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„Shine & Fade“ – Saviour

Kurz vor dem Ausbruch der Pandemie hat die junge australische Band Saviour ihren letzten Longplayer „A Lunar Rose“ (2020) veröffentlicht. Das bedeutete damals, dass die Band ihren ersten richtigen Durchbruch nicht einmal live auf die Bühnen der Nation bringen konnte. Welch eine Misere.

Denkste?! Mit ihrem neuen Album „Shine & Fade“ ist den Mitgliedern eine Weiterentwicklung des Saviour-Sounds und eine Erweiterung verschiedener Themen, die schwerere, dunklere und eingängigere Klänge erforschen, während sie den Wurzeln von Saviour treu bleiben. Durch die Aufnahme von Gitarrist Curtis Tunks in die Band im Jahr 2019 hat die sechsköpfige Band einen neuen Antrieb und zusätzliche Einflüsse gefunden, die dieses fünfte Werk von den vorherigen Veröffentlichungen abheben. Während die Band schon immer sehr melodisch und heavy war, hat Curtis definitiv einen technischen und spielerischen Stil eingebracht, der diesem Album zu seiner eigenen Identität verholfen hat. Eine weitere Besonderheit von „Shine & Fade“ ist die Hinzunahme des Bassisten Chris Pearce am Gesang. Mit dieser Idee spielte die Band bereits lange Zeit im Vorfeld, doch mit dem neuen Album wollte man dies auch gerne in die Tat umsetzen.

Shine & Fade“ variiert von Track zu Track, wobei jeder Song eine eigene Einheit darstellt und nicht wie ein Teil eines Puzzles wirkt. „Shine“ steht für starkes Wohlbefinden und gute Zeiten und „Fade“ repräsentiert den Prozess, wie sich das schließlich zu ändern scheint.Doch genug der vielen Worte, wir wollen euch nun die LP näher bringen.

Tracklist:

1. Younger
2. Reshape Me
3. Racing Home
4. Modern Curse
5. Tidal Wave
6. Black Rosary
7. Cynical
8. Wishing Well

Der Opener „Younger“ ist der wohl dynamischte Song der Band bestehend aus melodischen Gitarren, tosenden Drums und Bryant Bests knallhartem Growls. Der Track ist ein echter Headbanger, der vor allem dann auffällt, wenn er langsamer wird. Dies wird durch den perfekten Mix zwischen Shontay Snow und Bryants Gesang schnell klar. Der Breakdown wird von atmosphärischen Keys begleitet, die zu Chris Pearsces cleanen Vocals führen, die von Shontay mit Harmonien untermalt werden. Dies ist eine spannende Entwicklung, die die melodische Bandbreite der Band auf jeden Fall um ein großes Stück erweitert.

Die Band selbst sagte zur zweiten Single-Veröffentlichung:

“Younger is a track we all felt as a band was one of the strongest singles on this LP. The song’s meaning revolves around getting old and trying to reminisce on the life that’s been lived. Whilst also capturing the sorrow of forgetting some of the brighter moments as time passes us by. Whilst keeping it heavy and melodic has always been a signature for the band, Curtis has definitely brought a technicality and playing style that has helped this LP find its own identity. We have also been flirting with the idea of bringing Chris’s voice into Saviour for years now, and this LP seemed like the right time to do so. He’s been doing incredible stuff with his solo project Reins and the team here is psyched with how cohesive his voice on this LP works alongside Bryant and Shontay.

Until I’m Empty

Weiter geht es mit der ersten (damals noch nicht bewussten) Single-Veröffentlichung der neuen LP: „Reshape Me„. Diese Song ist etwas traditioneller, mit melodischen Leads direkt aus der Göteborger Schule des Death Metal, zudem bietet Bryan eine famose Leistung bei seinen Growls und Screams. Shontay und Chris arbeiten im Refrain wieder zusammen, was dem Song den nötigen Schub gibt, um eine Live-Hymne zu werden.

Zu diesem Song sagte die Band:

„There are themes revolving around lacking confidence and feeling like a fragmented version of yourself. Sometimes it feels like everyone else around you is living a happier, more complete life than you are. And in this track we speak of trying to change negative ways in an attempt to become a better, more complete version of yourself. A version of yourself that people can better appreciate and want to be around.

Racing Home“ beginnt dann direkt mit cleanen Vocals und bietet bei einer Live-Show eine weitere Gelegenheit zum Mitsingen. Mit den Growls von Bryant schlägt der Song in eine schwere und düstere Richtung. Durch die von Hardcore-geprägten Tempowechsel werden die Zuhörer regelrecht dazu aufgefordert den nächsten Circle-/Mosh-Pit zu initiieren. Das Keyboard fügt eine symphonische Qualität hinzu, die den Song dann zu einem großartigen Stück macht. Gerade diese Art und Weise wie Saviour mit Härte und Melodie spielen, erinnert sehr stark an Genre-Größen wie Make Them Suffer. Diesen Vergleich wird die Band mit Sicherheit gerne hören.

Atmospähre besser wie im Kino mit Dolby Atmos

Richtig atmosphärisch wird es mit „Modern Curse„, einem Uptempo-Rocker, bei dem Bryant zu einem raffinierten Gitarenriff mitgrölt. Der Refrain ist großartig und Curtis Tunks‘ technisches Gitarrenspiel funktioniert auch hier sehr gut und fügt den schweren Riffs mehr als den üblichen Djent hinzu.

Auch auf dem Nachfolgetrack „Tidal Wave“ trägt Curtis mit seiner Gitarre eine große Menge bei. Es ist noch technischer und raffinierter und treibt Bryant förmlich zu seiner besten Growl-Leistung auf dem ganzen Album. Textlich ist es ein düsterer Song, der gut zu dem Trio von Sängern passt, die ihre Emotionen durch ihre unterschiedlichen Stile zum Ausdruck bringen. Vermutlich ist „Tidal Wave“ der spannendste und aufregendste Song der LP, nicht umsonst wurde hierfür ein aufwendiges Musikvideo produziert und als Vorab-Single im Vorfeld veröffentlicht.

Die Band fügte noch hinzu:

„Tidal Wave is probably the heaviest and most technical track off the upcoming record. And it’s definitely one of our favourite tracks off of it. We feel the direction of Tidal Wave is a direction we are probably heading towards after ‘Shine & Fade’. So we’re really hoping people dig this one! It’s definitely a pretty heavy theme to take on, but we feel the way it was written can hold different meanings for different people, and that’s how we try keep all our lyrical content. Open for individual interpretation.“

All we have are all this clouds…

Was den melodischen Metal angeht, so sind es Songs wie „Black Rosary„, die sich als genreübergreifende Beispiele eignen. Der Song wirkt um einiges langsamer als viele andere auf der LP, wobei das Keyboard einen Großteil der Arbeit übernimmt. Trotz der verführerisch guten Cleans von Sängerin Shontay ist der Breakdown im Mittelteil etwas vorhersehbar, aber immer noch verdammt groß und es gibt ordentlich auf die Zwölf. Diese bassartigen angespielten Breakdowns sind mittlerweile ein großes Markenzeichen der Band aus Perth geworden.

Cynical“ hingegen ist ein Uptempo-Song mit ernsthafter Härte und einer Dosis Wut, welche dann zu einem ultimativen Breakdown mündet. Besonders gut gefällt mir der Mix der beiden Sänger im Refrain. Solch geniale Hooks führen dazu, dass eine Band live zu einer unglaublichen Macht werden kann. Wir sind gespannt, wann sich Saviour dann endlich in Deutschland blicken lassen, damit wir euch genau dies bestätigen können.

Oh nein, schon Schluss?

Und kaum versieht man sich und wir sind schon beim letzten Song des Albums angekommen. „Wishing Well“ ist so direkt wie kaum ein anderer Track auf der Platte. Zu Beginn gibt es kein langsames Intro mit dem Keyboard oder der Gitarren, sondern Bryant holt uns mit seinen Growls direkt ab auf den Ausflug durch das Pit. Mit den Worten „Take my final breath“ leitet Bryant den überaus interessanten Refrain ein, der mich an die großen Hooks aus den 2000er-Metalcore Tracks erinnert. Für mich ist es ein merkwürdiges Ende, wo doch gerade der Schlussakt Lust auf mehr gemacht hat. Doch genau das scheinen uns Saviour sagen zu wollen: wir nehmen euch mit auf eine Achterbahnfahrt durch Berg und Tal, nur um euch demnächst mit noch mehr Höhen und Tiefen abzuholen. Oh ja, lasst uns nicht all zu lange darauf warten…

Fazit:

Shine & Fade“ ist ein Album welches nicht nur den alten Kern der Saviour-Fangemeinschaft zum Jubeln bringen wird. Mit ihrem offenen Geist für neue klangliche Möglichkeiten haben sich die Australier eher auf einen breiteren Sound zubewegt, als einen Sprung in das Haifischbecken des generischen Metalcore zu machen. Es ist ein belebendes Album, das auf „A Lunar Rose“ aufbaut und Saviour nun einen Haufen neuer und anderer Songs gibt, die sie live spielen können. Es lohnt sich auf jeden Fall zuzugreifen, wenn man auf geile Breakdowns und tolle Refrains mit Keys aus ist.

„Shine & Fade“ bekommt von mir 9 von 10 Punkte!

Saviour sind:

Bryant Best – Vocals
Shontay Snow – Vocals/Keyboard
Daniel Rees – Gitarre
Curtis Tunks  – Gitarre
Chris Pearce – Bass/Vocals
Michael Matta – Drums

Info
26. April 2022 
23:44 Uhr
Band
Saviour
Genre
Melodic-Hardcore
Autor/en

 Seb

Fotocredit/s
Pressefoto
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