zentralamerika, Mexiko, Asien, Australien, Kanada und überall dort, wo wir noch nicht hinkommen können wegen der aktuellen Situation. Wir haben alles vorbereitet und warten nur noch darauf, dass wir endlich loslegen können.

Der Zeitplan ist im Moment sehr stressig, aber die Jungs wollen Vollgas geben und einfach live spielen. Wir sind nicht wirklich dazu gekommen, die letzte Platte zu spielen, also dachten wir uns, na gut, dann müssen wir eben aus dieser Platte alles rausholen, haha.“

Auf jeden Fall heißt es Daumen drücken, dass ihr im Mai endlich wieder nach Deutschland kommen könnt!

„Ja, hoffentlich! Ich sehe, dass schon einige der Februar/März-Touren verschoben werden, aber wir könnten Glück haben. Man weiß ja nie.“

Woher nimmst du bzw. ihr eure Inspiration?

„Wir lassen uns irgendwie von überall her inspirieren. Ich glaube, die Band hat generell einen sehr unterschiedlichen Musikgeschmack. Wir haben alle ein gutes Gespür für verschiedene Dinge und unterschiedliche Genres etc. Wenn wir uns also hinsetzen, um zu schreiben, macht es Spaß zu sehen, was jeder persönlich aktuell so hört. Danach versuchen wir dann zusammen Wege zu finden, einige der Elemente einzubauen, die wir bei anderen Bands mögen. Ich meine, auf dieser Platte ist alles dabei, von klassischem Death Metal bis hin zu schwedischem Zeug, Post-Rock-Einflüsse, Partituren, es gibt mathy Parts und wir haben stimmungsvolles, vibrierendes Zeug dabei. Es ist irgendwie von allem ein bisschen vorhanden und ich denke, dass es zusammen einen eigenen Sinn ergibt. Das sind so ein paar der Dinge, auf die wir stehen.“

Zu guter Letzt, was sind im Moment deine/eure persönlichen Lieblingsbands?

„Ich mag die neuen Sachen von Cult Of Luna sehr, die kürzlich herausgekommen sind. Ich weiß, dass sie ein paar Singles released haben, die sind ziemlich cool. Ich finde auch das neue Author and Punisher Zeug sehr nice. Es ist ein bisschen melodischer als die letzte Platte. Das letzte Album war ein reines Industrial-Album und das war eine coole Abwechslung für sie. Was höre ich sonst noch… ich weiß es nicht haha.“

An dieser Stelle nochmal ein riesiges Danke an Will Putney für das interessante und sympathische Interview, trotz der aktuell sehr turbulenten und stressigen Zeit.

Eines steht auf jeden Fall fest: die Band ist definitiv nicht aus der Deathcore-Szene wegzudenken. Nun heißt es Daumen drücken, dass die Jungs uns im Mai für ein paar Shows besuchen kommen können und wir dann zusammen das neue Album gebührend feiern können!

Fit For An Autopsy, das sind:

Joe Badolato – Vocals
Will Putney – Gitarre
Patrick Sheridan – Gitarre
Tim Howley – Gitarre
Shane Slade – Bass
Josean Orta – Schlagzeug

Bild: Pressebild

Autorin: Michelle

Info
21. Februar 2022 
8:25 Uhr
Band
Fit For An Autopsy
Genre
Autor/en

 Michelle

Fotocredit/s
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