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„Harder Than It Looks“ – Simple Plan

Nach über 20 Jahren Bandbestehen und fünf Studioalben, melden sich Simple Plan Mitte März mit großartigen News für alle Alternative- und Pop-Punk-Fans. Ihr neues Album „Harder Than It Looks“ soll am morgigen Freitag, sechs Jahre nach „Taking One For The Team„, erscheinen.

Passend zur Albumankündigung veröffentlicht die kanadische Band eine weitere Single und macht definitiv große Lust auf das gesamte Werk.

Um euch einen Einblick in eins der meiner Meinung nach besten Comebacks dieses Jahres zu geben, wünsche ich euch nun viel Spaß bei der Review!

Das Album startet mit der für uns als letztes veröffentlichten Single „Wake Me Up (When This Nightmare’s Over)„. Wenn wir den Song zunächst musikalisch betrachten, kann man sagen, dass wir einen klassischen Simple Plan Song hören, die Struktur ist klar und die Melodie geht sofort ins Ohr.
Viel interessanter und bewegender jedoch ist das Thema des Tracks. Wie der Titel schon verrät, geht es darum, dass man aus der aktuellen Situation aufwachen und ausbrechen möchte, was sich besonders auf den Ukraine-Konflikt beziehen lässt. Deutlicher wird dies durch das Musikvideo, welches von einem ukrainischen Director und einem kompletten Team aus der Ukraine umgesetzt wurde. Mit Veröffentlichung des Videos wurde zu Spenden aufgerufen, welche komplett an Unicef gehen. Die Band möchte mit ihrer Musik und besonders diesem Titel auf die Schicksale der kleinen Leute aufmerksam machen und ein Bewusstsein dafür schaffen, was die Menschen nun alltäglich durchmachen müssen.
Man kann sagen, hier wurde ein politischer Track in einer schönen Verpackung geschaffen, denn der Song vereint die Leichtigkeit des Simple Plan Sounds mit der Schwere der aktuellen gesellschaftlichen Probleme. Was ein Einstiegssong!

Weiter geht es mit „Ruin My Life„, wo sich auch ein Feature-Gast versteckt. Unterstützt wird Sänger Pierre Bouvier von Deryck Whibley (Sum41). Ein gelungenes Feature mit einem Musiker, der wie SP seit über 20 Jahren im Geschäft ist und sein Handwerk versteht. Der Song wurde als zweite Single veröffentlicht und bietet mit seiner eingängigen Hook und seinem melodischen Refrain Mitsing-Garantie!

Song Nummer 3 „The Antidote“ war die erste Single nach 6 Jahren, jedoch noch ohne Zusammenhang zu einem neuen Album. Trotzdem ordnet sich der Track perfekt in das Album ein und ist ein rockiger und melodischer Lovesong – so kennt man Simple Plan!

Es folgt „Million Pictures Of You“ und damit der Anschluss an den vorherigen Song. Dieser Titel startet mit etwas sanfteren Gitarrenklängen, dem folgen Gesang und weitere Instrumente nach und nach. Auch hier haben wir ein Liebeslied auf den Ohren, welches vielleicht sogar die Geschichte von „The Antidote“ weiter erzählt.

Anxiety“ hebt sich melodisch vom Rest des Albums etwas ab. Die entspannteren Tunes erinnern ein wenig an Reggae Noten und schaffen in dem Zusammenspiel mit entspannten Drums und dem reduzierten Einsatz weiterer Instrumente eine gelassene Atmosphäre. Doch diese steht im starken Kontrast zum Thema des Songs: Wir kennen doch alle das Gefühl, wenn einem alles zu viel wird und wir uns am liebsten der Situation entziehen wollen. Dieses Gefühl des Drucks, der auf einem lastet und der resultierenden „Anxiety“, die damit einhergeht, sind die Essenz dieses Tracks und SP beweisen auch hier wieder, wie gut Ihnen die Symbiose von leichter Melodik und schwerer Thematik gelingt. Entgegen dem „Get away, get away, get away, get away, get away from me“ aus dem Off, finde ich diesen Song mit am gelungensten auf dem gesamten Album und bleibe!

Congratulations„! Wir haben den Tiefpunkt des vorherigen Tracks überwunden. Spaß beiseite, dieser Titel bildet die goldene Mitte des Albums und war die dritte Single, welche mit der Albumankündigung veröffentlicht wurde. „Congratulations“ ist ein fröhlicher Song mit dem die Band glücklich in die Vergangenheit blickt und voller Freude und Erwartung in die Zukunft schreitet. Nach über 20 Jahren als Band markiert dieser Song sogar schon eine „Ode“ an die gemeinsame Zeit. Ein Gute-Laune-Song nach Simple Plan Manier, wer kann dazu schon nein sagen.

Als Nächstes hören wir „Iconic„. Dieser Song ist wohl der rockigste auf „Harder Than It Looks„. Es wird eine coole Stimmung transportiert, da sich das kanadische Quartett hier selbst ins Rampenlicht stellt. Man bekommt hier ein Gefühl dafür, wie viel Bock die Jungs noch haben viele weitere Jahre das zu machen, wofür ihre Leidenschaft brennt – Musik!
Dazu passt die Aussage von Drummer Chuck Comeau:
We’re still ambitious, driven and curious to see what the next 20 years will bring. We truly always feel we’re 3 minutes away from the best or biggest song of our career.“
Diese Aussage ist ziemlich cool und badass, wie ich finde. Also bleiben wir gespannt, wie „Iconic“ die Jungs noch werden.

Mit Gitarrenriffs und schnellen Drums wird „Best Day Of My Life“ eingeläutet. Der Track beschreibt wie man aus dem Alltag ausbricht und aus jedem Tag den besten seines Lebens machen soll. Ein positiver Song, der uns allen Hoffnung spendet, dass das Leben in der eigenen Hand liegt und es immer Sonnenschein nach jedem Regen gibt. Melodisch und strukturell erinnert der Titel ein wenig an „Green Day„, die Anfang der 90er Jahre dem Punk neues Leben eingehaucht haben. Simple Plan schaffen damit eine schöne Verbindung zwischen den Anfängen ihrer Karriere, mit Einflüssen anderer Punkikonen, und ihren neueren Werken, mit welchen sie definitiv ein fester Bestandteil des Genres geworden sind.

Der vorletzte und mit 4 Minuten, der längste Song „Slow Motion“ entführt uns auf ruhigere Gefilde. Mit entspannten Strophen und einer leichten Melodie, gepaart mit einem rockigen Refrain, bekommen wir auch hier wieder absolutes Summerfeeling geboten. Ich denke, dass dieser Track das Verliebtsein und den Zauber dieses Gefühls beschreibt und in eurer Kuschelrock Playlist nicht fehlen darf.

Last, aber nicht least hören wir „Two„. „Harder Than It Looks“ endet wie es begonnen hat, mit einem ernsthaften und schweren Thema. Musikalisch ist besonders das Klavier direkt zu Beginn hervorzuheben, welches zur melancholischen Stimmung des Songs beiträgt. Thematisch beschäftigt sich der Song mit den Gefühlen eines Scheidungskindes, welches sich fragt, ob es selbst an der Scheidung der Eltern Schuld sei und mit der Situation nicht einverstanden ist. Die Lyrics beschreiben sehr bildlich die Sicht des Kindes, in welche wir eintauchen, und transportieren somit sehr viele Emotionen. Obwohl SP wieder ein schwieriges Thema behandeln, schaffen sie es melodisch daraus einen Track zu machen, den man sich sehr gerne anhört.

Fazit:

Nach sechs Jahren einen Song zu veröffentlichen ist einfach, die Fans freuen sich, dass man sich aus der Versenkung zurück meldet und wenn der Song auch noch dem alten Sound ähnelt, hat die Band alles richtig gemacht. Doch nach so langer Zeit ein Album zu releasen schürt einige Erwartungen und Spekulationen. Haben die Jungs noch ihren alten Sound? Probieren sie etwas Neues aus? Ist die Musik überhaupt noch mein Vibe? Was Simple Plan definitiv getan haben? Sie haben sich Zeit gelassen und in ihrem Tempo, nach ihrer Lust und Laune an neuer Musik gearbeitet und mit der Zeit ist „Harder Than It Looks“ entstanden.
Ich kann sagen, die Kanadier haben alles richtig gemacht, denn geschaffen wurde ein Album, welches Alternative und Pop-Punk ist seiner so simplen und dennoch guten Form zeigt, wie schon vor 20 Jahren. Wenn man die neuen Tracks hört fühlt es sich an wie das Treffen mit einem Kumpel, den man lange nicht gesehen hat und uns nun mit offenen Armen empfängt. Die Band hat nach all den Jahren ihre Wurzeln nicht verloren und man merkt wie sehr sie noch immer für ihre Leidenschaft, die Musik, brennt.
Simple Plan haben ein Album geschaffen, das die Leichtigkeit der Musik mit ernsthaften und schwierigen Themen verknüpft. Wir durchleben gemeinsam ein Auf und Ab verschiedenster Gefühle, mit denen sich eigentlich jeder identifizieren kann und tauchen in ehrliche Geschichten ein.
Der melodische „Gute-Laune-Mitsing-Rock“ von Simple Plan hat auf jeden Fall ein paar Tracks dabei, die in keiner Sommer-Playlist fehlen dürfen.

„Harder Than It Looks“ hat meine Erwartungen erfüllt und bekommt 9 von 10 Punkten!
Für die volle Punktzahl hat es leider nicht gereicht, weil mir ein kleiner Ausbruch in eine neue, andere Richtung gefehlt hat.

Tracklist:
1. Wake Me Up (When This Nightmare’s Over)
2. Ruin My Life (feat. Deryck Whibley)
3. The Antidote
4. Million Pictures Of You
5. Anxiety
6. Congratulations
7. Iconic
8. Best Day Of My Life
9. Slow Motion
10. Two

Info
5. Mai 2022 
18:42 Uhr
Band
Simple Plan
Genre
Alternative-Rock Pop-Punk
Autor/en

 Alex

Fotocredit/s
Pressefoto
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