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Neck Deep – Selftitled Album

Am Freitag, den 19. Januar 2024, bringt uns Neck Deep neue Klänge auf die Ohren mit dem Selftitled Album „Neck Deep” via Hopeless Records. Ob die musikalische Umsetzung kreativer als der Albumtitel ist, hört ihr hier.

Das ist Neck Deep

Für neu(gierig)e Fans erstmal ein kurzer Überblick, wer sich hinter „Neck Deep” versteckt: die Brüder Ben (Sänger) und Seb Barlow (Bassist) sowie Matt Powels (Drums), die Gitarristen Matt West und Sam Bowden bilden die britische Pop-Punk-Band.

Die Anfänge von Neck Deep ereigneten sich im Zuhause der Barlow Brüder in Wrexham (Wales) vor etwa einem Jahrzehnt. Doch die damalige Teenage-Band hat es in jüngster Zeit zu einer der weltweit erfolgreichsten und einflussreichsten in ihrem Genre geschafft. Sowohl in den USA als auch in Großbritannien kamen ihre Platten unter die Top 5, sie erreichten Welttourneen, virale Hits und über eine Milliarde Streams.

Jetzt steht ihre fünfte LP bevor und die jahrelange Erfahrung hat sich ausgezahlt. Die Tracks zeigen: die Männer haben ihr Handwerk drauf und haben auch noch Spaß dabei. So ist das neue Album nicht nur selftitled, sondern auch selfmade – produced by Seb Barlow! Neck Deep wurde eigenhändig geschrieben und aufgenommen und zwar ungefähr da, wo sie aufgewachsen sind. Und das nachdem sie eine Zeit lang in Los Angeles lebten.

Vokalist Ben Barlow spricht über Neck Deep wie folgt:

Bei dieser Platte sind wir zu unseren Wurzeln zurückgekehrt, wir haben es in unserem Lagerraum in Nordwales aufgenommen, mit Seb am Steuer und dem Rest von uns über seine Schulter blickend, so wie es am Anfang war.

Die Tracklist

  1. Dumbstruck Dumbf**k  
  2. Sort Yourself Out  
  3. This Is All My Fault  
  4. We Need More Bricks*
  5. Heartbreak Of The Century*
  6. Go Outside!
  7. Take Me With You*
  8. They May Not Mean To (But They Do)  
  9. It Won’t Be Like This Forever*
  10. Moody Weirdo

*bereits vor Album-Release veröffentlicht.

Die Tracklist hakt schon alle Pop-Punk-Klischees ab, wie sie im Buche stehen, und machen Vorfreude auf das Hörerlebnis. Hören wir doch mal genauer hin, was uns Neck Deep zu sagen haben.

Dumbstruck, Dumbf**k

Weniger höflich, aber ungefähr so energiegeladen wie ich nach einem Liter Cola, beginnt Neck Deep mit Dumbstruck, Dumbf**k und Sort Yourself Out. Bei diesen Hits würden live die meisten Füße bestimmt mehr Zeit in der Luft als auf dem Boden verbringen. 

Dumbstruck, Dumbf**k steigt mit schnellen Gitarren-Riffs und persönlichen Fragen an das „lyrische Du” ein – an wen sich die Beleidigung wohl richtet? (Spoiler: nicht an dich :)).

This Is All My Fault (fühl ich) erinnert gesanglich an eine Ballade, aber mindestens durch die lauten Drums wird das Energielevel oben gehalten, bis dann der nächste Banger eingeläutet wird. 

Wir brauchen mehr Punks und mehr Ziegel!

We Need More Bricks macht Lust auf dem nächsten Festival im Sommer gemeinsam gegen den Weltschmerz zu tanzen – mit Moshpit-Garantie. Als wohl bisher politischster Song des Quintetts handelt er von all den Ungerechtigkeiten in der heutigen Welt und fordert zum Handeln auf. Die Frage bleibt offen: Sollen wir mit den Ziegelsteinen (engl. „bricks“) etwas zerstören oder aufbauen, oder beides?

Neck Deep handelt nicht nur von Gesellschafts-, sondern vor allem auch von Selbstkritik. Das wird mit They May Not Mean To (But They Do) nochmals verdeutlicht. Der Track startet, metaphorisch gesprochen, in der Kirche und endet nicht nur mit melodischer Gitarre und mehrstimmigem Gesang, sondern auch abrupt. Das ist noch Punkrock!

Alles, was das Pop-Punk-Herz begehrt

Neck Deep serviert uns die volle Pop-Punk-Platte mit Themen wie Politik, Liebeskummer, psychischer Gesundheit, Alltagsproblemen und Aliens. Ja, richtig gelesen: Take Me With You ist eine Story über die Invasion von Außerirdischen und dem Wunsch gemeinsam mit ihnen den Planeten Erde wieder zu verlassen – unterhaltsam und bleibt im Ohr. Aber seht selbst im Musikvideo:

Heartbreak Of The Century und It Won’t Be Like This Forever (der Song trifft mich emotional am meisten) richten sich an alle gebrochenen Herzen da draußen. Vertraut Neck Deep: dein Liebeskummer des Jahrhunderts wird sich nicht für immer so anfühlen! Die Tracks erzählen von Herzschmerz und Einsamkeit – selbstironisch, emotional und energiegeladen.

The Award of The Heartbreak Of The Century goes to…

Der Papierflieger It Won’t Be Like This trifft direkt ins Herz und bleibt im Ohr:

Und auch Go Outside! dient als Rettungsring, wenn die Überforderung mit sich selbst zu groß ist („Save me, I have lost myself, so im begging you to say my name”). Dabei bewegen sich Ben Barlows Vocals von tiefen, ruhigen zu hohen, kraftvollen Tönen.

Last but not Least: Moody Weirdo

Moody Weirdo (auf deutsch etwa „launischer Sonderling“) handelt von persönlichen Herausforderungen, aber ist gleichzeitig optimistisch. Während das Album insgesamt mehr Punk als Pop ist, wirkt der letzte Song poppiger als die anderen und rundet die LP gekonnt ab.

Release Day gleich Green Day?

Ob Neck Deep sich wohl Green Day zum Vorbild genommen hat? Die beiden Bands teilen sich nicht nur das gleiche Genre, sondern auch den gleichen Release Day ihres jeweiligen neuen Albums: Freitag, der 19. Januar. Ein wahrer Feiertag für Pop-Punk-Fans! 

Fazit

Neck Deep hat sich mit Neck Deep nicht sonderlich neu erfunden, aber das war auch nicht der Plan. Im Gegenteil: Sie wollten zurück in ihr Zuhause und haben das, auch auf musikalischer Ebene, erreicht. Daher leuchtet mir ein, warum der Titel nach der Band selbst benannt wurde. Mit dem Album zeigen sie ihre unverkennbare Identität und bleiben sich treu, was sich auch im Album-Cover mit vertrautem Cartoon-Stil widerspiegelt. Die Platte bietet puren Pop-Punk für Herz und Ohren – selbstproduziert ohne viel Schnickschnack. Keine großen Überraschungen, aber auch keine Enttäuschungen. Somit vergebe ich 9 von 10 Punkten. Viel Spaß beim Hören!

Info
17. Januar 2024 
17:00 Uhr
Band
Neck Deep
Genre
Pop-Punk Punk
Autor/en

 Katrin

Fotocredit/s
Pressefoto
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