Interview

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Interview mit Jennifer Haben von Beyond The Black

Beyond The Black haben am 13. Januar 2023 ihr neues Self-Titled Album veröffentlicht. Wir haben uns kurz vor dem Release mit Frontfrau Jennifer Haben getroffen, um über das Album und mehr zu sprechen:

Leon, Riot Vision: Hallo Jennifer, Willkommen bei Riot Vision. Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast, dich mit mir heute zu unterhalten. Erstmal vorab: Frohes neues Jahr! Wie lief der Jahreswechsel bei dir? Hast du Vorsätze fürs neue Jahr gefasst?

Jennifer Haben: Leider war ich so ein ganz kleines bisschen krank, aber ich bin auf dem Weg der Besserung also alles gut! Und ja, der Jahreswechsel war entspannt auf jeden Fall. Die Vorsätze, die muss ich jetzt noch formulieren. (Lacht)

RV: Lass uns über das neue Album sprechen. Mit dem Release von BEYOND THE BLACK (13. Januar 2023) kann man doch schon mal ein bisschen nervös werden, oder? Wie lief denn die Promo Phase bisher ab?

Ich bin auf jeden Fall ein bisschen nervös. Es passiert auch total viel und jetzt haben wir vor kurzem nochmal ein neues Video gedreht ,welches jetzt rauskommt zum Album Release. Das ist auf jeden Fall alles super spannend und ich freu mich drauf. Also, es ist natürlich ein großer Erfolg, an den wir anknüpfen wollen, nach dem letzten Album. Wir sind auf jeden Fall Feuer und Flamme, dass dieses Album total gut ist und dass wir sehr stolz drauf sind und alles andere können wir nicht so richtig beeinflussen und dann lassen wir es einfach auf uns zukommen.

RV: Das Album thematisiert viele Momente, in denen man zweifelt oder auch vor Hürden gestellt wird, bietet zugleich aber auch Hoffnung und Licht am Ende des Tunnels. Wie sind so die Themen für das Album zustande gekommen? Wie lief der Songwriting Prozess ab?

Wir haben uns tatsächlich sehr, sehr, sehr viele Fragen gestellt in einer Intensität, die wir bisher noch nicht hatten, weil wir halt eben die letzten zweieinhalb Jahre mehr Zeit denn je dafür hatten. Ich glaube sehr, viele auf der Welt hatten irgendwie da plötzlich so einen Cut, wo sie über grundsätzliche Sachen nachgedacht haben und so ging es uns persönlich wie auch eben für die Band auch. Und da ja haben wir uns halt gefragt okay? Was ist denn das, was BTB ausmacht? Was sind die Themen, worüber wir sprechen? Worüber wollen wir auch sprechen? Und genau solche Sachen, wie diese Fragen, die hat man sich auch vorher schon gestellt. Auch bei vorherigen Alben aber noch nie in dieser Intensität wirklich die Zeit dafür gehabt.

Und ich glaube, das war der größte Unterschied zu den anderen Alben bisher, dass wir da einfach schon vorher, bevor wir so richtig ins Songwriting und Recording gegangen sind, uns diese Fragen schon beantwortet haben. Meines Erachtens klingt dieses Album einfach viel selbstbewusster und viel selbstverständlicher als die Alben bisher. Hørizøns zum Beispiel, das war eher so ein experimentelles „mal gucken, was passiert“ Album. Und jeder Song stand so ein bisschen mehr für sich selbst. Dieses Album, das klingt einfach wie ein Gesamtkunstwerk und ich glaube, das ist halt einfach der Hauptgrund.
Ich find beide Ansätze spannend und das spiegelt ja auch so ein bisschen die Persönlichkeit wieder und mein Leben irgendwo. Das war eine sehr experimentelle Zeit damals bei Hørizøns. Und sich dann jetzt diese Fragen zu stellen und sehr selbstbewusst auch Entscheidungen zu treffen und so, das ja kann ich alles persönlich sehr gut nachvollziehen und fühle das sehr. Das hört man, glaube ich, auch einfach auf diesem Album extrem.

Wie das Album „Beyond The Black“ klingt könnt ihr in unserer Review nachlesen: Hier

RV: Was war der erste und der letzte Song, den ihr für das Album geschrieben habt?

Der erste Song war tatsächlich Reincarnation und dann letzte Song war I Remember Dying. (lacht)
Auch wenn das Album mit Is There Anybody out There? beginnt, Reincarnation war eben die erste Single. Trotzdem lustig, dass wir das dann auch so hingestellt haben, dass dann auch wirklich Abschluss und Anfang gleich geblieben sind.

RV: Euer Album soll alle Facetten von Beyond The Black zeigen und wirft Verbindungen zu alten Alben auf, etwa Free Me, welches textlich als Gegenstück zu Hysteria betrachtet werden kann oder auch, dass man bei Raise Your Head die Zeile “who will look beyond the mirror“ findet. Sind das bewusste Brücken, die ihr geschlagen habt oder ist das mehr durch Zufall entstanden?

Ja, also solche Sachen, wie “Beyond The Mirror“ und solche Spielereien, die sind schon durchaus bewusst, es fällt uns natürlich auch auf und wenn es dann passt, dann ist das natürlich ziemlich geil.
Aber ja, textlich ist ja trotzdem immer noch der Kern da, über den wir schon immer gesprochen haben. Ich finde, dass wir da einfach nur die Schrauben noch mehr anziehen konnten bei diesem Album. Das wir also noch klarer sagen konnte, worum es uns eigentlich geht. Deswegen haben wir auch diese 4 Themen ausgearbeitet, die 4 Symbole, die im Prinzip der Kern von Beyond The Black sind. Also Liebe, Verlust, Demut und auch Kampf. Und Kampf eben im Sinne von „für sich selber kämpfen“ aber eben auch für Andere. Solche Dinge sind Themen, über die wir schon immer gesprochen haben. Nur sind wir diesmal mehr in die Tiefe dabei gegangen und haben dann versucht, uns noch klarer auszudrücken.

RV: Ein Song, der auf jeden Fall raussticht, ist Not In Our Name, welcher auch mit der härteste Song vom Album ist. Kannst du ein bisschen mehr über die Hintergründe von genau dem Song verraten?

Den Song kann man auf mehrere Arten deuten, was ich aber spannend finde: Inspiriert hat mich tatsächlich meine wiederentdeckte Anime Phase. Ich weiß nicht, ob du Demon Slayer gesehen hast, aber wenn man sich das anschaut, dann weiß man wahrscheinlich, woher das ein oder andere inspiriert sein könnte.

RV: Das Album Cover zeigt alle Bandmitglieder. Wie ist die Idee zu dem Cover entstanden? Und welche Bedeutung haben die 4 Symbole im Artwork? (Battle, Loss, Humility, Love)

Bei dem Cover haben wir viel rum überlegt. Es war gar nicht so klar, dass wir das als Self-Titled Album nachher dastehen lassen wollen.

Wir hatten am Anfang echt noch überlegt: Okay, welchen Titel könnte man nehmen und dann haben aber so viele Sachen zusammengepasst, wie eben diese Fragen, die wir uns beantwortet haben, dass es selbstbewusst klingt, dass es nach Beyond The Black klingt. Dass wir eine neue Ära quasi begonnen haben, mit Nuclear Blast und einem komplett neuen Team. Vorher waren wir ja bei Airforce One, beziehungsweise Universal, in Deutschland, Österreich, Schweiz war das ja schon immer der Kern. Und Napalm Records war der Zusatz für den Rest der Welt. Jetzt haben wir mit Nuclear Blast ein Label für die ganze Welt und das heißt, das komplette Team hat gewechselt. Wir haben uns komplett neu aufgestellt.
All diese Sachen, dass wir eben diese 4 Themen für uns beantwortet und rausgearbeitet haben. Da war erst mal klar, wir können das Ding einfach Beyond The Black nennen, weil das der Kern ist. Wir sind halt unfassbar Stolz darauf und glauben, dass es halt wirklich das zeigt was Beyond The Black ist. Das es auch ein Neuanfang ist: 4 Themen, 4 Bandmitglieder, 4 Singles.

Es hat so gut zusammengepasst und wenn das Ding Beyond The Black heißt, dann finde ich, muss man auch Beyond The Black zeigen. Und jeder hat sich so ein bisschen zu einem diese Symbole noch mehr hinzugehörig gefühlt. So ist es dann im Endeffekt entstanden, dass wir gesagt haben: Hey, lass uns das so aufteilen, dass das auch wirklich alles stattfindet und die Themen, die Charaktere und Beyond The Black eben so gut wie möglich kompakt darstellt.

RV: Kommen wir mal zu einem anderen Thema, ihr macht mittlerweile auch viel Werbung über Plattformen wie z. B. Tik Tok und dann sieht man dich auch mal mit der Switch auf der Couch ein bisschen zocken. Wieviel Nerd und Gamerin steckt denn eigentlich in dir?

Ach, ganz viel eigentlich. (Lacht)

Ich komm nur kaum dazu, aber trotzdem bin ich eigentlich ein totaler Nerd, was das angeht, also gerade mit Handyspielen. Da ich das Handy immer dabei habe und die meisten Spiele eher kürzer, habe ich immer wieder mal ein neues Game. Danach bin ich aber auch froh wenn ich mich dann wieder mit anderen Sachen beschäftigen kann. (Lacht)

Dann freu ich mich zum Beispiel so richtig auf das neue Harry Potter Open World Game „Hogwarts Legacy„. Also da sag ich auf jeden Fall erstmal, ciao Welt! Ne, also es gibt so Phasen, da bin ich halt voll drin und da kann auch recht vieles von der Prioritätsliste runter fallen, trotzdem bin ich aber auch selbstständig. Dann hast du nicht wirklich viel Zeit dafür, wenn du dir die nicht einfach nimmst. Und ja, es ist sehr ausbalanciert zwischen richtig krasse, fokussierte Phasen, wo es eben mehr um Gaming geht und welche wo mehr um Arbeit geht. Aber auf Tour ist das ganz lustig, da hatten wir Mario Kart dabei, und da haben wir eigentlich die ganze Zeit nur gezockt. (Lacht)

RV: Um noch einmal auf das neue Album zurückzukommen. Bei der (Song-) Inspiration ist bei euch von Disney bis Architects alles mit dabei. Gerade beim Thema Disney schlägt das Nerd-Herz vieler sicherlich höher. Welchen Einfluss hat das auf auf z.B. die Gestaltung der Musikvideos gehabt?

Also ich bin ja ein Cosplayer auch irgendwo. Das zwar nicht so extrem oder nicht so oft, auch aus Zeitgründen, aber wenn ich mich dann mal dran setze und dann auch wirklich entschließe: Okay, ich mache mir jetzt mein eigenes Outfit selber, bin ich da einfach total am Start.
Und wenn ich dann so ein Cosplay mache, wie zum Beispiel Gamora (Guardians Of The Galaxy) oder sowas, wo ich mich dann halt auch einfach mal 4 Stunden hinsetze, dann will ich alles bis zum Make-up so gut wie möglich hinkriegen. Da bin ich halt voll Feuer und Flamme.

Deswegen finde ich es halt so geil, dass wir jetzt bei dem Album die Videos auch aufwändiger gemacht haben, wie Reincarnation & Winter Is Coming. Dort eben dieser Cosplay Aspekt so ein bisschen eingebracht werden konnte. Das liebe ich ja, mich in solche Charaktere reinzuversetzen und dann mal so was ganz anderes zu sein, jemand ganz anderen zu spielen.

Jetzt auf jeden Fall bei der aktuellen Single Free Me, ist es so, dass wir halt nochmal einen Charakter gefunden haben, wo ich auch wieder so komplett crazy sein konnte. Das wird auf jeden Fall etwas sein, was ich schon versuchen würde in Zukunft öfter einzubringen. Vielleicht aber auf der Bühne.

RV: Eure Tour mit AMARANTHE vergangenen Oktober und November war ja sehr erfolgreich und die bis dato größte Tour Produktion. Wie lief das denn ab mit den Ideen für die Show, ihr habt ja sehr viele neue Elemente eingebaut, wie zum Beispiel die Light Tubes und den Outfit Wechsel. Wie sind diese Ideen zusammengekommen und welche konntet ihr vielleicht noch nicht umsetzen, die ihr gern umgesetzt hättet?

Es gab einige Ideen schon vorab wie dieses Effekt-Kleid, was am Anfang schwarz und dann rot wurde. Das war tatsächlich etwas, was ich schon immer mal machen wollte und was ich dann mit meiner Stylistin von Anfang an geplant habe. Dann zum Beispiel die Gong Drum, die ich für Dancing In The Dark hatte. Das hatte ich auch schon im Kopf, als wir den Song geschrieben haben. Das sind Momente, wo man halt vorher schon einfach ganz klar gesagt hat: Okay das sind die Kernsachen und alles andere wird da herum gebaut. Aber das wir dann auch noch sowas mit reinnehmen, wie die „Light Tubes“ ist dann in Kombination mit unserem ganzen Team entstanden.

RV: Welche Songs vom neuen Album sollten deiner Meinung nach unbedingt in die Setlist und warum? Hast du einen Song, den du unbedingt gerne mal live spielen würdest?

Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Also ich bin doch irgendwo auch ein Balladen Kind, deswegen bin ich natürlich bei Wide Awake, da schmilzt mein Herz immer noch, wenn ich das höre. Da kann ich mir schon vorstellen, dass ich das mit einbaue irgendwo, aber es ist ja trotzdem immer gar nicht so einfach zu sagen: okay, das nehme ich mit rein und das nicht. Was gut funktioniert hat, war die Is There Anybody Out There?, das ist ein totaler Livesong und Reincarnation sowieso. Bei Dancing In The Dark wenn man da die Gong Drum hat, dann ist es super und ich weiß jetzt noch nicht wie ich mir das vorstelle ohne aber mit Sicherheit funktioniert das auch. Aber trotzdem ist es immer, wenn du sagst ok, du spielst jetzt nur 45 Minuten, ein ganz anderes Set als wenn du 90 Minuten spielst. Deswegen bin ich gespannt, was sich noch alles ergibt, was wir auch ausprobieren und vielleicht im Set ergänzen könnten.

Not In Our Name zum Beispiel hat ja doch noch mal einen ganz anderen Charme und da bin ich auch mal gespannt, wie das dann live klingt. Das ist ja wirklich immer anders, wenn man Songs auf der Platte hört und dann kann es auch einfach gar nicht funktionieren manchmal oder es ist auch viel geiler, als man sich vorgestellt hat. Das muss man einfach ein bisschen austesten, dann kann ich das wahrscheinlich nochmal ein bisschen besser greifen und ein bisschen besser fühlen. Dann kann ich dir nochmal ein Update geben.

RV: Nach der Tour ist ja bekanntlich auch vor der Tour. Habt ihr denn schon neue Shows geplant?

Ja, wir haben natürlich schon Pläne. Die sind alle mittlerweile kurzfristiger als sie früher waren aber wir werden sobald wie möglich auch was Neues veröffentlichen, wann wir mal wieder auf Tour sind. Wir haben jetzt natürlich den Festival Sommer und danach noch eine Tour und hoffen, dass wir ganz viele Menschen da sehen und dann zusammen die neuen Songs feiern können.

RV: Hast du noch ein paar letzte Worte an unsere Leser?

Ich möchte mich einfach nur bedanken bei allen, die ihre Lieblings-Künstler supporten. Weil wir brauchen das alle total und wir sind sehr, sehr froh, wenn Leute das einfach sehen, was man macht und das auch unterstützen wollen. Ansonsten freue ich mich einfach auf alles was kommt, auf unser Album, nochmal live Shows ganz normal erleben zu können und ich hoffe das ganze Leute dabei sein werden. Ich bedanke mich einfach sehr für das Interesse an unseren Sachen, die wir machen.

RV: Vielen Dank im Namen von Riot Vision und von mir auf jeden Fall ein herzliches Danke, dass du dir Zeit genommen hast. Das neue Album Beyond The Black ist überall erhältlich.

Info
18. Januar 2023 
18:54 Uhr
Band
Beyond The Black
Genre
Melodic Metal Metal Symphonic Metal
Autor/en

 Leon

Fotocredit/s
Pressefoto
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