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Stray From The Path – „Euthanasia“

Vor inzwischen einer Woche erblickte die neueste Albumauskopplung „Euthanasia“ von Stray From The Path das Licht der Welt. Veröffentlicht wurde über das Label UNFD.

Es ist inzwischen der elfte Longplayer von der seit 2001 bestehenden Band. Mit den markanten Vocals von Drew Dijorio sind sie jedoch erst seit 2005 unterwegs. Die vierköpfige Hardcorepunkband stammt aus Long Island, New York City. Inzwischen wohnen die Mitglieder jedoch teilweise in Großbritannien. Eine Problematik, die in den letzten Jahren „Euthanasia“ entsprechend geprägt hatte.

In der folgenden Review erfahrt mehr zur Entstehung und natürlich eine umfassende Review zum Album als Ganzes.

„It was always broken, there’s nothing to fix
Fuck this“

Bereits die Bedeutung des Albumtitels „Euthanasia“ rammt den Nagel in den Kopf:

Zu oft wurde dieser Begriff als Euphemismus von systematischer Morde Benachteiligter verwendet. Beispielsweise in der NS-Zeit.

Passender hätte man ein Album nicht betiteln können, welches in einer Zeitspanne voll Chaos und Schrecken entstanden ist. Das gesamte Album ist ein gesellschafts- und systemkritischer Aufschrei, der sich in der Themenvielfalt der einzelnen Songs widerspiegelt: Die US-amerikanische Polizeigewalt (III) , das Süßholzraspeln von Militärrekrutierern bei kaum mündigen, jungen Erwachsenen (Chest Candy) oder die Skrupellosigkeit von Großunternehmen (Guillotine).

Der Song „Law Abiding Citizen“ selbst scheint eine einzige Auflistung weiterer Konflikte darzustellen:

Fucka zuckerberg
Jesus Christ,
flat earthers, Pedophiles,
Gerrymanders, suicide
Calis burning wildfires
Climate change deniers

Auch auf privater Ebene

Doch Stray From The Path verarbeitet nicht nur ihre Umwelt, auch intern waren die letzten zwei Jahre eine echte Herausforderung. Die Jahre ohne Liveauftritte stellten die Bandmitglieder vor eine hohe Frustrationstoleranz. Gitarrist Tom Williams erklärt die Lage folgendermaßen:

„Wir sahen zu, wie die Welt zusammenbrach, und saßen zu Hause fest. Wir fühlten uns langsam entkräftet(…)

Das Problem vieler Bands schien sich auch bei den Stray From The Path Mitgliedern auf Distanz eingeschlichen zu haben: Wo findet sich die Motivation, wenn kein Ende in Sicht ist?

Erst das Streaming auf Twitch schien für die Jungs Abwechslung und vor allem die nötige Motivation wiederherzustellen. Als wäre dies noch nicht Hindernis genug, brach sich ihr Drummer Craig Reynolds dann auch noch den Rücken.

Kein Blatt vor den Mund

In jedem Promoblatt verkündet inzwischen jede Band, dass sie in diesen düsteren Zeiten etwas völlig Neues geschaffen haben. Natürlich haben Stray From The Path das auch getan, aber ehrlich gesagt habe ich Stray From The Path erwartet und ich habe Stray From The Path bekommen. Und im Anbetracht des Zeitgeistes gibt es der Hardcoreszene eine ursprüngliche Wut zurück, die sich von den viel zu sanften Punktönen erst abgespalten hat. Aggressive, kritische Lyrics, die wie ein Vorschlaghammer aus den Reihen Benachteiligter geschrien werden. Zudem liefern neben den beeindruckenden Rapparts Titel wie „Guillotine“ und „III“ echte Hooklines. Vor allem der kurz vor dem Albumrelease veröffentlichte Opener „Needful Things“ hat den gewissen Ohrwurmfaktor, der „Boomern“ quasi signalisiert, dass diese Welt definitiv Änderungsbedarf hat:

Are you in or in the way?
We want tomorrow so fuck your yesterday

Was bereits beim Opener begonnen wird, zieht sich durch das ganze Album. „Euthanasia“ liefert einen düsteren, voranschreitender Sound, welcher Ausrasten als Ventil garantiert. Dafür muss auch das Rad nicht neu erfunden werden.

Doppelmoral hinter all der Kritik?

Aus moralischer Perspektive muss jedoch bei dem Track „Bread and Roses“ Kritik verübt werden. Mir bleibt es ein Rätsel, wie man ein Feature mit Jesse Barnett machen kann, welcher sich bei dem Ukrainekrieg ruchlos auf der falschen Seite positioniert hat. Da die Ignoranz dieser Person in der Szene wieder vollkommen unter den Teppich gekehrt wurde sei dies hier nicht vergessen.

Fazit

Stray From The Path haben die Erwartungshaltung meiner Meinung definitiv erfüllt. Dieses Album spricht Kernprobleme diese Welt schonungslos an und spiegelt all die Emotionen darin wieder. Vielleicht wirkt das Album deswegen etwas oberflächlich, aber Musik muss nicht immer eine Lösung bieten, sondern darf ein Ventil sein, sobald sich die Ereignisse überschlagen. Da die Atmosphäre von „Euthanasia“ einen unfassbar mitreißt gibt es 8/10 Punkten.

Tourdates

Außerdem kommen Stray from the Path auf Releasetour und mehr.
Hier sind die Dates:

STRAY FROM THE PATH
Euthanasia Record Release Tour 2022
Special Guests: Guilt Trip, Vatican
11.10.22 Germany Hannover Musik Zentrum
12.10.22 Germany Dresden Chemiefabrik
13.10.22 Germany Schweinfurt Alter Stattbahnhof
14.10.22 Germany Karlsruhe Die Stadtmitte
15.10.22 Germany Essen Crowdsalat Festival *SFTP only
16.10.22 Netherlands Hengelo Metropool
17.10.22 UK Brighton Patterns
18.10.22 UK Newcastle The Cluny
19.10.22 UK Edinburgh The Mash House
20.10.22 UK Bristol The Fleece
21.10.22 UK Sheffield The Foundry
22.10.22 UK London The Dome 

STRAY FROM THE PATH auf Tour mit BEARTOOTH
09.03.23 DE – Frankfurt –  Jahrhunderthalle
10.03.23 CH – Zurich – Volkhaus
11.03.23 LX –  Luxembourg – Den Atelier
23.03.23 DE – Köln – Palladium
24.03.23 DE –  Munich – Zenith
25.03.23 AT – Wien – Gasometer
29.03.23 DE – Stuttgart – Porsche Arena
30.03.23 DE – Hamburg – Sporthalle
31.03.23 DE – Leipzig – Haus Auensee
01.04.23 DE – Berlin – Columbiahalle

Info
15. September 2022 
20:26 Uhr
Band
Stray From The Path
Genre
Hardcore Hardcorepunk
Autor/en

 Tascha

Fotocredit/s
Pressefoto
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